Drei Geiseln sind noch in Gaza. Drei Familien, die weiter in Ungewissheit leben, 772 Tage nach dem 7. Oktober. Auch gestern versammelten sich Zehntausende auf dem Platz der Entführten in Tel Aviv, um die Freilassung der verbliebenen drei Geiseln zu fordern und den Familien beizustehen. Bei der Kundgebung sprachen auch die Überlebenden der Geiselhaft Maksym Harkin und Guy Gilboa Dalal.

„Ich bin endlich wieder zu Hause. Am 7. Oktober verließ ich mit meinen Freunden Idan Harmati und Ron Zarfati (s“l) sowie mit Evyatar David das Haus, um zum Nova-Musikfestival zu fahren“, sagte Guy. „Kurz darauf begannen die Raketenangriffe, und die Terroristen fielen ein. Wir rannten und versteckten uns. Ich wurde zusammen mit Evyatar entführt, ohne zu wissen, was mit den anderen geschehen war. Am Tag meiner Freilassung erfuhr ich, dass Idan und Ron ermordet worden waren.“
„Ich stehe heute hier nach zwei langen und schweren Jahren, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Zwei Jahre der Dunkelheit, der Sehnsucht und der Angst, aber auch der Hoffnung, die ich nie aufgab. Diese Hoffnung kam von Euch. Bevor ich in die Tunnel gebracht wurde, sah ich Bilder vom Platz. Sie gaben mir Hoffnung und Kraft“, sagte Guy den Menschen, die seit zwei Jahren zum Platz der Entführten kommen.
Auch Maksym Herkin bedankte sich: „Zwei Jahre lang habe ich von diesem Moment geträumt, von diesem Privileg, hier zu stehen, mit nur einem Ziel: Euch zu danken. Ihr seid die wahren Helden. Ihr habt mich nach Hause gebracht. Wir werden all unsere Kraft und Stärke einsetzen, um unser Ziel zu erreichen und alle Geiseln nach Hause zu bringen. Und ich bitte Euch alle, alle, die uns zusehen, nicht nur in Israel, sondern weltweit, alle, die uns unterstützen und helfen – ich schätze und bewundere Euch alle. Haltet daran fest. Trotz aller Schwierigkeiten und all des Leids, das uns widerfahren ist, dürfen wir diese gegenseitige Unterstützung, diese Hilfe, all unsere Kraft nicht verlieren. Wir müssen einfach weitermachen, sie wertschätzen, und wir werden das schaffen. Ich möchte Euch allen von ganzem Herzen danken. Ich verdanke Euch mein Leben.“

Noam Katz Rudaeff, die Tochter von Lior Rudaeff, dessen Leiche vom Islamischen Djihad festgehalten wurde, sagte: „Als das Abkommen unterzeichnet wurde, hieß es, Papa sei ein ‚komplexer Fall‘ und es würde Zeit brauchen. Doch vor etwa zwei Wochen änderte sich die Situation. Man beschloss, politischen Druck auszuüben, um den Islamischen Dschihad zusätzlich unter Druck zu setzen. Und kurz darauf kam der Moment, auf den wir nicht zu hoffen gewagt hatten: ein Zeichen, dass etwas im Gange war. Und letzten Freitag, vor einer Woche, konnten wir Papa zurückbekommen. Papas Geschichte beweist eines ganz klar: Es ist möglich, alle nach Hause zu bringen!“

„Inmitten unserer traurigen Erleichterung muss ich an Yehali, Noam und Alma denken, die Kinder von Dror Or, die ebenfalls auf diesen Anruf warten, der ihnen dieselbe traurige Erleichterung, ein wenig Trost bringen wird – den Anruf, der ihnen sagt, dass auch ihr Vater Dror wieder zu Hause ist“, so Noam. „Mein Herz ist heute bei ihnen und bei den Familien von Ran und Sudthisak. Familien, die die schwerste Zeit ihres Lebens durchmachen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, ‚die Letzten zu sein‘, wie es ist, weiter zu kämpfen, wenn alle erschöpft sind. Ich kenne die Angst, dass dieser Kampf allein auf euren Schultern lasten wird. Doch diesen Familien sage ich von hier aus, gemeinsam mit euch allen: Ihr seid nicht allein. Wir stehen an eurer Seite. Bis zur letzten Geisel.“
Die in Gaza verbleiben Geiseln sind der Polizist Ran Gvili, Dror Or und der Thailänder Sudthisak Rinthalak, die beide aus dem Kibbutz Beeri entführt wurden. Alle drei wurden bereits für tot erklärt.



