Frankreich, die Linke und der Nahostkonflikt

Mehr als zwei Wochen vor der letzten israelischen Operation in Gaza veröffentlichte Jacques Attali, Essayist und ehemaliger Sonderberater von Frankreichs Präsident Mitterrand, diesen Beitrag, in dem er sehr treffend daran erinnert, dass die französische Linke sich zwar weder mit der Siedlungspolitik der israelischen Rechten noch mit dem islamischen Fanatismus allzu vieler Palästinenser identifizieren kann, dass sie aber auch nicht den Gebrauch der Worte „Völkermord“ oder „Apartheid“ akzeptieren kann. Sie kann auch nicht akzeptieren, dass das Recht der Israelis, ihren Staat, ihre Demokratie und ihre Werte, die auch die unseren sind, zu verteidigen, in Frage gestellt wird.

Mehr …

Marcel Proust und das Judentum

Kann man heute den siebenteiligen Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust (1871-1922) noch lesen? Für viele potentielle Leser ist das schwierig, weil die Zeit verstrichen ist und sich die kulturellen Bedingungen geändert haben. Proust, dieser so gern zitierte Schriftsteller, ist in Wirklichkeit weitgehend unbekannt, weil er von einem immer eiligeren Publikum – das über unzählige historische und künstlerische Anspielungen und die Komplexität mancher Analysen stolpert – kaum gelesen wird.

Mehr …

Rückblick auf Wahl in Frankreich: Muslime und Juden, Melenchon und Macron

Emmanuel Macron verdankt seinen klaren Sieg in der Stichwahl gegen Marine Le Pen auch dem massiven Zustrom von muslimischen Wählern. Im ersten Wahlgang hatten die meisten Muslime für den Linkstribun Jean-Luc Melenchon gestimmt. Dieser verlor kein Wort über die Gefahr des radikalen Islamismus und erging sich in hirnrissigen Verschwörungstheorien bezüglich der dschihadistischen Anschläge. Den rechtsradikalen Kandidaten Eric Zemmour ortete er als Träger „vieler Traditionen des Judentums“ – obwohl alle jüdischen Gemeindesprecher Zemmour schärfstens verurteilt hatten.   

Mehr …

Der Ursprung der Gewalt

Auf einer Klassenreise durch Deutschland entdeckt der Pariser Lehrer Nathan Fabre im Konzentrationslager Buchenwald ein Foto, das ihn nicht mehr loslässt. Das Bild zeigt einen Häftling, der seinem Vater verblüffend ähnlich sieht. Das Foto ist der Startpunkt einer Suche nach dem Geheimnis der Familie, nach der eigenen Identität und den Grenzen des Erinnerns. Fabrice Humberts Roman war in Frankreich ein großer Erfolg und liegt nun auch auf Deutsch vor.

Mehr …

Der grauenhafte Tod von Jeremy Cohen könnte Frankreichs Präsidentenwahl mitentscheiden

Ein junger, leicht behinderter Jude wird von 15 Männern in einem Pariser Vorort schwerstens misshandelt, flüchtet und wird von einer Straßenbahn überfahren. Sein Tod könnte den ersten Durchgang der französischen Präsidentenwahl am kommenden Sonntag mitentscheiden. In Umfragen rückt Marine Le Pen dem Amtsinhaber Emmanuel Macron immer näher.

Mehr …

Der Irrlauf des „jüdischen Antisemiten“ Eric Zemmour

Monatelang drehte sich Frankreichs Politdebatte fast nur um Eric Zemmour. Der Quereinsteiger des Präsidentschafts-Wahlkampfs übertraf bei Umfragen Marine Le Pen, politisch überholte er sie weit rechts. Obwohl er, aus Familien-Tradition, eine Synagoge besucht, nannte ihn Frankreichs Oberrabbiner einen „Antisemiten“. Gerade diesbezüglich dürfte er den Bogen überspannt haben, sein Stern könnte abklingen.

Mehr …

„Wir sind alle tätowiert“

Anne-Lise Stern, 1921 in Berlin geboren und in Mannheim aufgewachsen, war 1933 als Jüdin mit ihren sozialistisch engagierten Eltern Heinrich und Käthe nach Frankreich geflohen. Im Exil studierte sie ab 1939 Psychologie, wurde 1944 verschleppt und überlebte ein Jahr Konzentrationslagerhaft in Auschwitz, Bergen-Belsen und Theresienstadt. Nach ihrer Befreiung blieb sie in Frankreich…

Mehr …