Empathie für Missbrauchsopfer – nur nicht für jüdische

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Alle Mitglieder der Familie Kedem Shem Tov im Kibbutz Nir Oz wurden ermordet, Foto: haGalil

Die Kinderschutzaktivistin Sonja Howard aus Bonn ist als Gründerin des Vereins „In dubio pro infante“ und Expertin aus der Betroffenenperspektive öffentlich sehr präsent. Bis 2024 war sie zudem im Betroffenenrat der Bundesregierung und nach eigenen Angaben regelmäßig als Sachverständige der Kinderschutzkomission der Landesregierung NRW tätig. Sonja Howard vertritt öffentlich den klaren Standpunkt, Betroffene zu stärken und die Opferperspektive einzunehmen.

Von V. Nevet und O. Hensel

Umso verstörender sind ihre Postings auf ihrem Instagram Kanal. Hier ist von Empathie für die Missbrauchsopfer des antisemitischen Pogroms der Hamas am 7.10. nichts zu spüren. Vielmehr spricht sie bezüglich der Beerdigung der ermordeten Kinder der Familie Bibas von einer „unfassbar abstossenden Inszenierung“. Dazu schreibt Nicole Dreyfus in der Jüdischen Allgemeinen am 27.02.2025: “Es könnte nicht zynischer, despektierlicher sein, wenn Aktivistinnen wie Sonja Howard, Kinderschutzexpertin, die sich auf Bundesebene für die Rechte der Kinder einsetzt, am Tag der Bibas-Beisetzung auf der Plattform Instagram den Trauerzug und die Beerdigung als »unfassbar abstossend« und als »Inszenierung« bezeichnet.“ Jews of Berlin dazu: „Wer so über die Beerdigung von Terroropfern spricht, zeigt nicht nur eine erschreckende Verachtung für menschliches Leid, sondern offenbart auch die ganze Heuchelei einer Ideologie, die nur dann Empathie zeigt, wenn es ins eigene Weltbild passt.“

Screenshot Instagram

Howard leugnet die Vergewaltigungen durch Hamas-Terroristen, für die es „keine Beweise“ gäbe. Stattdessen verbreitet sie die Propaganda, es gäbe einen systematischen sexuellen Missbrauch durch die israelische Armee – dass hier bereits Strafverfahren wegen einzelner Vergehen sexueller Gewalt eingeleitet wurden, verschweigt sie.

Screenshot Instagram

Der Instagram Account ist voller Propaganda gegen Israel, der Staat Israel wird systematisch delegitimiert. Man könnte das als private politische Meinung ansehen – nicht aber die Leugnung sexueller Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, besonders nicht die Leugnung der Gewalt gegen jüdische Kinder.

Die Kinderrechtsaktivistin weigert sich in diesem Fall, die Opfer zu sehen, verstößt massiv gegen ihre eigenen Prämissen. Sie richtet ihre Empathie ausschließlich nach Gaza und bemüht sich, die Verbrechen der Hamas durch eine angeblich umfassende sexuelle Gewalt durch die IDF unsichtbar zu machen.

Sie verfolgt damit die gleiche Strategie, die sie zurecht den Vertuschern und Verschweigern von familiärem und institutionellem Missbrauch vorwirft: den Opfern wird das Gehörtwerden, das Gesehenwerden verwehrt. Ein Schicksal, dass sie selbst mit den vielen Missbrauchsopfern teilte, ihr Missbraucher kam nach vielen Jahren systematischen Missbrauchs mit einer Bewährungsstrafe davon.

Screenshot Instagram

Auf Gegenargumente bezüglich ihrer Leugnung der Verbrechen der Hamas z.B. durch den Instagram Blog „jewsofberlin“ reagierte sie mit Blockieren, auf kritische Kommentare beleidigend (“Sind Sie dumm oder ignorant…” – “So zio-gebrainwashed muss man auch erstmal sein”).

So stellt sich die Frage, wie eine “Expertin“, die ausdrücklich die Gruppe jüdischer Kinder aus ihrem Blick auf sexuellen Missbrauch ausschließt, die Missbrauch leugnet und versucht unsichtbar zu machen, zu bewerten ist – die also genau die Strategie verwendet, die Kinder der Opferrolle beraubt. Wie kann eine solche Person staatliche Stellen als Expertin beraten?

Sonja Howard versteigt sich sogar darin, Kommentare zu liken, in denen Morddrohungen gegen die Jüdin Mirna Funk ausgesprochen und bagatellisiert werden, das Existenzrecht Israels offen negiert wird – letztlich bestätigt sie damit den Vorwurf eines nicht nur israelbezogenen Antisemitismus. Auch das diskreditiert sie für die Arbeit mit Missbrauchsopfern.

„Expertise“ einer Beraterin setzt die Fähigkeit voraus, Opfer unterschiedslos wahrzunehmen, unabhängig von Religion, Herkunft und Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe. Es darf nicht von Relevanz sein, ob ein Opfer jüdisch, muslimisch, christlich oder säkular ist, ob der oder die Missbraucher*in hetero- oder homosexuell ist. Missbrauch ist und bleibt Missbrauch!

Für Sonja Howard ist offensichtlich ihr Hass auf Israel und ihr Antisemitismus ein so zentrales Anliegen, dass sie die grundlegenden Regeln der Bekämpfung von sexuellem Missbrauch negiert. Damit darf sie nicht als Expertin für staatliche Institutionen beauftragt werden. Sie ist keine unabhängige Expertin, sie ist nicht einmal eine Anwältin für die Opfer – Solidarität mit den Opfern sexuellen Missbrauchs ist unteilbar!