Assads Ende: Israels Angriff in Syrien

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Nur selten gibt es so viele Quellen für einen israelischen Angriff. „Westliche Diplomaten“ in London, „Sicherheitskreise“ in Washington, „Sprecher“ im Libanon und zuletzt die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Dann kam auch noch eine israelische Bestätigung, aus „Medienberichten“, obgleich im Text der Meldung steht, dass der israelische Militärsprecher derartige Berichte „niemals kommentiert“. Wem soll man glauben?…

Ein Kommentar von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 31. Januar 2013

Wenn doch wenigstens diese anonymen aber offensichtlich glaubwürdigen Quellen Übereinstimmendes behauptet hätten. Erst wurde im Libanon ein Angriff auf einen Lastwagenkonvoi „bestätigt“ und schnell wieder dementiert, bis es hieß, ein grenznahes Dorf sei bombardiert worden. Innerhalb weniger Stunden wanderte der Angriff weg vom Libanon in Richtung Syrien. Auch dort können sich die Berichterstatter erneut nicht einigen, ob denn ein Lastwagenkonvoi mit russischen Raketen auf dem Weg zur Hisbollah attackiert wurde, oder aber ein „Forschungsinstitut“. Ein zerstörtes Gebäude, zwei Tote und fünf Verletzte „bestätigte“ die offizielle syrische Nachrichtenagentur.

Einf. Red. (haGa) / Corriere del Ticino – Schweiz
Israel wappnet sich für Assads Ende

Israelische Kampfjets haben in der Nacht zum Mittwoch Medienberichten zufolge einen syrischen Waffenkonvoi nahe Damaskus bombardiert. Die UN berieten indes in Kuwait auf einer Geberkonferenz über Hilfen für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs. Israel wappnet sich, während die Staatengemeinschaft nur Pflaster verteilt, urteilt die liberale Tageszeitung Corriere del Ticino:

Die Gefahr, dass Chemiewaffen wie auch konventionelle, hoch entwickelte Waffen der syrischen Armee in die Hände gefährlicher islamischer Extremisten oder der Hisbollah fallen, ist real und somit auch die Bedrohung für strategisch wichtige Ziele in Israel. Angesichts der Entschlossenheit Israels, Gefahren zu neutralisieren, ist der Luftangriff in Syrien nicht verwunderlich. Der jüdische Staat ist derjenige, der sich in jeder Hinsicht am besten auf den möglichen Kollaps des Assad-Regimes vorbereitet hat.
Die Hilfen der internationalen Gemeinschaft von 1,5 Milliarden Dollar für die Bevölkerung sind hingegen kaum mehr als ein Pflaster auf die klaffende Wunde des Bürgerkriegs. … Längs der Grenzen gibt es eben nicht nur Flüchtlingsströme, sondern es besteht auch die reale Gefahr des Waffenhandels.“
31.01.2013 Corriere del Ticino

Um die Glaubwürdigkeit von Sana zu prüfen, reicht ein Blick auf ihre Homepage. Da richten zwar „Terroristen“ Massaker an, aber die syrische Armee hat mit Erfolg die Sicherheit in Daraa wieder hergestellt. In Damaskus wurde eine Ausstellung zu den „schönsten Schnappschüssen der syrischen Flagge“ eröffnet und die nationale archäologische Mission hat in Hama eine griechische Liebesgöttin ausgegraben. Syrien empfiehlt sich als Touristenland mit neuen Hotels und Kulturerbe.

Warum sollte man also den Syrern mehr glauben, als allen anderen?

Als 2007– gemäß ausländischen Quellen – israelische Kampfflugzeuge angeblich einen im Nordwesten Syriens errichteten Atomreaktor zerstörten, behaupteten die Syrer, dass „Unbekannte“ ein Loch in die Wüste gebombt hätten. Später wurde daraus eine „landwirtschaftliche Versuchsfarm“. Die Amerikaner veröffentlichten Satellitenaufnahmen einer streng geheimen Atomanlage, deren Besitz die Syrer nicht eingestehen konnten, ohne in Teufels Küche zu geraten. Damals wie heute schwieg Israel geflissentlich. Und weil die Syrer nicht eingestehen konnten, dass und was attackiert worden ist, während Israel nicht bestätigen konnte, das Nachbarland Syrien angegriffen zu haben, blieb dieser durchaus ernste Kriegsakt folgenlos.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com