„Das Versprechen einer Mutter“

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Die Kundgebung in Jerusalem, Foto: Aviv Atlas

Gestern demonstrierten erneut Hunderttausende Menschen in ganz Israel an der Seite der Familien der Geiseln und forderten Verhandlungen über ein Abkommen, das alle Geiseln nach Hause bringt. Die zentralen Kundgebungen fanden in Jerusalem und Tel Aviv statt. 

In Jerusalem führte ein Protestmarsch durch die Stadt zum Ort der Kundgebung, an der vier Mütter sprachen. „In unserem Krieg geht es nicht nur um die Geiseln – es ist ein Krieg für unsere Soldaten, für unsere Reservisten, für die Evakuierten, für den Charakter des Staates Israel. Der Krieg in Gaza, den Netanjahu führt, ist kein Krieg zur Vernichtung der Hamas, sondern ein Krieg zur Vernichtung der israelischen Gesellschaft. Das werden wir nicht zulassen“, so Einav Zangauker, die Mutter von Matan Zangauker.

Anat Angrest, die Mutter von Matan Angrest, berichtete davon, dass Familien der Geiseln in den letzten Tagen Anrufe von offiziellen Stellen erhielten, „die den Boden für die schrecklichste Nachricht von allen bereiten sollten. Auch ich erhielt einen Anruf. Sie bereiteten mich darauf vor, dass mein Matan, der bis jetzt fast zwei Jahre überlebt hat, in Lebensgefahr schwebt.“ An den Ministerpräsidenten gewandt sagte sie: „Netanjahu, wenn Matan nicht lebend zurückkehrt, werden wir Sie bis zu Ihrem letzten Tag verfolgen. Das Versprechen einer Mutter, Herr Premierminister.“

Anat Angrest und Viki Cohen, Foto: Uriel Even Sapir

Auch Viki Cohen, die Mutter von Nimrod Cohen, nahm Bezug auf die Anrufe: „Viele Familien erhielten diese Woche Anrufe von Geheimdienstmitarbeitern – einigen Familien wurde mitgeteilt, dass sich das Risiko für ihre Angehörigen nach der Operation in Gaza-Stadt deutlich erhöht habe. Das letzte Mal, als Familien ähnliche Anrufe erhielten, endete dies mit der Ermordung von sechs Geiseln. Werde auch ich morgen früh von einem Klopfen an meiner Tür geweckt? Sind uns 42 in Gefangenschaft ermordete Geiseln nicht genug?
Es liegt ein umfassender Deal auf dem Tisch – ein Deal, der meinen Jungen nach Hause bringen wird. Mein sensibler Junge, und ich habe keine Ahnung, wie er in der Hölle von Gaza zurechtkommt. Aber als die Hamas einen Teildeal forderte, forderte der Premierminister einen umfassenden Deal. Als die Hamas einem umfassenden Deal zustimmte, verlangt er einen Teildeal und eskaliert den unnötigen und politischen Krieg.“

Und Yael Adar, die Mutter von Tamir Adar, sagte: „Heute Abend rufen die Mütter der Geiseln hier in Jerusalem die Entscheidungsträger und den Premierminister auf: Unterzeichnen Sie ein Abkommen zur Freilassung aller Geiseln, beenden Sie diesen verfluchten Krieg, der immer mehr Opfer fordert und die Geiseln – sowohl die Lebenden als auch die Toten – gefährdet. Herr Premierminister, Sie haben die Gesichter von Matan und Evyatar, Eitan und Rom, Guy und Alon, Elkana und Yosef Chaim gesehen, die aus den Tiefen der Erde zu Ihnen schreien. Wie können Sie sie immer noch im Stich lassen? Wie können Sie in eine Kabinettssitzung gehen und sagen, dass die erste Option für ein Teilabkommen nicht relevant ist, die zweite für ein umfassendes Abkommen nicht relevant ist und die dritte für die Besetzung des Gazastreifens – das ist die Diskussion. Aus welchem ​​Holz sind Sie geschnitzt, dass Sie mit reinem Gewissen schlafen können?“

Die Kundgebung in Tel Aviv, Foto: OM

Auch in Tel Aviv waren erneut Zehntausende zum Platz der Entführten gekommen, um den Familien der Geiseln beizustehen. Am Abend veröffentlichte Hamas erneut eine Mitteilung, dass sie zu einem Abkommen bereit sei. Das Forum der Familien der Entführten forderte Premier Netanyahu erneut dazu auf, unverzüglich eine Verhandlungsdelegation für Gespräche über die Beendigung des Krieges und die Freilassung aller Geiseln zu entsenden. Mit deutlichen Worten: „Die heutige Erklärung der Hamas unterstreicht erneut die krasse Kurzsichtigkeit der israelischen Regierung. Drei Wochen sind bereits vergangen, und Israel hat noch immer nicht auf die aktualisierte Antwort der Hamas an die Vermittler reagiert. Der persönliche Überlebensinstinkt des Premierministers kann die Notwendigkeit, alle Geiseln freizugeben und unnötige Todesfälle im Rahmen eines endlosen Krieges zu verhindern, dessen Ziel der Erhalt der Koalition ist, nicht außer Kraft setzen.“