Von Ramona Ambs
„Wenn ein Wunder auf der Welt geschieht, geschieht’s durch liebevolle, treue Herzen“ hat Goethe gesagt.
Ganz so schwarz würd ich die Lage nicht sehen.
Denn liebevolle treue Herzen sind arg selten, und ich traue auch Herzen von minderer moralischer Güte durchaus Wunderbares zu. Außerdem: Wunder sind ja sehr eigentümlich und finden durchaus auch Schlupflöcher…. sie kommen also, egal wie sehr man ihnen den Weg verstellt. Glaub ich jedenfalls.
Muss allerdings zugeben, dass ich ein großer Freund und Bewunderer von Wundern bin. Ich sie also im Grunde jederzeit erwarte.
Zu Chanukkah natürlich nochmal mehr als sonst, weil man ihnen ja den Weg leuchtet. Man zündet die Lichtlein, spricht die Zauberformel: nes gadol haja scham- und wartet auf Wunder. Dieses Jahr war das meist ersehnte Wunder die Freilassung der Geiseln. 100 befreite Menschen nach über 400 Tagen. Das wär das Wunder gewesen, was Verheißung und Heilung birgt.
Ich habe dieses Wunder so sehr ersehnt, dass ich ihm Gedichte entgegen geschrieben habe… damit es schneller passiert… damit es weiß, wo es was bewirken soll…
n un
e ndlich
s ind die
g eiseln
a lle frei
d as Warten
o hne Hoffnung
l ichtlos
h at ein Ende
a lle alle alle
j ubeln
a lle!
sch on brennen
a cht Kerzen
m oshiach feeling, – weil sie bei uns sind. Endlich.
Aber die Zeilen haben sich nicht erfüllt und inzwischen ist auch die letzte Kerze verloschen… und keine Geisel ist frei. Und die Hoffnung auf Frieden glimmt nicht mal mehr… – ich räume die Chanukkahsachen zurück in die Kiste. Den Leuchter, die Dreidel, die schöne blaue Decke mit den goldenen Sternen.
Und was mach ich jetzt mit der Hoffnung? Mit dem Wunderwarten?
Wohin räum ich die?
Die Wunder ruhn, der Himmel ist verschlossen schreibt Goethes Kollege Schiller in der Jungfrau von Orleans… Aber vielleicht sollte man Goethe und Schiller beiseite legen, den Himmel wecken und stattdessen Ben Gurion zu Rate ziehen: Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist.
Und deshalb bleibt die Hoffnung und das Wunderwarten draußen und wird nicht weg gepackt. Wir warten und hoffen weiter. Immer. Ich jedenfalls.