„Ein kleiner Lichtblick“

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Zum vierten Mal stellte das Zentrum für das Studium des zeitgenössischen europäischen Judentums an der Universität Tel Aviv den Bericht „Für eine gerechte Sache vor“ und weist darin auf ein ermutigendes Phänomen hin: neue Ausstellungen und Museen zum Gedenken an den Holocaust, die in muslimischen Ländern eröffnet wurden oder im Bau sind. Dazu gehören das „Indonesische Holocaust-Museum“ auf der Insel Sulawesi, die Dauerausstellung über den Holocaust und Gerechte unter den Völkern „Wir erinnern“ im Crossroads of Civilizations Museum in Dubai sowie das „Besa Museum“ und das Museum zur Geschichte der albanischen Juden, die derzeit in Tirana bzw. Vlora, Albanien, gebaut werden.

Der 80-seitige Bericht „Für eine gerechte Sache“ wurde von einem Team aus neun Experten verfasst. Der Bericht erkennt staatliche und private Initiativen an, die an den Holocaust und das Heldentum erinnern, Antisemitismus und Rassismus im Allgemeinen bekämpfen, und enthält politische Vorschläge zu deren Verbesserung.

Laut Professor Uriya Shavit, Leiter des Zentrums für das Studium des zeitgenössischen europäischen Judentums, „sind die Leugnung des Holocaust und das Aufblühen antisemitischer Propaganda in der muslimischen Welt nicht nur Verzerrungen der Geschichte, sondern auch Ermutigungen zur Gewalt. Die in der muslimischen Welt bestehenden und im Aufbau befindlichen Museen sind ‚ein kleiner Lichtblick‘, aber dieser kleine Lichtblick ist sehr wichtig.“ Dr. Carl Yonker, leitender Forscher und Projektmanager des Zentrums, erklärte: „Direkte oder indirekte Unterstützung dieser Museen durch Israel würde ihnen schaden, aber es ist angebracht, dass internationale Institutionen eine solche Unterstützung anbieten und darauf bestehen, die Holocaustleugnung aus Bildungseinrichtungen in muslimischen Ländern wie überall sonst auszumerzen.“

Das „Indonesische Holocaust-Museum“ im größten muslimischen Land der Welt zeigt schriftliche Informationen sowie visuelle Dokumentationen der Nazi-Verbrechen, darunter eine Nachbildung eines Etagenbetts aus einem Konzentrationslager, sowie Informationen über neuen Antisemitismus und Holocaustleugnung. Das Museum wurde vor zwei Jahren von Ya‘akov Baruch eröffnet, einem örtlichen Rabbiner niederländischer Abstammung. Unmittelbar nach seiner Eröffnung forderten führende islamische Führer seine sofortige Schließung und warfen Baruch vor, das zionistische Narrativ zu fördern und „Israels Verbrechen“ zu beschönigen.

Rabbi Baruch berichtete, dass er mit der harschen Kritik im Dialog umgegangen sei, in dem er den Gegnern versicherte, dass das Museum weder mit Israel noch mit dem Zionismus verbunden sei. Dies stellte seinen weiteren Betrieb sicher. Bisher haben etwa 2.000 Menschen das Museum besucht. Manchmal kommen ganze Schulklassen, aber es gibt Tage, an denen nicht mehr als eine Person eine Eintrittskarte kauft.

Die permanente Holocaust-Gedenkausstellung in Dubai wurde vom Geschäftsmann und Sammler Ahmed Al-Mansuri ins Leben gerufen. Sie enthält eine Dokumentation der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen an den Juden sowie Informationen über Muslime, die während des Holocaust Juden retteten. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein Poster in Arabisch, Englisch und Hebräisch mit einem Zitat aus der Mischna: „Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ Al-Mansuri gab an, dass seit der Eröffnung der permanenten Ausstellung vor zwei Jahren etwa 2.500 Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den Golfstaaten sowie Tausende von einheimischen Schülern das Museum besucht hätten. Während der gesamten Dauer der Ausstellung, sogar nach dem 7. Oktober, weigerte sich nur eine einzige Schulgruppe, das Museum zu besuchen. Al-Mansuri betonte die Einzigartigkeit der Nazi-Verbrechen und die Bedeutung arabischer Pädagogen, die über den Holocaust und seine Lehren unterrichten. Seit dem 7. Oktober habe er weder Drohungen noch Forderungen zur Schließung des Museums erhalten.

Das „Besa-Museum“, das derzeit in Tirana gebaut wird, würdigt den alten albanischen Moralkodex, der den Schutz von Nachbarn und Gästen vorschreibt und der für Albaniens einzigartige Rettungsbemühungen während des Holocaust von zentraler Bedeutung war.

Einer der Hauptartikel des Berichts befasst sich mit der Wahrnehmung des Judentums durch Jerry Seinfeld und die Fernsehserie „Seinfeld“. Dem Artikel zufolge spiegeln „Seinfeld“-Episoden aus den 1990er Jahren, insbesondere jene, die sich mit Holocaust-Erinnerung und Antisemitismus befassen, eine Ära wider, in der sich amerikanische Juden, allen voran Seinfeld selbst, nicht als Minderheitsgruppe, sondern als Vertreter der amerikanischen Identität selbst fühlten. Diese Ära wurde in den letzten Jahren erschüttert, wie Seinfelds feste Haltung zur Unterstützung Israels nach dem 7. Oktober zeigt, nachdem er zuvor Politik vermieden hatte.

Andere Artikel in dem Bericht behandeln das neue und umstrittene Nationale Holocaust-Gedenkmuseum in den Niederlanden, die einzigartige Geschichte der jüdischen Gemeinde Gibraltars und ihre Reaktion auf die antizionistischen Proteste nach dem Angriff vom 7. Oktober, jüdische Jugendliche in Großbritannien und den USA und ihre Identitätsfragen im Schatten des Krieges sowie den Weg eines jungen Amerikaners vom Anführer einer weißen Rassistenbewegung zum Kämpfer gegen Rassismus im Allgemeinen und Antisemitismus im Besonderen. Der Bericht enthält auch ein Interview mit Sir Max Hastings, einem der führenden britischen Historiker des Zweiten Weltkriegs, der eine radikale Änderung der Art und Weise fordert, wie der Holocaust in westlichen Schulen gelehrt wird. 

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