„Leb’n soll der baliebter Chawer Stalin“

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„Jüdischer Bolschewismus“, der Nationalsozialismus und die Folgen…

Von Robert Schlickewitz

Bei einem meiner Streifzüge durch die bundesdeutschen Antiquariate wurde ich auf ein Bändchen mit unverkennbarem NS-Charakter im Titelschriftzug aufmerksam. Nachdem das Thema – Juden in der Sowjetunion – und die Fülle der angegebenen Literatur mein Interesse geweckt hatten, entschloss ich mich zum Kauf.

Neben Bayern, dem Mutterland des Nationalsozialismus‘, gilt das Zarenreich bzw. die spätere Sowjetunion als Inbegriff des Antisemitismus. Aus Russland stammten denn auch jene Legenden, von den „Protokollen der Weisen von Zion“, die bis in die Gegenwart simplen und wirren Hirnen unendlich viel Stoff für ihr zu Vereinfachungen neigendes, verqueres Weltbild liefern.

Noch vor der Revolution von 1917, im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden, legten diese „Protokolle“ den Grundstock für aberwitzigste Verschwörungstheorien, allesamt mit dem Tenor, dass hinter sämtlichen schwer erklärbaren gesellschaftlichen Phänomenen, sozialen Missständen und Umbrüchen aller Art, wirtschaftlichen Katastrophen ebenso wie Krisen des christlichen oder des muslimischen Glaubenslebens, einzig ‚der‘ Jude als Verursacher stehe. Weltumspannend, weil als Heimatloser „ohne Vaterland“ und somit überall zu Hause, spinne er, der Jude, seine Intrigen, Ränke und Verwirrspiele, alles nur um brave Christen (oder Muslime) um Ihr Hab und Gut, ihre Ersparnisse, ihre Ideale, ihr Weltbild oder ihre religiöse Verwurzelung zu bringen und die Welt in ein heilloses Chaos zu stürzen.

So oder ähnlich lauten die Vorwürfe, die weltweit auch noch im 21. Jahrhundert erhoben werden.

Als die Protokolle erstmals erschienen, war der Kommunismus noch nicht ‚erfunden‘ und konnte somit auch nicht in die klassischen Theorien vom jüdischen Weltverschwörertum mit einfließen. Dies hielt jedoch Judenfeinde nicht davon ab, die nötigen Ergänzungen bzw. Aktualisierungen nachzutragen. Die Tatsache, dass tatsächlich zeitweilig und in gewissen Fällen überproportional viele Juden als Akteure bei der russischen Revolution und danach in Erscheinung traten, wie Leo Trotzki, Grigorij Sinowiew, Moisej Uritzki, Grigorij Sokolnikov, Adolph Joffe und Lew Kamenjew veranlasste böswillige Zeitgenossen dazu, Juden pauschal als verantwortlich für die eingreifenden Umwälzungen die der Kommunismus mit sich brachte, zu machen.

Irgendwann nach der Oktoberrevolution von 1917 erblickte ein Pamphlet das Licht der Öffentlichkeit, sein Titel: „Der jüdische Bolschewismus“, das eine ganz besonders verhängnisvolle Nachwirkung erzielen sollte. Als seine Autoren und/oder Verbreiter gelten die „Weißen“, also die Gegner der Russischen Revolution im eigenen Land. Bereits in den 1920er Jahren waren sowohl dieses Pamphlet als auch die „Protokolle“ auf der ganzen zivilisierten Welt anzutreffen und begannen zu wirken.

Russland war, wie oben schon erwähnt, eine Hochburg des Judenhasses. Allein in den Jahren 1881 bis 1920 haben mehr als zwei Millionen Juden Russland den Rücken gekehrt und sind in nahezu alle Teile der Welt ausgewandert. Andere Juden hatten sich arrangiert und für einen Verbleib im Lande entschieden. Einige von diesen engagierten sich bei russischen Parteien, längst nicht alle jedoch bei den Kommunisten.

In der Partei der Bolschewiken, derjenigen Partei also, die den Kommunismus aufbauen sollte, waren bei Ausbruch der Revolution unter den etwa 10 000 Mitgliedern nur 364 ethnische Juden; von den 23 Volkskommissaren (Narkoms) der Jahre 1923 bis 1930 waren 5 Juden; 1922 waren 5, 21 % der Parteimitglieder der Bolschewiken Juden. Von den Mitgliedern des Zentralen Exekutiv Komitees des Sowjetkongresses von 1929 waren 402 ethnische Russen, 95 Ukrainer, 55 Juden, 26 Letten, 13 Polen und 12 Deutsche.

In den Jahren 1936 bis 1940, im Zuge der großen „Säuberungen“ der sowjetischen KP, hat Stalin fast alle Juden aus höheren Stellen in der Parteispitze, in der Regierung, im diplomatischen Dienst, bei Polizei und im Militär entlassen. 1939, beispielsweise, erhielt Außenminister Molotow von Stalin den Auftrag sein Ministerium „von Juden zu säubern“. Während des Krieges hat sich diese offizielle judenfeindliche Personalpolitik noch verstärkt, obwohl auch jüdische Sowjetsoldaten an allen Fronten für ihr Vaterland kämpften und zu Abertausenden den Soldatentod fanden. Auch noch nach 1945 zeichnete sich keine Änderung ab – im Gegenteil – etwa die „Ärzteangelegenheit“ („Djelo Wratschej“) – eine Hatz auf jüdische und jüdischstämmige Ärzte, die angeblich ein Mordkomplott gegen Stalin vorbereitet hätten, belegte nur zu deutlich das Kontinuum der Judenfeindschaft in der Sowjetunion.

Einige Juden in Russland haben zu den Tätern gehört, zweifellos, aber noch wesentlich mehr russische Juden gehörten ab 1917 zu den Verlierern und Opfern des kommunistischen Regimes: Bei Pogromen vor und während der Revolution sind über 100 000 Juden ums Leben gekommen; die meisten wurden erschlagen, erschossen, erstochen, erwürgt, gehängt oder lebendig verbrannt. In der Aufbauphase der Sowjetunion und auch später genossen Juden keine privilegierte Stellung, eher im Gegenteil, bot doch die im Sowjetpass angegebene Nationalitätenbezeichnung (Jude) häufig Anlass zu Diskriminierung und Schikanen seitens der Behörden oder der Exekutivorgane. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion litten besonders Juden unter den Verfolgungen durch Deutsche, die sich gewöhnlich an den Pässen orientierten, wen sie jeweils vor sich hatten. Sollte zunächst nur die „jüdisch-bolschewistische Intelligenz“ liquidiert werden – gemäß einer Anweisung von Hitler vom März 1941 – so wurde dieser Befehl bereits wenige Monate später auf alle Juden ausgedehnt. Hunderttausende jüdischer Männer, Frauen und Kinder wurden in der Folge, oft bestialisch, von Deutschen und deren osteuropäischen Helfershelfern auf dem Territorium der UdSSR ermordet.

In Deutschland, einem der intolerantesten und judenfeindlichsten Länder Westeuropas seit vielen Jahrhunderten, wurden die Ereignisse in Russland, bzw. später in der Sowjetunion, aufmerksam registriert und von Politikern aller Parteien (außer von den deutschen Kommunisten) das Gespenst eines  jüdischen Bolschewismus polemisch-politisch instrumentalisiert.

Eine besondere Rolle beim Zustandekommen und bei der Propagierung des Mythos eines „Judäo-Bolschewismus“ oder „jüdischen Bolschewismus“ spielte der Chefideologe des deutschen Dritten Reiches Alfred Rosenberg. Ähnlich der frühe Weggefährte Hitlers, zweifelhafte Schriftsteller und Tendenz-Journalist, Dietrich Eckart, der 1924 in seiner Schrift „Der Bolschewismus von Moses bis Lenin“ sowohl die biblische Gestalt als auch den russischen Revolutionär des Kommunismus‘ wie des Jüdischseins überführte. Nicht viel anders der deutsche Führer höchstselbst, der in seinem programmatischen Werk „Mein Kampf“ (1926) nicht an dem Komplex vorbeikam: „Im russischen Bolschewismus haben wir den in zwanzigsten Jahrhundert unternommenen Versuch des Judentums zu erblicken, sich die Weltherrschaft anzueignen.“ Nur wenige Jahre später, 1930, konnte man bei Alfred Rosenberg in dessen „Mythus des 20. Jahrhunderts“ lesen: „Das nordisch-russische Blut gab den Kampf auf, das ostisch-mongolische schlug mächtig empor, berief Chinesen und Wüstenvölker; Juden, Armenier drängten sich an die Führung und der Kalmücko-Tatare Lenin wurde Herr. Die Dämonie des Blutes richtete sich instinktiv gegen alles, was noch äußerlich als aufrecht wirkte, männlich nordisch aussah, gleichsam lebendiger Vorwurf war gegen einen Menschen, den Lothrop Stoddard als ‚Untermenschen‘ bezeichnete.“

In der deutschen Reichswehr der Ära von Weimar gab es die weithin geteilte Ansicht, der Sowjet-Kommunismus sei eine jüdische Verschwörung gewesen, zunächst nur im kleineren Kreis, in vertrauter Umgebung, geäußert, nach 1933 zur offiziellen Lesart erklärt. Zahllose deutsche Publikationen trugen dazu bei, dass breite Kreise der in außenpolitischen Dingen üblicherweise schlecht informierten deutschen Bevölkerung sich diese Auffassung zueigen machten. Die diesbezügliche Propaganda des Dritten Reiches traf daher auf ein durchaus vorbereitetes Feld. Als Hitler 1941 im Reichstag seinen Überfall auf die Sowjetunion rechtfertigte, tat er dies unter mehrfacher Bezugnahme auf „die jüdisch-bolschewistischen Herrscher in Moskau“ und die von diesen angeblich angestrebte Herrschaft über Deutschland und andere europäische Nationen. Deutsche katholische Geistliche, wie etwa der bayerische Kardinal Michael von Faulhaber, konnten später mit dem Argument, dass sie die Bekämpfung des „gottlosen“ Sowjetbolschewismus unterstützten, ihren Nichtwiderstand gegenüber Hitler und dem NS-Regime sowie ihre, üblicherweise, Passivität gegenüber den Judenverfolgungen legitimieren.

Auch außerhalb Deutschlands griffen judenfeindliche Individuen, Institutionen, Organisationen und Presseorgane den Mythos vom jüdischen Bolschewismus auf und benutzten ihn für ihre jeweiligen politischen oder religiösen Ziele. In meiner, neben Bayern, zweiten Heimat, Polen, kam vor dem Zweiten Weltkrieg das Schlagwort „Żydokomuna“ (sprich: Jydokomuna mit J wie in Journal) auf und diente dazu das Schreckensbild eines sich mit der UdSSR verschwört habenden polnischen Judentums, das beabsichtige sich Polens zu bemächtigen, zu zeichnen.

André Gerrit schrieb in „The Myth of Jewish Communism: A Historical Interpretation“ im Jahre 2009 (S. 195):“ The myth of Jewish communism was one of the most popular and widespread political prejudices in the first half of the 20th century, in Eastern Europe in particular.“

In Dutzenden von Artikeln und über Jahrzehnte hinweg geißelte die von Jesuiten herausgegebene Hauszeitschrift des Vatikan „La Civiltá Cattolica“ den „jüdischen Bolschewismus“ als das Grundübel der Menschheit, als das Werk des Leibhaftigen, als das Erzböse schlechthin. Bischöfe, Äbte, Mönche, Geistliche lasen diese Auslassungen und gaben sie, mehr oder weniger differenziert, weiter an das katholische Fußvolk, an die Basis der römisch-katholischen Kirche – europaweit, weltweit. Der alte christliche Hass auf die Juden, da war er wieder, frisch genährt, und in seinem Fortbestand gesichert. Noch heute, zwei Jahrzehnte nach Ende der Sowjetunion, assoziieren unkritische (katholische) Christen den Kommunismus mit Juden, wie man, etwa in Bayern und Polen, immer wieder feststellen kann.

Der iranische Präsidentenberater Mohammad Ali Ramin, um auf einer entsprechenden Ebene bei der anderen (monotheistischen) Religion fortzufahren, hat 2006 in seiner Funktion als Generalsekretär der neuen „Weltstiftung für Holocaust-Studien“ festgestellt, dass „die bolschewistische sowjetische Regierung der Ära Lenins, und später, Stalins, die beide jüdisch waren, obwohl sie sich als Marxisten und Atheisten ausgaben… mit Hitler zusammenarbeiteten, indem sie gemeinsam den Gedanken an die Gründung des Judenstaates förderten.“

Aber als anständiger Deutscher tut man gut daran, nicht zu laut und zu erhaben mit dem Zeigefinger auf das menschenfeindliche Regime im Iran zu weisen, wenn im eigenen Lande die Verhältnisse zu wünschen übrig lassen und von vorbildlich weit entfernt sind.

So hat der, bis heute weithin und keineswegs nur in ultrarechten Kreisen, hoch angesehene Berliner Historiker Ernst Nolte vor wenigen Jahren formuliert, Hitler habe mit dem Holocaust nur auf die wahrgenommene jüdisch-bolschewistische Bedrohung reagiert, daher sei ihm „insoweit ein gewisses historisches Recht zuzuschreiben, als er sich dem umfassenden Anspruch der Sowjetunion mit großer, wenn auch vermutlich weit überschießender Energie widersetzte.“ (Ernst Nolte, Streitpunkte. Heutige und künftige Kontroversen um den Nationalsozialismus, Berlin 1993, S. 19)

Der lange Zeit und von zahlreichen christlich-unkritischen Deutschen bis heute geschätzte, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann hat vor nicht einmal einem Jahrzehnt (2003) zum Tag der deutschen Einheit proklamiert: Wegen ihres Engagements in der Führung der Bolschewiki und bei „Tscheka-Erschießungskommandos“ könne man die Juden „mit einiger Berechtigung als ‚Tätervolk‘ bezeichnen“. Zwar hat Hohmann in seinen weiteren Ausführungen den Begriff „Tätervolk“ sowohl für Juden als auch für Deutsche zurückgewiesen und „die Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien“ zum wahren Tätervolk des 20. Jahrhunderts erhoben, dennoch bewiesen seine Sätze einmal mehr wie tief gewisse Denkweisen im Tätervolk der Deutschen noch verwurzelt sind.

Zurück zu meinem Zufallsfund im Antiquariat:

Was da vor mir liegt, im Taschenbuchformat, aus angegilbtem, nicht ganz holzfreiem Papier hergestellt, und soft gebunden, war einmal ein Produkt jener Propagandaküche des Dritten Reiches, gedruckt bei der Berliner Verlagsanstalt Otto Stollberg und herausgegeben von Georg Leibbrandt.

Leibbrandt (1899-1982), ein russlanddeutscher Übersetzer, der bei Odessa geboren worden war, galt in der NS-Zeit als Spezialist für Russland und die Sowjetunion. 1933 war er der NSDAP beigetreten und hatte es 1935 zum Reichsamtsleiter gebracht; er war Mitarbeiter Rosenbergs und ab 1938 auch noch Beisitzer am berüchtigten Volksgerichtshof geworden. Über Juden publizierte er bereits in den 1930er Jahren ganz im Sinne des NS-Staates.

1941 befand sich Leibbrandt im Sonderstab Ost, der am Raub “herrenlosen Kulturguts von Juden“ beteiligt war. Nicht genug, man zählt ihn heute “zu den aktivsten und fanatischsten

Tätern, (die) nicht selten zu den Strategen der Besatzungspolitik und der Massenmorde (gehörten)” (Christian Gerlach in: “Kalkulierte Morde”).

Nach dem Kriege einige Jahre interniert, wurden Ermittlungen gegen ihn 1950 nach kurzer Zeit wieder eingestellt und kein Gerichtsverfahren angestrengt. 1966 deckte der SPIEGEL auf, dass Leibbrandt (“der Herr über Leben und Tod”) inzwischen auch in der neuen BRD eine durchaus vorzeigbare Karriere gemacht hatte, er war zum Leiter des Bonner Büros der bundeseigenen Salzgitter AG (vormalige Reichswerke AG für Berg- und Hüttenbetriebe) avanciert. Die Personalchefs werden bei seiner Einstellung weggeguckt haben, oder aber, sie entstammten, wie so häufig, ganz ähnlichen Kreisen.

Als Autoren von “Das Judentum – das wahre Gesicht der Sowjets” werden G.v.Poehl und M. Agthe genannt; ein Erscheinungsjahr ist nicht angegeben. Recherchen im Internet ermöglichten es das Buch auf 1942 zu datieren und die Vornamen der Autoren, in diesem Fall, Autorinnen, zu ermitteln: Gertrud von Poehl und Margaret Agthe. Im patriarchalisch bestimmten Dritten Reich hätte es nicht ‘seriös’ genug gewirkt, wenn zwei Frauen als Autorinnen eines Buches zu einem politisch brisanten Thema aufgetreten wären, also hatte man deren Vornamen auf die jeweiligen Anfangsbuchstaben reduziert.

Weitere Publikationen von Agthe und von von Poehl konnten nicht ermittelt werden. Lediglich als Autorin des Vorwortes zu einem Buch über das Wolga-Gebiet von Alexander Jefimowitsch Kotomkin (1885-1964) konnte Gertrud von Poehl nachgewiesen werden.

Das hier vorgestellte Werk aus der Reihe “Die Bücherei des Ostraumes”, versehen mit Karten und Diagrammen, bemüht sich anhand sehr zahlreicher Stellen aus der sowjetischen Literatur und der sowjetischen Presse (ausgewertet bis Mitte 1941) nachzuweisen, dass Juden nicht nur für den „plutokratischen Kapitalismus“, sondern auch für den Bolschewismus die Hauptverantwortung tragen.

Übrigens haben mehrere Zeitgenossen, gewiss aus sehr unterschiedlichen Motiven, das ganze Buch inzwischen im Internet allgemein zugänglich gemacht.

Als Kostprobe folgt die vollständige Wiedergabe des 9. Kapitels aus “Das Judentum – das wahre Gesicht der Sowjets” einschließlich der Anmerkungen der Autorinnen, S. 81-89; zusätzlich füge ich noch Angaben zu einigen angesprochenen Persönlichkeiten an:

 

Jiddische Volkslieder in der Sowjetunion

Die Verherrlichung des Sowjetregimes und der bolschewistischen Machthaber, besonders Stalins, durch die Juden findet lebhaften Ausdruck in der zeitgenössischen jiddischen Volksdichtung der Sowjetunion. Beliebt sind Schilderungen aus dem für die Juden so glücklichen Leben der Gegenwart und Vergleiche mit der Vergangenheit. Auch die Rote Armee, die aus der UdSSR. eine uneinnehmbare Festung machen soll, wird in zahlreichen Liedern besungen. Und sich selbst betrachten die Juden — es kommt dies häufig zum Ausdruck — als Mitbeschützer ihrer sowjetischen Heimat.

Einige untenstehende Proben dieser Dichtung sind der Sammlung von Dobruschin „Jidische Volkslieder weg’n Stalinen“ (Jüdische Volkslieder über Stalin), Moskau, Emes-Verlag, 1940 (Jiddisch) entnommen. Wir geben sie in Umschrift wieder.

*

Leb’n soll der baliebter Chawer 1) Stalin,

Er is unser bester Freint,

Seine Werter 2) wie lichtike Krischtall’n

Spieglen op dem Morgen mit’n Heint 3).

 

Leb’n soll’n die rojten Fahnen,

Was flattern hojch un breit,

Soll’n wiss’n die varbissene Sunim 4)

As 5) das Sechst’l Welt is greit‘ 6).

 

*

 

Mir leb’n in „Progreß“

 

Mir leb’n in „Progreß

FSSR 7) hat getan mit uns a grojßn Neß 8)

Basunders mir, Jidn,

Meg’n awade 9) sein zufried’n,

Vor Nikolaien hat der Jid in Ergez 10) nit gehat kein Ort

Un nit getort 11) ausreid’n kein hojch Wort.

Itzt liegt Nikolai mit sein Bande in der Erd

Un uns hat ma gegeb’n Traktors un Ferd.

Leb’n soll Woroschilow un die Rojte Armei

Was ma hert nit dem Sojnes 12) Geschrei.

Leb’n soll der Starosta 13) Kalinin der Lieber,

Was macht alle Velker for gute Brieder,

Mir darf’n weg’n ihm sing’n freileche Lieder.

Leb’n soll unser geliebter Chawer Stalin Jahr’n a Sach 14),

Was hat gemacht jed’n Mensch’n varmeglech un reich.

 

*

 

Stalin bam Ruder

 

Stalin bam Ruder — er fihrt unser Schiff

Meßt er die Weitkeit 15), meßt er die Tief’.

Mir lieb’n dem Fihrer, mir treuen 16) ihm an,

Mir hojb’n noch hecher 17) sein lichtike Fahn!

 

Was wojen 18) dort Wintn mit bojs’n Gebrumm?

Sie woll’n 19) nit keinmal varleschen die Sunn!

Schwimm she 20), mein Schiff, zu dem lichtik’n Breg 21)!

A Dank ihm, dem Fihrer, for freileche Täg!

 

*

 

Schein is das Leb’n

 

Schein is das Leb’n,

Freidik is das Leb’n,

Was unser grojßer Stalin

Hat uns gegeb’n.

Er hat die grojße scheine Sunn

Op der Erd‘ arofgebracht,

A bliehendik’n Garten

Fun unser Land gemacht.

In sein Harz’n brennt a Liebe

Sein Harz seit 22) Glick.

Blumen wachsen aus

Unter sein waremer Blick.

Fun Eis’n un fun Stahl

Geschmiedt die Partei.

In Eis’n un in Stahl

Gepanzert die Armei.

Stahlene Adlers

In hojche Himmlen fliehen,

Der Sojne 23) soll nit ster’n

Dem Garten sich zebliehen 24).

Unser schojner Gart’n

Wie schein hat sich zeblieht!

For dem Chaser-Schnuck 25)

A Schwerd is ojsgeschmied’t.

Soll der chaserscher Pisk 26)

A Schmeck 27) tun unser Erd;

Well’n mir ihm ophack’n

Mit der Stalinischer Schwerd.

 

*

 

Unser Leb’n vull mit Glick

 

Unser Leb’n vull mit Glick

Un mit Sunnen-Strahl’n,

Weil es fihrt uns stolz zum Sieg

Unser lieber Stalin.

 

Wunder-schein seinen die Tag‘,

Eins fun zweit’n schener,

Hilch’n 28) um in grinem Feld

Freid’ndike Täger.

 

Un die Sunn sie brat‘ und glieht,

Sie fink’lt in die Ojg’n 29),

Si hat a Jid an alter Schmied

Aso Lied varzeig’n:

 

„Schein, schein, helle Sunn

Deine Bäcklech rojte,

Si is awek 30) mein erschter Suhn

In Armei der Rojter.

 

Lamir 31) tanz’n, Weib mein, kumm,

Glicklech seinen 32) Jahr’n,

Itzter 33) is der zweiter Suhn

Ingenier gewor’n.

 

Un die Sunn sie glieht, wie gut,

Hert nit uf zu gliehen,

Si wet 34) mein jingster, dritter Suhn,

In der Arktis fliehen.“

 

Wunder-schein seinen die Täg‘

Eins fun zweit’n schener,

Hilch’n um in grinem Tal

Freidndike Täger.

 

*

 

Russ’n, Jid’n, Ukrainer

 

Russ’n, Jid’n, Ukrainer

Hent 35) geschloss’n in ein Kahn,

Alle Velker seinen Brieder

Unter Lenin-Stalins Fahn!

 

Das hat Stalin uns derhojb’n 36)

Un gegeb’n Glick un Freid.

Das hat er anstatt die Derner

Blumen op mein Weg verschpreit 37).

 

Unser Land wie a Ganeidn 38)

Hat sich prächtig itzt zeblieht.

Hei, Chaweirim 39), starker, hecher 40)

Soll sie klingen, Stalins Lied.

 

Leb’n lang soll unser Fihrer

For die helle, liebe Täg‘.

Weih wet sein zu alle Sunim 41),

Welche ster’n 42) uns dem Weg.

 

*

 

Werter scheine zunojfgeklieb’n 43)

 

Werter scheine zunojfgeklieb’n

Hab ich, wie Perl‘, eins in eins

Un in a Dicht das angeschrieb’n

Asoj weg’n Stalinen a scheins 44).

 

Zu wemen soll man Dich vargleich’n,

Wer kann a so Macht varmog’n 45) ?

Stalin, nito asojne Sach’n 46)

Was soll’n Dich fun Weg aropschlag’n 47).

 

Zu der Sunn kann man nit vargleich’n Dich,

For Wolk’ns tut sich die Sunn bahalt’n 48),

Un Du, Stalin, bist asoj fest ba sich 49),

Kein‘ Sach kann doch Dich nit afhalt’n.

 

Zu Wolk’ns kann man nit vargleich’n Dich,

Wintn Wolk’ns tuen doch varjag’n,

Un Du, Stalin, bist doch fest ba sich,

Dich kann keiner nit aropschlag’n.

 

Zu Wintn kann man nit vargleich’n Dich,

Wintn — sei nit lang doch gewähr’n,

Un Du, Stalin, bist doch fest ba sich.

Fun Weg wet Dich keiner nit opkehr’n 50).

 

Zum Jam 51) kann man nit vargleich’n Dich,

Der Jam ruht nischt, er tragt, er brojst 52).

Un Du, Stalin, bist fest ba sich

Un fest auf Dein Ort 53) steihst.

 

Zu Feier kann man nit vargleich’n Dich,

Wasser tut Feier doch varlesch’n,

Un Du, Stalin, bist doch stark ba sich,

Keiner kann Dich nit baherrsch’n.

 

Zu Wasser kann man nit vargleich’n Dich,

Wasser werd in der Erd‘ eingesojg’n,

Un Du, Stalin, bist doch stark ba sich.

Keiner kann Dich nit einbojg’n 54).

 

Stalin, zu wemen kann man vargleich’n Dich,

Wer kann sich kegn 55) Dich kliegn 56)?

Du bist doch asoj fest ba sich,

Kein Sach kann Dich nit basieg’n.

 

*

 

Spiel, mein Fiedl, hecher, schener

 

Spiel, mein Fiedl, hecher, schener,

Of die same 57) zart’ste Tener

Weg’n Freiheit, Freid un Glick,

Weg’n unser grojßn Sieg

 

Weg’n unser grojß’n Fihrer —

Weg’n Stalinen mein Lieb’n,

Welcher Freiheit hat gegeb’n

Und geschenkt uns a so Leb’n.

 

*

 

Stalin! Dein Namen dermahnen 58)

 

. . . Fun Felder fun grine in Land in dem rojt’n,

Bam Schmied’n das Eis’n, bam Schneid’n die Breit’n 59)

Fun Birobidshan un bis weit’n Madrid —

Dein Namen der Anhojb 60) fun jedweder Lied!

 

Du hast uns gegeb’n das Leb’n das freie

A Leb’n fun Glick un fun Freid

Varhit’n 61) das scheine un glickleche Leb’n —

Das Volk unsers ständik is greit 62).

 

*

 

Schlaf she, Suhnenin meiner 63)

 

Schlaf she, Suhnenin meiner,

Liebenker un feiner,

Schlaf she, schlaf she ein,

Gesund sollstu mir sein.

 

As Du wet 64) ruhik lieg’n,

Well ich Dein Wiegl wieg’n,

Un Dich mit Vargeniegn

A schein Meisele 65) derzeihl’n.

 

Weg’n unser Stalinen dem Wojl’n 66)

Weg’n Stalinen dem Grojß’n,

Was uns unsere Feind varstojß’n

Fun seier 67) Händ uns arojsgeriss’n,

Uns gegeb’n a Leb’n a siß’n,

Was mir, mein Kind, genieß’n …

 

*

 

Tschastuschkes 68)

 

Chawer Stalin is bei uns

Teirer for a Tat’n 69),

Unser ganzer Land

Kleibt ihm in Deputat’n 70).

 

Ichihab 71) a neiem Pelz,

Mein Suhn a neiem Futter,

Chawer Stalin is unser Fihrer,

Uns a Freind a guter.

 

Arunter mit’n Galech 72),

Arunter mit’n Row 73),

Ich kleib for a Deputat

Dem Chawer Molotow.

 

Mir seinen glicklech

Mir seinen satt,

Der Chawer Kahanowitsch

Is unser Deputat.

 

*

 

Stalins Konstituzie is die beste,

Alle freien sich, ma kwelt 74),

Unser Land is gar das starkste

In der ganzer Welt.

 

Lamir 75) danken unser Vater

Stalinen un die Partei,

Zu dem grojß’n Oktjaber-Jantew 76)

A Matane 77) brengen sei.

 

Op die Bäumer wachs’n Aeppl,

Un in Gart’n Malines 78),

Alle lieb’n wie dem Leben

Unser Chawer Stalinen.

 

Leb’n is gewor’n frei

Steihet Glick for alleman 79),

Weil mir hab’n a so Fihrer

Unser Chawer Stalinen!

 

Mekane i bin das Feigele 80),

Was kann in Himm’l jag’n.

Wenn ich hab Flieglen, wollt ich gleich

Zu Stalinen sich getrag’n.

 

Ach, wie unser Chawer Lenin

Wollt sich stark der freien,

Wenn er wollt‘ nur a Kuck 81) tun,

Wie auf sein‘ Weg mir geihen.

 

Mir seinen itzt Stachanowzes,

Si is unser Glick varsichert.

Mir freien sich un leienen 82)

Dem Chawer Lenins Bicher.

 

Angeschrieb’n ich hab’ a Brief,

Stalinen iwell schick’n.

Unser Land hat er derfiehrt,

Zu Freid’n un zu Glick’n.

 

Ich bin itzt a Rojtarmeier 83)

Un baschitz mein teier Land,

For dem grojßn Fihrer Stalin

I well varnicht’n alle Feind.

 

Unser Armei is stark wie Stahl,

Un schreckt nit of kein Wint, kein Kält’

Weil ’s fihrt an Stalins Kämpfer

Woroschilow, unser Held.

 

Ich bin itzter a Kolwirtnik 84),

Mir leb’n sich frei un gut,

Unser Land ich well varhiet’n

Mit mein ganzer junger Mut.

 

In Schießer-Kreisl ich varnehm sich 85),

Ich hab dem Zeichen „Geteo“ 86),

I well varhiet’n unser Land

Jede Minut‘ un jede Scho 87).

 

Die Stalinische Konstituzie 88)

Muß jeder kennen, wiss’n,

Soll sich weis’n 89) a Burschuj 90), —

Mir woll’n ihm derschieß’n.

 

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1) Genosse, 2) Worte, 3) Heute, 4) Feinde, 5) daß, 6) bereit, 7) UdSSR., 8) Wunder, 9) sicherlich, 10) irgendwo, 11) gedurft, 12) Feind, 13) Ältester <gemeint ist der Verantwortliche in einer Gruppe bzw. deren Sprecher; R.S.>, 14) Menge, 15) Weite, 16) treu sein, 17) wir heben noch höher, 18) heulen, 19) sie werden niemals, 20) schon, 21) Ufer, 22) sät, 23) Feind, 24) blühen, 25) Hasenschnauze, 26) Maul, 27) riechen, 28) schallen, 29) Augen, 30) es ist fort, 31) laß uns, 32) sind die, 33) jetzt, 34) es wird, 35) haben, 36) erhoben, 37) gestreut, 38) Paradies, 39) Genossen, 40) lauter, 41) es wird ein Unglück sein für alle Feinde, 42) stören, 43) Schöne Worte zusammengestellt, 44) schönes, 45) vermögen, 46) es gibt keine solchen Dinge, 47) abbringen, 48) verstecken, 49) Du bist so gefestigt, 50) abkehren, 51) Meer, 52) braust, 53) stehst an Deinem Platz, 54) beugen, 55) gegen, 56) verstandesmäßig messen, 57) aller, 58) mahnen, 59) Bretter, 60) Anfang, 61) beschützen, 62) bereit, 63) mein Söhnchen, 64) Du wirst, 65) Geschichte, 66) dem Guten, 67) uns ihren Händen entrissen, 68) eine jüdische Nachahmung der sog. russischen “Tschastuschki”, einer Art kurzen Volks- und Fabrikliedes, 69) Vater, 70) wählt ihn zum Abgeordneten, 71) ich habe, 72) Priester, 73) Herrn, 74) sich sehr freuen, 75) laßt uns, 76) Oktoberfest (Revolution) <die alljährlichen Revolutionsfeierlickeiten; R.S.>, 77) Geschenk, 78) Himbeeren, 79) Glück ist für alle, 80) Ich möcht‘, ich wär‘ ein Vöglein, 81) einen Blick, 82) lesen, 83) ein Rotarmist, 84) Kollektiv-Bauer, 85) im Schützen-Zirkel, 86) Sowjet-Abzeichen “Bereit zur Arbeit und Verteidigung“, 87) Stunde, 88) Verfassung, 89) zeigen, 90) Bürgerlicher, Bourgeois.

 

Genannte Personen:

Kaganowitsch, Lasar Moissejewitsch (1893-1991), sowjet. Politiker

Kalinin, Michail Iwanowitsch (1875-1946), sowjet. Politiker

Molotov, (eigtl.) Wjatscheslaw Michailowitsch Skrjabin (1890-1986), sowjet. Politiker

Nikolai = Nikolai II. Alexandrowitsch (1868-1918), russ. Zar von 1894-1917

Stachanow, Alexei Grigorjewitsch (1906-1977); nach ihm benannt wurde eine Initiative zur Erreichung höchster Produktivität (Normübererfüllung, Vorzeigeproletarier, “Stachanowisten”)

Woroschilow, Kliment Jefremowitsch (1881-1969), Marschall der Sowjetunion, befehligte ab 1942 den Partisaneneinsatz

Zum Weiterlesen im Internet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Leibbrandt
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Bolschewismus
http://www.antisemitismus.net/klassiker/1935/1935-1-03.htm
https://www.hagalil.com/2003/11/merkel.htm
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4073
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-30300034.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/hohmann-affaere-vielleicht-muss-man-das-buch-erst-mal-lesen-1134059.html
http://en.wikipedia.org/wiki/%C5%BBydokomuna
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_the_Jews_in_Poland
http://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_Jewish_Polish_history
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Polish_Jews
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_the_Jews_in_Russia#Jews_in_the_revolutionary_movement
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_the_Jews_in_Ukraine
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_the_Jews_in_Belarus
http://en.wikipedia.org/wiki/Galician_Jews
http://en.wikipedia.org/wiki/Jewish-Ukrainian_relations_in_Eastern_Galicia
http://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism_in_Russia
http://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism_in_the_Soviet_Union
http://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism_in_Imperial_Russia
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Jews_from_Russia,_Ukraine_and_Belarus
http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammad_Ali_Ramin
http://www.haaretz.com/news/muslim-brotherhood-backtracks-on-leader-s-remarks-denying-holocaust-1.177369
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,401326,00.html
http://en.wikipedia.org/wiki/International_Conference_to_Review_the_Global_Vision_of_the_Holocaust
http://old.tehrantimes.com/Index_view.asp?code=161953
http://en.wikipedia.org/wiki/Mahmoud_Ahmadinejad_and_Israel
http://en.wikipedia.org/wiki/Historical_Revisionism
http://en.wikipedia.org/wiki/Historical_revisionism_%28negationism%29

20 Kommentare

  1. Stellt natürlich nur wieder verzerrt und beschönigend die jüdische Geschichtsuminterpretation dar.Wenn einem Kamenev/Rosenfeld von den Anklägern Berman,David,Oldberg,Reingold und Pikel ein Schauprozess gemacht wird,dieser dann von NKWD-Abteilungsleitern Sluzkij,Paukers,Redens und Frinowskij zum Tode verurteilt wird,dann ist’s wirklich Chuzpe einem Djuga-schwili/Judenkind irgendeinen obskuren Antisemitismus zu unterstellen.Naja,eben die gute alte Hasbara.

  2. Umm….jüdische Bewunderung für den Massenmörder Stalin ist jetzt ein Argument für was genau?
     
    Das ist ein gefährliches Feld, schließlich haben ja selbst jüdische Historiker festgestellt, dass viele der schlimmste Folterer und Mörder unter Stalin gebürtige Juden waren.
     
    Diese Tatsache hat ja zu einem nicht geringen Teil zu dem anti-semitischen Hass besonders in Ost-Europa beigetragen. Ein Grund für die große Bereitschaft der Menschen in den von der Wehrmacht „befreiten“ Gebieten grausame Rache zu üben.
     
    ———————————————
    >>“Sever Plocker     

     Stalin’s Jews

    We mustn’t forget that some of greatest murderers of modern times were Jewish „
    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3342999,00.html

    ——————————————


    Und das, Herr Schlickewitz


    >>“In Deutschland, einem der intolerantesten und judenfeindlichsten Länder Westeuropas seit vielen Jahrhunderten,“<<


    ist einfach nur geschichtlich unhaltbarer Blödsinn. Der Holocaust konnte auch deshalb passieren, weil NIEMAND den zivilisierten Deutschen sowas zugetraut hätte. Keine jahrhundertelange Tradition von Pogromen (kein deutsches Wort) an deutshen Juden haben die Welt auf so etwas vorbereitet. Denken Sie darüber mal nach!
     
    Wenn ein Historiker oder Journalist, oder als was Sie sich auch immer bezeichnen, Objektivität und gesunden Menschenverstand verliert und gegen blanke voreingenommene Hetze und sogar Haß eintauscht, wäre ein Berufswechsel angebracht.


     
     
     
     

     
     

    • Zahl der hingerichteten „Hexen“ nach Ländern (Ende 15. Jh. bis Ende 18. Jh.):
       
      Irland 2
      Portugal 7
      Island 22
      Estland/Livland 65
      Russland 99
      Slowenien 100
      Finnland 115
      Niederlande 200
      Liechtenstein 300
      Schweden 300
      Spanien 300
      Norwegen 350
      Belgien/Luxemburg 500
      Ungarn 800
      Dänemark ca. 1000
      Österreich ca. 1000
      Tschechien/Slowakei ca. 1000
      Italien ca. 1000
      Britannien 1500
      Frankreich ca. 4000
      Schweiz 4000
      Polen/litauen ca. 10 000
       
      Deutschland 25 000
       
      (Quelle: W. Behringer, Hexen, München 2005)
      Ganz ähnlich sieht es bei der Verfolgungsgeschichte der Schwulen und Lesben aus; was die Intoleranz gegenüber Juden und Sinti und Roma anbelangt, kann sich kein Land mit Deutschland messen.

    • Daniel.
      „…schließlich haben ja selbst jüdische Historiker festgestellt, dass viele der schlimmste Folterer und Mörder unter Stalin gebürtige Juden waren.“
      Laaangsam.
      Ersteinmal, Mr Daniel, welche jüdischen Historiker?
      Sever Plocher, ein Meinungsäußerer bei ‚ynet‘?
      „…viele der schlimmsten Folterer…“ ???
      Wenn da nicht in der Steigerung das beabsichtigte Detail sich zeigt?
       
      Und noch eines, niemand (außer Menschenverachter) hat jemals ernsthaft behaupten können, daß auch Menschen mit jüdischer Abstammung Menschen sind, mit allem für und wider.
      Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: foltern und morden ist nicht „jüdisch“!
      Also, bitte, ein klein wenig Zurückhaltung beim Ankreiden, wenn’s geht?
       
      Noch was zum Thema persönliche Schmähung und Verleumdung.
      „Wenn ein Historiker oder Journalist, oder als was Sie sich auch immer bezeichnen…“
       
      Kein schöner Zug!
       
      Der Mann ist Historiker, das ist ein Fakt, der sich einstellt, nachdem an der Universität entsprechender Abschluß erarbeitet wurde.
      Wie wäre es mit Hirn einschalten, anstatt sich herzlich pöbelnd zu gefallen. Funktioniert das?
       
       
       
       

    • Umm….jüdische Bewunderung für den Massenmörder Stalin ist jetzt ein Argument für was genau?
      ______________________________________________________________________

      Genau das Daniel ist das Perfide an der Frage!

  3. Sehr geehrter Herr Schlickewitz,
     
    erst einmal besten Dank für Ihre – wenn auch in weiten Teilen polemische – Antwort.
     
     
    Mit erscheint es als außerordentlich wichtig, daß man bei den Diskussionen über die mangelhafte NS-Aufarbeitung und Verfolgung in der Bundesrepublik grundsätzlich nicht nur kritisiert, sondern auch einmal benennt, welches Modell der Aufarbeitung einer Diktatur, eines totalitären Regimes oder von sonstigen staatlich organisierten Großverbrechen man selbst favorisiert. Gibt es eine Form, die bislang einmal irgendwo auf der Welt praktiziert wurde, die ihren Vorstellungen entspricht bzw. zumindest nahekommt?     
     
    Zudem möchte ich Sie fragen, wie konkret in der Bundesrepublik im Hinblick auf die Vergangenheit aus Ihrer Sicht hätte gehandelt werden müssen. Welche Vorstellungen haben Sie konkret bezüglich der Bestrafung der Täter, des Umfangs dieser Maßnahmen und der Verantwortung der Gesellschaft?
     
    Darüber könnte man sich dann verständigen, ansonsten bleibt aus meiner Sicht alles sehr schwammig und unscharf. Klar werden sollte auch, daß sich hier die Idealvorstellung von unrealen Wunschvorstellungen möglicherweise deutlich unterscheidet.
     
    An zwei Punkten des von Ihnen Gesagten möchte ich aber schon jetzt klar und eindeutig widersprachen.
     
    Dies ist zum einen die Scheu, die kommunistischen Massenverbrechen Massenverbrechen zu nennen, weil dies – wie Sie schreiben – bereits im Hinblick auf die Massenmorde an Juden während der NS-Zeit eine Relativierung darstellen würde. Tatsächlich wird jedoch genau umgekehrt ein Schuh daraus: Nennen wir Verbrechen im Hinblick auf andere Verbrechen selbst nicht mehr Verbrechen, dann geben wir den einseitigen Relativierern geradezu selbst das Heft in die Hand, was dann wiederum die Grundlage für weitere Beschönigungen darstellt. Denn das Ziel der meisten NS-Relativierer besteht ja keineswegs darin, alle Verbrechen Verbrechen zu nennen, sondern das genaue Gegenteil: Wenn andere Länder und andere Systeme auch Massenverbrechen begangen haben, ist jedes Massenverbrechen als mehr oder minder „normal“ und „nicht außergewöhnlich“ zu betrachten – insbesondere in diesem Fall natürlich das NS-Regime – , so ist ihre Logik und das ist letztlich des Pudels Kern! Diesen Bestrebungen begegnet man aber wiederum am besten dardurch, indem man andere Massenverbrechen eben auch nicht dadurch kleinredet oder beschönigt, sondern die geeigneten Begriffe auch gebraucht.    
     
    Zum anderen mag es Ihnen als platt erscheine, was dennoch wahr ist: Die Geschichte hat uns gezeigt, daß man Diktaturen am besten dadurch verhindert, indem man sie überhaupt nicht entstehen läßt. Ansonsten ist – leider! – der allmähliche Gewöhnungseffekt groß, dies zeigen zahlreiche Beispiele. Daß die kommunistischen Regime von Anfang an keine freien Wahlen zuließen, es dort nie eine Gewaltenteilung gab, sondern die Staatsparteien alles bestimmten, keine Presse- und Meinungsfreiheit existierte – um dies zu erkennen, muß man an keinem „CDU / CSU-Parteitag“ teilgenommen haben. Ebenso ist die Teilnahme an einer derartigen Veranstaltung nicht notwendig, um zu erkennen, wie fatal das Wirken von Kräften war, die trotz dieser Merkmale diese Ordnungen nicht klar eindeutig als Diktaturen ablehnten, sondern vielmehr mit dem Verweise auf den angeblichen „Fortschritt“ diese Regime direkt oder indirekt unterstützten. Und diesen zum Teil sogar heute noch nachtrauern oder gar die entscheidenden Unterschiede zwischen Bundesrepublik und DDR unter dem allzu bequemen Begriff des „Kalten Krieges“ einebnen und kaschieren wollen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
     
    E. Schultz    
     

    •  
      „…welches Modell der Aufarbeitung einer Diktatur, eines totalitären Regimes oder von sonstigen staatlich organisierten Großverbrechen man selbst favorisiert. Gibt es eine Form, die bislang einmal irgendwo auf der Welt praktiziert wurde, die ihren Vorstellungen entspricht bzw. zumindest nahekommt?“
      Fürs erste halte ich mein Modell, bzw. jenes auch anderer haGalil-Autoren für am besten geeignet: Maximale Offenheit und Richtigstellung von staatlichen Geschichtslügen, von Verharmlosungslegenden und von Schmusemärchen, die in die Welt gesetzt wurden, nicht mit dem obersten Ziel der Aufklärung, sondern um möglichst niemandem weh zu tun (z.B. – die Kirchen haben sich stets vorbildlich verhalten). Ferner: Schluss mit Verdrängung, Klitterung und Schönschreibung deutscher Verbrechen, Schluss mit gefälschten Biografien und falschen Idolen.  - 
       
      Was andere Länder machen, interessiert mich nur ganz am Rande, denn ich bin Deutscher und muss mich um den eigenen ‚Saustall‘ kümmern. Ob Türken, Armenier, Kurden etc. jeder sollte jeweils zuerst seine eigene Historiografie kritisch betrachten, ehe er sich um andere schert.
       
      Gerade und speziell für Deutsche gilt: Angesichts der Schwere deutscher Verbrechen, angesichts der Einzigartigkeit deutscher Morde an Juden und Sinti und Roma – nicht auf Präzedenzfälle schielen (wie gehen die anderen mit ihren jeweiligen Schweinereien um), sondern Vorbild für andere sein, Vorbild an Aufrichtigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit beim Blick auf das ‚Eingemachte‘.
       
      Welche Vorstellungen haben Sie konkret bezüglich der Bestrafung der Täter, des Umfangs dieser Maßnahmen und der Verantwortung der Gesellschaft?
      Oh je, das kann nun wirklich nicht meine Aufgabe als Historiker und Publizist sein mir Gedanken übers jeweilige Strafmaß zu machen. Ich bin kein Jurist. Dass der sehr milde Umgang mit den meisten NS-Tätern von nach 1945 nicht meinen Beifall findet, habe ich mehrfach ausgedrückt. Zahlreiche andere Autoren haben sich im gleichen Sinne geäußert. 
       
      Mal ehrlich, Finden Sie es richtig, dass Naziverbrecher wie Hanns Martin Schleyer oder der oben von mir erwähnte Georg Leibbrandt mit hohen, gutbezahlten, einflussreichen Posten belohnt wurden, während zahlreiche von deren Opfern, falls sie überlebten, nicht mal Wiedergutmachung, Entschädigung, oder wenn, dann nur einen symbolischen Obolus bekamen. So geschehen mit sehr vielen Sintiopfern der NS-Diktatur; auch Juden haben mir mehrfach von einer solchen Behandlung ihrer Angehörigen berichtet. Oder sind Sie, E. Schultz, gar der Meinung, das war schon in Ordnung so, denn man musste ja das kaputte Deutschland möglichst rasch wieder aufbauen, und den Deutschen sollte es ja möglichst bald wieder materiell ‚gut‘ gehen etc.
      Sollte dies Ihre Argumentation sein, sehe ich keinen Sinn hier weiter mit Ihnen zu diskutieren.
       
      „An zwei Punkten des von Ihnen Gesagten möchte ich aber schon jetzt klar und eindeutig widersprachen…“
      Kann mich Ihren Ausführungen beim besten Willen nicht anschließen. Sie versuchen doch nur, unter Aufbietung sehr vieler Worte, die deutsche Verantwortung klein(er) zu reden, indem Sie durch die Hintertür eine Vergleichbarkeit einführen wollen.
       
      Es gibt keinen Vergleich. Der deutsche Genozid an Juden und Sinti und Roma ist und bleibt etwas Einmaliges. Nehmen Sie dies bitte endlich zur Kenntnis.

    • Mal ehrlich, Finden Sie es richtig, dass Naziverbrecher wie Hanns Martin Schleyer oder der oben von mir erwähnte Georg Leibbrandt mit hohen, gutbezahlten, einflussreichen Posten belohnt wurden, während zahlreiche von deren Opfern … Oder sind Sie, E. Schultz, gar der Meinung, das war schon in Ordnung so …
       
      Ich weiß beim besten Willen nicht, aus welchen Worten sich solche Annahmen gründen. Ganz im Gegenteil, ich hatte oben bereits selbst festgestellt, daß ich die Kritik an der allzu schnellen Amnestie vieler NS-Täter nicht nur verstehen und nachvollziehen kann, sondern sie zu großen Stücken selbst teile. 
      Gleichwohl bin ich weiterhin der festen Ãœberzeugung, daß die nachträgliche Kritik allein nicht ausreicht, sondern man zumindest eine Vorstellung davon haben sollte, welche Form und welcher Umfang hinsichtlich der Bestrafung der Täter und welche Form der gesellschaftlichen Aufarbeitung von Diktaturen und staatlich organisierten Großverbrechen zum einen praktikabel und möglich sind, andererseits damit aber auch zugleich der Weg dieser Gesellschaft zu einem demokratischen Gemeinwesen – denn dies ist ja das letztliche Ziel – am besten gefördert wird.    
      In dieser Hinsicht komme ich leider nicht darum, Ihre Antwort(en) als sehr enttäuschend zu bezeichnen. Insbesondere die Tatsache, daß Sie nicht einmal Ihre eigene Wunschvorstellung – ganz abgesehen von der Praktikabilität – beschreiben möchten, sondern dies schlichtweg als Aufgabe von Juristen bezeichnen, enttäuscht mich sehr.
      Dabei besitzt die Frage einer praktikablen Aufarbeitung von Diktaturen und die geeignete Bestrafung von Tätern nicht allein eine rückwärtsgewandte Komponente. Vielmehr prägt sie unsere Gegenwart und auch unsere Zukunft – zumindest immer dann, wenn wieder eine Diktatur überwunden werden kann oder ein staatlich organisiertes Großverbrechen aufgearbeitet wird oder werden soll. Dann sollte man zumindest ungefährt wissen, was für die Folge-Gesellschaft das Beste ist. Der Hinweis auf eine Einmaligkeit hilft im übrigen an dieser Stelle überhaupt nicht.
      Sie versuchen doch nur, unter Aufbietung sehr vieler Worte, die deutsche Verantwortung klein(er) zu reden, indem Sie durch die Hintertür eine Vergleichbarkeit einführen wollen.
      Auch auf solche Unterstellungen sollte man im gegenseitigen Interesse verzichten. 
       
         
       
         

  4. Ist eine Beschreibung, wie „die eingreifenden Umwälzungen die der Kommunismus mit sich brachte“, angesichts der tatsächlichen Massenmorde innerhalb des kommunistischen Machtbereichs, die der Revolution folgten, nicht sehr beschönigend und verniedlichend? Warum kann man an dieser Stelle nicht auch ganz klar und unmißverständlich von Massenverbrechen sprechen? 
    Darüber hinaus zweifele ich an, ob der 100000. Hinweis darauf, daß in der Bundesrepublik zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten nicht oder nur unzureichend verfolgt wurden, hier in diesem Zusammenhang tatsächlich hilfreich ist. 
    Es gibt bis heute (leider) keine Musterlösung für die Verfolgung von Verbrechen und die Bestrafung von Tätern, sobald es sich um (staatlich organisierte Verbrechen) großen Umfangs handelt. Das Strafrecht ist dort gut anwendbar, wo es sich um Einzeltäter handelt, denen konkret Taten zugeordnet werden können. Ansonsten wird es sehr schwierig. Das gilt ebenso für die Thematik Täterausgleich / Opferausgleich / Vergebung / Amnestie sowie die Frage der Integration von Schuldigen in die demokratische Gesellschaft. 
    Und trotz aller Fehler und Versäumnisse bei der Verfolgung von NS-Tätern sei doch noch einmal klar und eindeutig festgestellt, daß sich die Bundesrepublik auch mit dieser Last zu einer stabilen Demokratie entwickelt hat.
    Dagegen waren die Sowjetunion und die DDR von Beginn an Diktaturen und sie blieben es bis zu ihrem Ende. Die Versuche, sie am Ende noch irgendwie zu reformieren und in ein demokratisches Fahrwasser zu bringen, scheiterten kläglich. 
    Auch die durchaus vorhandenen Zusammenhänge zwischen den Massenverbrechen in der Sowjetunion unter Stalin und den Massenverbrechen unter Hitler, die von der neueren historischen Forschung bestätigt wurden, sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen. Ohne jegliche Spielart von Antisemitismus. 
     
     

    • Warum kann man an dieser Stelle nicht auch ganz klar und unmißverständlich von Massenverbrechen sprechen?
      Weil es genau an der Stelle abgelenkt hätte und zudem eine unzulässige Relativierung deutscher Schuld suggeriert hätte. Jeder Mensch, der bei Verstand ist, weiß, dass der Kommunismus zahlreiche Opfer gefordert hat.
       
      Darüber hinaus zweifele ich an, ob der 100000. Hinweis darauf, daß in der Bundesrepublik zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten nicht oder nur unzureichend verfolgt wurden, hier in diesem Zusammenhang tatsächlich hilfreich ist.
      Wenn ich hier ein Buch beschreibe, liegt es dann nicht nahe, dass ich auch auf dessen Autoren bzw. Herausgeber eingehe? Hätte nicht vielmehr etwas Wesentliches gefehlt, wenn ich lediglich den Originaltext wiedergegeben hätte, ohne mich der Person des Herausgebers, des Naziverbrechers Georg Leibbrandt,  zu widmen? Soll ich bei der Beschreibung der Vita eines Naziverbrechers ganz bewusst dessen ‚Karriere‘ von nach 1945 ausklammern? Mit welcher Begründung? Weil es das heile Bild, das sich ein E. Schultz vom schönen, vorbildlichen, properen Nachkriegsdeutschland-West gemacht hat, stört?
       
      Es gibt bis heute (leider) keine Musterlösung für die Verfolgung von Verbrechen und die Bestrafung von Tätern, sobald es sich um (staatlich organisierte Verbrechen) großen Umfangs handelt.
      Korrekt. Und gerade deshalb muss man immer wieder daran erinnern, wenn etwas schief läuft oder schief gelaufen ist, vor allem in Zusammenhang mit dem Genozid an sechs Millionen Juden. Zur Mahnung und zur Abschreckung, aber auch um Leute, die satt, bequem und verlogen geworden sind, zum Nachdenken zu animieren.
       
      Und trotz aller Fehler und Versäumnisse bei der Verfolgung von NS-Tätern sei doch noch einmal klar und eindeutig festgestellt, daß sich die Bundesrepublik auch mit dieser Last zu einer stabilen Demokratie entwickelt hat.
      Mag schon sein. Nur, was hat das mit meinem Thema zu tun?
       
      Dagegen waren die Sowjetunion und die DDR von Beginn an Diktaturen und sie blieben es bis zu ihrem Ende. Die Versuche, sie am Ende noch irgendwie zu reformieren und in ein demokratisches Fahrwasser zu bringen, scheiterten kläglich.
      Einfallslose, ausgelatschte, platte Allgemeinplätze, wie auf einem CDU/CSU-Parteitag. Aber, was hat die DDR mit meinem Thema zu tun? Oder deren Reformen? Sie plaudern wohl gern?
       
      Ohne jegliche Spielart von Antisemitismus.
      Etwas sagen und etwas meinen sind zweierlei.
       

  5.  
    !Lieber Robert, hiermit hast Du einen längst überfälligen Artikel verfaßt, den ich jedem ans Herz legen möchte, der sich über „das Judentum“ aus antisemitisch-politischer Gesinnung heraus (in dem Fall sowjetische und nationalsozialistische Gesinnung) informieren möchte.
    Sehr gut stellst Du auch die perfiden Methoden der Antisemiten dar, wie sie wirkten (letztlich noch wirken), um einer Mehrheit von Menschen das wirklich abscheuliche Bild eines „bösen Juden“ fern jeder Realität als „Wahrheit“ zu verinnerlichen.
     
    Lieber Robert, dies nur vorweg, ich habe durchaus noch einige Punkte gefunden, wo ich „ergänzen“, viel eher „beitragen“ möchte, Du weißt ja: „meine Portion“. Aber das werde ich heute, über Notizen hinaus, wohl nicht mehr schaffen.
     
    Nu, ein wahre Freude ist mir natürlich noch das Jiddische, welches da so instrumentalisierend plakatiert wird. Für mich wiederum ist’s unter Abspaltung der finsteren Absichten der Publizisten dessen wirklich einfach ein Vergnügen es zu lesen, „Muttersprache“ ahoj! 😀
    Nu, liegt wohl an der Umschrift der Autoren jener Zeit, und allzuweit kann ich mich sowieso nicht aus dem Fenster hängen, aber hier und da hätte ich wohl anders buchstabiert, zB.
    Letztlich nur so ’ne „aus’m Bauch-Sache“…
     
    Bis hierhin also ersteinmal meinen herzlichen Dank an Dich. Es ist richtig und wichtig, was Du uns mit Deiner Arbeit hier als ‚historischen Abriß‘ bietest.
     
    Saj mir gesunt, chawer!
     
     
     

  6. Mehr als Allgemeinplätze dazu kann ein Kommentar nicht bringen, dafür ist das sorgfältig aufbereitet Dargebotene zu umfassend und aufrührend, denn noch darüber nachzudenken, wie sehr mit den Hoffnungen der Menschen auf ein besseres Leben nach Abtritt der Monarchien jenseits des Rheins Schindluder getrieben wurde und sie sich willig genau wie zuvor gegeneinander aufhetzen ließen ist müßig, weil inzwischen permanentes und bekannt gemachtes Objekt der Geschichtswissenschaften: daran gibt es nichts mehr zu deuteln, trotz Nolte und Konsorten, die sich das Erstarken und dann Agieren der machttrunkenen Braunen nur als Antwort auf das der gleichfalls machtbesessenen (angeblich) Roten erklären wollen. Wohl aber gab es ein von den Eliten gegenseitig geschürtes Misstrauen, das dann schlussendlich, weltumspannend, in den Kalten Krieg führte. Nur soviel noch: 
    .
    Dass die zitierten Lieder „Volkslieder“ seien, können auch nur Leute behaupten, die das NS-„Horst Wessel Lied“, das DDR-„Lied der Partei“, den Song des „Großen Sprungs“ in China „Der Osten ist rot“ und ähnliche Schöpfungen unter Volkslied einsortieren und nicht als mehr oder weniger kurzlebige Propaganda.
    .

    Jüdinnen und Juden zu erzählen, dass der Weg des jüdischen Volkes durch die Geschichte bis auf wenige Zeiten ein Weg voller Leid und Ausgrenzung bis hin zum perfekt organisierten Massenmord war, ist auch müßig.
    .
    „Die anderen“ aber sollten hinhören, wenn, speziell für sie, davon in bestimmten Details berichtet wird. Deshalb vielen Dank für diesen eindrucksvollen und aufklärenden Artikel mit Fakten, die kaum Allgemeinwissen sind. Hoffentlich findet er nicht nur hier Beachtung.

    •  
      Lieber efem, ich möchte mich herzlich bedanken für Deine wirklich gut gelungenen Kommentare hier! Nu, das könnte natürlich auch Robert tun, und ich tue es sicher nicht stellvertretend. Aber mir ist danach: chapeau!
       
       
       

    • Ich schließe mich meinem Vorschreiber an.
      Dieser Friedrich ist in meinen Augen einfach nur peinlich.

  7. Seblstverständlich geht das mich nix an, mit meinen 25 Jahren die ich alt bin. Wen mich das was angehen sollte.
    Mich geht das nur etwas an, das der Schreiberling das ganze Deutsche Volk als Tätervolk defamiert.
    Da fühle ich mich als Deutscher angesprochen.
    Das der ungeschoren davon kam, lag einfach daran das man die ganzen Altlasten nicht hätte aufarbeiten können ohne das Land zu lähmen, bedauerlich. Aber so war es halt. Man hätte auch das alles aufarbeiten können. Nur wäre dann die ganzen Wiedergutmachungsgelder und auch die Repartionszahlungen nicht erwirtschafet worden und da muss man ja Prioritäten setzen. Desweiteren wäre die Aufarbeitung viel einfacher gewesen hätten die amerikanischen GIs nicht die NS-Archive abgefackelt um Akademiker wie Werner von Braun zu schützen.
    Man hätte also auch diese Akademiker hängen sollen. Ist nicht passiert, man kann in dieser Hinsicht doppelte Moral ausmachen.
    Desweiteren stelle ich fest, dass sie dem ausweichen, was im Altentestament über die Israelis und Amoniter steht. Bin mir im klaren darüber, dass das ja 3000 Jahre her ist. Bloß mich geht das auch nichts mehr an, was im nationalsozialismus war, von meinem Opa ist auch ein Onkel umgebracht worden im KZ, weil er Kommunist war. Bloß interressiert das keinen,
     

    • @ Friedrich: Alter schützt vor Torheit nicht  (altdeutsche Spruchweisheit). Das gilt für jeden Lebensabschnitt, sonst wären nicht bereits Heranwachsende mit 14 begrenzt strafmündig und Alte bis zum Tode. Du lebst in einer Welt, die älter als 25 Jahre ist und akzeptierst sie – geht ja nicht anders -, also auch mit deren Geschichte, da kannst Du Dich nicht ausklinken. Schön wärs 🙂
      .
      Beim Begriff „Tätervolk“, der dir aufstieß, sollte man überlegen, was das Wort sagt, nämlich zunächst „aus Tätern bestehendes Volk“. Das trifft, neutral gesehen, auf jedes „Volk“ (ein dubioses Wort seit Entstehen des Nationalimus) zu. Kein Mensch ist untätig. Allgemein aber wird es im gebrauchten Kontext verbunden mit Täter = Kriegsverbrecher. Natürlich können nur Deppen behaupten, alle Deutschen seien Kriegsverbrecher gewesen von 1936 – 1945, unterlägen einer Kollektivschuld.
      .
      Es gibt aber der Begriff auch einen anderen Inhalt her: Volk, zu dem Täter, d.h. wiederum Kriegsverbrecher, gehören. Und zwar in auffallender Anzahl. Das trifft auf das „deutsche Volk“ im genannten Zeitraum fraglos zu, und so scheint es mir oben gemeint, und so wollte es auch Hohmann verwendet sehen, der ja nur deswegen auffiel als latent antisemitisch (und deshalb untragbar), weil er sich ohne Zwang und ersichtlichen Grund geradezu manisch auf die frühere SU und die Rolle der Juden darin verlegte, um deutsche Schuld indirekt zu relativieren.
      .
      Auch du weist ja auf die „Weißwäscher“ hin, z.T. in den Siegermächten, die nicht wenige der Täter gut gebrauchen konnten: es gab sie also.   
      .
      Hier allerdings geht es allein um uns Deutsche, in denen seit eh und je Typen ihr Unwesen treiben, mit denen der Rest einfach bisher nicht fertig wird. Das hat seine Wurzeln in Vielem, unter anderem bekanntlich in der von anderen „Völkern“ bei gutem Willen belächelten Autoritätshörigkeit und dem „Kadavergehorsam“- und das lässt sich letztlich ableiten von einer eigenartigen Religiosität, die die in den monotheistischen Religionen vorgegebene absolute Autoritätsfunktion der höchsten Instanz herabbricht auf das menschliche Zusammenleben. Nicht umsonst stand auf den Koppelschlössern der Wehrmacht „Gott mit uns“, und nicht umsonst waren die Herrschenden, vom Bauern auf seinem Hof über den Chef im Betrieb usw. bis zum König und Kaiser von Gott eingesetzt, daran gab es nichts zu rütteln in  deren Vorstellung  – und der der Untergebenen.
      .
      Natürlich gibt es keine Tätervölker im erstgenannten Sinn: wenn du das meintest, hättest du recht, aber du solltest die zweite, hier gemeinte Bedeutung nicht vergessen.
      .
      Auf deinen Großvater kannst du stolz sein. Wenn du denkst, er wäre vergessen: das ist nicht so. Vielmehr haben sog, „Opferverbände“ von Anfang an sich bemüht, die Namen aller Ermordeten, Millionen und Abermillionen, so gut als möglich zu erfassen, was noch längst nicht abgeschlossen ist, und das Erinnern an sie für möglichst alle kommenden Zeiten, sie ehrend, zu bewahren. Du könntest dich mit Angaben über ihn an die VVN-BdA http://de.wikipedia.org/wiki/VVN , http://www.vvn-bda.de  wenden und anfragen, was du tun könntest, um ihn namentlich genannt zu bekommen in Publikationen, bei Erinnerungsstätten u.ä.
      .
      Es besteht ein großes Interesse daran, soviele der Opfer des NS-Regimes als nur irgend möglich zu erfassen und ihr jeweiliges Schicksal so gut als möglich aufzuzeichnen.
      .
      Im Übrigen aber könntest du darauf achten, Diskriminierendes in deinen Veröffentlichungen hier zu vermeiden. Sowas steht im Widerspruch zu der Netiquette-Doktrin der HerausgeberInnen dieser Webplattform. Probiers mal. Schaffst du schon.

  8. Deutsche als Tätervolk bezeichen. Lies mal im Alten Testament nach, welches Volk welche Völker in der Entstehungszeit von Israel ausgelöscht hat.
    Auf Gottes Befehl hin. Bei den deutschen war es halt ein Österreicher der meinte er sei Gott. Doch im humanitischen Gedanken ist beides daneben.
    Also das israelische Volk hat vor 3000 Jahren auch andere Völker ausgelöscht. Das böse Tätervolk.
    Steht zum mindestens in meiner Bibel drin. Die ich von meiner Konfirmation herhabe.

    • Ihre wahrhaft christlich-deutsche Moral, @Friedrich macht mich staunen. Sie können sich über die Verwendung der Bezeichnung „Tätervolk“ empören. Dass ein überführter deutscher NS-Täter wie Georg Leibbrandt nach 1945 ungeschoren davonkam und auch noch eine satte Karriere als deutscher Wirtschaftsführer hinlegte, das hingegen lässt Sie kalt und unbetroffen. Sie sind wirklich ein ‚echter‘ Deutscher, wie er im Buche steht.
       
      Adolf Hitler war übrigens nur bis 1925 „Österreicher“, dann sieben Jahre staatenlos und schließlich, bis zum bitteren Ende seiner ganz persönlichen Wagneroper, DEUTSCHER.
       
      Man wundert sich, in wie vielen christlich-deutschen Hirnen immer noch der primitive Entschuldungsmechanismus Hitler-Österreicher-geht-uns-alles-nichts-an wirkt.
       
      Saurier, wollt Ihr nicht endlich aussterben!

    • @ Friedrich: Wo steht in deiner Bibel das Wort „Tätervolk“? Woher weißt du, ob sich im Blicklicht moderner Forschung die Aussagen der Bibel oder richtiger der Torah über angebliche Siege und auch Niederlagen der Israeliten bestätigen lassen? Was damals oder heute in den Ãœbersetzungen deiner Konfirmanden-Bibel als „Volk“ oder „Völker“ bezeichnet wird, waren oft nur irgendwelche Nomadenstämme, Bauernsiedlungen u.ä. aus nicht allzuvielen Leuten, die sich gegenseitig bekriegten und z.T. einfach aufgingen in anderen Stämmen, mag sein auch mit erheblichem Blutvergießen. In den beiden Amerikas war sowas angeblich Volkssport… Da musst du dich schon eingehend mit beschäftigen, bevor du darüber was sagen möchtest: sonst ist es nur Stammtischgerede, 

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