Ein Denkmal für die Köln-Nippeser Edelweißpiraten

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(c) Jan Ü. Krauthäuser

Ein Gespräch mit Heinrich Bleicher, Vorstand der Initiative Nippeser Edelweißpiraten e.V.

Interview von Roland Kaufhold

Roland Kaufhold (RK): Am 30.4. wird in Köln-Nippes das Edelweißpiraten-Denkmal „Singender Baum“, gestaltet von dem Künstler Grigory Berstein und dem Architekten Friedhelm Gauchel, eingeweiht. Wie ist es dazu gekommen?

Heinrich Bleicher (HB): Wie an anderen Orten in Köln trafen sich in den 1940er Jahren an Wochenenden bis zu 100 unangepasste Jugendliche auf dem Leipziger Platz in Köln Nippes. Wegen dem Singen bündischer Lieder, sowie Flugblattaktionen und Wandgraffiti wurden sie von den Nazis ausspioniert und unterdrückt. Bisher erinnert nichts an diese widerständigen Jugendlichen. Deshalb haben wir von der im August 2023 gegründeten Initiative beschlossen, ein Denkmal für sie zu errichten.

RK: Die Nippeser Edelweißpiraten standen bisher (vgl. Peter Finkelgruens Edelweißpiratenbuch (2020)) nicht im Fokus der Aufmerksamkeit der Edelweißpiraten-Publizistik. 1942 entstand in Nippes auch der „Club der Edelweißpiraten“. Was ist bisher darüber bekannt?

HB: Es gibt einen Artikel, den wir auch in einer Broschüre veröffentlicht haben.
Darin findet sich ebenfalls die Ausschreibung des Künstlerischen Wettbewerbs für das Denkmal. Um sich gegen Gestapo und Hitlerjugend zu schützen, haben die Jugendlichen einen Club gegründet. Es gab sogar eine Satzung, auf die man einen Eid leisten musste. Das diente dem gegenseitigen Schutz. So hieß es: „Ich schwöre, daß ich den Edelweißpiraten Treue und Gehorsam leiste. Weiter, daß ich mich voll und ganz für sie einsetze, wenn nötig sogar mit meinem Leben…Es wird aber auch besonders darauf hingewiesen, strengstes Stillschweigen über den Klub zu halten. Weiter mit keinem Freunde etwas darüber zu sprechen und sei es auch die beste Freundin.“ Ganz wichtig bei den Treffen war das Singen von Liedern. Hierauf nimmt auch der Künstler Berstein mit seinem Denkmal Bezug.

RK: Wie kommt das denn bei dem Denkmal zum Ausdruck?

HB: Wenn man das Denkmal betrachtet, findet man den Hinweis auf zwei Lieder: „Die Gedanken sind frei“ und „Edelweißpiraten sind treu“. Damit und mit der Form des Denkmals weist Berstein auf seine Idee hin: Das 4.50 m hohe Denkmal steht vor dem Hintergrund der hohen, alten Bäume und kann mehrere Assoziationen ermöglichen:
– eine aufrecht stehende Figur mit ausgebreiteten Armen,
– ein Musikinstrument (Aeolsharfe oder Gitarre )
– ein auffliegender Vogel
Angeregt wird dies durch die Form der Stahlkonstruktion und die angedeuteten Saiten, Querstangen in dynamischer Anordnung, d.h. immer feiner werdend.

RK: Am Leipziger Platz gibt es ja auch das Leonardo Da Vinci-Gymnasium. Das war doch bei der Arbeit der Initiative mit eingebunden?

HB: Stimmt. Das war uns von Anfang an wichtig. Die Schülerinnen und Schüler dort sollen das Denkmal auch als ihres begreifen. Eine Lehrerin, die die Initiative „Schule für Courage“ leitet, ist Mitglied der Initiative ebenso wie der Hausmeister der Schule. Die Lehrerin und ein Schüler sowie eine Schülerin waren Mitglieder in der Jury des Denkmals. Alle drei haben den Sieger-Entwurf favorisiert. In der Schule und mit den Schülerinnen und Schülern haben wir auch Veranstaltungen zu den Edelweißpiraten gemacht. Bei einer großen, gut besuchten Veranstaltung in der Aula der Schule waren auch der jüngst verstorbene Gerhart Baum und Peter Finkelgruen mit dabei. Beide haben sich jahrelang für die Anerkennung der Edelweißpiraten eingesetzt.

RK: Wie wird denn die feierliche Einweihung des Denkmals am 30.4. ablaufen?

HB: Neben Peter Finkelgruen sind auch Kinder der damaligen Edelweißpiraten eingeladen. Rolly Brings, der sich auch jahrzehntelang für die Edelweißpiraten eingesetzt hat und Lieder für sie komponiert hat, wird mit seinen Söhnen spielen, ebenso Plauder und Flönz. Mit Redebeiträgen sind auch Schülerinnen und Schüler der Schule dabei, so wie bei Veranstaltungen in der Vergangenheit. Zu der Veranstaltung haben sich schon über 100 Leute angemeldet. Mit dabei sind auch Spenderinnen und Spender, die die Finanzierung des Denkmals überhaupt ermöglicht haben.

Weitere Informationen finden sich bei den nachfolgenden Links:

www.edelweisspiraten-nippes.de
https://www.museenkoeln.de/
http://www.grigory-berstein.com/