Neuinterpretation – Uminterpretation – Missinterpretation

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Eine Rezension zur Diskussion um die Selektion von Entebbe…

Von Susanne Benöhr-Laqueur/ Yael Pulë

Vor über vierzig Jahren, am 4.7.1976, befreite ein Sonderkommando der israelischen Armee im Flughafengebäude von Entebbe 102 Geiseln aus der Gewalt ihrer Entführer.[i] Bei den Geiseln handelte es sich um die Passagiere und die Crew eines Air France Flugzeuges, das eine Woche zuvor entführt wurde.[ii] Fünf der sieben Terroristen waren Angehörige der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ („PFLP“).[iii] Hinzu kamen die beiden Deutschen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, als Mitglieder der „Revolutionären Zellen“.[iv] Alle Entführer wurden bei der Befreiungsaktion durch die israelischen Soldaten erschossen.[v] Desgleichen drei Geiseln und der Kommandeur der Spezialeinheit, Jonathan Netanjahu.[vi] Ferner kann es als gesichert gelten, dass die Geisel Dora Bloch, die sich während der Befreiungsaktion im Krankenhaus von Kampala befand, ermordet wurde.[vii]

Primäres Ziel der Hijaker war es, Gesinnungsgenossen, die in Frankreich, Israel, Deutschland und der Schweiz Haftstrafen verbüßten, freizupressen.[viii] Im Verlauf der Entführung, hatte die Terroristen zwischen dem 27.6.1976 und dem 30.6.1976 sukzessive 48 Geiseln freigelassen[ix], um schließlich am 1.7.1976 im Flughafengebäude von Entebbe eine letzte Trennung vorzunehmen.[x] Es durften 100 Passagiere ausfliegen, während die restlichen Passagiere in Entebbe verbleiben mussten.[xi]

In diesem Zusammenhang sprachen einige Geiseln davon, dass eine Aufteilung zwischen “jüdischen” und “nichtjüdischen” bzw. zwischen “israelischen” und “nicht israelischen” Passagieren erfolgte.[xii] Dabei soll die Namensliste von Wilfried Böse mit einem deutlich erkennbaren deutschen Akzent vorgelesen worden sein.[xiii]

Das Vorgehen erinnerte an eine Selektion. Angesichts dessen entschloss sich die Mitglieder der französische Flugzeugcrew bei den israelischen bzw. jüdischen Passagieren zu bleiben.[xiv]

Der Umstand, dass 31 Jahre nach dem Holocaust erneut eine Selektion stattfand und dies ausgerechnet durch einen Deutschen, sorgte bei diversen Mitgliedern und Sympathisanten der “Revolutionären Zellen” für Unverständnis und Ablehnung. Insbesondere für den späteren Außenminister Joschka Fischer, war Entebbe ein “Damaskuserlebnis” und beendete seine Vita als durchaus gewaltbereiter “Streetfighter”.[xv]

Während Entebbe – vor allen Dingen in Israel – ein fester Bestandteil der Erinnerungskultur ist, scheint die deutsche Öffentlichkeit das Ereignis fast völlig vergessen zu haben, sieht man einmal ab von der Bewunderung für das gelungene israelische Militärunternehmen.

Der Eindruck täuscht.

Im Jahre 2013 publizierten die Historiker Freia Anders und Alexander Sedlmaier im renommierten Jahrbuch für Antisemitismusforschung den Artikel „`Unternehmen Entebbe` 1976. Quellenkritische Perspektiven auf eine Flugzeugentführung“.[xvi] Im Rahmen zweier Lehrveranstaltungen an der Frankfurter Goethe Universität im Sommersemester 2015 und Wintersemester 2015/16 entwickelten Geschichtsstudenten unter Leitung von Torben Giese und Markus Häfner ein Ausstellungskonzept über die “Selektion von Entebbe”.[xvii] Die Ausstellung „Die Selektion von Entebbe?“ war im Herbst 2016 in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt/Main zu sehen.[xviii] Begleitet wurde sie durch Workshops und ein umfangreiches Rahmenprogramm. Zur Eröffnungsvernissage war Freia Anders als Gesprächs- und Diskussionspartnerin eingeladen worden.[xix] Die Ausstellung wurde in diversen Printmedien und Onlineforen analysiert.[xx] Für hagalil verfasste Susanne Bressan im November 2016 eine umfangreiche Kritik.[xxi]

Nur ein halbes Jahr vorher – im Mai 2016 – erschien das Buch von Markus Mohr “Legenden um Entebbe”. Martin Jander hat im Januar 2017 eine sehr umfangreiche Rezension für hagalil geschrieben.[xxii]

Angesichts der Artikel von Martin Jander und Susanne Bressan beschränkt sich der vorliegende Beitrag darauf, den Aspekt der Selektion in Beiträgen von Anders/ Sedlmaier/ Mohr zu untersuchen.

“…weiteres Schmuckstück in meiner Intellektuellenvita…”
Markus Mohr, S. 13

An dem Werk, das fast 400 Seiten umfasst, haben fünf Autoren mitgewirkt.[xxiii] Neben Markus Mohr, der immerhin sieben Kapitel verfasst hat, sind dies besagte Freia Anders, Alexander Sedlmaier, Moshe Zuckermann, Gerhard Hanloser und Vanessa Höse. Von den genannten Autoren ist fraglos Moshe Zuckermann der Profilierteste. Vanessa Höse, Freia Anders und Alexander Sedlmaier forschen bzw. lehren an deutschen und britischen Universitäten. Gerhard Hanloser hat diverse Bücher verfasst und vertreibt sich eigenen Angaben zufolge die Zeit mit “Privatstudien u.a. zum Antisemitismus”. Demgegenüber ist die wissenschaftliche Vita von Markus Mohr eine Black Box, da der Autor entgegen der allgemeinen wissenschaftlichen Gepflogenheit, nicht sein bisheriges Werk im Klappentext skizziert, sondern statt dessen damit kokettiert, dass er drei Monate bevor Adolf Eichmann in Ramla gehenkt wurde, auf die Welt gekommen sei und das Lied “Hevenu shalom alejim” bis zum heutigen Tage nicht verlernt habe.[xxiv]

Als ähnlich exzentrisch erweist sich die formale Gestaltung des Buches. Jedes Kapitel wurde um Abbildungen von Zeitungsausschnitten, historischen Fotografien, Kinoplakaten, Buchcovern, Impressumsangaben und diversen roten Sternen der „Revolutionären Zellen“ ergänzt. Unwillkürlich fühlt man sich an die bundesdeutsche universitäre Atmosphäre der 70´er und 80´er Jahre erinnert, in der Vorlesungen von der „MG“[xxv] gesprengt wurden und die Flugblätter einschlägiger Gruppen auf den Tischen in der Uni-Mensa lagen. Folglich findet sich im Zuge der „Aufklärung der Massen“ in dem vorliegenden Werk keine fremdsprachige Fußnote, die nicht akkurat in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Das Literaturverzeichnis lässt sogar manchen Doktoranden erblassen und schlussendlich wurden fast 400 Seiten an Quellenmaterial im Internet hinterlegt.[xxvi]

Kein Zweifel, Markus Mohr und seine Mitstreiter haben sich auf eine Zeitreise begeben und widmen sich der Thematik mit einem beachtlichen Eifer.

(Er-)Findung einer Forschungslücke?!

Bereits im Vorwort erklärt Mohr fulminant, dass er die zur „Tatsache erhobene Behauptung“[xxvii], es sei auf dem Flughafen von Entebbe zu einer Selektion zwischen Juden und Nichtjuden gekommen, für „Unfug“[xxviii] hält. In diesem Zusammenhang gebe der „überarbeitete“[xxix] Artikel von Freia Anders und Alexander Sedlmaier den aktuellen Stand der Forschung wieder. Demzufolge habe eine Selektion lediglich nach Staatsangehörigkeiten stattgefunden.[xxx] Im Übrigen sei der Forschungsstand zu dieser Thematik in der Bundesrepublik de facto „inexistent“.[xxxi]

Diese Einschätzung ist falsch.

Diverse Wissenschaftler haben sich über Jahrzehnte mit der Thematik beschäftigt. So hat erst im Jahre 2013 Markus Eikel im Vierteljahresheft für Zeitgeschichte seine Abhandlung „Keine Atempause“[xxxii] und ein Jahr zuvor Shelley Harten ihre Dissertation „Reenactment eines Traumas. Die Entebbe Flugzeugentführung 1976. Deutsche Terroristen in der israelischen Presse“ vorgelegt.[xxxiii] Darüber hinaus sind die Standardwerke von William Stevenson[xxxiv], Ben-Porat[xxxv] und Tony Williamson[xxxvi] jederzeit problemlos zugänglich.

Aha-Erlebnis” aufgrund Geschichtsklitterung?!

Während Freia Anders und Alexander Sedlmaier in ihrer Untersuchung zumindest andeutungsweise festhalten, dass Quellenlage und -befund uneindeutig bleiben und es vielleicht durchaus möglich sei, dass einzelne Geiseln ohne israelischen Pass mit den Israelis bis zur Befreiung festgehalten – andere aber freigelassen wurden[xxxvii], sind Markus Mohr diese Zweifel fremd.[xxxviii] Bei der Selektion handelte es sich nicht um einen antisemitischen, sonderlich allenfalls um einen antizionistischen Akt, der angesichts der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern, der Liquidierung des „unbewaffneten PFLP-Intellektuellen Basil Al Kubaisi“[xxxix] durch den Mossad im Jahre 1973 und der Inhaftierung zweier Linksaktivisten in Israel erklärlich sei.[xl]

Gemäß Mohr, kam das „Selektionsnarrativ[xli] wiederum diversen Akteure und Sympathisanten der Revolutionären Zellen, wie etwa Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit als „Aha-Erlebnis“ sehr gelegen.[xlii] Publikumswirksam hätte zumindest Joschka Fischer sodann seinen Gewaltverzicht und den damit verbundenen Aufstieg in das politische Establishment glaubhaft erklären können.[xliii] „Entebbe“ habe zudem weder der Karriere von Henryk Broder[xliv] noch den Ausstiegsbemühungen des Terroristen Hans Joachim Klein[xlv] nachhaltig geschadet.

Anders ausgedrückt: Den „Revolutionären Zellen“ und Wildfried Böse könne kein antisemitisches Gedankengut unterstellt werden.[xlvi] Der Beweis hierfür biete die Selektion von Entebbe, die gar keine gewesen sei. Sehr viele Geiseln mit jüdisch klingendem Namen seien nämlich freigelassen worden.[xlvii] Dergleichen wäre nicht erfolgt, wenn Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann überzeugte Antisemiten gewesen wären. Vielmehr habe Wilfried Böse gemäß einer Zeugenaussage als die Befreiungsaktion der israelischen Armee begann sogar gestammelt „das habe ich nicht gewollt“.[xlviii]

Der Zeugenbeweis

Die Behauptung der drei Autoren steht und fällt mit der Aussage, es habe auf dem Flughafengelände in Entebbe einerseits lediglich eine Aufteilung nach Staatsangehörigkeiten gegeben, während andererseits sehr viele Geiseln mit einem jüdischen klingenden Nachnamen freigelassen wurden. Diese These bedarf – um ihren Wahrheitsgehalt zu belegen – des Beweises. In diesem Zusammenhang kann man verschiedene Beweismittel heranziehen. Zu nennen wäre z.B. die Beweisführung durch ein Schriftstück oder einen Zeugen. Markus Mohr und seine Mitstreiter bedienen sich vornehmlich des Zeugenbeweises. Bei den Zeugen handelt es sich durchweg um ehemalige Geiseln. Die Aussagen sind zum Teil ca. 40 Jahre alt und an diversen Stellen, wie etwa in der Presse oder im Rundfunk bzw. Fernsehen publiziert worden. Es handelt sich also um Berichte „Vom-Hören-Sagen“, denn eine erneute Befragung durch die Autoren hat – soweit ersichtlich – nicht stattgefunden. Das bedeutet: Was auch immer während des Fluges der Air France Maschine nach Entebbe und danach im Flughafengebäude stattfand, ist der Weltöffentlichkeit durch (traumatisierte) Geiseln und Crewmitglieder vermittelt worden. Von den insgesamt ca. 238 Geiseln und 12 Crewmitgliedern ist ein Großteil inzwischen zwar namentlich bekannt, jedoch haben sich nur wenige öffentlich geäußert.[xlix] Die anderen Entführten zogen es vor, sich in ihr Privatleben zurückzuziehen. Analysiert und vergleicht man die Aussagen, dann fällt auf, dass sie sich zum Teil extrem widersprechen. Für diverse Geiseln gab es eine Selektion – für andere nicht.[l] Dieser Umstand ist nicht neu. In Extremsituationen, wie einem Geiseldrama, ordnet das Gehirn aus Gründen des Selbstschutzes das Geschehene „neu“ oder „anders“. Dies basiert nicht auf bösem Willen.

Angesichts dieser Unwägbarkeiten, empfiehlt sich die konkrete Befreiungssituation rekapitulieren zu lassen. Die Frage lautet: Welche Personengruppen fanden die israelische Spezialeinheit im Flughafengebäude vor? Folgt man der These des Autorentrios, dann dürften es nur die französische Crew und Israelis bzw. Israelis mit doppelter Staatsangehörigkeit gewesen sein.

Georg und Renee Karfunkel

Indes befanden sich unter den befreiten Geiseln Israelis, Franzosen und: Amerikaner.[li] Bei letzteren handelte es sich um das junge, jüdisch-orthodoxe Ehepaar Karfunkel.[lii] Das Ehepaar besaß ausschließlich die amerikanische Staatsangehörigkeit. Georg Karfunkel war zwar in Ungarn geboren worden, hatte das Land aber in den 1950er Jahren bereits verlassen.[liii] Warum wurde ausgerechnet das erkennbar jüdisch-orthodoxe Ehepaar festgehalten?[liv] Diese interessante Frage stellten sich im Übrigen auch die Amerikaner, nachdem die letzten elf amerikanischen Staatsangehörigen am 1.7.1976 freigelassen und nach Paris ausgeflogen wurden.[lv] Die Diplomaten kamen nach einer Befragung ihrer Landsleute zu der Überzeugung, dass die Karfunkels sich derart jüdisch-orthodox verhalten hätten, dass für die Entführer die Staatsangehörigkeit überhaupt keine Rolle mehr gespielt habe.[lvi] So hätten z.B. die Karfunkels bei den Israelis gesessen und mit ihnen koscheres Essen zubereitet. Fakt ist: Die Entführer wussten zwar aufgrund der Reisepässe und anderer Unterlagen, dass die Karfunkels amerikanische Staatsangehörige waren, dies spielte aber bei der Selektion keine Rolle. Karfunkels waren Juden und mussten deshalb bleiben.

Warum wurde der Fall Karfunkel von Mohr, seinen Mitstreitern und den Ausstellungskuratoren in Frankfurt nicht erwähnt? Die Karfunkels haben in den Vereinigten Staaten die Fluggesellschaften Air France und Singapore Airlines derart medienwirksam wegen der unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen verklagt,[lvii] dass selbst die FAZ darüber im Jahre 1976 kurz berichtete.[lviii] Ferner hat WIKILEAKS ausgewählte Dokumente bereits im Jahre 2013 im Internet veröffentlicht.[lix] Diese betreffen u.a. den Umgang der amerikanischen Botschaft in Israel mit dem Ehepaar Karfunkel.[lx] Karfunkels hatten sich nach ihrer Ankunft in Tel Aviv nämlich massiv darüber beschwert, dass kein amerikanischer Diplomat sie in Empfang genommen habe.[lxi] Außerdem hatten nicht nur die Karfunkels Klage eingereicht, sondern auch Murray Schwartz.[lxii] Murray Schwartz war Filmproduzent und konnte am 1.7.1976 nach Paris ausfliegen. Interessanterweise erscheint sein Name sowohl im Buch von Mohr[lxiii] als auch in der Frankfurter Ausstellung über die “Selektion von Entebbe”.[lxiv] Angesichts dessen, ist es nicht erklärlich, dass fünf promovierte Wissenschaftler[lxv] und acht Geschichtsstudenten nicht auf den Fall des Ehepaares Karfunkel gestoßen sein wollen, denn im diplomatischen Exposé über Murray Schwartz[lxvi] und die anderen freigelassenen Geiseln findet sich der Hinweis auf das vermisste Ehepaar.[lxvii] Mehr noch: Zudem haben im Januar 2016 und im April 2016 The National Archives und das State Departement die Liste der ausgeflogenen Passagiere des 1.7.1976 im Internet publiziert.[lxviii] Dort wird ausdrücklich Bezug genommen auf das Ehepaar Karfunkel.[lxix] Weder Anders/ Sedlmaier/ Mohr noch die Kuratoren der Ausstellung haben diese aktuellen Quellen benannt und analysiert.[lxx]

Vielmehr interpretieren Anders/ Sedlmaier nach wie vor das Geschehen wie folgt,

(es) scheinen keine eindeutigen Quellenbelege dafür vorzuliegen, dass sich unter den verbliebenen Geiseln Menschen ohne israelischen Pass befanden, es sei denn, sie hatten auf die ihnen angebotene Freilassung verzichtet.“[lxxi]

Und Mohr folgert sogar:

Von den Luftpiraten ist weder eine Selektion von Juden zu Nicht-Juden intendiert, noch durchgeführt worden.“[lxxii]

Dem kann nur entgegnet werden: Natürlich wurde eine Selektion durchgeführt und dafür gibt es seit Jahren diverse – leicht zugängliche – Hinweisquellen. Sie sind nicht geheim. Man muss sie nur zu nutzen wissen. So verrät z.B. ein Blick in den Tatbestand des Urteils des U.S. District Court for the Southern District of New York in der Sache „Karfunkel gegen Air France“,[lxxiii] dass die Karfunkels Schmerzensgeld in Höhe von 5 Millionen Dollar geltend gemacht haben. Diese Forderung wäre völlig unbegründet, wenn sich im Laufe des Prozesses herausgestellt hätte, dass Karfunkels freiwillig geblieben wären. Hinzu kommt, dass sich auch Ilan Hartuv – den Mohr extensiv zitiert – in der Haaretz eindeutig geäußert hat:

Hartuv recalls that the Israelis were joined by two couples from Belgium and the United States, and two teens from Brazil, who had completed a year of studies in a Jerusalem yeshiva: „They were transferred to the Israeli group because when we landed in Entebbe, before dawn, they had put on tefillin and recited morning prayers. We approached the Peruvian and asked that they be transferred to the foreign group because they were not Israelis. The Peruvian agreed and transferred the two Brazilians. Later they were freed with the rest of the non-Israeli hostages. He apologized for not being able to free the other two couples because the German woman wouldn’t allow it.“[lxxiv]

Am Beispiel des Ehepaares Karfunkel offenbart sich die unredlich Argumentation von Mohr, Anders und Sedlmaier. Zuerst wird die Existenz des Ehepaares zumindest grob fahrlässig verschwiegen. Sodann wird kurzerhand behauptet, die Quellen lieferten keine Erkenntnisse, um schließlich zu folgern, die jüdischen Geiseln ohne israelische Staatsangehörigkeit seien, wie die französische Crew, sicherlich freiwillig geblieben. Sie hätten also ihr Schicksal mit demjenigen der Israelis verknüpft, getreu dem Motto: Mitgefangen – mitgehangen. In der Tat gab es einen solchen Fall. Eine französische Nonne hatte sich als Austauschgeisel für Juden bzw. Israelis zur Verfügung gestellt. Sie wurde von den ugandischen Soldaten jedoch am 1.7.1976 mit Gewalt zum Rückflug nach Paris gezwungen.[lxxv] Folgerichtig analysieren weder Mohr noch Anders/ Sedlmaier diesen Fall, denn er würde nur unpassende Fragen aufwerfen.

Die These, dass sich unter den verbliebenen Geiseln nur Israelis und die französische Crew befunden haben, ist somit widerlegt. Fakt ist vielmehr, dass das jüdische-orthodoxe Ehepaar Karfunkel ganz bewusst wegen seiner religiösen Zugehörigkeit ausgewählt worden sein dürfte. Die amerikanische Staatsbürgerschaft spielte angesichts der deutlich erkennbaren Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben keine Rolle.

Interessanterweise lässt sich damit aber noch nicht erklären, warum etliche Geiseln mit jüdischen Namen am 1.7.1976 nach Paris ausfliegen durften.

Nomen ist Omen?!

Warum die Terroristen zahlreiche Geiseln mit jüdischem Namen freiließen kann nur ansatzweise geklärt werden, denn die Hijaker sind tot. Spontan ergibt sich die folgende Frage: Was ist ein „eindeutig“ jüdischer Nachname? Woran kann ich ihn erkennen? Hier wäre zunächst der Umstand der Lesbarkeit zu nennen. Unter den Entführern konnten offenbar nur Böse und Kuhlmann lateinischen Schriftzeichen problemlos lesen, also mussten sie entscheiden. Beide waren in der Bundesrepublik der Nachkriegsjahre aufgewachsen, zur Schule gegangen und hatten sodann in Frankfurt studiert.[lxxvi] Folglich dürften ihnen nur sehr prägnante askenasisch-jüdische Namen aufgefallen sein. Wie schwierig es ist, französische, englische, deutsche, spanische und polnische Nachnamen eindeutig als „jüdisch“ zuzuordnen, wird sowohl anhand der Namensliste, die im Zuge der Frankfurter Ausstellung erstellt wurde als auch an derjenigen vom 1.7.1976 deutlich. Wer würde hinter „Murray Schwartz“, „Michel Cojot“, „Jean-Jacques Mimouni“, „Diane Kaufmann“, „Laizer Froimovici“ und „Feiga B. Kaoniol“ auf Anhieb ohne „Google“ und noch dazu als Nichtjude im Jahre 1976 einen Juden vermuten? Keiner. Diese Liste ließe sich beliebig erweitern. Das führt wiederum dazu, dass nur Personen mit eindeutigen Nachnamen, wie also „Cohn[lxxvii], „Rabinowitz“ oder eben „Karfunkel“ einer Erklärung bedürfen. Dies verkleinert den Personenkreis erheblich und würde zu der Überlegung führen, dass Böse und Kuhlmann teilweise wohl gar nicht wussten, wen sie freiließen und der Gedanke des „Laissez-faire“ dominierte.

Dieses Szenario ist nicht abwegig, wenn man sich die gesamten Umstände der Flugzeugentführung vergegenwärtigt. Kranke, Alte und weinende Kinder sind nicht unbedingt tropentauglich. Es dürfte also für die Entführer keine Rolle gespielt haben, dass am 3. Tag der Entführung immerhin 47 Passagiere das Flugzeug verlassen konnten. Vielmehr konnte dies sogar medienwirksam als humanitäre Aktion interpretiert werden. Hingegen herrschten bei der Freilassung der letzten 100 Geiseln am 1.7.1976 völlig andere Gegebenheiten. Die Verhandlungen mit Israel und den anderen Ländern zogen sich in die Länge,[lxxviii] die Auftritte von Idi Amin wurden immer absonderlicher[lxxix] und die sanitären Anlagen im Flughafengebäude[lxxx] waren für die Nutzung von über 200 Geiseln nicht ausgelegt. In dieser Situation einen Großteil der Gefangenen freizulassen, um die restliche Zeit mit einer überschaubaren, leicht zu kontrollierenden aber zugleich ausgewählt israelisch-jüdischen Gruppe auszuharren, wäre sachdienlich. Insbesondere wenn man sich vergegenwärtigt, dass bei einem ähnlichen Geiseldrama – 6 Jahre zuvor in Zerqa/ Jordanien[lxxxi] – die Entführer mit ihren Gefangenen wochenlang diverse Ortswechsel vornahmen. Die Tatsache, dass zahlreiche Juden am 1.7.1976 nach Paris ausgeflogen wurden, rechtfertigt jedenfalls nicht die Schlussfolgerung, die Terroristen seien keine Antisemiten gewesen. Vielmehr wäre zu diskutieren, ob Böse und Kuhlmann nicht ihren eigenen deutschen Fehlvorstellung im Hinblick auf „die Juden“ erlagen und somit paradoxerweise vielen Juden das Leben retteten.

Fazit: Die Ideologie bestimmt das Faktische

Anders/ Sedlmaier und mehr noch Mohr unternehmen den Versuch der „Geschichtsrelativierung“. Dies ist misslungen. Die Selektion der jüdischen und israelischen Geiseln war nicht „Hundertprozentig“, aber offensichtlich genug. Die Außerachtlassung des Ehepaares Karfunkel sowie der im Januar und April 2016 publizierten Passagierliste vom 1.7.1976, ist als ein schwerer Verstoß gegen wissenschaftliche Standards zu werten. Dieser Vorwurf trifft im Übrigen auch die Kuratoren der Frankfurter Ausstellung.

Markus Mohr (Hrsg.): Legenden um Entebbe. Ein Akt der Luftpiraterie und seine politische Dimension in der politischen Diskussion, Münster 2016, Unrast-Verlag, ISBN 978 -3-89771-587-5, 19,80 EURO.

Bild oben: Das alte Terminal des Flughafens Entebbe

[i]      http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/july/4/newsid_2786000/2786967.stm, http://www.lemonde.fr/grands-formats/visuel/2016/12/28/quarante-ans-apres-la-prise-d-otages-d-entebbe-les-revelations-des-archives-diplomatiques_5054845_4497053.html (Zugriff am 2.2.2017).

[ii]     Rössler, Hans-Christian: Eine Stunde in Entebbe, FAZ, 4.7.2016, S. 8.

[iii]    Rössler, Hans-Christian: Eine Stunde in Entebbe, FAZ, 4.7.2016, S. 8.

[iv]    Rössler, Hans-Christian: Eine Stunde in Entebbe, FAZ, 4.7.2016, S. 8.

[v]     Rössler, Hans-Christian: Eine Stunde in Entebbe, FAZ, 4.7.2016, S. 8.

[vi]    http://www.lemonde.fr/grands-formats/visuel/2016/12/28/quarante-ans-apres-la-prise-d-otages-d-entebbe-les-revelations-des-archives-diplomatiques_5054845_4497053.html (Zugriff am 2.2.2017).

[vii]   http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40736497.html (Zugriff am 2.2.2017)

[viii]  Rössler, Hans-Christian: Eine Stunde in Entebbe, FAZ, 4.7.2016, S. 8.

[ix]    http://www.lemonde.fr/grands-formats/visuel/2016/12/28/quarante-ans-apres-la-prise-d-otages-d-entebbe-les-revelations-des-archives-diplomatiques_5054845_4497053.html (Zugriff am 2.2.2017).

[x]     https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt (Zugriff am 2.2.2017).

[xi]    https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt (Zugriff am 2.2.2017).

[xii]   Lemel, Sara: 40 Jahre «Operation Entebbe»: Trauma der Geiseln dauert bis heute an, Rhein-Neckar-Zeitung, 20.6.2016, http://www.rnz.de/politik/hintergrund_artikel,-40-Jahre-Operation-Entebbe-Trauma-der-Geiseln-dauert-bis-heute-an-_arid,200821.html, http://www.timesofisrael.com/childhoods-disrupted-youngest-entebbe-survivors-tearfully-recall-hijacking/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xiii]  Lemel, Sara: 40 Jahre «Operation Entebbe»: Trauma der Geiseln dauert bis heute an, Rhein-Neckar-Zeitung, 20.6.2016, http://www.rnz.de/politik/hintergrund_artikel,-40-Jahre-Operation-Entebbe-Trauma-der-Geiseln-dauert-bis-heute-an-_arid,200821.html (Zugriff am 2.2.2017).

[xiv]  Berg, Raffi: Entebbe pilot Michel Bacos ’saw hostage murdered‘, BBC News, 6.7.2016, http://www.bbc.com/news/world-middle-east-36584346 (Zugriff am 2.2.2017).

[xv]   Mohr, S. 342 ff.

[xvi]  Anders, Freia/ Seldmaier, Alexander: „Unternehmen Entebbe“ 1976: Quellenkritische Perspektiven auf eine Flugzeugentführung, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 22 (2013), S. 267-289.  Bereits seit dem Jahre 2011/2012 untersuchte am Dientzenhofer Gymnasiums in Bamberg eine Projektgruppe die Vita von Wilfried Böse. Der Terrorist hatte das Gymnasium im Jahre 1968 besucht. Etwaige (wissenschaftliche) Kontakte zu Markus Mohr oder zum Historischen Seminar der Universität Frankfurt scheinen nicht zu bestehen.

[xvii] http://www.geschichte.uni-frankfurt.de/63418365/2016-09-Entebbe-Veranstaltungen.pdf, http://use.uni-frankfurt.de/entebbe/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xviii]       http://www.bs-anne-frank.de/ausstellungen/die-selektion-von-entebbe/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xix]  https://www.facebook.com/Studentisches-Ausstellungsprojekt-Die-Selektion-von-Entebbe-1574191009576040/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xx]   http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Wer-erinnert-sich-noch-an-Entebbe;art675,2091572, http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/26630/highlight/entebbe, http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/ausstellung-selektion-von-entebbe-in-bildungsstaette-anne-frank-14458158.html (Zugriff am 2.2.2017).

[xxi]  https://www.hagalil.com/2016/11/entebbe/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xxii] https://www.hagalil.com/2017/01/legenden-um-entebbe/ (Zugriff am 2.2.2017).

[xxiii]       Autorenverzeichnis, S. 389, 390.

[xxiv]       Autorenverzeichnis, S. 389, 390.

[xxv] „MG“ = Marxistische Gruppe.

[xxvi]       https://www.unrast-verlag.de/images/stories/virtuemart/product/materialsammlung—legenden-um-entebbe.pdf (Zugriff am 2.2.2017).

[xxvii]      Mohr, S. 12.

[xxviii]     Mohr, S. 12.

[xxix]       Mohr, S. 12.

[xxx] Mohr, S. 12.

[xxxi]       Mohr, S. 13.

[xxxii]      Eikel, Markus: Keine „Atempause“. Das Krisenmanagement der Bundesregierung und die Flugzeugentführung von Entebbe 1976, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 61, Heft 2, S. 239–262, https://www.degruyter.com/view/j/vfzg.2013.61.issue-2/vfzg.2013.0011/vfzg.2013.0011.xml (Zugriff am 2.2.2017).

[xxxiii]     Harten, Shelley: Reenactment eines Traumas: Die EntebbeFlugzeugentführung 1976. Deutsche Terroristen in der israelischen Presse, Marburg 2012.

[xxxiv]     Stevenson/ Dan, Uri: Die 90 Minuten in Entebbe. Der erste authentische Bericht der spektakulären Rettungsaktion in Uganda, Frankfurt/Berlin/Wien 1976

[xxxv]      Ben-Porat, Yeshayahu u. a.: Entebbe rescue, New York 1977.

[xxxvi]     Williamson, Tony: Counterstrike Entebbe, Glasgow 1976.

[xxxvii]    Anders/Sedlmaier, in: Mohr; S. 49.

[xxxviii]   Mohr, S. 12, 124.

[xxxix]     Mohr, S. 30.

[xl]    Mohr, S. 12, 24, 30, 113.

[xli]   Mohr, S. 12.

[xlii]  Mohr, S. 17.

[xliii] Mohr, S. 346 ff.

[xliv] Mohr, S. 273 ff.

[xlv]  Mohr, S. 294, 301, 302.

[xlvi] Anders/ Sedlmaier, in Mohr: S. 47.

[xlvii]       Anders/ Sedlmaier, in Mohr: S. 48.

[xlviii]      Mohr, S. 100.

[xlix] Eine vollständige Passagierliste ist nie publiziert worden. Die Zahlen variieren. Die Kuratoren der Ausstellung „Die Selektion von Entebbe?“ haben im Internet eine Liste veröffentlicht mit der Überschrift „Namentlich bekannte Geiseln von Entebbe“ ( http://selektion-von-entebbe.de/ausstellung.html). Diese Liste umfasst ca. 70 Personen., ist aber absolut unvollständig. Das „State Departement“ hat eine Passagierliste für den 1.7.1976 erstellt – z.T. phonetisch – https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt .Sie wurde im Januar 2016 im Internet veröffentlicht. (Zugriff am 2.2.2017).

[l]      http://www.timesofisrael.com/childhoods-disrupted-youngest-entebbe-survivors-tearfully-recall-hijacking/ (Zugriff am 2.2.2017).

[li]     https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976TELAV04937_b.html, https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lii]    https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976TELAV04937_b.html, https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[liii]   http://forward.com/news/obituaries/339660/michael-karfunkel-the-orthodox-billionaire-no-one-heard-of-dies-at-72/, http://thefrumdeal.com/michael-george-karfunkel/ (Zugriff am 2.2.2017).

[liv]   https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lv]    https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lvi]   „2. RETAINED AMERICANS. SOME OF THE AMERICANS HAD IDENTIFIED GEORGE AND RENE KARFUNKEL AS AMERICANS AND WERE AWARE THAT THEY HAD ONLY AMERICAN PASSPORTS AND HAD BEEN IN ISRAEL ONLY BRIEFLY. NO ONE HAD A SATISFACTORY EXPLANATION OF WHY THE KARFUNKELS HAD NOT BEEN RELEASED WITH THE OTHER AMERICANS. THE KARFUNKELS APPEARED VERY ORTHODOX, ATE ONLY KOSHER FOOD AND WERE SEATED WITH THE ISRAELIS ABOARD THE PLANE AND REMAINED WITH THEM EVEN ON THE GROUND BECAUSE THE COMMANDOS PERMITTED THEM TO PREPARE KOSHER FOOD.“, vgl. https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19568_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lvii]  Die Klage hatte keinen Erfolg, vgl. http://law.justia.com/cases/federal/district-courts/Fsupp/427/971/1482553/ (Zugriff am 2.2.2017).

[lviii] http://law.justia.com/cases/federal/district-courts/Fsupp/427/971/1482553/, https://newspapers.library.in.gov/cgi-bin/indiana?a=d&d=JPOST19760730-01.1.3, „Zwei Entebbe-Geiseln verklagen Air France“, FAZ vom 17.7.1976, S. 1 (Zugriff am 2.2.2017).

[lix]   Es handelt sich dabei um die sog. „Kissinger-Cables, vgl.https://www.wikileaks.org/plusd/pressrelease/#1976 und dann betreffend „Karfunkel“: https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976TELAV04937_b.html, https://wikileaks.org/plusd/cables/1976STATE170599_b.html, https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19568_b.html, https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html. (Zugriff am 2.2.2017).

[lx]    https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976TELAV04937_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxi]   https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976TELAV04937_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxii]  https://www.newspapers.com/newspage/204728417/ (Zugriff am 2.2.2017).

[lxiii] Mohr, S. 152.

[lxiv] http://selektion-von-entebbe.de/ausstellung.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxv]  Dr. Markus Mohr, Dr. Freia Anders, Dr. Alexander Sedlmaier, Dr. Torben Giese und Dr. Markus Häfner.

[lxvi] MERV GRIFFITH AND ENTOURAGE MET MURRAY SCHWARTZ AND BOTH TALKED TO PRESS AS DID MRS. ZEGER, https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxvii]       https://www.wikileaks.org/plusd/cables/1976PARIS19371_b.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxviii]      „Uploaded by Michael Best on 4/1/2016, https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt ( April 2016 = State Departement) https://aad.archives.gov/aad/createpdf?rid=157283&dt=2082&dl=1345 und https://aad.archives.gov/aad/createpdf?rid=157218&dt=2082&dl=1345 und https://aad.archives.gov/aad/createpdf?rid=155101&dt=2082&dl=1345 und https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt ( Januar 2016 = The National Archives) (Zugriff am 2.2.2017)

[lxix] „15. CONOFF HAS SEEN FOREIGN MINISTRY LIST OF PASSENGERS REMAINING IN UGANDA BUT COULD NOT OBTAIN COPY AS MINISTRY’S XEROX MACHINES LOCKED FOR WEEKEND. LIST OF 1 1 1 NAMES BREAKS DOWN AS FOLLOWS: 62 ISRAELIS. 22 FRENCH 12 CREWMEN, 10 FRENCH/ISRAELI DUAL NATIONALS, 4 UNKNOWN (…) NATIONALITIES AND 1 STATELESS PERSON. MINISTRY LIST WHICH BASED LARGELY ON INFORMATION RECEIVED FROM ISRAELI GOVERNMENT HAS GEORGE AND RENEE KARFUNKEL, ANAT SHRONEK AND TWO ALMOGS INCLUDED AMONG 62 ISRAELIS.“https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt (Zugriff am 2.2.2017).

[lxx]  Anders/ Sedlmaier haben ihren Beitrag aus dem Jahr 2013 für Mohrs Buch überarbeitet (S. 12), Mohrs Werk erschien im Mai 2016. Es wäre mithin genug Zeit geblieben, die Quelle zu analysieren.

[lxxi] Anders/Sedlmaier, in: Mohr, S. 46,

[lxxii]       Mohr, S. 124,

[lxxiii]      http://law.justia.com/cases/federal/district-courts/Fsupp/427/971/1482553/, https://newspapers.library.in.gov/cgi-bin/indiana?a=d&d=JPOST19760730-01.1.3 (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxiv]      http://www.haaretz.com/israel-news/setting-the-record-straight-entebbe-was-not-auschwitz-1.372131 (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxv]       http://www.deutschlandradiokultur.de/landung-in-uganda.932.de.html?dram:article_id=129392 (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxvi]      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41330837.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxvii]     14. NONE OF PASSENGERS REMAINING IN PARIS HAD HEARD OF ELLIOT AND ELAINE COHN. THEY ARE NOT AMONG RELEASED PASSENGERS AND NOT ON FRENCH FOREIGN MINISTRY COMPILED LIST OF PASSENGERS REMAINING IN UGANDA.“ https://archive.org/stream/State-Dept-cable-1976-155101/State%20Dept%20cable%201976-155101_djvu.txt (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxviii]    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41170657.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxix]      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41170657.html, https://www.tagesschau.de/ausland/operation-entebbe-101.html (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxx]       Tagebucheintrag des Medizinstudenten (!) Moshe Peretz am letzten Tag der Entführung – zu diesem Zeitpunkt waren bereits ca. 150 Geiseln nicht mehr im Gebäude: „Sabbat, 3. Juli. 5:30Uhr. Alle haben Durchfall und Erbrechen. Offenbar von verdorbenem Fleisch, denn die Orthodoxen, die das Fleisch nicht gegessen haben, sind nicht angesteckt. Die sanitären Umstände sind fürchterlich, die Toiletten verdreckt, kein Wasser in der Leitung.“, vgl. https://www.unrast-verlag.de/images/stories/virtuemart/product/materialsammlung—legenden-um-entebbe.pdf (S. 131, m.w.N.) (Zugriff am 2.2.2017).

[lxxxi]      https://www.nzz.ch/articleD3R8P-1.168218 (Zugriff am 2.2.2017).

3 Kommentare

  1. Dem Lob Martin Janders an die Autorinnen möchte ich deutlich widersprechen. Für jemanden, der sich eingehend mit Entebbe befasst hat und unterschiedliche Quellen kennt, ist dieser Artikel eine ärgerliche Aneinanderreihung von sachlichen Fehlern, Halbwahrheiten und Spekulationen. Schade! Die Autorinnen hätten sich besser informieren und anschließend sorgfältiger argumentieren können. Sie wären vermutlich zu einem anderen Ergebnis gekommen oder hätten diesen Artikel gar nicht erst geschrieben. Denn die Zuweisung des US-amerikanischen Ehepaars Karfunkel – wie des hier unerwähnten belgischen Ehepaars Weill – in den „israelischen Raum“ widerlegt die zentralen Aussagen von Mohr bzw. Anders/Sedlmaier keineswegs. Diese Fälle sind schon lange bekannt und von Entebbe-Geiseln beschrieben, ebenso wie aber auch der von Ilan Hartuv erwähnte Fall der beiden als orthodoxe Juden identifizierten Brasilianer Jacques Stern und Raphael Shammah, die ein Studienjahr an einer Jeschiwa in Jerusalem verbracht hatten und von den Geiselnehmern zunächst der israelischen Gruppe zugeteilt wurden, bevor sie später erst wieder aus dem israelischen Raum zurückgeholt und schließlich auf die Liste der 100 Freizulassenden gesetzt wurden. Die Autorinnen zitieren zwar Hartuv, gehen aber auf diesen ihrer These widersprechenden Fall der Brasilianer mit keiner Silbe ein!
    Die im überdeutlichen Konflikt zu den rekonstruierbaren Fakten stehende Darstellung von einer „Aufteilung in Juden und Nichtjuden“ haben Freia Anders und Alexander Sedlmaier keineswegs als erste in Frage gestellt. Ausdrücklich widersprochen hatten diesem „Narrativ“ bereits zuvor – unabhängig voneinander und zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten – insbesondere die jüdischen Entebbe-Geiseln Ilan Hartuv, Emma Rosenkovitch, sowie Michel Cojot-Goldberg. Diese Tatzeugen und Verbrechensopfer haben zumindest so viel Respekt verdient, dass man ihre Aussagen aufmerksam zur Kenntnis nimmt, bevor man sich völlig freihändigen Spekulationen und Erklärungsversuchen hingibt. Wenn sich die Argumentation der Autorinnen zudem beiläufig auf ein rassistisches Vorurteil stützt (der Palästinenser als solcher ist „offenbar“ intellektuell überfordert „lateinische Schriftzeichen problemlos zu lesen“!), macht das den Artikel nur noch unerfreulicher. Er steht auf haGalil leider nicht allein, sondern in einer Reihe gleich mehrerer Artikel zur Entebbe-Thematik, deren gemeinsamer Tonfall mit einer sachlichen Auseinandersetzung nicht zusammenpasst. Die Heftigkeit der inhaltlich äußerst schwach belegten persönlichen Angriffe lässt staunen (vgl. https://geschichtsadmin.hypotheses.org/435). Insgesamt meine ich, dass die ideologische Bewertung rund um den Antisemitismusvorwurf sauberer vom reinen Rekonstruktionsversuch historischer Abläufe getrennt werden sollte. Gerade weil die Vorgänge in Entebbe sehr komplex, voller Widersprüche und in einzelnen Details nach wie vor unklar sind, sollte man auf Vereinfachungen und wütende Anschuldigungen besser verzichten. Eine „Geschichtsklitterung“ haben die Autorinnen sicher nicht entlarvt. Und anstelle der von ihnen als „Standardwerke“(!) bezeichneten Instant-Books von 1976 empfehle ich Entebbe-Interessierten zum Einstieg ins Thema die Gesamtdarstellung „Operation Thunderbolt“ des britischen Historikers Saul David von 2015 (mit vielen Quellen und weiterführenden Literaturhinweisen).

    Disclaimer: Ich war sowohl mit den Ausstellungsorganisatoren in Frankfurt als auch mit Markus Mohr in Kontakt, nachdem ich in beiden Fällen per Google-Suche nach dem Stichwort „Entebbe“ auf ihre Projekte gestoßen war, die sich allerdings jeweils schon in fortgeschrittenem Stadium befanden. Da ich zuvor aus rein privater Neugier – ursprünglich angestoßen durch Widersprüchlichkeiten im Wikipedia-Artikel „Operation Entebbe“ – schon einige häufig übersehene Quellen recherchiert hatte, bot ich beiden Projekten vor Fertigstellung meine belegten Informationen an, die hier und dort noch zu Präzisierungen und Ergänzungen führten, häufig allerdings keine Berücksichtigung mehr finden konnten.

    Heiko von Debschitz, Mainz

    P.S.: Da sich nur die allerwenigsten Leser dieser Zeilen in die Tiefen der internationalen Bibliothekskorridore stürzen werden, füge ich hier noch ein besonders einschlägiges Zitat der in der deutschen Debatte viel zu selten berücksichtigten Entebbe-Geisel Michel Cojot-Goldberg an:
    „Die Kriterien dieser zweiten Freilassung waren unklar: 100 Personen, darunter keine Israelis oder solche Passagiere, die im Verdacht standen, Israelis zu sein, und keine Mitglieder der Flugzeugbesatzung. Es wurden mehrere Passagiere entlassen, die durch ihre Namen und durch ihr Verhalten offensichtlich als Juden zu erkennen waren, vor allem zwei sehr fromme Brasilianer in Kniebundhosen, die die Deutsche ursprünglich in den israelischen Raum geschickt hatte und die der spanischsprachige Terrorist später von dort zurückgeholt hatte. Nachdem der Vorgang beendet war, waren drei Personengruppen übrig: die Israelis in ihrem Raum, die Crew rund um den Tresen, und rund dreißig Ãœberbleibsel, die in einer Ecke gruppiert wurden. Es gab ein paar Ausländer im israelischen Raum, die mehr oder weniger langfristige israelische Aufenthaltsvisa hatten, und zwei fromme jüdische Ehepaare, das eine belgisch, das andere US-amerikanisch. Angenommen, dass sie ihnen bekannt waren, so haben diese Tatsachen den Filmschaffenden und anderen Produzenten unmittelbarer Geschichtsschreibung erlaubt, den Klang von Auschwitz widerhallen zu lassen, indem sie so taten, als hätten die Terroristen die Juden von den übrigen getrennt. Ein Fehler, der vier Personen betraf, darunter ein Ehepaar, bei dem der Mann sich bei allen anderen unbeliebt gemacht hatte, ändert nicht das Kriterium, das die Terroristen anzuwenden versuchten: die tatsächlichen oder potentiellen Israelis von den übrigen zu trennen. Fehler gab es auch in der anderen Richtung, über die jedoch mit Absicht weniger gesprochen wurde: ein hoher Offizier der israelischen Streitkräfte durfte im Zuge der zweiten Geiselbefreiung abreisen. Mehrere Juden mit Kippa oder sehr großem Davidstern wurden an diesem Tag freigelassen. (…) Nein, Entebbe war kein Auschwitz, was auch immer die sensationslüsternen Journalisten und Filmschaffenden dazu gesagt haben.“ (Écorché Juif, Hachette 1980, S. 162f, meine grobe Ãœbersetzung. Der Text geht übrigens noch ebenso interessant weiter. Englische Ãœbersetzung: Namesake, Yale University Press 1982)
    Cojot-Goldberg war Shoah-Überlebender aus Frankreich und bis zu seiner Entlassung am 1. Juli 1976 de facto Wortführer der Geiseln in allen Gesprächen mit den Entführern. Ilan Hartuv gab später unter Berufung auf Generalstabschef Motta Gur an, dass die von Cojot-Goldberg in Paris gemachten Detailangaben zur Lage in Entebbe für die Vorbereitung der Militäraktion von entscheidendem Wert gewesen seien.

  2. Sehr geehrte Susanne Benöhr-Laqueur und Yael Pulë,

    ein ausgezeichneter und sehr wichtiger Artikel. Nicht nur beim großen Interpretationsrahmen schummeln Markus Mohr und seine Mit-Autoren, auch im Detail produzieren sie „alternative Wahrheiten“. Das Vorurteil regiert die Darstellung. Toll!

    Martin Jander

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