Documenta zieht Konsequenzen

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Die Künstlergruppe Taring Padi, Geschäftsführung und künstlerische Leitung haben beschlossen, das im Zentrum der Kritik stehende Banner des indonesischen Künstlerkollektivs auf dem Kasseler Friedrichsplatz abzudecken. In einer Erklärung von Taring Padi heißt es: „Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, z.B. für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren.“ Mossad, Davidstern? Im politischen Kontext Indonesiens? Tatsächlich?

Noch gestern gab es deutliche Vorwürfe gegen die Documenta, wie etwa auch diese vom Zentralrat der Juden in Deutschland:

Entgegen aller Zusicherungen wurden auf der Documenta fifteen eindeutig antisemitische Motive in einem Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi verwendet. Der Zentralrat der Juden bedauert gleichermaßen den Antisemitismus der Künstler wie die mangelnde Verantwortung der Ausstellungsmacher, die hier zutage tritt.

Die Leitung der Documenta hatte garantiert, dass es keinen Antisemitismus in der Ausstellung geben werde. Offensichtlich hat die Documenta-Leitung beim Thema Antisemitismus versagt. Es zeigt sich, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus auf Seiten der Documenta nicht stattgefunden hat.

In seiner wegweisenden Rede zur Eröffnung der Documenta hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf die Grenzen der Kunstfreiheit hingewiesen, die überschritten seien, wenn etwa das Existenzrecht Israels in Frage gestellt werde. Zugleich hatte er die Verantwortung der Documenta-Leitung betont.

Zum Antisemitismus auf der Documenta fifteen erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Für seine Bedenken gegenüber der diesjährigen Documenta wurde der Zentralrat der Juden von vielen Seiten kritisiert. Sogar Rassismus wurde uns indirekt vorgeworfen. Es spielt jedoch keine Rolle, woher Künstler stammen, die Antisemitismus verbreiten. Kunstfreiheit endet dort, wo Menschenfeindlichkeit beginnt. Auf der Documenta wurde diese rote Linie überschritten. Die Verantwortlichen der Documenta müssen jetzt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Konsequenzen ziehen.“

Zentralrat der Juden in Deutschland, Berlin, 20. Juni 2022 / 21. Siwan 5782