Kinderärztin, Familientherapeutin, Feministin, Netzwerkerin aus Leidenschaft

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Marguerite Marcus in ihrer Praxis (© Sharon Adler/PIXELMEER, 2021)

In ihrer Arbeit und in ihrem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement beschäftigt sich die 1959 geborene Berlinerin Marguerite Marcus vor allem mit den psychischen Spätfolgen der Shoah. Unter dem Aspekt „Transgenerationale Übertragung von Traumata“ nimmt sie die Vererbung von Traumata auf die Kinder von Holocaustüberlebenden, den Angehörigen der Zweiten, Dritten und inzwischen schon Vierten Generation in den Blick.

Das Interview mit Marguerite Marcus führte Sharon Adler für das Deutschland Archiv / BpB.

Sharon Adler: Du hast an der FU-Berlin Medizin studiert, dein Staatsexamen gemacht und bist Kinderärztin geworden. Was war deine Motivation, Ärztin, speziell Kinderärztin, zu werden?

Marguerite Marcus: Seit ich denken kann, wollte ich Kinderärztin werden! Ich hatte selbst schlechte Erfahrungen mit der Institution Krankenhaus gemacht, unsensiblen Umgang mit Kindern erlebt und wollte es besser machen. Mein Ansatz in der Medizin ist ganzheitlich; schon mein Großvater Arnold Marcus verkaufte bis 1933 homöopathische Mittel in der Rosen-Apotheke[1] in Kreuzberg. Mein Onkel, Professor Dr. Hans Mottek,[2] der an der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin lehrte, ermutigte mich, mich mit Ethnomedizin auseinanderzusetzen.

Von Anbeginn des Studiums habe ich mich auf alle sozialmedizinischen und psychologischen Wahlveranstaltungen gestürzt. Besonders geprägt haben mich die Junior-Bálint-Gruppen,[3] die mein Interesse für die Psychosomatik weckten. Mit einer Kollegin, die ich während des praktischen Jahres im Insel-Spital in Bern (Schweiz) kennenlernte, träumten wir von einem Schwerpunkt der Adoleszenten-Medizin – also der Behandlung von Krankheiten im Jugendalter – zwischen acht und 25 Jahren. Später, während der Facharztausbildung, schlug mein Herz für die Neugeborenen und junge Familien. So begann ich schon während der Ausbildung zur Fachärztin eine systemische, familientherapeutische Ausbildung und arbeitete später am liebsten als Familienärztin, das heißt, ich behandle in der Sprechstunde die erschöpfte Mutter oder den gestressten Vater, die zur Vorsorgeuntersuchung ihres Kindes kommen, mit.

Sharon Adler: Deine Mutter konnte ihren Berufswunsch, Kinderärztin zu werden, durch die erzwungene Emigration 1939 nicht realisieren[4]. Stattdessen hat sie im Exil in England eine Ausbildung zur Säuglingsschwester gemacht. Hattest du bei deiner Berufswahl diese verfolgte Generation[5] , der es die NS-„Rassengesetze“[6] verboten haben, ihren Beruf als Ärzt_innen zu erlernen oder weiter auszuüben, vor Augen?

Marguerite Marcus: Während meines Studiums erhielt ich am Institut für Medizingeschichte aus erster Hand die erschütternden Informationen über die Medizin im Nationalsozialismus und eher beiläufig auch über die Vertreibung der jüdischen Ärzte und Ärztinnen. Das Wissen über die Verbrechen der Ärzte in der NS-Zeit und über das Verhalten ihren ehemaligen jüdischen Kolleg_innen gegenüber stärkte mein politisches Engagement an der Universität, bei der IPPNW (Ärzte gegen Atomkrieg) und später bei der Stiftung Zurückgeben.

Übrigens war meine Mutter, mit ihrem Wunsch, Medizin studieren zu wollen, inspiriert von Nesthäkchen, der Romanfigur von Else Ury,[7] die am Anfang des 20. Jahrhunderts als Frau an die Universität strebte.

Sharon Adler: 1988 hast du als junge Ärztin den 1. internationalen Kongress für Medizin und Halacha[8] in Berlin mitorganisiert, an dem 300 jüdische Mediziner_innen aus 22 Ländern teilnahmen. Wodurch und mit welchem Anliegen sind die Idee und das Konzept für den Kongress entstanden?

Marguerite Marcus: An dieser Stelle eine Verbeugung vor Dr. Roman Skoblo sel. A.[9] . Er sah 1987, als der Zustrom der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und damit vieler jüdischer Ärzt_innen begann, die Chance, hier in Berlin im November 1988 – 50 Jahre nach der sogenannten Reichskristallnacht – diesen Kongress zu organisieren. Damit sollte deutlich werden, dass das Selbstverständnis jüdischen Lebens nach Deutschland zurückfindet.

Eine seiner Mitarbeiterinnen traf ich an der Sommeruniversität für jüdische Studien in Heidelberg. Sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, im Organisationsteam mitzuarbeiten, wo ich als Ärztin für die inhaltlichen Fragen des Programmheftes und für die Betreuung der französischsprachigen Referenten und Referentinnen zuständig sein würde. Das war eine spannende Aufgabe, wobei all die dort angeschnittenen Themen absolutes Neuland für mich waren.

Hier gab es auf die ethischen Fragen in der Medizin eine jüdische Sicht, die wahnsinnig fortschrittlich war und auch Erfahrungen entsprach, die ich zeitgleich in jüdisch-feministischen Kreisen machte: Denn genau betrachtet ist das Judentum alles andere als eine konservative und frauenunterdrückende Religion. Ich lernte auch, was Halacha bedeutet – nämlich, dass im Judentum nichts so fest interpretiert wird, wie es geschrieben steht, sondern alles im Fluss ist und unter Umständen neu betrachtet werden kann. Alle Gesetze[10] werden in der Halacha ausgelegt und mit dem Lebensalltag in Einklang gebracht.

Sharon Adler: Waren unter den Teilnehmer_innen auch Überlebende, die aus Deutschland geflüchtet waren? Wenn ja, wie war es für sie, (wieder) in Deutschland zu sein?

Marguerite Marcus: Der Eröffnungsvortrag von Dr. Fred Rosner,[11] einem gebürtigen Berliner, der für den Kongress aus New York anreiste, war eindrücklich und gab die Stimmung genau wieder: „Wer hätte jemals gedacht, dass 50 Jahre nach der Reichspogromnacht hier in der Mitte West-Berlins ein internationaler Kongress jüdischer Ärzte tagt?“

Sharon Adler: Welche Themen wurden bei dem Kongress diskutiert?

Marguerite Marcus: Diskutiert wurden unter anderem die Themen Organtransplantation, Aids, In-Vitro Fertilisation, Tierexperimente in der medizinischen Forschung und Fragen um den Tod. Darunter das Thema Patient_innenverfügung.

Sharon Adler: War die transgenerationale Übertragung von Traumata von Holocaust-Überlebenden auf die Zweite Generation auch Thema auf dem Kongress oder wurde 1988 dazu noch nicht geforscht?

Marguerite Marcus: Nein, das war 1988, im Jahr der Gründung von AMCHA[12] in Israel, noch viel zu früh: Die psychischen Spätfolgen nach der Traumatisierung durch die Verfolgung wurden gerade erst von den Betroffenen selbst, unter ihnen auch Therapeut_innen, thematisiert. Das Interesse der Wissenschaft an der Forschung[13] zu diesem Thema stand weltweit noch am Anfang.

Ich stieß in Deutschland ein Jahr später auf diese Thematik: bei der Internationalen Tagung „Psychische Spätfolgen des Holocaust“[14] der Medizinischen Hochschule Hannover der ersten in Deutschland zu diesem Thema. Dort lernte ich die Arbeit von AMCHA Israel kennen und erkannte die Notwendigkeit, dass auch in Deutschland die Überlebenden der Shoah psychosoziale Hilfe benötigen.

Vielfältiges Engagement für Holocaustüberlebende und ihre Nachfahr_innen in Organisationen

Marguerite Marcus hat sich in unterschiedlichen Vereinen organisiert, sie zum Teil gegründet und ist bis heute in einigen aktiv, wie im Folgenden deutlich wird: Organisation jüdischer Ärzte und Psychologen, bei esra e.V.[15], bei AMCHA Deutschland, bei der psychosozialen Beratungsinitiative Shalva[16] und beim Forum/Jour Fixe “Zweite Generation“.

Sharon Adler: Seit Ende der 1980er-Jahre engagierst du dich in zahlreichen NGOs und Beratungsinitiativen für Jüdinnen und Juden der Zweiten und Dritten Generation. Was sind die Hauptaufgaben der Initiativen? Was könnt ihr bewirken? Und: Wie wirken sich die (verdrängten) Traumata bei den Shoah-Überlebenden und ihr Schweigen auf die Zweite Generationen aus?

Marguerite Marcus: Die gemeinnützige Arbeit bei AMCHA e.V. Deutschland und bei esra e.V. bestand bzw. besteht darin, Informationen über das Wissen um die Traumatisierung von Holocaust-Überlebenden und deren Familien zu sammeln und weiterzugeben. Mit AMCHA, esra und dem Zentrum für Folteropfer haben wir in Berlin Kongresse und Weiterbildungen gestaltet.

AMCHA
Seit seiner Gründung engagiere ich mich bei AMCHA Deutschland e.V. Der Verein unterstützt mit seiner gleichnamigen Stiftung die Arbeit von AMCHA in Israel, die 40 Jahre nach Ende der Shoah gegründet wurde. Dort arbeiten Psychotherapeut_innen, Sozialarbeiter_innen und viele freiwillige Helfer_innen. Teilweise auch Freiwillige aus Deutschland, vermittelt durch die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. AMCHA Israel bietet in zehn Zentren über das Land verteilt psychosoziale Hilfe und Beratung für die Holocaust-Überlebenden und deren Familien in Israel.

esra e.V.
Nachdem ich 1988 Vertreter_innen von AMCHA Israel auf dem Kongress in Hannover kennengelernt hatte, und wusste, dass wir in Deutschland auch Menschen haben, die unter dem Trauma der Verfolgung durch die Nationalsozialisten leiden, hatte ich die Idee, eine ähnliche Beratungsstelle ins Leben zu rufen. So wurde 1991 die psychosoziale Beratungsstelle esra e.V. gegründet, die zehn Jahre aktiv war. Dort wurden neben Beratung und Hilfe bei Bürokratie – zum Beispiel bei Anträgen für die PrV-Renten,[17] das sind Renten für politisch-rassisch Verfolgte, oder der politischen Durchsetzung der Ghetto-Renten[18] – auch Selbsthilfegruppen angeboten. Dabei stellten wir fest, dass es drei verschiedene Gruppen gibt: die Überlebenden, die Zweite Generation – also Kinder der Überlebenden – und die Child Survivors.[19]

Forum Zweite Generation
Das Forum Zweite Generation ist eine lockere Initiative von und für Kinder der Überlebenden, die zwischen 1945 und 1975 geboren sind. Hauptsächlich sind sie über eine deutschsprachige Facebook-Gruppe verbunden. Den Kindern der Shoah-Überlebenden – egal wie und wo deren Mutter oder Vater überlebt haben, ob im Versteck, in Arbeitslagern, in Todeslagern oder in der Emigration – wurde eine ganz spezielle Weltsicht vermittelt, die durch die Verfolgungserfahrungen ihrer Eltern geprägt ist. Zum Beispiel erlebten sie Eltern, die jedes Jahr im November in eine Depression versanken und erst drei Monate später, am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wiederauftauchten und zum Leben zurückfanden.

Wir organisierten uns als Facebook-Gruppe als „Forum Zweite Generation“ und trafen uns im Herbst 2016 zu einer Wochenendtagung mit aktuellen Themen wie Epigenetik und transgenerationales Trauma. Bei diesen Begriffen geht es um die Vererbung von Traumata, die sich psychisch und physisch bei Kindern und Enkeln manifestieren können. Es ist wichtig, dass die Betroffenen, aber auch ihre Therapeut_innen oder Ärzt_innen, das verstehen: In bestimmten Situationen treten körperliche Symptome auf, beispielsweise Übelkeit, ohne dass es einen realen Grund dafür gibt.

Es kann also sein, dass ein Trauma in deren parasympathischem Nervensystem gespeichert ist, das diese Übelkeit auslöst: Es kann ein Geruch, ein Ton oder ein bestimmtes Bild sein, was so etwas triggert. Dabei handelt es sich um Trigger, die mit bestimmten Erfahrungen verknüpft im Gehirn abgespeichert wurden und dann solche physischen Reaktionen auslösen. Hier kommt psychotherapeutische Arbeit zur Trauma-Lösung zur Anwendung, ein Werkzeug, das solche Traumata heilt oder zumindest lindern kann. Bei den Treffen des Forums Zweite Generation ist es mir aber auch wichtig, immer eine positive gemeinsame Erfahrung anzubieten. Gemeinsam Schabbat feiern und singen zum Beispiel. Das ist wichtig, dass wir etwas von unseren Treffen mitnehmen: Judentum ist nicht nur Shoah, sondern es gibt sehr viel mehr und Schönes.

Shalva – Keeping Calm „Chicken Soup für die Seele“

Sharon Adler: 2020 hast du mit anderen den Online-Gesprächskreis „Chicken Soup für die Seele“ gegründet. Wie kam es dazu?

Marguerite Marcus: Als wir den ersten Coronapandemie-bedingten Lockdown hatten, kam die Frage auf, wie wir in unserer jüdischen Community Online-Hilfe und Gesprächsangebote anbieten können. Für Leute, die sich isoliert fühlen, die sich nicht mehr zurechtfinden. Die sonst jede Woche in die Synagoge gegangen sind. Nicht allein zum Beten, sondern wegen der Kommunikation und der sozialen Ansprache.
Eine Gruppe von Psychotherapeut_innen, Sozialarbeiter_innen und Rabbiner_innen hat daraufhin eine Gesprächsgruppe per Zoom gegründet, und wir brauchten einen Namen dafür. Ich kam auf den Namen, weil ja Hühnerbrühe, auf Jiddisch die goldene Jauch, als das jüdische Penicillin gilt. „Chicken Soup für die Seele“ spiegelt auch die Mehrsprachigkeit der Gruppe hier in Berlin wider: Es gibt Angebote auf Deutsch, Englisch, Hebräisch, und Russisch.

Eine angeleitete Selbsthilfegruppe per Zoom zu führen, war für mich ungewohnt, aber ich hatte Unterstützung durch eine angehende Psychoanalytikerin. Das Angebot ist eine Art Selbsthilfe-Fürsorge-Gruppe, bei der wir den Leuten Techniken der Selbstfürsorge an die Hand geben und einen sicheren Raum schaffen. Und natürlich haben wir auch da die jüdische Komponente dabei. Also speziell auf die Feiertage in der Pandemie einzugehen: Schabbat online, oder G’ttesdienste auf Distanz. Der Austausch darüber tut den Menschen sehr, sehr gut.

Sharon Adler: Wie und wann wurden die Spätfolgen des Holocaust auch in der deutschen nicht-jüdischen Gesellschaft diskutiert?

Marguerite Marcus: Mit AMCHA und esra e.V. haben wir mit dem Zentrum für Folteropfer gemeinsame Fachtagungen in Berlin organisiert und wurden dann zu Therapiekongressen eingeladen, wie dem Frauentherapiekongress in Bonn im Jahr 1994. Dort trafen wir auch auf die ersten Kolleginnen, die sich mit der Rolle der Täterinnen-Töchter auseinandersetzten. Der Frauentherapiekongress gab einen Anstoß dafür, dass sich Täter_innen-Töchter auch mit ihrer Geschichte befassen.

Feministisches Engagement und Frauenpolitik – Der Schabbeskreis

Sharon Adler: In den 1980er-Jahren hast du dich in einer der ersten jüdisch-feministischen Gruppen engagiert: dem Schabbeskreis[20]. Was war euer Anliegen?

Marguerite Marcus: Ich war seit meinem 16. Lebensjahr Feministin, habe die Frauenzeitungen Emma und Courage gelesen und letztere sogar in Kneipen verkauft. Als mir eine Schulfreundin vom jüdisch-feministisch-lesbischen Schabbeskreis erzählte, war das für mich eine Offenbarung. Für mich waren zwei von drei Adjektiven erfüllt, und bei dem persönlichen Kontakt mit der Gruppe war mir klar, da mache ich mit! Vor allem wegen der Intellektualität. Ich war zwar in einer nicht-jüdischen Frauengruppe, überwiegend mit Psychologie-Studentinnen der FU. Aber für sie war ich exotisch, weil ich einerseits Medizin und nicht Geisteswissenschaften studierte, andererseits, weil ich Jüdin war.

Beim Schabbeskreis traf ich auf Frauen, die offen und auseinandersetzungsbereit waren, und die sich unter anderem mit der Geschichte des Nationalsozialismus in der Frauenbewegung auseinandergesetzt hatten. Wir studierten dort die Frauen in der Bibel und lernten Feminismus im Judentum kennen – ich fühlte mich dort sehr zuhause. Ohne den Schabbeskreis wäre ich sicher nicht zur Bremer Frauenwoche gefahren und hätte die damals wichtige Auseinandersetzung in der Frauenbewegung nicht mitbekommen. Dort wurden uns Jüdinnen unglaubliche Dinge an den Kopf geworfen, zum Beispiel, dass Jesus der erste Feminist gewesen sei, oder dass jüdische Frauen keine Feministinnen sein könnten, weil die Religion so patriarchalisch sei. Das war Antisemitismus pur. Glücklicherweise waren einige amerikanische Jüdinnen, die damals in Deutschland lebten, sehr engagiert. Sie haben uns dabei unterstützt, die nicht-jüdischen Frauen darüber aufzuklären, und ihnen den Antisemitismus der feministischen Theologie aufzuzeigen.

Die Mutter – Inge Marcus

Sharon Adler: War dein feministisches Engagement auch von deiner Mutter[21] geprägt? Neben dem Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde nach ihrer Rückkehr nach Berlin 1951 war sie, gemeinsam mit Jeanette Wolff,[22] an der Wiedergründung der Jüdischen Frauengruppe in Westberlin beteiligt und Mitglied in der Women’s International Zionist Organisation (WIZO). Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit, an ihr Engagement, wofür hat sie sich besonders eingesetzt?

Marguerite Marcus: Meine Mutter hat immer gesagt, dass sie keine Feministin sei. Aber das stimmte nicht, denn meine Mutter war sehr wohl für eine Gleichberechtigung in der Ehe, was für mich auch gleichzeitig eine sehr jüdische Haltung ist. Deswegen hat mich auch der Vorwurf der nicht-jüdischen Feministinnen, dass wir Jüdinnen keine Feministinnen sein könnten, so getroffen.

Als 1953 jüdische Familien aus Ostberlin in den Westen flohen, war meine Mutter für die Integration der Frauen aus der Ost-Berliner Gemeinde gefragt. Sie hat mit Jeanette Wolff, einer SPD-Politikerin aus Berlin, und Ruth Galinski, der Frau des langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinz Galinski, Besuche bei den Geflüchteten in den Wohnheimen organisiert und andere Frauen für die Mithilfe gewonnen. Damit haben sie den Jüdischen Frauenbund in Deutschland wiederaufleben lassen,[23] den es schon vor 1933 gab. 1953 wurde die Frauengruppe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin als Hilfsprojekt gegründet. Sie war Teil des Jüdischen Frauenbundes und existierte in Berlin bis nach dem Mauerfall in die 1990er-Jahre hinein.

Meine Mutter hat sich auch schon sehr früh als Repräsentantin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wählen lassen, noch vor meiner Geburt. Und dadurch, dass sie so gut Englisch sprach – diesen Vorteil hatte sie durch die Emigration nach England –, hat sie später auch den Jüdischen Frauenbund bei den internationalen Kongressen vertreten. Das war eine ganz wichtige Aufgabe, die meine Mutter übernommen hatte; gemeinsam mit Ruth Galinski reiste sie zu den Kongressen des International council of jewish women in Großbritannien, Kanada und den USA, wo sie jedoch als in Deutschland lebende Jüdinnen als absolute Außenseiterinnen wahrgenommen wurden.

Nach 35 Jahren als Mitglied in der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin ist sie zurückgetreten, um den Platz für die Jüngeren frei zu machen – in dem Fall für meine Schwägerin Mirjam Marcus, der Frau meines Bruders Mario. Meine Mutter ist danach Gemeinde-Älteste geworden. Sie war Brückenbauerin für die Frauengruppe von West und Ost, was eines ihrer Lieblingsprojekte war, da sie den Mauerfall miterlebt und das Gefühl hatte, die Menschen der Jüdischen Gemeinde in Ostberlin unterstützen zu müssen. Dadurch wuchs die jüdische Frauengruppe West und Ost zusammen. Ich glaube, es brauchte so jemanden wie meine Mutter, die weniger Vorurteile hatte als viele andere, was daran lag, dass wir Verwandte in Ostberlin hatten.

Als sie später ins Jeanette-Wolff-Heim zog, wo sie sieben Jahre lebte, fanden sogar die Repräsentantenversammlungen abwechselnd in der Fasanen-, in der Oranienburger Straße oder im Jeanette-Wolff-Heim statt. Die Versammlungen waren öffentlich, und die alten Menschen im Seniorenheim fühlten sich einbezogen. Am 22. Juni 2016 fand dort ein Cafénachmittag zum 126. Geburtstag von Jeanette Wolff statt, und meine Mutter erzählte ihre Erinnerungen an die Namensgeberin des Heims.[24]

Sharon: In welcher Zeit hat sie Jeanette Wolff kennengelernt und mit ihr zusammengearbeitet?

Marguerite Marcus: Jeanette Wolff war für meine Mutter, deren Eltern in der Shoah ermordet wurden, eine wichtige Leitfigur im Alter ihrer Mutter. Als meine Mutter nach Berlin zurückkam, war Jeanette Wolff nicht nur Stadtverordnete und Mitglied des Bundestages, sondern auch Mitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde und anfangs die einzige Frau im Zentralrat der Juden in Deutschland. Jeanette Wolff setzte sich sehr für die Wiedergründung des Jüdischen Frauenbundes ein und überhaupt für Beteiligung der Frauen in der Gemeindepolitik. Sie war Beterin im Fraenkelufer und sehr mit unserer Familie verbunden.

Sharon Adler: 1994 wurde die Stiftung ZURÜCKGEBEN[25] ins Leben gerufen. Du warst im Gründungs-Vorstand sowie Jury-Mitglied und sitzt auch heute noch im Beirat. Warum haben sich die Gründerinnen der Stiftung bewusst für die Förderung von Jüdinnen ausgesprochen?

Marguerite Marcus: Das war ein demokratischer Prozess, in dem sich einige jüdische Frauen, die beratend tätig werden sollten, die Frage stellten, was sie, wenn sie eine größere Menge Geld zur Verfügung hätten, damit machen würden. Würden wir es dem jüdischen Staat oder den Juden auf der ganzen Welt oder dem Zentralrat der Juden in Deutschland zukommen lassen? Unser kleines politisches Netzwerk bestand zufälligerweise nur aus Feministinnen. Wir wollten zeigen, dass es eine Vielfalt von jüdischem Leben in Deutschland gibt, was bei weitem nicht allen bewusst war und ist. Das führte zur Gründung einer Stiftung für jüdische Frauen in Kunst und Wissenschaft. Dafür haben wir bewusst den Begriff „für Frauen jüdischer Religion oder jüdischer Herkunft“ definiert, damit wir so viele Frauen wie möglich ansprechen können. Die Entstehung der Stiftung Zurückgeben war eine typische Frauenteamarbeit. Eine Zusammenarbeit zwischen jüdischen und nicht-jüdischen, politisch sehr aufgeklärten Frauen.

Sharon Adler: Bei der Gründung habt ihr die Stiftung mit einem Stiftungskapital ausgestattet und dabei den Begriff „kontaminiertes Geld“ geprägt. Was ist damit gemeint?

Marguerite Marcus: In der Nazizeit profitierten maßlos viele Menschen von der „Arisierung“. Auch in meinem Beruf: Ärzte, die die Stellen in Krankenhäusern oder von vertriebenen Kassenärzten übernahmen. Aber auch diejenigen, die „günstig“ ein Geschäft übernommen haben und damit reich geworden sind, worauf sich das spätere Familienvermögen begründete. Dafür erstmalig ein Bewusstsein zu schaffen, wie viele Menschen davon profitiert haben, ohne dies jemals in ihren Familien zu erzählen, war mir besonders wichtig! Dabei ging es uns um die Erbinnen und Erben, also die Kinder, die dieses Erbe antreten sollten, die das aber nicht antreten wollten, weil es unrechtmäßig erworben war.

Ich glaube, der Begriff „kontaminiertes Geld“ wurde von Esther Dischereit und Hilde Schramm geprägt. Wir haben ihn aus der Radioaktivität übernommen. Unter dem Motto: Man sieht die Strahlung nicht, man riecht sie nicht, aber die Lebensmittel sind nach Tschernobyl kontaminiert gewesen. Und so ist es mit dem durch Unrecht erworbenen Vermögen auch. Daher rührt der Begriff „kontaminiertes Geld“.

Sharon Adler: Es ging euch also darum, dass eine Aufmerksamkeit dafür geschaffen wurde, dass nicht-jüdische Deutsche auch in der Zweiten und Dritten Generation davon bis heute profitieren.

Marguerite Marcus: Genau darum ging es. Für die Stiftung Zurückgeben hatten wir eine zukunftsweisende Idee. Wir wollten Frauen in Kunst und Wissenschaft unterstützen, weil ihnen eine große Ressource genommen wurde. Die Ressource, bestehend aus Familie und Mäzenen, die sie nicht mehr unterstützen konnten, weil sie im Holocaust ermordet wurden oder vertrieben und beraubt worden sind. So kamen wir auf den Begriff „Zurückgeben“. Das sollte keine Reinwaschung sein, aber eine Geste in Form eines Stipendiums dafür, dass wir symbolisch jüdischen Frauen etwas zurückgeben, was jüdischen Familien in Deutschland genommen wurde.

Sharon Adler: Sind deiner Meinung nach die Frauen in den Jüdischen Gemeinden, im Zentralrat,[26] in den Synagogen gleichberechtigt? Haben wir schon alles erreicht? Oder wofür müssen wir noch (weiter)kämpfen?

Marguerite Marcus: Der jüdische Feminismus in der Synagoge hat sich aufgespalten. Wir haben heute einerseits die Reformbewegung, Masorti und auch das modernorthodoxe Judentum, wo die Frauen gleichberechtigt sind und es Rabbinerinnen und Kantorinnen gibt. Insofern bin ich ganz zufrieden, aber es gibt weiter die Orthodoxie, Chabad Lubavitsch und andere Gruppierungen, die dem Judentum nahestehen, und ich habe das Gefühl, dass man gerade in Institutionen ständig daran arbeiten muss, dass es nicht den Rückfall in alte Bahnen gibt. Damit nicht wieder nur Männer in den Repräsentantenversammlungen das Sagen haben und die Frauen wieder nur Kaffee und Kuchen servieren dürfen. Denn immer, wenn Krisen kommen, sollen Frauen zurück ins Haus und sich wieder nur um die Kindererziehung kümmern. Das sehen wir ja auch gerade in der Pandemie.

Aber trotzdem wurde viel Gutes geschaffen, außerhalb der Institutionen, wie zum Beispiel Tagungen wie Limmud[27] oder Tarbut[28] ; das Abraham-Geiger-Kolleg und das Zacharias Frankel College in Potsdam, wo Rabbinerinnen und Kantorinnen ausgebildet werden. Allerdings sind aktuell im Lehrkörper keine Professorinnen vertreten, was mal anders war und aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es gibt zwar wunderbare männliche Rabbiner, die auch auf die feministische Lesart aufmerksam machen. Aber es wäre wichtig, dass die Studentinnen auch in der Lehre weibliche Vorbilder finden. Gerade in der jüdischen Welt ist es so, dass Jugendliche ein anderes Frauenbild als früher haben. Trotzdem sorgt das Thema Gleichberechtigung in den Synagogen der Einheitsgemeinde weiter regelmäßig für Aufregung, vielleicht, weil sie die letzte männlich dominierte Bastion der Konservativen ist und sie es verteidigen, dass Stellen nicht mit Rabbinerinnen oder Kantorinnen besetzt werden.

Sharon Adler: Wie erlebst du jüdischen Feminismus heute?

Marguerite Marcus: Jüdischer Feminismus ist für mich die Gleichberechtigung in der Lesart der Texte der jüdischen Religion. Es geht darum, dass die feministische Lesart auch als eine Möglichkeit geschätzt und wahrgenommen wird. Es geht mir dabei um Religion und nicht um Gesellschaft. Daher liebe ich Bet Debora, weil da genau darauf geachtet wird. Meine Lieblingsgeschichte in der Bibel ist das Buch Ruth,[29] weil sich dort diese wunderbare Regenbogenfamilie abbildet. Der Schatz des Judentums ist für mich, dass ich nichts neu erfinden muss. Es ist alles in den Texten zu finden selbst LGBTQueere Lebensformen.

Prozessbegleiterin und Rednerin beim Prozess gegen den Attentäter von Halle

Sharon Adler: Du warst an zwei Tagen als Prozessbegleiterin im Prozess gegen den Attentäter von Halle dabei und hast vor dem Landgericht in Magdeburg eine Rede gehalten. Am 21.12.2020 wurde der Attentäter zu lebenslanger Haft mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Bist Du zufrieden mit dem Urteil?

Marguerite Marcus: 1993, nach dem Brandanschlag in Solingen, begann ich an der deutschen Justiz zu zweifeln, was durch die NSU-Prozesse nicht besser wurde. Denn da gab es erschütternd wenig Widerstand und wenig Fragen, beispielsweise zum Verfassungsschutz. Insofern bin ich froh, dass der Prozess in Magdeburg sehr viel besser ausgegangen und gelaufen ist.

Ich bin als Prozessbegleiterin nach Magdeburg gefahren, um mit meiner Rede die Menschen auch darauf aufmerksam zu machen, dass Juden, die in Deutschland leben, nicht alle vom „Mars“ kommen also aus Israel oder den USA sondern, dass einige, so wie ich, in Berlin geboren wurden und sogar ihre Wurzeln in Halle haben. Denn ich habe diesen persönlichen Bezug zu der Stadt, wo der Anschlag auf die Synagoge stattfand: Meine Urgroßmutter Bertha Baumann wurde 1928 auf dem jüdischen Friedhof neben dieser Synagoge in Halle beerdigt.

–> Zur Vita von Marguerite Marcus 

Bild oben: Marguerite Marcus in ihrer Praxis (© Sharon Adler/PIXELMEER, 2021)

Fußnoten:
1. Siehe: Die Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945: Die Datenbank wurde zwischen 2005 und 2012 im Rahmen eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert der Humboldt-Universität zu Berlin (bis 2009 Lehrstuhl für Zeitgeschichte) aufgebaut. Sie ist Grundlage für die Studie „Ausverkauf. Die Vernichtung jüdischer Gewerbetätigkeit in Berlin 1930-1945“ und der Ausstellung „Verraten und Verkauft. Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin“ von Dr. Christoph Kreutzmüller an der Humboldt-Universität Berlin, Institut für Geschichtswissenschaften, https://www2.hu-berlin.de/djgb/www/find?sort=unternehmen&fq=Branchen%3A%22Apotheken%22+AND+Stadtbezirk%3A%22Kreuzberg%22&page=2, zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.
2. Hans Mottek (1910-1993) war einer der bedeutendsten Wirtschaftshistoriker der DDR.
3. Die Psychoanalytiker_innen Michael Balint, geboren als Mihály Maurice Bergsmann (1896-1970) und seine zweite Frau, Enid Flora Eichholz, geborene Enid Flora Albu, (1903-1994) prägten den Bereich der „Arzt-Patient-Beziehung“ durch spezielle Gruppenarbeit, www.balintgesellschaft.de/ueber-die-dbg/arbeitsfelder/balintgruppenarbeit/, zuletzt aufgerufen am 15.2.2021.
4. Ingeborg Marcus, geborene Baumann, genannt Inge (1922-2017). Ingeborg Baumann stand bei ihrer Flucht 1939 kurz vor ihrem Abitur. Weil sie zu alt für den Kindertransport nach Großbritannien war, schickten ihre Eltern sie als Au-Pair-Mädchen dorthin. Richard und Mieze Baumann wurden im Rahmen der Fabrikaktion im Februar 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
5. Vgl. Rebecca Schwoch, Jüdische Ärzte als Krankenbehandler in Berlin zwischen 1938 und 1945, Frankfurt/M. 2018. Siehe auch http://aerzte.erez-israel.de/deutschland-1933/, zuletzt aufgerufen am 15.2.2021.
6. Jüdische Ärzte und Ärztinnen wurden durch die NS-„Rassengesetze“ ab 1933 schrittweise ausgegrenzt, entrechtet und entlassen. Siehe https://www.bundestag.de/resource/blob/585518/aa001bc743d58848b2323ccc1725c3be/WD-1-035-18-pdf-data.pdf, zuletzt aufgerufen am 15.2.2021.
7. Zur jüdisch-deutschen Schriftstellerin Else Ury (1877-1943), Verfasserin der „Nesthäkchen“-Reihe, siehe auch www.bpb.de/315661, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
8. Halacha: Hebräisch für „Weg“, „Gehen“, „Wandeln“, das Religionsgesetz, welches das gesamte gesetzliche System des Judentums, die Ge- und Verbote der mündlichen und schriftlichen Überlieferung, vor allem in Mischna und Talmud, umfasst. Siehe www.bpb.de/izpb/7705/glossar, zuletzt aufgerufen am 15.2.2021.
9. Roman Skoblo (1948-2020), Mediziner, Unternehmer, Vorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Ärzte und Psychologen Berlin, www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/ein-immenser-verlust-2/, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
10. Im Judentum sind medizinethische Fragestellungen in der Halacha geregelt.
11. Fred Rosner/Moshe Tendler, Zahnschmerzen am Schabbat: Was gesetzestreuen Ärzten und Patienten am Ruhetag erlaubt ist – und was nicht, in Jüdische Allgemeine, 30.8.2007, www.juedische-allgemeine.de/allgemein/au-backe/, zuletzt aufgerufen am 15.2.2021.
12. AMCHA Deutschland wurde 1988 als Unterstützungsorganisation für Überlebende der Shoah in Israel sowohl in der Bundesrepublik Deutschland, als auch in der DDR gegründet. Nach der Wiedervereinigung fanden beide Vereine unter dem Namen AMCHA Deutschland zusammen, http://amcha.de/, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
13. Vgl. The American Psychiatric Association (APA). Obwohl die Symptome des Posttraumatischen Stresssyndroms (PTSD) bereits über einhundert Jahre wissenschaftlich untersucht wurden, fand der Begriff erstmals 1980 Eingang in das psychiatrische Klassifikationssystem „Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“ (The Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM), www.psychiatry.org/psychiatrists/practice/dsm, zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.
14. Internationale Tagung der Medizinischen Hochschule Hannover „Psychische Spätfolgen des Holocaust”, siehe auch Jürgen Voges, Psychische Schäden alternder Überlebender des Naziterrors und ihrer Nachkommen, taz.am Wochenende vom 14. 10. 1989, https://taz.de/Wunden-die-die-Zeit-nicht-heilt/!1794841/ zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.
15. esra – die Beratungsstelle zur psychosozialen Hilfe von Holocaustüberlebenden und deren Kindern existierte von 1991 bis 2001 in Berlin, www.gert-levy.de/wp-content/uploads/Zur-Gr%C3%BCndung-von-ESRA.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.
16. Shalva – Keeping calm: Psychologische Beratung und Unterstützung in der Corona-Pandemie durch freiwillige Psycholog_innen und erfahrene Professionals z. B. Rabbiner_innen, Sozialarbeiter_innen, https://www.facebook.com/shalva.keepingcalm, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
17. Siehe Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Entschädigungsbehörde – Abteilung I, www.berlin.de/labo/entschaedigung-ns-unrecht/ansprechpartner/, zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.
18. Basierend auf einem Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) vom 18. Juni 1997 regelt das im Jahr 2002 beschlossene Gesetz zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto (ZRBG) die Anerkennung von Beitragszeiten aufgrund einer Beschäftigung, die von NS-Verfolgten in einem unter der NS-Herrschaft eingerichteten Ghetto ausgeübt wurde.
19. Child Survivors sind jüdische Kinder, die zwischen ca.1928-1945 geboren wurden. Sie waren von Geburt an von Ermordung bedroht. Der Begriff „Child Survivors“ entstand Ende der 1970er-Jahre in den USA.
20. Der 1984 u.a. von Jessica Jacoby in Westberlin gegründete lesbisch-feministische „Schabbeskreis“ setzte sich für die Präsenz und Wahrnehmung jüdischer Frauen in der neuen Frauenbewegung ein und mit Antisemitismus in feministischen Zusammenhängen auseinander. Siehe www.bpb.de/324440, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
21. https://lchaim.berlin/inge-marcus/ und www.juedische-allgemeine.de/gemeinden/grande-dame-der-gemeinde/, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
22. Jeanette Wolff, geborene Cohen (1888-1976), Shoah-Überlebende, SPD-Politikerin – und spätere Bundestagsabgeordnete, Gewerkschaftlerin, und Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt zog 1946 als eine von 30 Frauen in die erste Stadtverordnetenversammlung von Berlin ein.
23. Der International Council of Jewish Women (ICJW), gegründet 1912, vertritt als Dachorganisation jüdische Frauen und Frauenorganisationen in 34 Ländern. Der ICJW hat als NGO beratenden Status bei den Vereinten Nationen, beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) und unterhält ständige Delegationen in New York, Genf, Wien und Paris. ICJW ist auch beim Europarat, der Europäischen Frauenlobby, dem Internationalen Rat der Frauen, dem Jüdischen Weltkongress und weiteren internationalen und regionalen Organisationen vertreten. https://icjw.org/, zuletzt aufgerufen am 22.2.2021.
24. Haus Jeanette Wolff: Seniorenzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, www.jg-berlin.org/institutionen/seniorenzentrum/haus-jeanette-wolff.html, zuletzt aufgerufen am 07.3.2021.
25. Stiftung Zurückgeben: Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft, 1994 gegründet, www.stiftung-zurueckgeben.de, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
26. Zentralrat der Juden in Deutschland e.V., https://www.zentralratderjuden.de/, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
27. Limmud, hebräisch für lernen. Unter diesem Namen werden in der Tradition des gemeinschaftlichen jüdischen Studiums jährlich weltweit Festivals veranstaltet. Das erste Limmud-Festival fand 1980 in London statt, https://limmud.org/inside-limmud/history, zuletzt aufgerufen am 14.2.2021.
28. Zeit für jüdische Kultur, www.jg-wi.de/tarbut/
29. Siehe Rabbiner Jehoschua Ahrens, Warum wir an Schawuot das Buch Ruth lesen, in: Jüdische Allgemeine vom 28.5.2020, www.juedische-allgemeine.de/religion/die-erste-konvertitin/ zuletzt aufgerufen am 17.2.2021.

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