Sukkot in Hermannstadt

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Vierzehn Synagogen in Rumänien öffneten am 19. Oktober 2024 die Türen, um interessierten Menschen ihren Tempel zu zeigen. Es war die Zeit als die Juden das Laubhüttenfest feierten.

Von Christel Wollmann-Fiedler

Moses zog 40 Jahre mit seinen Israeliten durch die Wüste von Ägypten ins Gelobte Land. Das Sukkotfest erinnert daran. Eine Laubhütte wird gebaut, oben bleibt ein Flecken offen, um die Sterne am Himmel zu sehen. Ein heiteres Fest der Freude und des Dankes, nachdem die Ernte eingefahren ist, die Bäume sich herbstlich färben. Das Erntedankfest feierten die christlichen Gemeinden im gleichen Monat.

Damals auf der Wanderung ins Gelobte Land bauten die Wandernden Laubhütten zum Übernachten und Wohnen. Im Tanach, der hebräischen Bibel, wird die Laubhütte Sukka genannt.

Meinen letzten Abend in Siebenbürgen, am Fuße der Karpaten, in Hermannstadt/Sibiu, verbringe ich in der geschmückten Synagoge. 1899 baute der ungarische Architekt Ference Szalay in der Salzgasse/ Strada Constituției die prächtige Synagoge im Stil einer Basilika außerhalb der Stadtmauer. Die Nazizeit und den Kommunismus, auch die ungeheuren Abgase von der Straße hat dieses Gotteshaus überstanden. Draußen ist es dunkel geworden und die Synagoge hat ihr Eingangstor geöffnet. Viele Menschen strömen in den Tempel. Auch kommen die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, Andersgläubige sind Gäste und Interessierte. Liebevoll und schön geschmückt ist das Gotteshaus zum Laubhüttenfest.

Die Gäste wollen hören, was die Poetin Adriana Moscicki erzählen wird. Die Kultur der Juden, deren Religion beschreibt sie und erklärt die Baugeschichte und den Innenraum der Synagoge bis ins Detail. Drei jüdische Feste gab es in diesen Wochen Rosch ha-Schana, Jom Kippur und nun das Laubhüttenfest. Sehr viel weiß sie zu erzählen.

Direkt nach Jom Kippur wird mit dem Bau der Laubhütte begonnen. Die Natur spielt bei diesem Fest eine Rolle.

Sehr viel hat das Gemeindemitglied Adriana Moscicki zu sagen, erklärt interessant und lebendig diese Feiertage, den Sinn der Früchte, die Zusammenstellung der Speisen. Aus einem Beutel holt sie Kleidungsstücke, wirft sich den Gebetsmantel, den Tallith, über, setzt das kleine schwarze Kästchen des Gebetsriemen aus Leder, das Tefillin, an die Stirn, bindet die Riemen um Arm, Hand und Mittelfinger und erklärt die Zizits, die weißen Fäden. Die Gäste hören gespannt zu. Daneben liegen die Früchte und Zweige, der Granatapfel und die Zitrusfrucht. Der Feststrauß aus vier verschiedenen Pflanzen, auch der Palmwedel und die Weidenblätter werden erklärt. Das fröhliche Fest ist Sukkot.

Meine schönen Tage in Siebenbürgen/Transsilvanien sind beendet. Ich verabschiede mich von dem Vorsteher der Jüdischen Gemeinschaft Tiberiu Baruch in Hermannstadt/Sibiu und werde mich gerne an das fröhliche Sukkotfest erinnern.

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