Als Björn Höcke (AfD) eines Tages zu Unrecht in Verdacht geriet, einen Demonstranten mit Corona infiziert zu haben
Von Christian Niemeyer
Manchmal, zumal aktuell passend zur Corona-Krise, träume ich schwer und denke ich wäre – die letzte noch verfügbare Toilettenpapierrolle. Oder, schlimmer und um einen Einblick zu geben in unserem gleich daneben hängenden Vorrat an leichtsinnigerweise angeforderten Rezensionsexemplaren: Ich denke im Traum, ich wäre Hans-Joachim Maaz, hätte also früher in Halle als Chefarzt gearbeitet und sei aktuell „ein gefragter Analytiker ost- wie westdeutscher Befindlichkeiten“ (Rückumschlag des Maaz-Bestellers Das gespaltene Land. Ein Psychogramm, 2020). Und hätte als solcher Sätze zu verantworten wie: „Das ‚Menschliche‘ wird in vielen Formen der Flüchtlingshilfe instrumentalisiert, wenn Tatsachen wie die abgestritten werden, dass viele Migranten keine Asylberechtigten und Schutzsuchenden sind.“ Oder: „Eine neurotische Humanität verbraucht große Mittel für zweifelhafte Ziele“, sprich: die „neurotische Symptomatik“ sei vor allem in der „vermeintlichen Humanität“ zu Hause, deutlicher: bei den Gegnern der AfD, nicht bei dieser selbst.
Aber es kann durchaus noch schlimmer kommen, etwa Ende April 2020: Mir träumte, ich sei am Rande der „Hygienedemo“ vor der Berliner Volksbühne gewesen. Und es sei Folgendes passiert: Ich hatte auf „Longhair News“ überraschend den ersten Preis bei der Ausschreibung des „Vortrags des Tages“ gewonnen und ging meinen Text noch einmal durch. Mein Ausgangspunkt war, wie mir schien, der Hammer: „Houston – wir haben ein Problem!“, rief ich laut in den seit Wochen von Kondensstreifen befreiten stahlblauen Himmel über Berlin.
„Auch wenn die fehlenden Kondensstreifen ihnen zugedachte Verschwörungstheorien um ihre Relevanz bringen!“
Einige schauten erstaunt auf, räumten offenbar ein, dass ich etwas vom Veranstaltungsthema verstand. Also machte ich weiter, selbstredend ohne Maske, denn ich wollte ja verstanden werden, zumindest doch von mir:
„Jeder kennt die Geschichte von Apollo 13, die wahrlich nichts für schwache Nerven ist. Wie aber bekomme ich diese Geschichte zusammengenäht mit jener Nietzsches und am Ende auch noch mit den Themenblöcken ‚Corona‘ und ‚AfD‘?“
Ganz hinten rechts machte ein Typ mit Sonnenbrille in meine Richtung den ‚Scheibenwischer‘. Wer war das? Er kam mir ein wenig vor wie Nikolai Nerling, der wegen rechtsextremistischer Aktivitäten aus dem Berliner Schuldienst entlassene selbsternannte „Volkslehrer“ und Holocaustleugner, der jetzt eine neben ihm stehende wachsblonde Tussi mit Springerstiefeln anstieß und in meine Richtung zeigte. Sah ich etwa aus wie ein Funkmast, der Corona-Viren überträgt und deswegen in die Luft gesprengt gehört?
Ich beschloss, einfach weiterzumachen, auch wenn ich den Eindruck gewann, dass die Rechten dominierten. Schließlich entschied ich mich, nur so zu üben, schließlich kannte ich meinen Text auswendig:
„Vielleicht so: Auch mein heutiges, am Ende alptraumhaft auslaufendes Thema ist nichts für schwache Nerven – wenngleich an seinem Beginn eigentlich eine recht frohe Botschaft steht. Denn im Vergleich zur Corona-Diagnose heutzutage, die, beispielsweise, ein 44-jähriger ohne Vorerkrankungen – leider kein Trost für mich Neu-68er – angeblich recht gut wegstecken soll (abgesehen vielleicht von Komplikationen wie Geschmacks- und Atmungsausfall, Epilepsie, Schlaganfall und dergleichen), galt eine Syphilisdiagnose um 1889 für einen damals 44-jährigen namens Friedrich Nietzsche als Schreckensbotschaft schlechthin, die man (in diesem Fall Frau resp. eine Frau wie Nietzsches Schwester) besser in den Wind schlug (die Nietzscheforschung folgte diesem Ratschlag bis heute mit erstaunlicher Bereitwilligkeit nach dem Motto: ‚Warum soll man sich die Textexegese, die schon kompliziert genug ist, unnötig erschweren?‘)…“
Die Tussi neben Nerling – wenn er es denn war, hinter der Maske konnte sich auch Ken Jebsen verbergen, vormals RBB-Moderator, nachmals Putin-Freund, Krim-Reisender, Holocaustleugner, 9/11-Spezialist mit dezidierter Meinung selbstredend auch zur qua Corona beschleunigten „Machtergreifung“ Merkels – rief laut, in meine Richtung: „Du Schatz, da ist Otto! Oder wenigstens der Sträter!“ Eine Wissende mit Ottifanten T-Shirt, die den Witz als Witz zu würdigen verstand, lachte und rief übermütig in die überschaubare, mit hin und wieder eingehaltenen Sicherheitsabstand vor sich hinstehende Menge: „Otto? Wo?“ Ich hingegen beschloss, derlei erst gar nicht zu ignorieren, ging ein paar Schritte weiter und setzte meinen Vortrag fort, indem ich, etwas weniger laut, vor mich hinsprach:
„Okay, bezogen auf den Pat. Nietzsche, der damals, 1889 nach seinem Turiner Zusammenbruch mit nachfolgendem Siechtum bis zu seinem Tod 1900, allenfalls vage darum ahnte, was die Uhr geschlagen hatte, mag derlei Verleugnung nachvollziehbar sein. Vielleicht hatte er, einschlägig interessiert, im Kopf, was in der Sache Erfahrene am liebsten zu Papier gebracht hätten, aber zu sagen sich nicht getrauten: dass ab Eintritt des tertiären Stadiums (wie im Januar 1889 zu besichtigen) dieser „Lustseuche“ die Sache schrecklich werde, vergleichbar einer ewig wiederkehrenden Reise in der Geisterbahn. Aber auch bei anderen, nicht einschlägig Belasteten, etwa bei Stefan Zweig (Jg. 1881), brauchte es einige Jahre, ehe sie, wie dieser, zu Papier brachten, welcher Horror um die Zeit des eigenen sexuellen Erwachens um 1900 in Wien wirklich abging.“
An sich hatte ich vorgehabt, an dieser Stelle ein längeres Zitat aus Zweigs Die Welt von gestern zu bringen, hatte dies allerdings nicht auswendig gelernt. Also holte ich mein Buch Nietzsches Syphilis – und die der Anderen. Eine Spurensuche (2020) raus, schlug die von mir zuvor markierte Seite 448 auf, klappte das Buch auf und zeigte sie mit bedeutungsvoller Geste herum. Einige waren, teils mit Maske, mehrheitlich ohne, stehengeblieben, dann aber weitergezogen, kopfschüttelnd. Ich redete mir selbst beruhigend zu, dass es ja nur die Generalprobe sei, nicht der richtige Vortrag, wann auch immer und wo auch immer. Die Grundstimmung kippte allmählich, einige waren schwer auf Krawall gebürstet. Gleichwohl beschloss ich, die Sache durchzuziehen, wenngleich auch etwas abzukürzen – und auf den Punkt zu kommen, und zwar wie folgt:
„Kurz: Die Syphilis geriet zum Schreckgespenst des Fin de Siècle, und dies bei einem von Bürger- wie Christentum ausgehenden beharrlich verfochtenen Tabu, es überhaupt beim Namen zu nennen. Ebenso verbot es die Konvention, vor der Eheschließung nach der Gesundheit eines jungen Mannes zu fragen. Gut achtzig Jahre zuvor hatte Papst Leo XII. unter der Setzung, Syphilis sei Gottesstrafe, den Gebrauch des Kondoms untersagt, mit dem Argument, es verhindere die Bestrafung der Sünder an dem Körperteil, mit dem sie gesündigt hatten. Analoge Ansichten griffen – um das auf Nietzsche bezügliche Stichwort ‚Pastorensohn‘ nicht zu vernachlässigen – im Luthertum Raum und fanden beispielsweise Ausdruck in der Philippika, die der Begründer der Inneren Mission und der Rettungshausbewegung, Johann Hinrich Wichern, unter dem Titel Ein Votum über das heutige Sodom und Gomorrha über beides hielt: Prostitution und Syphilis. Von da ab stand konfessionsübergreifend beides, wenn man so will: Ursache wie Folge am Pranger, galt, um ein Beispiel zu nennen, Reklame für Verhütungsmittel (bis 1927) als strafbar. Waren mit ihr doch Gegenstände beworben, die zu unzüchtigem Gebrauch bestimmt sind.“
An dieser Stelle angekommen, fiel mir ein ziemlich verliebt wirkendes Pärchen auf, er ein wenig verwahrlost, mit blonden Rastalocken und wüsten Tattoos, Typ Antifa, sein Freund gleichfalls. Beide ermunterten mich mit Blicken und Zungenlecken, fortzufahren, fanden es offenbar spannend. Also gut:
„Der Justiz oblag auch die Letztkontrolle in puncto der im deutschen Kaiserreich wie in der Donaumonarchie jederzeit zu fürchtenden (Theater-) Zensur wg. Majestätsbeleidigung, Gotteslästerung oder des ‚Schmutz- und Schund‘-Vorwurfs. Ein Beispiel für die dadurch bewirkte vorauseilende Eigenzensur ist die Uraufführung (1886) von Henrik Ibsens die Syphilisthematik deutlich ansprechenden und auch für den Fall Nietzsche aufschlussreichen Drama „Gespenster“ (1881): aus Sorge vor der Vorzensur wurde sie als Generalprobe getarnt. In der Sprache eines aktuell im Zusammenhang des Beginns der Corona-Krise viel diskutierten Falles geredet: ‚Houston [lies: Peking], wir [in Wuhan] haben ein Problem!‘ – aber niemand darf darüber reden!“
Die Rastagelockten hatten sich inzwischen verkrümelt, wohl, als ich mit „Houston“ anfing und sie darob, als fanatische NASA-Gegner, der Widerwille überkam. „Hier den roten Faden deutlicher markieren!“, murmelte ich an dieser Stelle in mein Smartphone – laut genug offenbar für einen neu Hinzutretenden mit Maske sowie zwei gleichfalls Maskierte jeweils seitlich rechts und links versetzt. Irgendetwas in mir warnte mich und sagte mir, dass der Typ kein Noname sei und es sich bei den anderen mit den eisblauen Augen um seine Bodyguards handeln könnte. Aber ich war einfach mal wieder viel zu verliebt in meinen Text, um Vorsicht walten zu lassen – und machte ungesäumt weiter:
„Damit nun sind wir ganz nahe dran an unserem Tagungsthema, den Verschwörungstheorien in Vergangenheit und Gegenwart – und müssen nur noch ergänzen: ‚Houston, lies Nietzsche aus Naumburg, hatte ein Problem!‘ – doch niemand durfte darüber reden, seiner Mutter wegen, einer Pastorenwitwe! Und musste sich deswegen, als ‚sein bester Arzt‘, selbst helfen – mit bekanntem Ausgang!“
Aus dem Block der Ärzte ohne Grenzen kam ein aufmunterndes Signal. Dass Patienten sich selbst therapieren oder gar operieren konnten, war ihnen offenbar nicht mehr als eine Ideologie der Ersten Welt, die dieser und damit den Herrschenden half, ihre Mitverantwortung für den Untergang der Dritten Welt jenseits kognitiver Dissonanzen zu bewältigen. Die Bodyguards hingegen – ich beschloss jetzt, sie für solche zu erklären – starrten bei all dem blicklos vor sich hin, auch der ein wenig versetzt davorstehende Noname zeigte keine Reaktion. Mir doch egal:
„Ist meine Botschaft damit klar? Nein? Also: Die Konstellation in puncto Syphilis zu Zeiten Nietzsches war durchaus von jener in puncto Corona heutzutage unterschieden, insofern sich niemand dieser Diagnose wegen schämen muss (es sei denn, man bekäme Corona nur in Bordellen, die aber, klugerweise, geschlossen wurden). Außerdem: Man kann heutzutage über alles reden, auch über Angela Merkel wg. ihres verunglückten Versuchs, Geschehnisse wie jene in Stanley Kubricks Eyes wide shut (inspiriert durch Arthur Schnitzler Traumnovelle) geschilderten mittels eines unpassenden Bildes zu illustrieren. Nicole Kidman hin, Tom Cruise her.“
Beim Namen Merkel, so schien mir, zuckte es verächtlich in den Mundwinkeln des Mr. Noname. Ansonsten – darüber belehrte mich das Geistesabwesende im eisblauen Blick der mutmaßlichen Bodyguards – schien mir eine Korrektur angebracht, die ich meinem Smartphone anvertraute: ‚Anstelle Eyes wide shut besser: Orgie, also ‚Öffnungsdiskussions-Orgien‘, wie Merkel die Forderungen nach Lockerung des Lockdown nannte. Und vielleicht noch deutlicher machen, dass ein ganz reaktionärer schwedischer Hygieniker von AfD-Zuschnitt Schnitzler beinahe vom Thema Syphilis abgebracht hätte, nachlesbar iin meinem vorgenannten Buch von 2020, diesmal S. 59 ff. betreffend. Erneut schien mir, dass Mr. Noname, der auch dieses Diktat mitbekommen zu haben schien, beim Namen Merkel nervös zu zucken begann. Gab es da nicht einen Verrückten bei der AfD, der die Kanzlerin vor Jahren am liebsten in der Zwangsjacke aus dem Kanzleramt geführt hätte? Als hätte Mr. Noname einen sechsten Sinn für Gefahr im Verzug, kam es an dieser Stelle unvermittelt, laut und klar:
„Und das war’s jetzt, Meister?“
Die Stimme – verdammt, das war doch dieser Typ aus Thüringen? Den der Oliver Welke in der Heute Show immer so auf die Hörner nahm…. Mensch, ich komm‘ nicht drauf, dieser Björn soundso… na, egal: Ich beschloss den Totstellreflex – und redete, als sei nichts geschehen, weiter vor mich hin:
„Und damit, mit der offenen Rede – die auch Margot Käßmanns Recht inkludiert, in der Bild am Sonntag das Corona-Virus nicht für eine Gottesstrafe zu erklären, – und der nur durch sie zu forcierenden ergebnisoffenen wissenschaftlichen Forschung ist, zusammen mit dem Wegfall christlich gebundener Prüderie und Verleugnung, der entscheidende Unterschied gesetzt zur Zeit Nietzsches. Damals nämlich hätten zahllose Infektionen mit dem Syphiliserreger durch (sexuelle) Aufklärung und eine (ihr gegenüber) offene Gesellschaft vermieden werden können, auch in der nachwachsenden Generation wohlgemerkt, denn: Syphilis war eine der wichtigsten Ursachen für Früh- und Todgeburten sowie frühen Kindstod…“
Wieder unterbrach Mr. Noname, hielt den Zusatz für angebracht:
„Hiermit, mein Lieber, hängt natürlich auch die Frage zusammen, warum die Umfragewerte der AfD wieder nach oben weisen.“
„Hey, wer sind Sie? Nehmen Sie Ihre Maske ab! Und was soll das, sich hier einfach in meinen Monolog einzumischen?“
Die beiden Eisblauen rückten an dieser Stelle einen Schritt nach vorn. Erst gar nicht ignorieren:
„Meine Maske abnehmen? Du bist wohl nicht bei Trost, Du Trottel mit der Pudelmütze. Schließlich war es doch Dein Idol, Nietzsche, das gesagt hat: ‚Jeder tiefe Geist braucht eine Maske!‘“
Du? Trottel? – das konnte ich unmöglich so stehen lassen. Hier galt das Alte Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und, die Eisblauen aus dem Augenwinkel beobachtend, setzte ich nach:
„Du hat etwas Goldrichtiges gesagt: ‚Jede tiefe Geist braucht eine Maske‘ – aber doch nicht so ein Flachkopf wie Du!“
Die beiden Eisblauen wurden durch eine Handbewegung von Mr. Noname in Schach gehalten. Noname? Das war doch dieser Björn Höcke von der AfD persönlich, verdammt! Von dem es jetzt mit giftigem Spott kam:
„Und wenn Du so intelligent sein willst, dann sage mir doch bitte: Woher kommt das Corona-Virus?“
„Das weiß doch jedes Kind, Höcke: Aus China!“
„Also aus dem Ausland. Und durch wen ist es verbreitet worden!“
„Willst Du mich veräppeln, Höcke? Durch Geschäftsreisende…“
„Also aus dem Ausland! Und was schützt gegen das Corona-Virus?“
„Die Schließung der Grenzen, Höcke!“
„Also das Inland oder das Projekt ‚Festung Europa‘, wie wir zu sagen pflegen!“
„Diese Vokabel zeigt endgültig, wes Geistes Kind Du bist, Höcke! Ich muss schon sagen: Deine Maske ist sehr kleidsam, auch wenn sie, Stichwort ‚tiefer Geist‘, nicht wirklich zu Dir passt, abgesehen davon, dass sie Deine Hässlichkeit kaschieren hilft, abzüglich Deiner abstehenden Ohren…!“
Die beiden Eisblauen zerrten jetzt ordentlich an ihren Ketten, aber Höcke hielt sie letztmals mit einer Geste zurück. Und setzte sein Examen fort:
„Zur Sache! Wer bleibt im Verlauf der Corona-Krise auf der Strecke?“
„Der Schwache, Höcke!“
„Nein, mein Lieber: Das deutsche Volk! Wer aber wird am Ende von dessen Niedergang profitieren?“
„Die AfD?? Moment mal, das bedeutete ja nach dem Prinzip cui bono, dass Corona von euch…“
In diesem Moment nahm der Typ mit der Maske dieselbe ab, des Gleichen die beiden Eisblauen, und alle drei husteten mich im Gleichklang an. Dazu Höcke, mit diabolischem Grinsen:
„Houston!, sagtest Du zu Anfang Deines Vortrages? Entschuldigung, mein Lieber: Hier, in der alten Reichshauptstadt, wird deutsch gesprochen! Richtig muss es also heißen: ‚Husten‘ – und speziell für Dich jetzt: ‚Husten – ich habe ein Problem!“
Und alle drei, die zwei Eisblauen und ihr Chef, brachen in schallendes Gelächter aus, während mir die Sinne schwanden.
Schweißgebadet wachte ich auf, hatte also wieder mal, wie einleitend angedeutet, nur geträumt. Und sagte mir, ein wenig erschrocken ob der Sicherheit, mit der ich im Traum auf Höcke geschlossen hatte: Hoffen wir alle auf die heilsame Wirkung des Corona-Schocks, die uns zum glücklichen Finale hin mit endlosen Vorräten von Toilettenrollen beglücken wird und mit dem Ende von Streit und Missgunst zu Gunsten einer Welt à la Sozialpädagogik Paul Natorpschen Formats („Der Mensch wird zum Menschen allein im Rahmen menschlicher Gemeinschaft mit Bildung und Klopapier für alle!“), einer neuen harmonischen Weltordnung ohne jeden Zank und Streit. Also eine Welt mit Hans-Joachim Maaz als Chefarzt in Halle (und nichts außerdem!). Eine Welt ohne Donald Trump, Dagobert Duck sowie den russischen, belarussischen, brasilianischen, ungarischen, polnischen, syrischen und türkischen Präsidenten! Und eine Welt ohne „Flügel“, was jetzt nicht gegen Red Bull Leipzig geht!
Und damit vielleicht ja auch: eine Welt ohne AfD!
Ups? War das nur so dahingesagt – oder eine Vorwegnahme des Themas der folgenden Glosse? In welcher ich mich erneut mit Björn Höcke beschäftigen werde, diesmal aber etwas solider. Heißt: Nicht mittels haltloser Anschuldigungen! Sondern mittels eines Versuchs, ihn nach allen Regeln der Kunst auf die Couch zu legen und zum Besseren zu führen!
Lassen Sie sich überraschen!
Prof. Dr. Christian Niemeyer, Erziehungswissenschaftler und Psychologe, Jg. 1952, geb. in Hameln, Prof. (i.R.; seit 2017) f. Sozialpädagogik an der TU Dresden (ab 1992), davor FU Berlin (1988-92), geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift für Sozialpädagogik (seit 2002), Nietzscheforscher, zahlreiche Bücher, für August 2021 ist angekündigt: Schwarzbuch Neue / Alte Rechte. Glossen, Essays, Lexikon (= Bildung nach Auschwitz, Bd. 1), mit Online-Material. 796 S., 39,95 Euro, Weinheim Basel. Der im Vorhergehenden abgedruckte Text findet sich dort, leicht verändert und unter dem Titel „Husten – Sie haben jetzt ein Problem!!“ Oder: Wie die AfD die Corona-Krise auszunutzen versteht, als Glosse Nr. 16, S. 706-711.
Foto: Björn Höcke bei Wahlkampfkundgebung in Neubrandenburg, 12.8.2016, (c) redoc – research & documentation