85 jährige Jüdin in Pariser Sozialbau erstochen und verbrannt

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Mireille Knoll

Ein islamistisch aufgehetzter Franko-Maghrebiner ersticht und verbrennt seine Nachbarin, eine 85 jährige Holocaust-Überlebende, mit der er ursprünglich befreundet war. In der Wohnsiedlung des Attentäters von Trèbes erschallen für ihn Hochrufe. Der dschihadistische Terror nährt sich aus einem Sympathie-Potential bei Teilen der muslimischen Jugend und Islam-Konvertiten…    

Von Danny Leder, Paris

Vordergründig hängen die beiden Ereignisse nicht zusammen: am Freitag wurde eine 85 jährige Jüdin, Mireille Knoll, in ihrer Wohnung in einem Pariser Sozialbau erstochen und teilweise verbrannt. Am selben Tag verübte ein Anhänger des „Islamischen Staats“ in Südfrankreich, in der Ortschaft Trèbes, ein Gemetzel, bei dem vier Personen starben.

Mireille Knoll kannte ihren Mörder, einen 35 jährigen Franko-Maghebiner, seit Kindheitstagen. Sie hatte ihn sogar betreut, die Familien waren befreundet. Zuletzt hatte er aber der alten Dame gedroht, sie zu „verbrennen“, was sie der Polizei meldete. 

Nachdem die Feuerwehr am Freitag in der brennenden Wohnung den Leichnam mit elf Stichwunden geborgen hatte, konnte der Täter und ein mutmaßlicher Komplize schnell ausgeforscht werden. Gegen beide wurde ein Anklageverfahren wegen Mordes mit „anti-semitischen Beweggründen“ eingeleitet. Bisher ist über den Täter bekannt, dass er mehrfach straffällig geworden war und als verhaltensauffällig galt.

Wie beim Mord an Sarah Halimi

Das erinnert an die Ermordung einer anderen alleinstehenden Jüdin in einem Sozialbau im selben Pariser Bezirk: die 65 jährige Sarah Halimi war im April 2017 in ihrer Wohnung von einem Nachbarn zu Tode geprügelt und aus dem Fenster geworfen worden. Der Täter, ein 27 jähriger Sohn einer muslimischen Familie aus Mali, verkehrte in einer Moschee, die als Treffpunkt radikaler Islamisten gilt. Während seiner Tat rief er, laut Nachbarn, religiöse Parolen.

Nachdem er eine unstete Persönlichkeit aufwies, vor der Tat Haschisch geraucht hatte und bei seiner Festnahme tobte, wurde er zuerst als „unzurechnungsfähig“ eingestuft. Anfänglich negierte die Justiz sogar anti-jüdische Beweggründe. Schließlich wurde doch ein Anklageverfahren wegen eines anti-jüdischen Hassverbrechens eingeleitet. „Wir“ erklärte Präsident Emmanuel Macron mit Blickrichtung auf Justiz und Medien, „haben Monate gebraucht, um diese schlichte Wahrheit zu benennen.“ 

Seit 2003 wurden zwölf Menschen in Frankreich bei anti-jüdischen Gewalttaten umgebracht. Einige der Täter galten zwar als wirre Einzelgänger, aber alle verkehrten in einem von Judenhass durchtränkten, islamistisch aufgeladenen Milieu.

Todesdrohungen gegen Journalisten

Das gilt auch für den Attentäter von Trèbes: der 25 jährige Franko-Marokkaner Radouane Lakdim, der sich in einer Grauzone zwischen Kriminalität und radikalem Islamismus bewegte, tötete in Eigenregie. In der Moschee in der nahen Kleinstadt Carcassonne herrscht Verzweiflung über dieses Verbrechen. Aber seine festgenommene 19jährige Lebensgefährtin, die zum Islam konvertiert war, gab zu Protokoll, sie „bedauere“, dass er „nicht mehr Leute getötet“ habe, die Tat sei eine legitime Vergeltung für die Angriffe gegen den „Islamischen Staat“.   

Und das dürfte absolut keine Einzelmeinung sein. Journalisten, die sich in die Sozialbau-Siedlung in Carcassonne wagten, in der Radouane wohnte, wurden von jungen Männern bedroht und mit Steinen beworfen. Todesdrohungen wurden ausgestoßen, vereinzelt gab es sogar Hochrufe für den Attentäter.

Hingegen nahmen ältere muslimische Bewohnerinnen einen Reporter der Zeitung „Le Parisien“ quasi unter ihren Schutz und vertrauten ihm ihre Ohnmacht an: „Diese Taten sind unverzeihlich. Das war wieder einer, der Hirnwäsche bekam. Vielleicht im Internet, wo sie diesen Islam des Hasses lehren. Wir verstehen sie (die Jugendlichen) nicht mehr, und sie hören nicht mehr auf uns. Unsere Männer haben schon lange ihre Familien im Stich gelassen. Und wir stehen entfesselten jungen Männern gegenüber“.   

1 Kommentar

  1. Ich lese gerade „Der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen. Warum wir eine selbstbewußte Islamkritik brauchen“ von Samuel Schirmbeck. Das Buch sollte Pflichtlektüre sein für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen und für alle, die meinen, das seien Einzelfälle und der Islam hätte „damit nichts zu tun“.

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