Festakt „20 Jahre österreichische Freunde von Yad Vashem“

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Das 20jährige Bestehen der Österreichischen Freunde von Yad Vashem wurde am 12. Juni 2023 mit einem Festakt im Hohen Haus gewürdigt. Auf Einladung von Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka fand die Festversammlung im neu renovierten Sitzungssaal des Nationalrates statt. Über 500 Mitglieder des Freundeskreises und geladene Gäste kamen ins Parlament, unter ihnen Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Auch viele Schüler:innen nützen die Gelegenheit, um dem Ehrengast der Festversammlung zuzuhören: Dem Holocaust-Überlebenden Heinrich Ehlers aus Wien.

Georg Schuster

Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka bezeichnete es als Freude, dass die Jubiläumsfeier im Parlament stattfand. Er würdigte die Österreichischen Freunde von Yad Vashem als Vorbild für viele andere Organisationen. Der Freundeskreis habe auch viel dazu beigetragen, die Beziehungen Österreichs zum Staat Israel zu unterstützen, zu begleiten und zu intensivieren. Es komme auf das Engagement der Zivilgesellschaft an, gegen Antisemitismus einzutreten, so Sobotka. Der Präsident dankte auch dem Zeitzeugen Heinrich Ehlers für seine Bereitschaft, immer wieder über seine Erfahrungen zu sprechen.

Der Vorsitzende der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, Ing. Gustav Arthofer, betonte in seinen Grußworten die zentrale Bedeutung von Fakten: Sie seien die wichtigste Waffe gegen Antisemitismus und Verharmlosung des Holocaust, sie seien Voraussetzung für Haltung und die Grundlage für den Mut, gegen Unrecht aufzustehen. Yad Vashem sei der Ort, der die nötigen Fakten zutage fördere. Daher sei die anhaltende Unterstützung Yad Vashems unverzichtbar. Arthofer dankte den Mitgliedern des Freundeskreises für ihr jahrzehntelanges Engagement. Er richtete seinen Dank auch an den Nationalratspräsidenten sowie an Yad Vashem, Jerusalem.

Dessen Direktor für Internationale Beziehungen, Dr. Haim Gertner, beschrieb die großen Herausforderungen für die gemeinsame Arbeit. Da die Zahl der Zeitzeug:innen immer kleiner werde, komme den materiellen Gegenständen ihrer Geschichte eine immer größere Bedeutung zu. Jeder einzelne sei eine greifbare Verbindung zur Geschichte und werde in Yad Vashem bewahrt. Wichtig sei auch das Interesse der jungen Generation, so Gertner. Dieses habe etwa seinen eigenen Vater dazu bewogen, seine Geschichte als Holocaust-Überlebender weiterzugeben. Gertner würdigte die Anstrengungen des Freundeskreises, die Öffentlichkeit in Österreich anzusprechen.

Der Botschafter des Staates Israel in Österreich, S.E. Mordechai Rodgold, hob ebenfalls die verbindende Arbeit des Freundeskreises hervor. Die Tätigkeit des Vereines sei eine tragende Brücke zwischen Österreich und Israel. Leider gebe es nach wie vor Antisemitismus – aus vielen politischen Richtungen. Für Rodgold müsse die Jugend im Zentrum der Bemühungen stehen.

Das Schwinden der Zeitzeug:innen bewegte auch Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen in seiner Videobotschaft. Man werde dem Andenken der Opfer der Shoah nur gerecht, wenn dafür gesorgt sei, dass Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden könnten. Die Erinnerung an die Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden wachzuhalten sei heute wichtiger denn je, so der Bundespräsident.

Ehrengast des Festaktes war der Holocaust-Überlebende Heinrich Ehlers, der als Kind mit seiner Familie Jahre in einem Kellerversteck in Wien verbracht hatte. „Nicht reden, nicht laut sein, am besten nur sitzen“ – hätten ihm seine Eltern eingeschärft. Sein Spielplatz sei der Kohlenkeller gewesen. Vom Metallgitter aus habe man in den Hof einer HJ-Kaserne gesehen. Das Versteck der jüdischen Familie sei im ganzen Haus bekannt gewesen, auch Nazi-Sympathisanten hätten Bescheid gewusst. Die hätten zwar finster geschaut, aber keiner habe etwas verraten, so Ehlers im Interview mit ORF-Journalistin Renata Schmidtkunz. Erst Jahrzehnte später sei das Trauma des Eingesperrtseins herausgekommen, er habe sich in Behandlung begeben müssen. Ehlers betonte, er habe Glück gehabt: Jeden Augenblick hätte seine Familie verraten werden können. Offen gestand der Überlebende, dass er noch heute mit den Traumata seiner Kindheit im Keller kämpfe.

Nach dem berührenden Interview und einem filmischen Rückblick auf 20 Jahre Vereinstätigkeit stand noch eine besondere Ehrung auf dem Festprogramm: Die Gründer:innen und ehemaligen Vorsitzenden Günther und Ulrike Schuster wurden zu Ehrenpräsidenten der Österreichischen Freunde von Yad Vashem ernannt. Mag.a Melanie Helm-Arthofer, Gründungsmitglied und ehemalige Kassierin, hob in ihrer Laudatio die positive, respektvolle und wertschätzende Art des Ehepaares hervor, das eine tragfähige Brücke für die Anliegen Yad Vashems nach Österreich gebaut habe. Im Anschluss an den Festakt nahm der amtierende Vorstand seine Wiederwahl per Briefwahl an.

Die Generalsekretärin des Freundeskreises, Ursula Arthofer, führte durch den Festakt. Ein Kammerorchester der Wiener Philharmoniker sorgte für die musikalische Umrahmung auf höchstem Niveau. Nationalratspräsident Sobotka lud anschließend zu einem Buffet in der Säulenhalle des Parlaments.

Fotos: (c) Österreichische Freunde von Yad Vashem