Altneuland

Seit 1898 schrieb Theodor Herzl an einem Roman, der schließlich 1902 unter dem Titel Altneuland veröffentlicht wurde und der die unterschiedlichen Aspekte von Herzls Persönlichkeit vereint, sein schriftstellerisches Talent, seine juristische Expertise, seine Technikbegeisterung und sein Interesse an den brennenden sozialen Fragen seiner Zeit. Altneuland wurde innerhalb der zionistischen Bewegung zunächst eher kritisch gesehen. Aber Herzl hielt unbeirrt an seinem Glauben über den Nutzen des Romans für die Bewegung fest und veranlasste, dass möglichst bald Übersetzungen erstellt wurden, etwa ins Englische, Jiddische und vor allem Hebräische, deren Titel zum Namensgeber für die erste jüdische Stadt, Tel Aviv, wurde. Bis heute ist das Motto von Altneuland, „Wenn ihr wollt ist es kein Märchen“, ein gängiges Schlagwort in Israels kollektivem Gedächtnis.

Heute, über 120 Jahre nach seinem Erscheinen, ist es ein erstaunliches Erlebnis, Altneuland zu lesen. Dies ist nicht der Ort, einen Vergleich zwischen Herzls Utopie und der Realität Israels anzustellen. Tatsache ist, dass Herzl bereits viele Probleme, mit denen sich der Staat Israel heute konfrontiert sieht, thematisierte. Politischer Extremismus, religiöser Fundamentalismus, vor allem aber Toleranz und Gleichberechtigung sind zentrale Fragen, die in Herzls „neuen Gesellschaft“ verhandelt werden. Diese gleichberechtigte Gesellschaft seines utopischen Altneulands ist letztlich Herzls Antwort auf den Antisemitismus.

Herzl lässt sich jedoch nicht in die eine oder andere Schublade stecken. Versuche, ihn heute als Proto-Postzionisten anzuführen, sind genauso fehl am Platz, wie ihn als Verteidiger der angeblich wahren zionistischen Werte darzustellen, wie es von Seiten der Rechten geschieht . Seine Vision kann jedoch weiterhin Inspiration sein, auch heute noch, denn Diskussionen um die Zukunft des Zionismus werden weiterhin geführt werden müssen.

Herzl kann nur im Kontext seiner Zeit verstanden werden; vor ihrem Hintergrund entwickelte er eine Vision, die weit über den Zeitgeist hinaus, die jüdische Gemeinschaft bis heute bewegt. In diesem Sinne kann man sich nur der Empfehlung des Jüdischen Volksblattes von 1902 in einer Rezension von Altneuland anschließen:
„Herzl schreibt schön, schreibt hinreißend schön. Will man ihn verstehen, soll man ihn lesen; die aufgewendete Zeit wird keiner bereuen.“

Erstes Buch: Ein gebildeter und verzweifelter junger Mann
Zweites Buch: Haifa 1923
Drittes Buch: Das blühende Land
Viertes Buch: Passah
Fünftes Buch: Jerusalem

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