Antisemitismus aus Nürnberg

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Eti Doron, Inhaberin eines Spielzeuggeschäfts in der King George Street in Tel Aviv, hat aus Nürnberg antisemitische Post erhalten. Briefe ihres deutschen Geschäftspartners Walter Adler, Inhaber der Firma Hoff-Interieur GmbH & Co. KG in der Wetzlarer Str. 26 in Nürnberg, wurden auszugsweise vergangenen Mittwoch Abend im israelischen Fernsehen und am Donnerstag in der Jerusalem Post veröffentlicht…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 3. Mai 2012

In jämmerlich schlechtem Englisch mit Grammatikfehlern, die sich kaum in deutscher Übersetzung wiedergeben lassen, fragt Adler die „Madame Eti Doron“: „Sind Sie eine Geschäftsfrau oder sind sie eine jüdische Lügnerin?“ Doron erzählt, dass sie bei Adlers Firma Waren im Wert von 600,- Euro bestellen wollte. Das Geschäft sei nicht zustande gekommen, weil Adler bei der Messe in Frankfurt ihre Kreditkarte nicht belasten konnte. Nichts sei jemals geliefert worden, weshalb Doron umso schockierter gewesen sei, Adlers antisemitische Beschimpfungen per Email erhalten zu haben.

Adler, dessen Firma „Wohnaccessoires, Kunsthandwerk und Geschenkartikel mit Kennerschaft und hohem Qualitätsanspruch“ in über 28 Ländern anbietet, „in traditioneller Prägung oder zeitlos modern, im Designstil nach europäischem Muster“ (so eine Selbstdarstellung im Internet), schrieb eine weitere Email an Doron: „Wir sehen, dass Sie beschlossen haben, ein richtiger Jude zu sein, und nicht nur Lügner und Betrüger. Ihr abscheuliches Verhalten hat uns einen großen Verlust bereitet. Wir müssen uns an einen Aphorismus erinnern. Vor vielen Hundert Jahren in Europa waren einige Leute mit Ihrer Herkunft eine Pestplage für die Menschheit. Wir haben nie geglaubt, dass es stimmte, aber Sie bestätigten. Wir hoffen, Sie haben vor einigen Tagen gelesen, wenn unser großer Schriftsteller Günther Grass weltweit sagte: „Israel ist eine Gefahr für den Weltfrieden (im Original: „worldpiece“).“ Jetzt, mit Ihrer Haltung, wir verstehen das. Wir müssen nicht reden über Folter und Mord am palästinensischen Volk.“ Walter Adler fügte dieser Mail noch ein PS an: „Betreten Sie niemals unsere Firma oder unsere (Austellungs-) Buden rund um die Welt, andernfalls sind wir gezwungen, die Polizei zu rufen.“ Ein Telefonanruf bei der Nürnberger Firma ergab, dass sie bis Montag wegen Betriebsferien geschlossen sei. Israelische Medien berichteten, dass alle ihre Emails unbeantwortet geblieben seien.

Adler hatte trotz seiner antisemitischen Ausfälle offenbar das Bedürfnis, sich als Freund von Juden oder gar jüdischer Abstammung darzustellen. „Ich möchte Sie informieren, meine Verwandte in Nürnberg sind die große Rosenfelder Familie mit ungefähr 12 guten Personen. Sie wissen? Auch ist ein Freund von mir Arno Hamburger in unserem Stadtrat, ein guter Genosse. Auch Mr. Henry Kissinger, geboren in Fürth, wir trafen uns immer, wenn er her kommt. Er ist hier geboren und war im gleichen Gymnasium (klassische Schule) wie mein Vater! Sie werden alle skandalisiert sein, falls ich sie alle über Sie informiere.“ Grisha Alroi-Arloser, Leiter der Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv empfahl Doron, die Firma Hoff- Interieur zu verklagen. „Die Geschäftsdetails interessieren nicht. Dies ist höchst antisemitisch mit allen (anti-) jüdischen Stereotypen.“ Alroi-Arloser sagte der Jerusalem Post, dass es in Deutschland ein „tief verwurzeltes“ Problem gebe, das angepackt werden müsse, nachdem sich Günter Grass geäußert habe. Das Büro des von Adler erwähnten Leiters der jüdischen Gemeinde in Nürnberg, Arno Hamburger, wolle die antisemitischen Vorwürfe prüfen lassen.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

 

Die Originaltexte:

„Hello Madame Eti Doron,

my name is Walter Adler and I am in the company since 1963 and now my daughter and my son are the owner.
You made an order in Frankfurt for us with delivery time as soon as possibler. You know the situation very good and you signed for payment in advance with 4 % discount.
Now I have a question to you. Are you a business-lady or are you a jewess liar? This is very important for me and us!
I want to inform you my relatives in Nuremberg are the great family Rosenfelder with about 12 good persons. Do you know? Also a friend from me is Arno Hamburger in our municipal council a very good fellow. Also Mr. Henry Kissinger born in Fürth we always meet us when he comes there. He was born there and was in the same gymnasium (classical school) like my father! They all will be scandalised if I inform them all about you.
I hope you are ashamed and decide you to be a lady.
Regards
Walter Adler
Hoff-Interieur GmbH & Co. KG“

„Hello Eti Doron,

we see that you have decided to be a real  Jew, not only a liar but also a cheater. Your abominable behavior has brought us a big loss. We must remember what was an aphorism over many hundred years in Europe, that some people with your origin are the pestilence-plague for human being. We never thought that this is true, but you confirmed.
We hope you have read some days ago when our great author Günther Grass said worldwide: “Israel is a danger for the worldpiece.” Now with your attitude we understand this .
We must not speak about the tortures and murders against Palestinian people.
Sorry to write this.

WALTER ADLER

PS: Do not ever enter our company or our booths round the world, otherwise we are forced to call the police.

company name :   HOFF INTERIEUR INH. W. ADLER
contact person :   ()
address :   Wetzlarer Str. 26, , NURNBERG () 90427
country :  DE
phone :  -4991193060-0 fax : -499113071335
mobile :
web site :   http://www.hoff-interieur.de
email : Send Inquiry / Contact Us…“

8 Kommentare

  1. Ach naja, der Brief ist Schrott. mail löschen und jut.
    Das scheint eine kleine Bude zu sein die nur den typischen Chinaschrott verkauft.
    Zumindest das Angebot auf amazon sieht so aus.

     http://www.amazon.de/gp/browse.html?ie=UTF8&marketplaceID=A1PA6795UKMFR9&me=A2P15F4AD1F1RW

    Wie auch immer. Ich bin selber selbständig. Man bekommt verrückte Post, alles mögliche, von allen möglichen Leute mit Macke.
    Ich würde da vollkommen emotionslos bleiben. Lächerlich das so aufzupauschen.
        

  2. Der Brief ist unsachlich und ressentiment geladen, beleidigend und ja – fraglos antisemitisch, eine Attitüde, man mal vom zwischemenschlichen abgesehen auch unprofessionell nennen muss – da gibt es keinen Zweifel.
     
    Ob man deshalb eine so große Sache draus machen muss – ich weiß nicht. Jedenfalls dürfte die Firma das Geschäft betreffend den Kopf einziehen und das ist unter solchen Voraussetzungen wohl auch angebracht.
     
    Ich weiß nicht, ob das in Bayern verbreiteter ist als sonst wo, aber zu glauben, das würde eine weit verbreitete Attitüde offenbaren, halte ich dann doch für übertrieben.

  3. Wen wundert der Antisemitismus in und aus Bayern noch?
     
    Haben doch gerade die Bayern sich viel Mühe gegeben ihre eigene Geschichte zu beschönigen und sich selbst freizusprechen.
    http://test.hagalil.com/2009/03/08/bayern-ns/
     
    Hier noch mehr Belege dafür, dass die Verantwortlichen in Bayern und Deutschland die Bürger über unpopuläre Dinge am liebsten uninformiert lassen:
    http://www.judenundbayern.de/17Minderheitengeschichte.html
     
    Die Schuld (ja, Schuld!) daran, dass 20 bis 50 % unserer Bevölkerung, u.a. auch der Herr Adler, vom Antisemitismus nicht loskommen, tragen Politiker, Kirchen und Medien gemeinsam.
     
    Kollektiv und ohne Tabus gehörte unsere gesamte, über eintausendjährige Minderheitengeschichte, nicht nur diejenige der 12 Jahre NS, verarbeitet, und im Web leicht abrufbar allen Interessierten zugänglich gemacht!
    Tabus können wir Deutschen uns keine mehr leisten, wie an Fällen wie dem obigen immer wieder, und umso schmerzlicher, zu sehen ist.
     
     
     
     
     
     

  4. it,s a shame to hear this,a sick man did such things,it,s forbidden for him to send such emails,he desstoys the buiseness relations.cili berger

  5. Eigentlich ist doch gar nichts passiert, die konnten die Kreditkarte nicht belasten. Wo liegt den das Problem?
    So etwas passiert jeden Tag, dass die Technik nicht funktioniert. Sicherlich wäre das Geschäft später zustande gekommen.
    Beim Nachrichtensender N-TV wurde berichtet, dass der leicht demente Vater des Firmenchefs die E-Mails verschickt hat. Der Vater hat Demenz und kann E-Mails versenden, interessant.
    Viellicht sollten die Verantwortlichen bei der Firma mehr darauf achten, was der alte Herr so treibt.
    Der vergrätzt ja die Kundschaft.
    Kein Mensch lässt sich so böse und gemein beschimpfen.

  6. Diese Elaborate des Herrn Adler sind abstoßend, primitiv und peinlich. Seine antijüdische Obsession steht in keinem Verhältnis zum Vorfall mit Frau Doron, der ihn scheinbar so beschäftigt. Seinen Kindern, den Geschäftsinhabern, erweist er mit seinen kriminellen Verleumdungen zudem einen Bärendienst. Ich wünsche Frau Doron die Weisheit, in angemessener Weise gegen diese widerlichen Verleumdungen vorzugehen, wie ich den Kindern dieses Herrn Adler von Herzen wünsche, nicht wegen der wahnhaften Obsessionen ihres Vaters geschäftlich und finanziell gleich „mit über den Löffel balbiert“ zu werden.
     
    Für falsch halte ich hingegen die unzulässige Verallgemeinerung von Grisha Alroi-Arloser, es gäbe „in Deutschland ein „tief verwurzeltes“ Problem, das angepackt werden müsse.“ Offenbar ist gewissen Kreisen der „Antisemitismusbekämpfung“ jede noch so krankhafte Verleumdung eines Einzelnen Indiz genug, für „ganz Deutschland“ eine (abwegige) Diagnose und entsprechende Forderungen an Deutschland zu stellen.

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