Venedig und Kassel

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Antisemitische Motive sind im Ergebnis auch dann antisemitisch, wenn sie in spezifischen Kulturen – in denen der Judenhass vorherrscht – entstehen. Auch in der Kunst.

Von Karl Pfeifer

Im Standard schreibt Barbara Coudenhove-Kalergi u.a.:

„Auch die diesjährige Kunstbiennale in Venedig mit ihrem Schwerpunkt schwarze Künstlerinnen hat der neuen globalisierten Realität Rechnung getragen. Und selbstverständlich auch die viel diskutierte Documenta in Kassel, kuratiert von einer indonesischen Künstlergruppe mit dem Ziel, der Kunst des globalen Südens eine Plattform zu geben. Diese Ausstellung wurde freilich von der Kontroverse um eine Arbeit eines Künstlerkollektivs überschattet, die antisemitische Bildelemente enthielt und von der Documenta-Leitung zu Recht entfernt wurde. Dieser Konflikt machte auch deutlich, dass das Thema Israel für Deutsche eine andere Bedeutung hat als für Palästinenser: der Zusammenhang mit dem Holocaust für die einen, mit Besatzung und Fremdherrschaft für die anderen.“

Coudenhove-Kalergi schreibt von einer Arbeit, die antisemitische Bildelemente enthielt. In Wirklichkeit aber sind es mehrere Arbeiten. Dazu gehört auch die Verherrlichung des Terroranschlages von Lod, als Zeichen der antiimperialistischen Solidarität. Wie sie auch schreibt hat sich die Dokumenta zum Ziel gesetzt, den Menschen „des globalen Südens eine Plattform zu geben“.

In Lod waren jedoch viele der Opfer christliche Pilger aus Puerto Rico, die Täter hingegen kamen aus dem kapitalistischen, hochindustrialisierten Japan. Denen ging es um fanatischen Judenhass und die Opfer waren ihnen egal. Den Kuratoren und Coudenhove-Kalergi offensichtlich auch.

Antisemitische Motive sind im Ergebnis auch dann antisemitisch, wenn sie in spezifischen Kulturen – in denen der Judenhass vorherrscht – entstehen. Offensichtlicher Judenhass darf nicht mit dem Hinweis auf einen der vielen Konflikte im Nahen Osten wegerklärt werden. Das sollte auch die prominente Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi nicht tun. 

Bild oben: Verhandlung gegen den überlebenden Attentäter von Lod, Screenshot Youtube