Legenden um Entebbe

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Alte Mythen eines angeblich ehrbaren Antizionismus der radikalen deutschen Linken: ein menschenfeindliches Buch…

Von Martin Jander

Mit dem von Markus Mohr herausgegebenen Buch über die Flugzeugentführung eines deutsch-palästinensischen Kommandos nach Entebbe (27. Juni – 4. Juli 1976) ist es wie mit vielen anderen Büchern, in denen angeblich mit Legenden aufgeräumt wird. Der Herausgeber und Autor kritisiert „Legenden um Entebbe“. Dabei bewahrt er selbst einen Mythos. Er strickt an der Mär, die radikale deutsche Linke der 1970er Jahre sei ohne Fehler gewesen. Ihr Antizionismus habe mit Antisemitismus mit wenigen Ausnahmen nichts gemein gehabt und wer das behaupte, der erzähle „Unfug“[1]. Der Autor liefert mit seinem Buch Stichworte für eine lernunwillige, radikale und menschenfeindliche Linke.

„Entebbe“ und die Kriege gegen Israel

Mittlerweile gibt es viele gute Analysen zur Geschichte der Kriege arabischer Länder und ihrer Geheimdienste, der PLO, ihrer Unter- und Konkurrenzorganisationen, die auf die Zerstörung Israels gerichtet waren.[2] Erst kürzlich ist eine detaillierte Untersuchung der Kooperation der deutschen Linksterroristen und der DDR in diesen Kriegen von Jeffrey Herf erschienen.[3] Bereits in den 1970er Jahren wurde die erste Auflage eines Buches der Journalistin und Holocaustüberlebenden Inge Deutschkron veröffentlicht, in der das Verhältnis aller verschiedenen politischen Kräfte in beiden deutschen Nachkriegsstaaten zu Israel ausführlich dargestellt wird.[4] Schon seit dem Beginn der 1990er Jahre ist die Arbeit von Martin Kloke auf dem Markt, die das Verhältnis der west-deutschen Linken zu Israel analysiert[5] und seit einiger Zeit sind die Arbeiten von Wolfgang Kraushaar erhältlich, die in vielen historischen Details den Antisemitismus als genuinen Bestandteil nicht nur linksradikal-terroristischer Politiken in den 70er Jahren beschreiben.[6]

Dass die PLO und ihre Partner aus der radikalen Linken West-Deutschlands und der orthodox-kommunistischen Linken Ost-Deutschlands in den 70er Jahren auf eine Vernichtung Israels hinarbeiteten, ist nach der Lektüre dieser Forschungsarbeiten keine einfache These, kein „Narrativ“, es handelt sich um eine unbezweifelbare Tatsache. Ein Teil der Kriege gegen Israel, den die PLO mit ihren Unterorganisationen in alle Welt trug, wurde in den verschiedensten Ländern von nationalistischen, sozialrevolutionären, religiösen und auch faschistischen Organisationen unterstützt. In der Bundesrepublik Deutschland gehörten zu diesen Unterstützern linke Guerillaorganisationen[7], aber auch Rechtsterroristen, wie z. B. die Wehrsportgruppe Hoffmann.[8] Die Flugzeugentführung nach Entebbe führten die Revolutionären Zellen und die PFLP gemeinsam aus. Die Geiselnehmer hatten dabei auch die Unterstützung des Despoten und bekennenden Hitlerbewunderers Idi Amin aus Uganda.

Das Flugzeug und seine Passagiere brachte das deutsch-palästinensische Kommando am 27. Juni 1976 kurz nach 12 Uhr mittags in seine Gewalt. Die Maschine, ein Airbus der Fluggesellschaft „Air France”, hatte 248 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder an Bord. Etwa auf der Höhe der griechischen Insel Korfu, das Flugzeug sollte ursprünglich von Tel Aviv nach Paris fliegen,  wurde die Maschine nach verschiedenen Zwischenlandungen nach Afrika umdirigiert.

Das Kommando Ché Guevara der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), wie sich die vier Hijacker unter der Führung des ehemaligen Frankfurter Soziologie-Studenten Wilfried Böse bezeichneten, forderte die Freilassung von 53 Terroristen, die sich für die Palästinenser eingesetzt hatten. Bei den Deutschen, die man freipressen wollte,  handelte es sich um Gefangene der RAF und der Bewegung 2. Juni (Ingrid Schubert, Werner Hoppe, Inge Viett, Ralf Reinders, Jan-Carl Raspe und Fritz Teufel). Darüber hinaus wurde die Freilassung einer in Frankreich inhaftierten Geliebten von „Carlos“, Intos Silvia Masmela, und der in der Schweiz inhaftierten Petra Krause gefordert. Außerdem verlangte man die Freilassung des in Israel inhaftierten und verurteilten letzten überlebenden Täters des Massakers am Flughafen Lod (30. Mai 1972), des Mitgliedes der Roten Armee Japan, Kozo Okamoto.[9]

Das Büro der PFLP in Aden (Jemen) erklärte am 29. Juni, man habe ein französisches Flugzeug in seine Gewalt gebracht, um der ganzen Welt zu zeigen, dass Frankreich „ein historischer Feind unserer arabischen Nation“ sei und Israel unterstütze. Das Ziel der PFLP sei es, palästinensischen Grund „vollständig“ zu befreien, die „Zionisten“ zu vertreiben und einen demokratischen, sozialistischen und säkularen Staat aufzubauen. Die Geschichte werde dem „Nazismus“, ob in Deutschland oder in Israel, seine Verbrechen, die er gegen arabische Kämpfer verübt habe, nicht vergeben. Man werde Waffen gegen den „imperialistisch-zionistischen Feind, den Feind der Menschheit, der Zivilisation und des Fortschritts“ erheben, um die Welt von den „Ketten“ und „Handschellen“ zu befreien, die ihr von „Kapitalismus, Imperialismus, Reaktion und Zionismus“ angelegt worden seien.[10] Ein Statement, das die Zielsetzung des deutsch-palästinensischen Kommandos unmissverständlich ausdrückte.  

Auf dem Flugplatz von Entebbe stießen fünf weitere Männer zu den Entführern hinzu. Während die Geiselnehmer sich erfrischten, bewachten Soldaten aus Uganda die Geiseln. Am 1. Juli, nach zwei Tagen des Abwartens, in denen ugandisches Militär in verräterischer Großzügigkeit Lebensmittel, Medikamente, sanitäre Einrichtungen und anderes mehr zur Verfügung stellte und danach das Gelände weiträumig abgeriegelt hatte, nahmen die Geiselnehmer eine Trennung von jüdischen/israelischen und nichtjüdischen Geiseln vor. Als das israelische Kabinett beschloss, Verhandlungen aufzunehmen, wurden in zwei Wellen etwa 100 nichtjüdische Geiseln freigelassen und nach Paris ausgeflogen. Die Geiselnehmer drohten, das Flughafengebäude zu sprengen und alle verbleibenden Geiseln umzubringen, wenn ihrer Forderung nach Freilassung der Inhaftierten nicht nachgegeben werde. Das Ultimatum sollte am 4. Juli um 12 Uhr mittags ablaufen.

Nachdem der israelische Generalstabschef Mordechai Gur seiner Regierung noch am gleichen Tag ein detailliertes Programm für eine Befreiungsaktion vorgelegt hatte, willigte das Kabinett ein. Geheimdienst-Spezialisten war es auch gelungen, einen Teil der Kommunikation der Geiselnehmer mit zu verfolgen. Am 3. Juli starteten gegen 18 Uhr vom Flughafen Lod in Israel vier Maschinen vom Typ Hercules C-130, eine Boeing mit Offizieren des Generalstabs folgte ihnen. Gegen 3 Uhr in der Nacht, es war bereits der 4. Juli, landeten zwei Hercules-Maschinen auf dem alten Flugplatz von Entebbe. In einer Kommandoaktion unter Führung von Brigadegeneral Daniel Shomron, an der 48 Fallschirmjäger und 100 Soldaten beteiligt waren, wurden  zur Sicherung des Rückflugs vorsorglich elf Düsenjäger der ugandischen Luftwaffe zerstört. In einem kurzen Gefecht erschossen die Befreier 20 ugandische Soldaten und sieben Geiselnehmer, darunter den 26jährigen Böse und die 28jährige Brigitte Kuhlmann. Bei den Schusswechseln kamen auch drei Geiseln und der israelische Oberstleutnant Jonathan Netanjahu ums Leben.

Die 102 befreiten Geiseln wurden zunächst zum kenianischen Flughafen in Nairobi ausgeflogen, wo die Verwundeten medizinisch versorgt wurden, um dann von einer als fliegendes Lazarett ausgestatteten vierten Hercules-Maschine nach Israel zurückgebracht zu werden. Die Leiche einer Geisel, der 75jährigen britischen Staatsbürgerin Dora Bloch, die vor der Befreiung wegen einer Verstopfung der Luftröhre in ein ugandisches Hospital gebracht werden musste und bei der Aktion des israelischen Militärkommandos noch im Krankenhaus lag, wurde erst Jahre später, nach dem Rücktritt Idi Amins 1979, in einem Wald bei Kampala aufgefunden.

Kriegspropaganda und moralischer Bankrott

Der Krieg, den verschiedene arabische Länder und die PLO gegen Israel führten, wurde in den 1970er Jahren – abgesehen vom Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973, in dem Ägypten und Syrien versuchten Israel zu zerstören – der Öffentlichkeit meist nur vernebelt vorgetragen. Jassir Arafat formulierte z. B. während seiner Rede vor der UNO am 13. November 1974 an die Juden in Israel gewendet: „Wir bieten ihnen die großzügigste Lösung, eine Lösung in deren Namen wir zusammen in einem großen gerechten Frieden in einem demokratischen Staat in Palästina leben können, wo Christen, Juden und Mohammedaner in Gerechtigkeit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Fortschritt leben können.“[11] Auf die Nachfrage eines Reporters, was das genau bedeute, ob er den Staat Israel nun anerkenne oder nicht, antwortete Arafat: „Unser strategisches Ziel ist die Errichtung eines weltlichen demokratischen Staates in ganz Palästina. Unser taktisches Ziel ist es, das Recht auf Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes, das Recht dieses Volkes auf die Bildung einer nationalen Regierung, in seinem Lande durchzusetzen.“[12] Ohne es wörtlich auszusprechen, formulierte Arafat damit eine Absage an die Anerkennung Israels.

Der Krieg für die Zerstörung des israelischen Staates wurde unter der Parole des Kampfes für einen demokratischen Staat Palästina geführt, in dem Christen, Juden und Muslime in Gerechtigkeit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Fortschritt zusammen leben könnten. Die Charta der PLO von 1968 sprach eine klarere Sprache. Dort war eindeutig von der Vernichtung Israels die Rede.[13] Im PFLP-Statement zu Entebbe wurde ebenfalls klare Sprache bevorzugt. Auch hier ging es um die „vollständige“ Befreiung des früheren britischen Mandatsgebietes Palästina und die „Vertreibung“ der „Zionisten“.[14] Aber die verbale Vernebelung der kriegerischen Absichten wurde und wird in vielen Ländern unseres Erdballs gern angenommen. Krieg, Guerilla, Antizionismus und Antisemitismus konnten und können so als wahre Menschenfreundlichkeit dargestellt werden.   

Für die Sympathisanten, Förderer und Beteiligten dieses Krieges gegen Israel aus der linksmilitanten Szene in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR stellt sich mit der Kenntnisnahme der Tatsachen jenseits der Propaganda ein Problem, das an den Kern ihrer Biografien und ihrer politischen Überzeugungen rührt. Hatten die sich selbst als Antifaschisten und Sozialrevolutionäre wahrnehmenden Linken der alten Bundesrepublik und der DDR in den 1970er und 1980er Jahren des letzte Jahrhunderts an dem Versuch der Auslöschung Israels mitgewirkt?

Die Flugzeugentführung eines gemischt deutsch-palästinensischen Kommandos im Sommer 1976 nach Entebbe und die Aufteilung der entführten Passagiere in ausschließlich jüdische Geiseln, die man weiter gefangen hielt und andere Passagiere, die man frei gab, signalisierte schon zu der Zeit als sie sich ereignete, den moralischen Bankrott dieser Fraktion der Linken. Die Frage, die sich ihre damaligen Unterstützer und ihre bis heute treuen Fans stellen müssen, lautet: Waren deutsche Antifaschisten also gar keine Anti-Nazis, sondern trugen sie einen Teil der Vernichtungswünsche der Nazis weiter? Eine solche Fragestellung und der reflektierte Umgang mit ihr, können produktiv sein. Sie können aber auch, das demonstriert leider dieser Band, abgewehrt und als pure Propaganda zurückgewiesen werden.

„Entebbe“

Markus Mohr hat sich selbst nicht die Mühe gemacht, die Kommandoaktion von PFLP und Revolutionären Zellen zu beschreiben. Er übernimmt zu dem Ereignis stattdessen Beiträge der Historiker Freia Anders und Alexander Sedlmaier sowie des Soziologen Moshe Zuckermann. Aber auch deren Texte sind weniger an der Darstellung der Ereignisse selbst, als an ihrer Interpretation interessiert. 

Anders und Sedlmaier präsentieren in ihrem Text einige neue Akten zur Flugzeugentführung und zur Geiselnahme aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes, gelangen aber trotzdem zu keinen substantiell neuen Erkenntnissen über den Ablauf und Zielsetzung der Geiselnahme. Wie bereits ausführlich in einem anderen Zusammenhang kürzlich bei haGalil von Susanne Bressan beschrieben[15]-, bemühen sich die Autoren vor allem darum zu beweisen, dass das deutsch-palästinensische Kommando auf dem Flughafen von Entebbe die Geiseln nicht nach dem Kriterium jüdisch und nicht-jüdisch voneinander trennte. Diese Darstellung, die sie das „Selektionsnarrativ“ nennen, sei lediglich eine von mehreren Varianten, die Geiselnahme zu betrachten. Stattdessen hätten die Terroristen, so zeigten es andere Überlieferungen, die Passagiere nach dem Kriterium israelisch und nicht-israelisch aufgeteilt. Die nicht-israelischen Geiseln wurden frei gelassen, die israelischen als Faustpfand einbehalten und weiter mit dem Tod bedroht.

Aus ihrer Recherche folgern die Autoren, dass den beteiligten deutschen und palästinensischen Terroristen nicht zweifelsfrei eine antisemitische Handlung nachgewiesen werden könne. Das „Selektionsnarrativ“ sei dort, wo es nicht von überlebenden Opfern der Kommandoaktion verwendet werde, lediglich Teil „komplexer Deutungskämpfe“[16]. Es werde von „Renegaten der radikalen Linken“[17] verwendet, die um ihre publizistische „Vergangenheitsbewältigung“[18] bemüht seien. Warum eine Aufteilung der Passagiere in israelische Staatsbürger und andere als grundsätzlich weniger verwerflich beurteilt werden sollte, als eine Unterteilung in jüdische und nicht-jüdische, erläutern die Autoren nicht.     

Auch der Soziologe Moshe Zuckermann geht in seinem Aufsatz eher peripher auf die Geiselnahme im Sommer 1976 ein. Er erläutert vielmehr, dass die Befreiung der Geiseln in Entebbe durch eine israelische Militäreinheit zu einer der besonders wichtigen Teil-Erzählungen der „Grundmatrix der nationalen israelischen Selbstwahrnehmung“[19] mutiert sei, in der sich die israelische Gesellschaft u. a. folgende Eigenschaften selbst zuschreibe:

„ein Pathos des Heroischen, das auf der David-gegen-Goliath-Legende basiert; die waghalsige Chuzpe, sich über Beschränkendes (rücksichtslos) hinwegsetzen zu dürfen; die fortwährende Selbstwahrnehmung als Opfer, welche zugleich alles (selbstgerecht) legitimiert, was diesen Opferstatuts zu bekämpfen und eliminieren vermag; die Aura des einzigartig Präzedenzlosen, die sich säkular von der zionistischen Ideologie und religiös von der der Gewissheit einer Gotteserwähltheit ableitet.“

In der Befreiung der Geiseln in Entebbe habe sich die „Gesinnungsmatrix der politischen Kultur Israels“ manifestiert: „Der unermessliche Stolz auf die gelungene Operation – die Wesenszüge der Larmoyanz im Falle ihres hypothetischen Misslingens wären gesondert zu erörtern -; die Befreiung von Juden durch (israelische) Juden aus großer Not, aber nicht minder auch die interessengeleitete Ideologisierung des Ereignisses als terroristisch agierenden Antisemitismus, der eine Wir-gegen-die-Welt-Haltung erforderlich macht, sowie die reife Good-guys-bad-guys Zurichtung der Rezeption des Ereignisses (Hollywood nahm sich sehr bald der Verwirklichung dieses Ziels an) (…).“[20]

Dass der Sieg über den internationalen Terrorismus in Entebbe in die „Grundmatrix“ israelischer Selbstwahrnehmung integriert wurde, so Zuckemann, habe damit zu tun, dass sich der israelische Staat den Mythos des Widerstehens gegen die Drohung mit der vollständigen Vernichtung aller Juden habe aneignen können. Dadurch habe sich ein „Grundmuster ideologisch vereinnahmender Instrumentalisierung der Shoah“ herausgebildet, das in unterschiedliche Bereiche der israelischen Kultur sedimentiert sei. Die Shoah müsse nun als „erbärmliche Pathosformel zur Förderung jedes nur erdenklichen Partikularinteresses herhalten.“[21] In diesem Mythos drücke sich eine neue Form nationaler Selbstwahrnehmung aus, das „Opfer-Sein als Lustgewinn“.[22] Diese Selbstwahrnehmung der israelischen Gesellschaft „entlaste“ sie „vom Unrecht eigener brutaler Aggression“[23] und legitimiere gleichzeitig alle Sicherheitsanstrengungen des Staates, die zu einem „Fetisch der politischen Kultur Israels geronnen“[24] wären.

Als wären das nicht schon der Ungeheuerlichkeiten genug, behauptet Zuckermann, dass je „mehr Opfer Israels Okkupationspraxis und die selbstverschuldete Gewalteskalation“[25] verursache, umso vehementer werde der eigene Opferstatus beschworen. Das habe mit einer „Verblendung gegenüber dem unhaltbaren eigenen Handeln und der Harmonisierung von narzistisch kränkenden Selbstwahrnehmungs-Dissonanzen zu tun.“[26] Die Erzählung über den Sieg über den internationalen Terrorismus in Entebbe werde in dieses Muster der Selbstwahrnehmung integriert, beginne jedoch in der Gegenwart bereits wieder langsam zu verblassen.

„Ungeheuerlich“ sind diese Formulierungen Moshe Zuckermanns zu nennen, da sie die Wirklichkeit auf den Kopf stellen. Die realen Traumata großer Teile der israelischen Gesellschaft als Folge der Shoah und die Erneuerung dieser Traumata im Gefolge der verschiedenen Kriege und Terrorattacken gegen Israel, verwandeln sich in seiner Darstellung in Erzählungen von Menschen, die angeblich „Opfer-Sein als Lustgewinn“ betrachten und angeblich ihre Erinnerung an die Shoah, wie die Kriege nach der Gründung Israels gegen Israel dazu nutzen, vom „Unrecht eigener Aggression“ abzulenken.

„Unfug“

Mit beiden Aufsätzen hat Markus Mohr sich die Grundthesen seines Bandes ausformulieren lassen. Wie er bereits im Vorwort schreibt, möchte er selbst vor allem zeigen, dass „die als Tatsache erhobene Behauptung, es sei auf dem Flughafen von Entebbe zu einer Selektion zwischen Juden und Nicht-Juden gekommen, Unfug ist.“[27]

Mit dieser Hauptthese ausgerüstet, versammelt Markus Mohr im Hauptteil seines Buches vor allem selbst verfasste Artikel und ergänzt sie durch Betrachtungen weiterer Gast-Autoren. Die Beiträge behandeln Positionen der „außerinstitutionellen Linken“ in Westdeutschland (M. Mohr), verschiedene historische Darstellungen zu den Ereignissen in Entebbe (M. Mohr/V. Höse), die Anschläge der Revolutionären Zellen und anderer Gruppen auf Kinos, in denen Filme zur Geiselbefreiung in Entebbe vorgeführt wurden (M. Mohr), das Schicksal von Dora Bloch, einer von Ugandas Geheimpolizei getöteten Passagierin des entführten Flugzeugs (M. Mohr), die Geschichte des linken Antizionismus in West-Deutschland und West-Berlin (G. Hanloser) und die Kritik einiger ausgewählter Autoren, denen Markus Mohr die Verwendung des „Selektionsnarrativs“ aus verwerflichen Gründen anlastet: Henryk M. Broder, Hans Joachim Klein, Joschka Fischer und Teilen der Revolutionären Zellen (M. Mohr).

In dem Kapitel „Instantbooks“ seines Bandes[28] referiert Mohr nicht etwa die bislang existierenden Darstellungen zu den Ereignissen während der Geiselnahme und ihrer Beendigung durch Einheiten des israelischen Militärs, es geht ihm um den Nachweis, diese Bücher würden ein verzerrtes Bild der Ereignisse liefern, und um die Behauptung, dieses verzerrte Bild könne nur den Interessen des israelischen Staates dienen.

Über den Verfasser des zuerst erschienenen Buches über Geiselnahme  und Geiselbefreiung in Entebbe mit dem Titel „Operation Uganda“[29], Uri Dan, raunt Markus Mohr, dass der als Militärkorrespondent der israelischen Tageszeitung Maariw gearbeitet habe, 1969 an einer spektakulären Entführung französischer Schnellboote durch den israelischen Geheimdienst beteiligt gewesen sein soll und deswegen auch als „kenntnisreicher Mitarbeiter der israelischen Sicherheitsbehörden gelten“[30] könne. Für diese Behauptung präsentiert Mohr keinen Beleg. Warum er die Behauptung einführt, ist nach dem ganzen bisher dargelegten Argumentationsgang des Bandes leicht erkennbar. Mohr glaubt offensichtlich, dass diese Behauptung den Autor diskreditiert.

Nicht anders verfährt Markus Mohr mit der von Uri Dan gemeinsam mit William Stevenson verfassten Darstellung über die Geiselnahme und Geiselbefreiung.[31] Bevor er auch nur ein Wort über den Inhalt der Darstellung berichtet, beschäftigt er sich ausführlich mit der schnell nach dem Ereignis selbst realisierten Buchproduktion und charakterisiert den kanadischen Journalisten Stevenson als in „der Welt der westlichen Geheimdienste gut vernetzt.“[32] Ihm unterstellt Markus Mohr nicht, er könne als Mitarbeiter israelischer Sicherheitsbehörden „gelten“, sondern, er könne das Buch gar nicht selbst in so kurzer Zeit verfasst haben.

Respektabler Antizionismus?

Die Aufgabe, den Antizionismus der radikalen Linken in der Bundesrepublik von seinen Zusammenhängen zum Antisemitismus freizuschreiben, erfüllt der Gastautor Gerhard Hanloser. Er referiert einen Überblick über die antizionistische Literatur der 1970er Jahre in der Bundesrepublik, verweist auf prominente Namen wie z. B. Erich Fried und Daniel Cohn-Bendit, weist die Interpretation dieses Antizionismus als „sekundären Antisemitismus“ weit von der Hand und gewinnt dem deutschen Antizionismus eine emanzipative Rolle in der Bundesrepublik der 60er und 70er Jahre ab.

Wörtlich formuliert der Autor, im Kern stütze der Blick auf die von ihm referierte Literatur, „dass es sehr wohl einen geschichtsbewussten Antizionismus“ gegeben habe, der „seine Kritik des Zionismus und Israels gerade mit der Verdrängung der deutschen Schuldgeschichte, den Wiedergutmachungszahlungen, der schnellen Eingemeindung Westdeutschlands mit all seinen Nazis in den Westen (wo sich schließlich auch Israel positionierte)“[33] verbunden habe.

Wie wenig der Autor die vor allem von Henryk Broder, Martin Kloke, Wolfgang Kraushaar, Jeffrey Herf, Andrei Markovits u. a. kritisierte antisemitische Position der radikalen Linken in den 70er Jahren verstanden hat, lässt sich in diesem Beitrag bis in jeden Satz hinein nachverfolgen. Hanloser referiert laufende Meter sekundär-antisemitischer Stereotype eines angeblich „geschichtsbewussten Antizionismus“ als Belege einer unproblematischen antifaschistischen Haltung.

So zum Beispiel auch eine Erklärung der Revolutionären Zellen, in der die Gruppe u. a. einen Anschlag auf ein israelisches Reisebüro rechtfertigt. In der vom Autor zitierten Erklärung heißt es:

„Seit München 1972, wo die Palästinenser klar gemacht haben, daß die Bourgoisie ihre Spiele nicht als Kraft durch Freude verkaufen kann, als die gesamte Presse auf die Lügen und den Dreck der Bullen eingeflippt sind, als sich die freie Presse als Bullen-Presse erwiesen hat, hat die gesamte Linke in der BRD es nicht mehr fertiggebracht, einen Ton zum Völkermord an den Palästinensern über die Lippen zu bringen. Die furchtbaren Verbrechen des deutschen Faschismus an den Juden dürfen uns nicht die Augen verschließen vor dem Ausrottungsfeldzug der Zionisten in Palästina. Die Zionisten haben unheilvolle Lehren aus ihrer Verfolgung gezogen; sie haben gut gelernt und verfolgen, unterdrücken, vertreiben, beuten die Palästinenser und Araber heute aus, wie sie einst selbst verfolgt wurden.“[34]

Die hier wie in sehr vielen Erklärungen der RAF, der Bewegung 2. Juni und der Revolutionären Zellen so ähnlich nachweisbare Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Zionismus, wird ohne Schnörkel ausformuliert. Diese Gleichsetzung artikuliert die sekundär-antisemitische Schuldabwehr. Aus den jüdischen Opfern der Nationalsozialisten wurden, so die RAF u. a.,  gelehrige Schüler der Faschisten.

Wie kann man aus dieser und anderen Erklärungen „einen geschichtsbewussten Antizionismus“ herauslesen, der, so Hanloser, „seine Kritik des Zionismus und Israels gerade mit der Verdrängung der deutschen Schuldgeschichte, den Wiedergutmachungszahlungen, der schnellen Eingemeindung Westdeutschlands mit all seinen Nazis in den Westen“ formulierte?

„Das habe ich nicht gewollt!“

Auch Markus Mohr selbst legt bei der Freischreibung des Antizionismus vom Antisemitismus Hand an. In einem Beitrag über die „Horizonte in den Positionen der außerinstitutionellen Linken in Westdeutschland“ referiert er die verschiedenen Einschätzungen, die linke Organisationen und Autoren kurz nach der Befreiung der Geiseln in Entebbe im Jahr 1976 zu Papier brachten. Wie Hanloser, referiert auch Mohr sekundär-antisemitische Stereotype, ohne sie als solche zu erkennen. Auch Mohr begreift die darin sichtbar werdende Schuldabwehr nicht.

Der Autor macht in dieser Darstellung zudem deutlich, welche Lesart er selbst von der Geiselnahme in Entebbe favorisiert. Das „Selektionsnarrativ“ lehnt er bekanntlich ab. Er erwähnt einen Beitrag des Sozialwissenschaftlers Detlev Claussen, der noch 1976, im Jahr der Entführung, in der linksundogmatischen Zeitschrift links erschien. Dort kommt Claussen auch auf die letzte Lebensminute des Mitgliedes der Revolutionären Zellen, Wilfried Böse, zu sprechen. Böse soll, so jedenfalls berichtete es die befreite Stewardess Ann-Carina Franking, beim Sturm der israelischen Spezialeinheit auf die Räume, in denen das deutsch-palästinensische Kommando die letzten Geiseln festhielt, eine Handgranate in der Hand gehalten haben. Nach dem Bericht der Stewardess soll Böse, als die Schießerei losging, gestammelt haben: „Das habe ich nicht gewollt.“[35] Er hätte niemals mitgemacht, wenn er gewusst hätte, dass geschossen werde. Von einigen der Geiseln sei ihm dann zugerufen worden, er solle die Handgranate aus dem Fenster werfen. Das hat er, nach dem Bericht von Ann-Carina Franking, kurz bevor ihn Kugeln israelischer Soldaten trafen, auch getan. Detlev Claussen, der W. Böse aus gemeinsamen Tagen in Frankfurt kannte, formulierte in seinem Kommentar, dass dieser Verzicht darauf, die Handgranate gegen die Geiseln zum Einsatz zu bringen, Böses Menschlichkeit rehabilitiere. Kann also Unmenschlichkeit, die nicht alle Möglichkeiten weiterer Unmenschlichkeit ausschöpft, als Ausweis für Menschlichkeit gelten? Mohr bezeichnet diesen Beitrag als den tiefgründigsten, der je zur Geiselnahme in Entebbe formuliert worden sei.

Ausformuliert wird es an dieser Stelle nicht, doch die Argumentation Markus Mohrs legt nahe, die Verantwortung für die Toten in Entebbe alleine den Militärs aus Israel zu übertragen. Wenn es nach Wilfried Böse gegangen wäre, dann wäre nicht geschossen worden. Die Verantwortung für Entebbe tragen nicht Idi Amin, die Revolutionären Zellen und die PFLP, die Verantwortung trägt Israel. Das, wie gesagt, steht da nicht. Aber Mohrs Argumentation läuft darauf hinaus.     

Zionismus, Antizionismus: Gleich respektabel?

Mit der Nachverfolgung der Argumentationsstränge Markus Mohrs und seiner Gastautoren in dem vorliegenden Band hat man jedoch noch nicht ganz verstanden, welch menschenfeindliches Buch der Leser in den Händen hält. Hier werden nicht nur die Ereignisse in Entebbe nicht im Detail aufgeblättert, der Kontext der Kriege gegen Israel mehr oder minder fast völlig ausgeblendet, die Darstellungen der Ereignisse zu Entebbe als Propagandatexte Israels und renegatischer Ex-Linker diskreditiert und der Antizionismus als angeblich vom Antisemitismus freie politische Emanzipationsbewegung gelobhudelt, in diesem Buch wird die Gewalt der Terrororganisationen PFLP, RAF, Revolutionäre Zellen und anderer systematisch geleugnet und relativiert. Sie wird als zwar bedauernswert aber im Grunde unvermeidbar dargestellt. Unvermeidbar ist sie in den Augen Mohrs, da diese Gewalt angeblich nichts anderes sei, als das verständliche Ergebnis der Aggressionen Israels.

Markus Mohr spricht dies in der Einleitung seines Buches deutlich aus. Er formuliert wörtlich, dass „Terror“ im „komplexen Verhältnis“ zwischen Israelis und Palästinensern „evident“ sei, er werde eingesetzt und zwar „von allen Seiten.“[36] Die „Konfliktbeteiligten“ kommunizierten immer wieder „bedauerlicherweise“ auch „im Medium des Terrors“ miteinander. „Selbstredend“ schrieben sie jeweils der anderen Seite zu, „zuerst mit dem Terror angefangen zu haben“. Es sei eine leichte Übung, „die jeweils andere Seite moralisch zu disqualifizieren.“[37]

Es sei auch etwas dran, gesteht er zu, dass „Elemente von Antisemitismus in den Antizionismus hineinspielen können“. Wie aber beim Terror, so gelte dies auch für beide Seiten, denn Antisemitismus spiele auch in eine „philosemitisch grundierte Israel-Begeisterung“[38] hinein.[39] Zionismus und Antizionismus seien demnach gleichermaßen respektabel: „Insoweit es sich beim Zionismus um den Ausdruck einer jüdischen Nationalbewegung handelt, hat dieser wie jede andere exklusive Nationalbewegung damit zu leben, den Widerspruch stets aus sich selbst heraus zu produzieren: Auch hier ist es die Dialektik, die dem Antizionismus solange seine Existenz wie Respektabilität verleiht, solange es den Zionismus gibt.“[40]

Markus Mohr behauptet, dass es eine israelische, zionistische Aggression gäbe, die angeblich ihr Gegenüber, den Antizionismus, aus sich selbst hervorbringt. Kurz gesagt, sein Argument lautet, der Terror Israels sei die Ursache des Terrors der Antizionisten. Mohr argumentiert sogar, mit Verweis auf einen Philosemitismus, dass auf beiden Seiten Antisemitismus im Spiel sei. Mit diesem Muster der Argumentation werden jegliche Gewalt (und jeglicher Antisemitismus) der palästinensischen und deutschen Terrorformationen, die zur Sprache kommen, auch dann, wenn der Terror sich gegen Zivilisten richtet, gerechtfertigt. Individuen sind in Mohrs Darstellungen lediglich Figuren auf dem Schachbrett eines Krieges, der zwischen Zionismus und Antizionismus geführt wird. Täter, es sei denn sie sind Zionisten, scheinen keine eigene Verantwortung für ihr Handeln zu haben. Der Zionismus bringt, so Mohr, den Antizionismus „dialektisch“ aus sich heraus hervor.   

Dora Bloch

Nach diesem Schema handelt Mohr z. B. auch die vollkommen anlasslose Ermordung einer Flugzeuggeisel ab. Es handelt sich um die 1901 in Jaffa geborene Dora Bloch, eine britische Staatsbürgerin. Ihr widmet Mohr ein ganzes Kapitel. Bloch war am 27. Juni in Begleitung eines ihrer drei Söhne nach New York aufgebrochen, um dort an der Hochzeit eines anderen Sohnes teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin wurde das Flugzeug entführt. Weil Bloch das Stück einer Mahlzeit in ihrer Speiseröhre steckengeblieben war, musste sie während der Entführung am Abend des 2. Juli in ein Krankenhaus in Kampala gebracht werden. Dort wurde ihr der Fremdkörper aus der Speiseröhre herausoperiert. Ihrem Sohn, der ebenfalls mit ihr in der entführten Maschine saß, wurde untersagt, sie in das Krankenhaus zu begleiten. In Blochs Abwesenheit stürmten israelische Truppen den Flughafen Entebbe und flogen 102 der dort  noch anwesenden Geiseln lebend aus, darunter Blochs Sohn, Ilan Hartuv.

Am Abend des 4. Juli, nach der Militäraktion, verschwand Dora Bloch aus dem Krankenhaus. Am frühen Abend des Tages war sie in ihrem streng bewachten Krankenzimmer noch von einem britischen Diplomaten besucht worden. Nach Augenzeugenberichten wurde sie kurz nach diesem Besuch von uniformierten Sicherheitsbeamten gegen ihren heftigen Widerstand entführt.

Zunächst blieb ihr Schicksal unklar. Idi Amin behauptete, sie sei vor der israelischen Militäraktion zum Flughafen Entebbe zurückgebracht worden. Am 12. Juli 1976 gab das britische Außenministerium bekannt, dass es vom Tod Blochs ausgehe. Nachforschungen des britischen Hochkommissars in Uganda und der in einer kenianischen Zeitung veröffentlichte Bericht eines ugandischen Augenzeugen stützten die Mordthese. Nachdem wiederholte Nachfragen der britischen Regierung zu Blochs Verbleib erfolglos blieben und die ugandischen Behörden keine glaubhafte Erklärung lieferten, sondern sich die Indizien für eine Ermordung erhärteten, berief Großbritannien zunächst seinen Hochkommissar aus Kampala ab und brach am 28. Juli 1976 die diplomatischen Beziehungen zu Uganda vollständig ab.

Die diplomatischen Beziehungen wurden erst im April 1979 wiederaufgenommen, nachdem Amin gestürzt worden war. Im Mai 1979 wurde dann die Leiche von Dora Bloch in der Nähe einer Plantage 30 km von Kampala entfernt gefunden und identifiziert. Anschließend wurde ihr Leichnam nach Israel überführt und im Juni 1979 mit einem Staatsbegräbnis in Jerusalem bestattet.

Markus Mohr zu Dora Bloch

Die Inhumanität der Darstellung Mohrs wird bereits deutlich, liest man nur die einführenden Sätze zu dem Kapitel über Bloch.[41] „In der sich an das Ende der Flugzeugentführung anschließenden politischen Diskussion“, so beginnt Mohr diesen Abschnitt, „wurde das Schicksal der verschwundenen Geisel Dora Bloch zu einem prominenten Berichtsgegenstand.“[42] Die Geiselnahme erscheint hier als einfache „Flugzeugentführung“ und die getötete Geisel Dora Bloch wird zu einer nur „verschwundenen“. Mohr fährt fort:

„Ihr Schicksal wurde in der vom UNO-Sicherheitsrat anberaumten Debatte mehrfach direkt angesprochen. Ihr Schicksal geriet dabei in das Fadenkreuz der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien zu seiner ehemaligen Kronkolonie.“

Blochs Tod wird hier zum „Schicksal“ und das Handeln Ugandas wird anteilnehmend als das Handeln einer ehemaligen Kolonie Großbritanniens geschildert. Mohr fährt fort: „Für Israel ging es darum, die Debatte von einem Völkerrechtsbruch durch den Militäreinsatz auf das ungeklärte Schicksal der Geisel zu verlagern.“ In dieser Darstellung hatten also nicht deutsche und palästinensische Terroristen Geiseln genommen, hielten sie auf dem Flughafen von Entebbe unterstützt von ugandischen Soldaten fest und bedrohten sie mit dem Tod, sondern Israel hatte das Völkerrecht gebrochen und missbrauchte das „Schicksal“ einer „verschwundenen“ Geisel zur Ablenkung von seiner Intervention in Uganda. Mohr fährt daraufhin fort:

„Ihr ungeklärtes Schicksal wurde nach dem Überlaufen des hochrangigen Amin-Intimus Henry Kyemba im späten Frühjahr 1977 erneut prominent in den Spalten der Weltpresse verhandelt, – Idi Amin wurde dabei als Hitler Afrikas gebrandmarkt.“

Aus dem Tod Blochs wird ein „ungeklärtes Schicksal“ und aus dem Diktator und bekennenden Hitler-Verehrer Idi Amin wird ein als „Hitler Afrikas gebrandmarkter´“ Staatslenker. Dass Henry Kyemba nach seiner Flucht aus Uganda die Ermordung Blochs auf Anweisung Amins erläuterte, verschweigt Mohr. Er kennzeichnet den Mann schlicht als „Überläufer“. Mohr fährt dann fort: „Nach seinem Sturz im Frühjahr 1979 wurden die sterblichen Überreste von Frau Bloch in einem Wald in der Nähe von Kampala aufgefunden und nach Israel überführt wo sie in einem Staatsakt begraben wurde.“ Dora Blochs Schicksal war also nicht nur „ungeklärt“, so ließen sich diese Sätze Mohrs verstehen, noch in ihrem Tod hätte Israel sie durch ein Staatsbegräbnis instrumentalisiert.

Mohr kann einfach nicht aussprechen, dass deutsch-palästinensische Terroristen Geiseln genommen haben, um mit den jüdischen israelischen Staatsbürgern, die sie mit dem Tode bedrohten, Israel zu erpressen, verurteilte Terroristen frei zu lassen. Er kann nicht aussprechen, dass Israel mit seiner Militäraktion den Geiseln das Leben rettete und die mit den Entführern zusammenarbeitenden ugandischen Sicherheitsbeamten vermutlich eine der Geiseln, Dora Bloch, ermordeten und ihren Tod zu verschleiern suchten. Menschen sind in der Darstellung Mohrs Schachfiguren in einem großen Krieg, zwischen Zionisten und Antizionisten. Verantwortlich sind immer die „Zionisten“. Legenden kann dieser Autor nicht enthüllen, er sitzt selbst einer Legende auf.             

„Entebbe“ stört

In der Geschichte der radikalen Linken in der Bundesrepublik Deutschland gibt es viele kritische Punkte, Ereignisse und Personen, die zu erwähnen wären. Insbesondere die Mitglieder der linksterroristischen Organisationen gehören dazu. Sie alle beteiligten sich, ob mit oder ohne Separierung jüdischer Flugzeugpassagiere in Entebbe, am Krieg zur Zerstörung Israels, den die PLO und ihre Partner rund um die Welt führten. Es ging den Palästinensern dabei einerseits um einen militärischen Abnutzungskrieg und gleichzeitig um eine moralische Diskreditierung der israelischen Gesellschaft.

Abu Iyad, Mitgründer der Fatah und Koordinator des bewaffneten Kampfes der palästinensischen Gruppen, antwortete sehr präzise auf die Frage eines Rechtsterroristen, der dem Schwarzen September beim Anschlag auf die Olympiamannschaft Israels in München half und der wissen wollte, welche Unterstützung denn deutsche Sympathisanten den Palästinensern bieten könnten. „Er vertrat“, so notierte der Rechtsterrorist später, „die Meinung, daß es zu denken geben müßte, daß das zionistische Israel nach zwei schweren Kriegen nach der Staatsgründung nach wie vor in der Lage sei, den zermürbenden ´Abnutzungskrieg` der Ägypter, den er wenig effektvoll fand, zu überstehen, wobei (…) der Guerillakrieg der palästinensischen Kommandos große Kräfte neutralisierte, die der nationalen Wirtschaft fehlten. Die Ursache für die Widerstands- und Durchhaltekraft sah er einzig und alleine in der ´Moral` der Israelis, die allerdings hochgehalten werde durch mehr oder weniger offen gegebene Garantien der westlichen Staaten, besonders der USA und der Bundesrepublik Deutschland. Die Moral der Israelis sei nach wie vor intakt, weil die Verbindungswege zu den Nachschublieferanren der westlichen Welt intakt seien. Gelänge es – einerseits – diese Nachschublinien zu stören, andererseits die öffentliche Meinung in der westlichen Welt zu ´objektivieren´, was soviel hieß wie ´der Problematik anzunähren`, dann wäre der Sturz des Zionismus bzw. die Erfüllung der palästinensischen Forderung nach einem eigenen Staat nur noch eine Frage der Zeit.“[43]

Die Separierung jüdischer/israelischer Geiseln als Tauschobjekt während der Geiselnahme in Entebbe im Sommer 1976 ist ein Teil dieser langen und blutigen Geschichte. In ihrem Ablauf aber verdichtet sich, was die Kooperation deutscher Terroristen im Krieg mit der PLO zur Zerstörung Israels ausmachte. Ob in Entebbe jüdische von nicht-jüdischen Passagieren separiert wurden, oder israelische von nicht-israelischen, ist für diesen Befund irrelevant. Die Geiselnahme war Teil eines Krieges der PLO und ihrer Verbündeten zur Zerstörung Israels. Dies wurde von den Organisatoren der Geiselnahme auch ausdrücklich so formuliert.

Markus Mohr jedoch glaubt, er könne mit dem Nachweis, dass es die Separierung von jüdischen und nicht-jüdischen Passagieren gar nicht gegeben habe, dass Wilfried Böse noch kurz vor seinem Tod stammelte, er habe das alles gar nicht gewollt, die mittlerweile ganz gut erforschte Geschichte der Zusammenarbeit deutscher und palästinensischer Terroristen in ein besseres Licht rücken, einen vom Antisemitismus entlasteten Antizionismus konstruieren, der durch diese kosmetische Operation dann als legitim darzustellen sei, als bloße Gegenreaktion.

Der vorliegende Sammelband ist der Versuch, die bislang bereits vorliegenden Forschungsergebnisse zur Zusammenarbeit deutscher und palästinensischer Terroristen sowie ihrer Ziele abzustreiten. Auch das Ziel der Kooperation, die Vernichtung Israels, wird abgestritten. Der Hinweis auf die Vernichtungsabsichten der Geiselnehmer wird als „Unfug“ bezeichnet. Solche Vernichtungsabsichten würden, so Mohr und seine Gastautoren, von Israel und den Protagonisten des „Selektionsnarrativs“ lediglich unterstellt, um, bei den Ex-Linken, von ihrer radikalen Vergangenheit und, bei Israel, um vom eigenen aggressiven Charakter abzulenken.

Das Buch ist ein Schmöker für alle diejenigen, die nicht so genau wissen, wie sie ihre tatsächliche oder auch nur ideelle Unterstützung deutscher Linksterroristen erklären sollen. Statt die Kritik am Antisemitismus der radikalen Linken der 1970er Jahre, ihrer Unterstützung in Wort und Tat einer Politik zur Vernichtung Israels und teilweise auch zum Angriff auf Juden in Deutschland ernst zu nehmen und als Lernaufforderung zu begreifen, wird sie abgewehrt. Nur allzu deutlich wird durch die Argumentation hindurch sichtbar, dass hier Positionen eben des linken Antisemitismus formuliert werden, dessen Existenz der Herausgeber und Hauptautor des Buches zum „Unfug“ erklärt.

Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, 396 S., ISBN 978-3-89771-587-5, UNRAST Verlag, 19.80 €uro, Bestellen?

[1] Zitiert nach: Markus Mohr, Vorwort, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 12.

[2] Das wichtigste Buch ist: Benny Morris, Righteous Victims – A History of the Zionist-Arab Conflict 1881 – 2001, New York 1999.

[3] Siehe: Jeffrey Herf, Undeclared Wars with Israel, Cambridge 2016. (https://www.hagalil.com/2016/06/herf-2)

[4] Siehe: Inge Deutschkron Israel und die Deutschen, Köln 1970. (Die dritte erweiterte Auflage erschien 1991)

[5] Vgl.: Martin Kloke, Israel und die deutsche Linke – Zur Geschichte eines schwierigen Verhältnisses, Frankfurt 1990.

[6] Siehe insbesondere: Wolfgang Kraushaar, Die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus, Hamburg 2005; Wolfgang Kraushaar, Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“ – München 1970: über die antisemitischen Wurzeln des deutschen Terrorismus. Reinbek 2013.

[7] Siehe dazu: Thomas-Skelton Robbinson, Im Netz verheddert, in: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.), Die RAF und der linke Terrorismus, Hamburg 2006, Band 2, S. 828ff.

[8] Vgl. dazu: Bernhard Rabert, Links- und Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland von 1970 bis heute, Bonn 1995. Siehe auch: Daniel Koehler, Right Wing Terrorism in the 21st Century, London 2017.

[9] Kōzō Okamoto war mit zwei weiteren Mitgliedern aus der Roten Armee Japan am 30. Mai 1972 auf den Flughafen Lod in Israel ausgestiegen, gemeinsam hatte man Waffen sowie Handgranaten aus dem Gepäck genommen und wahllos auf alle Umstehenden geschossen. Sechsundzwanzig Menschen kamen ums Leben, 80 andere wurden zum Teil schwer verletzt.

[10] Zitate aus dem politischen Statement der PFLP im Jemen über die Entführung eines französischen Flugzeugs vom 29. Juni 1976, zitiert bei: Jeffrey Herf, Undeclared Wars with Israel, Cambridge: Cambridge University Press 2016, S. 317-318. (Das Originalstatement ist in englischer Sprache, ich habe sie ins Deutsche übertragen – d. Verf.) Auf das Dokument hat mich meine Kollegin Susanne Bressan aufmerksam gemacht, ich hatte es zunächst überlesen. 

[11] Zitiert nach Arafats Rede vor der UNO im Wortlaut siehe: https://palaestina.org/uploads/media/rede_von_praesident_yassir_arafat.pdf.

[12] Zitiert nach: Yasser Arafat: Israel droht diesmal mit nuklearem Waffenschlag, Extra Dienst vom 12. November 1974, VIII. Jg., Nr. 91, Extra Beilage, S. 1 – 14.

[13] Siehe Ulrich Sahm zur Charta der PLO: https://www.hagalil.com/israel/geschichte/1967-4.htm

[14] Zitate aus dem politischen Statement der PFLP im Jemen über die Entführung eines französischen Flugzeugs vom 29. Juni 1976, zitiert bei: Jeffrey Herf, Undeclared Wars with Israel, Cambridge: Cambridge University Press 2016, S. 317-318. (Das Originalstatement ist in englischer Sprache, ich habe sie ins Deutsche übertragen – d. Verf.)

[15] Vgl.: Susanne Bressan, Die Selektion von Entebbe?, hagalil vom 30. November 2016 (https://www.hagalil.com/2016/11/entebbe/).

[16] Zitiert nach: Freia Anders, Alexander Sedlmaier, „Unternehmen Entebbe“ 1976, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 49.

[17] Zitiert nach: Ebenda., S. 45

[18] Zitiert nach: Ebenda.

[19] Zitiert nach: Moshe Zuckermann, Operation Yonathan, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 52.

[20] Zitiert nach: Ebenda., S. 52/53.

[21] Zitiert nach: Ebenda., S. 56.

[22] Zitiert nach: Ebenda., S. 57.

[23] Zitiert nach: Ebenda.

[24] Zitiert nach: Ebenda.

[25] Zitiert nach: Moshe Zuckermann, Operation Yonathan, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 57.

[26] Zitiert nach: Ebenda.

[27] Zitiert nach: Vorwort, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 12.

[28] Siehe: Markus Mohr, Instantbooks, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 105ff.

[29] Siehe: Uri Dan, The Uganda Operation, Jerusalem 1976.

[30] Zitiert nach: Markus Mohr, Instantbooks, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 106.

[31] Siehe: William Stevenson, Uri Dan, 90 Minuten in Entebbe, Frankfurt 1976.

[32] Zitiert nach: Markus Mohr, Instantbooks, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 106.

[33] Zitiert nach: Gerhard Hanloser, Der linke Antizionismus in Westdeutschland und Westberlin, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 223.

[34] Erklärung der Revolutionären Zellen, zitiert nach: Ebenda., S. 205.

[35] Zitiert nach: Markus Mohr, Horizonte in den Positionen der außerinstitutionellen Linken, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 100.

[36] Zitiert nach: Einleitung, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 24.

[37] Zitiert nach: Ebenda.

[38] Zitiert nach: Ebenda., S. 25.

[39] Für diese Behauptung liefert Mohr an keiner Stelle seines Buches einen Beleg. Es handelt sich um ein Scheinargument. 

[40] Zitiert nach: Ebenda.

[41] Siehe: Markus Mohr, Das Schicksal von Dora Bloch, in: Markus Mohr (Hg.), Legenden um Entebbe, Münster 2016, S. 175ff.

[42] Zitiert nach: Ebenda., S. 176.

[43] Zitiert nach: E. W. Pless (Pseydonym für Willi Pohl, bzw. Willi Voss) Geblendet. Aus den authentischen Papieren eines Terroristen, Zürich: Schweizer Verlagshaus 1979, S. 48-50.

2 Kommentare

  1. Hallo Herr Hanloser,

    herzlichen Dank für Ihre ausführliche Kritik meiner Buchrezension. Viel steht aber, trotz ihrer Länge, nicht drin. Bis man sich zu ihrem argumentativen Kern vorgearbeitet hat, dauert es eine Weile.
    Dass wir beide verschiedene Auffassungen von Antizionismus, Antisemitismus, Terrorismus und Israel haben, war mir bereits klar, als ich Ihren Beitrag in dem Band von Markus Mohr las. Was mich aber wundert ist, dass Sie meine Darstellung Ihres Beitrages „diffamierend“ finden. Meine „Diffamierung“ Ihrer Person und anderer Autoren sehen Sie darin gegeben, dass ich angeblich „halt- und gegenstandslose Vorwürfe“ erhebe.
    Als halt- und gegenstandslos erachten Sie meine Beschreibung Ihres Aufsatzes im Buch von Markus Mohr, den ich dahingehend zusammenfasse, dass Sie einen Überblick über die antizionistische Literatur der Bundesrepublik referieren, die Interpretation des Antizionismus als „sekundären Antisemitismus“ als irrelevant erachten und dem deutschen Antizionismus gar eine emanzipative Rolle in der Bundesrepublik der 60er und 70er Jahre abgewinnen können.
    Dies ist, so Ihr Kommentar, angeblich halt- und gegenstandslos, weil in dem Aufsatz noch viel mehr stünde. Sie verweisen darauf, dass Sie in Ihrem Aufsatz auch von einem „widerwärtigen Antizionismus“ sprächen, was ich unterschlagen würde. Sie täuschen hier jedoch das Publikum, das Ihren Beitrag im Buch von Markus Mohr nicht gelesen hat. Wohl referieren Sie in Ihrem Aufsatz Autoren, die von solch einem „widerwärtigen Antizionismus“ sprechen und ihn kritisieren. Sie selbst weisen dessen Charakterisierung als antisemitisch jedoch zurück, da Antisemitismus bei Ihnen erst dort beginnt, wo „Juden als Juden angegriffen“ werden. Dies aber sei bei den jüdischen und nicht-jüdischen Antizionisten in der alten Bundesrepublik nicht der Fall. Im Gegenteil, deren Antizionismus enthalte eine emanzipative und universalistische Perspektive.
    Sie behaupten in Ihrem Kommentar auch, sie schrieben in Ihrem Artikel ebenfalls über einen Antizionismus, der Nationalismus reaktivierte, die NS-Geschichte und die Judenvernichtung lediglich als eines der vielen ‚Verbrechen des Kapitals‘ behandle und Israel als Akteur in antisemitischer Weise überzeichne und auch das würde ich unterschlagen. Auch hier täuschen Sie das Publikum, das Ihren Text nicht gelesen hat. Wohl referieren Sie Autoren, die dies tun. Sie selbst schränken diese Kritik jedoch wiederholt ein oder weisen Sie mit Hinweis auf das Gegenüber der Antizionisten, die alte Bundesrepublik, die Israel unterstützte und deren Eliten angeblich philosemitisch gestimmt gewesen sein sollen, zurück.
    Aber egal, ich vertraue auf die Lesekompetenz der Leser meiner Rezension, Ihres Beitrags im Band von Markus Mohr und Ihres Kommentars. Die werden sich nicht täuschen lassen. Sie nehmen zum Antizionismus eine vorwiegend positive Haltung ein.
    Als halt- und gegenstandslos erachten Sie auch meine Kritik am Beitrag von Moshe Zuckermann, den ich deshalb als „ungeheuerlich“ qualifiziere, weil er Israel als eine Gesellschaft darstellt, die selbstverliebt ins Opfer-Sein sei und immer wieder nazistische Angriffe auf sich selbst fantasiere, um der Wahrnehmung eigener Aggressionen gegen die Palästinenser auszuweichen, bzw. sie zu rechtfertigen. In Ihrer Zurückweisung meiner Kritik erwähnen Sie den Grund meines Urteils „ungeheuerlich“ nicht, verweisen lediglich auf das internationale Renommee des Autors.
    Sie finden es einfach grässlich, dass so ein renommierter Autor wie Zuckermann und andere Beiträger in Mohrs Buch, sich von mir auf haGalil angeblich als „Antisemiten“ beschimpfen lassen müssten. (Was nicht wahr ist. Über die Autoren als Personen sage ich in meiner Kritik nix. Die Autoren sind mir nicht bekannt. Ich treffe keine Aussagen darüber.)
    Wie ich bereits zu Beginn meiner Replik auf Ihren Kommentar sagte, war mir klar, dass wir in vielen Fragen verschiedene Auffassungen haben. Ich wundere mich allerdings, dass Sie sich „diffamiert“ und herabgesetzt sehen. In ihrem Beitrag geht es eindeutig darum, dass Sie eine positive Sicht auf den Antizionismus profilieren wollen, ihm eine vorwiegend emanzipative Rolle beimessen. Vor allem halten Sie es für verkehrt, diesen Antizionismus mit Antisemitismus gleichzusetzen, weil der bei Ihnen erst da beginnt, wo Juden als Juden angegriffen werden. Nix anderes habe ich in meiner Rezension geschrieben. Ich habe an diesem Ihrem Generalargument nix weggelassen und nix hinzugedichtet.
    Wo also bitteschön soll die „Diffamierung“ liegen? Diffamierend könnte man eher Ihren Kommentar zu meiner Rezension nennen. Sie unterstellen mir eine „von gutem Willen getriebenen Abwehr“, eine „sehr deutsche Haltung“, „Leseunwilligkeit“, „Textfeindlichkeit“, eine „kokettierende Selbstbeweihräucherung“, einen „Hang zur Unwahrheit“ und vieles mehr. Das alles ist tatsächlich diffamierend.
    Ein Hauptunterschied in unserer Auseinandersetzung mit Israel, dem Terrorismus und dem Antizionismus ist die Art, wie Sie und ich „sekundären Antisemitismus“ verstehen. Meiner Auffassung nach grenzen Sie diesen Begriff zu stark ein. Es geht beim sekundären Antisemitismus keineswegs nur um Ex-Nazis und deren Kinder, die die Schwere Ihrer Tatbeteiligung mildern wollen (durch den Verweis auf Verbrechen der „anderen Seite“), oder sich eine Rechtfertigung für Angriffe auf Juden schaffen. Um „sekundären Antisemitismus“ handelt es sich überall dort, wo die Politik Israels oder jüdischer Einrichtungen, mit der nationalsozialistischen Politik der Vernichtung der Juden gleichgesetzt wird. Diese Form der Gleichsetzung gibt es weit über deutsche Nazis und ihre Nachfahren hinaus, sie ist ein internationales Phänomen. Das hat etwas damit zu tun, dass am Holocaust selbst, aber auch an den vielen anderen Kriegen gegen Israel und Juden, nicht nur Deutsche beteiligt waren. Der Bedarf an „Schuldabwehr“ oder auch „Schuldumkehr“ ist entsprechend groß.
    Markus Mohr und Sie, Moshe Zuckemann und andere halten das für, wie Mohr schreibt, „Unfug“, oder weitergehrend, für „israelische Propaganda“. Ich denke da anders. Vielleicht ließe sich auf dieser Basis miteinander argumentieren?
    Argumentieren lässt sich allerdings nicht darüber, ich komme zurück auf meine Rezension und Ihren Kommentar, ob ein von Ihnen in Ihrem Beitrag referierter Bekennerbrief der Revolutionären Zellen zu einem Anschlag auf ein israelisches Reisebüro antisemitisch sei, oder nicht. Es heißt in diesem Bekennerbrief: „Seit München 1972, wo die Palästinenser klar gemacht haben, daß die Bourgoisie ihre Spiele nicht als Kraft durch Freude verkaufen kann, als die gesamte Presse auf die Lügen und den Dreck der Bullen eingeflippt sind, als sich die freie Presse als Bullen-Presse erwiesen hat, hat die gesamte Linke in der BRD es nicht mehr fertiggebracht, einen Ton zum Völkermord an den Palästinensern über die Lippen zu bringen. Die furchtbaren Verbrechen des deutschen Faschismus an den Juden dürfen uns nicht die Augen verschließen vor dem Ausrottungsfeldzug der Zionisten in Palästina. Die Zionisten haben unheilvolle Lehren aus ihrer Verfolgung gezogen; sie haben gut gelernt und verfolgen, unterdrücken, vertreiben, beuten die Palästinenser und Araber heute aus, wie sie einst selbst verfolgt wurden.“
    Hier ist kein „emanzipativer Antizionismus“ o. ä. als Rechtfertigung in Anschlag zu bringen. Das ist pure Gleichsetzung israelischer Politik mit der völkermordenden Politik der Nazis. Ihnen fällt in Ihrem Buch zu dieser Erklärung nur ein, ich zitiere Ihren Beitrag: „Die RZ stand mit dieser Sicht der Dinge keineswegs alleine. Nahezu das gesamte Spektrum der linken Fundamentalopposition der 1970er hatte sich antizionistisch positioniert.“
    Das ist ein bischen wenig. Die Gleichsetzung von Nazis und Israelis, die vollzogen einige Antizionisten. Eben diese, zu denen gehörten RAF und Co., die sind Antisemiten. Diese Gruppen und ihre Mitglieder scheuten vor Anschlägen auf Juden und auf Israelis, auch Zivilisten, nicht zurück. Die Gleichsetzung von Israels Politik mit dem nationalsozialistischen Judenmord, war die ideologische „Begleitmusik“ dieser Gewalttaten. Das ist Antisemitismus pur, auch wenn hier auf der ideologischen Ebene nicht „Juden als Juden“ angegriffen werden. Die Aussagen die hier getroffen werden, sind zusätzlich auch, und da müssten Sie sich doch als Sozialwissenschaftler herausgefordert fühlen, vollkommen falsch. Der Nazi Juden- und Völkermord hat keine Parallele in der israelischen Politik seit 1948. Diese Aussagen sind antisemitisch und eine intellektuelle Bankrotterklärung.

    Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das verstehen.

    Martin Jander

  2. Vorbemerkung: Der folgende Text wurde der Hagalil-Redaktion als Antwortartikel auf Martin Janders Besprechung des Buches „Legenden um Entebbe“ angeboten. Leider wurde ich lediglich auf die Möglichkeit verwiesen, die Kommentarfunktion zu nutzen. Ein gleichberechtigter Diskurs scheint mir hier schwierig, die Trolle haben in solchen Kommentarspalten erfahrungsgemäß das letzte Wort. Dennoch möchte ich die Möglichkeit nutzen, Jander zu widersprechen, der nicht nur leicht erkennbar diffamiert, sondern mit seiner von gutem Willen getriebenen Abwehr paradigmatisch für eine sehr deutsche Haltung steht.

    Ein menschenfeindliches Buch?

    Gerhard Hanloser

    Zu dem Artikel vom 23.1.2017 von Martin Jander über das Buch „Legenden um Entebbe“

    Die mit Schrecken, Terror, Todesdrohung und (Re-) Traumatisierung verbundene und blutig beendete Flugzeugentführung einer Air-France-Maschine durch ein palästinensisches PFLP- Kommando und deutsche Luftpiraten der Revolutionären Zellen jährte sich 2016 zum vierzigsten Mal. Es fanden Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Kongresse zum Thema statt – und es ist in dem linken Kleinverlag Unrast aus Münster ein Buch erschienen, das sich den „Legenden um Entebbe“ und der politischen, diskursiven und medialen Verarbeitung der Entführung widmet. Im Zentrum des Sammelbandes steht die linke Reaktion auf Entebbe damals und die Jahrzehnte darauf und das „Selektionsnarrativ“, also die Darstellung, wonach in Entebbe deutsche und palästinensische Antisemiten Juden und Nicht-Juden selektiert hätten. Wenn Entebbe als Wiederholung von Auschwitz angesehen wurde, so sind zwar „die Erfahrungen, Assoziationen und Ängste der Opfer der Kritik enthoben“, wie die beiden Autoren Alexander Sedlmaier und Freia Anders am Ende ihres bereits im Jahrbuch für Antisemitismusforschung veröffentlichten Aufsatzes festhalten, aber es befreit einen Geschichte und Politik ernst nehmenden Wissenschaftler nicht, „die politische Instrumentalisierung der Opferperspektive stets quellenkritisch (zu) hinterfragen“. Dieser Aufruf betraf mich auch selbst, da ich selbst in der Vergangenheit unhinterfragt und ungeprüft von einer „Selektion von Juden und Nicht-Juden in Entebbe“ schrieb (so beispielsweise noch 2004 in einem Beitrag für das Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte). Quellenkritik und das Hinterfragen von liebgewonnenen Ansichten, so mein Vorhaben, sollte auch meinen Aufsatz zum „linken Antizionismus der 70er“ anleiten. Doch Fragen zu stellen und Quellen zu studieren ist offensichtlich für Hagalil und seine Autoren mehr als anstößig – das zeigt die Aufnahme, die das Buch in dem Internetportal fand.
    So hat sich beispielsweise Martin Jander zu einer Rezension hinreißen lassen, die es in sich hat, die jedoch nicht unwidersprochen stehen gelassen werden kann, weil sie die Autoren mit halt- und gegenstandslosen Vorwürfen überzieht. Er resümiert bereits zu Beginn, der Herausgeber des Buches „Legenden um Entebbe“, Markus Mohr, „liefert mit seinem Buch Stichworte für eine lernunwillige, radikale und menschenfeindliche Linke“. Nun ist bereits die Markierung als „Stichwortgeber“ eine tückische. Jeder Kritiker, Historiker und Forscher kann zu einem Stichwortgeber für alle möglichen ihm nicht genehmen Stimmen werden, wenn eben seine Forschungsergebnisse und Erkenntnisse zu Stichworten verkürzt und einem fremden Interesse zugeführt werden. Interessant ist die Angabe, für wen hier angeblich Stichworte geliefert werden – die Reihung, die der Rezensent vornimmt, ist dabei nichts anderes als identitätsstiftend für den Rezensenten selbst, eine Art Selbstverortung und Identitätsmarkierung: wenn er und seine ihm gewogene Leserschaft eines nicht sein will, dann „lernunwillig, radikal und menschenfeindlich“, so das Signal. Doch was sagt das über die kritisierten Autoren aus? So gut wie nichts.
    Janders Rezension will vielleicht Lernwilligkeit und Menschenfreundlichkeit signalisieren (an die Wurzel von Problemen geht er in der Tat nicht, insofern vermeidet er es tatsächlich „radikal“ zu sein), die Rezension selbst ist aber von Leseunwilligkeit und Textfeindlichkeit geprägt, die hinter großen Gesten der kokettierenden Selbstbeweihräucherung versteckt werden.
    Über meinen Aufsatz „Der linke Antizionismus in Westdeutschland und Westberlin“ schreibt er:
    „Er referiert einen Überblick über die antizionistische Literatur der 1970er Jahre in der Bundesrepublik, verweist auf prominente Namen wie z. B. Erich Fried und Daniel Cohn-Bendit, weist die Interpretation dieses Antizionismus als „sekundären Antisemitismus“ weit von der Hand und gewinnt dem deutschen Antizionismus eine emanzipative Rolle in der Bundesrepublik der 60er und 70er Jahre ab.“
    Diese Zusammenfassung beinhaltet interessierte Unterschlagungen. Tatsächlich kann die Begrifflichkeit des „sekundären Antisemitismus“ für etliche prominente linksradikale antizionistische Stimmen der 70er Jahre nicht überzeugen, wie ich material- und quellengestützt darstelle. Folgt man der Definition von Adorno und Schönbach, auf die der Begriff des „sekundären Antisemitismus“ zurückgeht, wie ich ebenfalls detailliert schildere, besteht dieser ja in einer legitimatorischen Haltung ehemaliger aktiver und überzeugter Nazis und ihre Übertragung auf mit ihnen sich verbunden fühlenden Kindern. Nun müsste Jander zeigen, dass es sich bei den wichtigsten publizierenden Vertretern eines linken Antizionismus wie Daniel Cohn-Bendit, Eike Geisel, Mario Offenberg, Erich Fried und anderen um eine solche Personengruppe handelte und inwiefern die genannten Autoren von einem ihre familiäre Herkunft betreffenden Exkulpationsbedürfnis antreiben worden sein.
    Dass diese vielmehr, wie ich herausstelle, sich mit einer ebenfalls linksradikalen, weltrevolutionär gestimmten und antizionistischen israelischen Gruppe namens Matzpen verbunden fühlten, muss Jander wie alle Antizionismus-gleich-Antisemitismus-Gleichsetzer einfach unterschlagen.
    Im übrigen beschreibe ich, ganz im Gegensatz zu dem, was Jander suggieriert, sehr wohl einen widerwärtigen Antizionismus innerhalb der Linken, „der den Nationalismus reaktivierte, die NS-Geschichte und die Judenvernichtung rationalisierend als eines der vielen ‚Verbrechen des Kapitals‘ behandelte und Israel als Akteur schließlich in antisemitischer Weise überzeichnete“. Dennoch halte ich fest, dass man nicht von „einer Logik des bundesrepublikanischen Antizionismus“ ausgehen könne, die schlicht Antisemitismus sei, hier existiert auch ein Dissens mit meinem Freiburger Kollegen Thomas Haury. Ich schreibe: „Vielmehr sollte von „zweierlei Antizionismus gesprochen werden: ein zum Antisemitismus anschlussfähiger Antizionismus, der sich an das nationalistisch verdorbene Erbe des Stalinismus anlehnte, die Besonderheit der NS-Geschichte missachtete und deren Feindschaft zu Israel schließlich keine Rückkopplungen mehr an revolutionäre Erwartungen gehorchte, sondern einem, verselbständigten Feindschaftskonzept; und die Existenz eines ‚emanzipatorischen Antizionismus‘ als universalistisch-weltrevolutionäre Haltung, mit Kontakten zu antizionistischen Linken aus Israel und in Frontstellung zur Vorherrschenden postfaschistisch-philosemistischen BRD-Gesellschaft“.
    Jander behauptet weiter: „Hanloser referiert laufende Meter sekundär-antisemitischer Stereotype eines angeblich „geschichtsbewussten Antizionismus“ als Belege einer unproblematischen antifaschistischen Haltung.“ Aus den laufenden Metern (Wohin laufen sie denn, möchte man spöttisch anmerken, vielleicht dem Rezensenten davon?!) wird dann doch bloß der Bezug auf einen Text der Revolutionären Zellen, der schlicht und ergreifend überhaupt nicht als Beispiel „geschichtsbewussten Antizionismus“ und als Beleg einer unproblematischen antifaschistischen Haltung bezeichnet wurde. Dies ist nur ein Beispiel für viele Verdrehungen, Unterschlagungen und schlicht unrichtige Behauptungen. Woraus könnten sie resultieren? Liegt ein Mangel an Lesekompetenz vor?
    Die Gründe der Leseunfähigkeit Janders scheinen tiefer zu gehen. Denn sein Hang zur Unwahrheit hat etwas von Abwehr. Am guten Willen von Martin Jander kann ja wirklich kein Zweifel bestehen (vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=adGX87lqDnA) Doch seine Anliegen sind typisch deutsche, die offensichtlich jede globalhistorische Perspektive negieren müssen. Das wird besonders deutlich, wenn er Moshe Zuckermanns Darstellung der fetischisierten Heldendarstellung „Entebbes“ in Israel als „ungeheuerlich“ bezeichnet. Die deutsche Gartenzwergperspektive Janders, der nicht über den nationalen Tellerrand zu blicken vermag und diese Selbstbezüglichkeit in merkwürdiger Hybris als allein gültigen Rahmen setzen will, muss sich an der kritischen Perspektive eines israelischen Historikers stoßen, der ausgewiesener Maßen ein Fachmann für deutsche und israelische Vergangenheitsbewältigung und -politik ist.
    Man erinnert sich angesichts einer solchen von Abwehr geprägten Rezension an die kluge Reaktion von Daniel J Goldhagen auf die unsachlichen Verrisse seines Werkes Hitler’s Willing Executioners durch seine Fachkollegen aus Deutschland. Er schrieb: „Normalerweise wird ein Buch ungefähr so besprochen: Das Buch ist in dieser und jener Hinsicht mißlungen, aber es gibt hier und dort einen Punkt, der doch interessant ist. Ein solches Herangehen war bei den Besprechungen meines Buches selten, typisch war die totale Verdammung. Das Buch sollte nicht gelesen werden, lautete meistens der Subtext der negativen Kritiken.“ Auch Jander begnügt sich nicht nur damit, das Buch schlecht, unterkomplex, im Urteil fehlgehend oder ähnliches zu nennen, er weist es als „menschenfeindlich“ aus. Dies ist als Urteil eine absurde Ãœberbietung – und im Grunde lächerlich. Aber es hat Methode. Die zu diskutierenden Erkenntnisse des Buches sollen schlicht gebannt, als „böse“ markiert und exorziert werden. Wer so vorgeht, will glauben, nicht wissen. Er will die Glaubensgemeinschaft bei der Stange halten und erweist sich im Kern als diskussionsunfähig. Man kennt solche autoritären Setzungen und Dogmen tatsächlich aus der Geschichte der Linken. Das Ende von Janders Beitrag ist deshalb kaum überraschend, wenn er schreibt: „Nur allzu deutlich wird durch die Argumentation hindurch sichtbar, dass hier Positionen … des linken Antisemitismus formuliert werden…“. Man kennt diese Herabsetzung und Diffamierung von Autoren als „Antisemiten“, nur weil sie schlicht eine anderen Beurteilung und Bestimmung des „linken Antisemitismus“ oder des Nahostkonflikts vornehmen, aus dem Milieu der neuen Autonomen und der „Antideutschen“, die nach dem Motto verfahren: „Alles Antisemiten – außer Mutti“. Die Frage der Lernunwilligkeit und Menschenfeindlichkeit drängt sich also in einer ganz anderen Hinsicht auf. Vermag der Hagalil-Autor Jander dies zu erkennen oder fehlt ihm dafür die notwendige radikale Selbstreflexion?
    Gleichzeitig muss sich die Hagalil-Redaktion fragen lassen, warum sie einen derartig manipulativen und suggestiven Aufsatz publizierte zusammen mit drei weiteren Aufsätzen der Autoren Susanne Bressan, Susanne Benöhr-Laqueur/ Yael Pulë und Roland Kaufhold, die eine kampagnenhafte Erledigung eines Buches und seiner Autoren verfolgen. Autoren im übrigen, die im Jahrbuch für Antisemitismusforschung, im Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte und Bücher zum Thema Antisemitismus und Vergangenheitsbewältigung publizierten, und die sich mit Markierungen und Herabsetzungen in Texten auf Hagalil konfrontiert sehen wie „Apologetin des Israel-Hasses“, „menschenfeindlich“ und antisemitisch.

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