Die Beduinen und das College

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Berichten zufolge wird Präsident Shimon Peres heute die Beduinenstadt Rahat besuchen und die Eröffnung eines Universitätscampus‘ dort verkünden…

Von Merav Michaeli, Haaretz, 02.04.12​

Natürlich stellt sich die Frage, ob ausgerechnet ein College das ist, was die Beduinen dringend benötigen. Doch dieses College ist bereits seit vielen Jahren geplant und die laufenden Arbeiten sind eine Initiative der Menschen in der Region. Wenn man den Aktivistinnen Safa Abu Rabia und Amal El-Sana Glauben schenken darf, ist die Antwort auf die Frage ein eindeutiges „ja“.

Ausbildung und Studium sind Abi Rabia und El-Sana zufolge unerlässlich, und für die Beduinen wäre es wichtig, nicht nur mit Armut und Streit um Böden assoziiert zu werden – auch in den nicht anerkannten Dörfern im Negev werden Bücher gelesen und Computer benutzt.

Das College entsteht im Rahmen des Projekts „Idan ha-Negev“ (das Zeitalter des Negev). „Idan ha-Negev“ wird, so Sigal Moran, der Landrat der Region Bnei Shimon, kein Industriegebiet sondern ein Beschäftigungsgebiet. Damit möchte er unterstreichen, dass bei dem Projekt die Menschen im Vordergrund stehen – und besonders die beduinischen Frauen der Region. Denn von den 3.200 neu zu entstehenden Arbeitsplätzen soll mindestens die Hälfte auf allen Ebenen mit beduinischen Frauen zu besetzt werden.

Diese ausgezeichnete Initiative ist eine seltene Kooperation zwischen äußerst schwachen (Rahat) und stärkeren Bezirken(Bnei Shimon und Lehavim). Doch das ist nicht alles: Obwohl das Gebiet zu 100% auf dem Boden von Bnei Shimon liegt, gehört die Trägergesellschaft zu 46% Rahat, das heißt, Rahat erhält unter anderem 46% der Bodensteuer – das ist nicht weniger wichtig, als Einwohner und Einwohnerinnen in Brot und Arbeit zu bringen.

Darüber hinaus gehört eine der 21 bereits genehmigten Fabriken der Firma „Soda-Stream“ – sie ist von Maale Adumim, das außerhalb der Grünen Linie liegt, dorthin gezogen. Das zeigt, dass es möglich ist, dass Juden und Beduinen zugunsten aller innerhalb des israelischen Staatsgebiets kooperieren, anstelle dass sie sich daran beteiligen, den Palästinensern ihre Lebensgrundlage zu entziehen.

[…]

Ein College für Beduininnen und Beduinen ist eine großartige Sache, doch es steht außer Zweifel, dass auch das tägliche Leben gesichert sein muss. Die Zerstörung der Häuser muss aufhören, die Beduinen müssen an die Infrastruktur angeschlossen werden, die existierenden Dörfer müssen anerkannt werden, Kindergärten, Krippen und Schulen müssen eröffnet werden, damit die Kinder von heute in Zukunft an dem College studieren können. Das College darf nicht zum Feigenblatt werden, dessen man sich rühmt, während gleichzeitig die Grundrechte der Beduinen weiter verletzt werden.

Peres‘ Vision ist, dass auf dem Campus beduinische und jüdische Studierende gemeinsam lernen. Diese Vision ignoriert, dass bereits heute Juden und Beduinen gemeinsam an der Ben Gurion-Universität im Negev studieren – eine Neuerung wäre es, wenn jüdische Studierende an einem zweisprachigen College in der Nähe von Rahat studieren würden.

Doch im Geiste dieser Vision wäre es vielleicht schon ein großer Schritt, wenn die Juden die Beduinen an der Diskussion über ihre Zukunft teilhaben ließen: Weder an der Goldberg-Kommission noch am Prawer-Plan, die die Beziehung zwischen Staat und Beduinen gestalten sollen, waren Beduinen beteiligt – von Beduininnen ganz zu schweigen. Der Prawer-Plan wurde im Amt des Ministerpräsidenten unter einer solchen Geheimhaltung erarbeitet, als handele es sich um eine Militäroperation in Feindesland.

Doch die Beduinen sind nicht der Feind – und es zeigt sich, dass ihre Nachbarinnen und Nachbarn in Lehavim und Bnei Shimon das verstanden haben. Wie gut wird es uns erst gehen, wenn die israelische Regierung das eines Tages auch versteht.

Haaretz, 02.04.12, Newsletter der Botschaft des Staates Israel

13 Kommentare

  1. Nun ja, es ist wie immer, Nichtjuden sind von vornherein Feinde, erst recht, wenn sie Israel nicht  in höchsten Tönen loben, egal was es anstellt. Wenn ich Israel kritisiere, kritisiere ich selbstverständlich den Zionismus, es ist ja sein fragwürdiges Produkt.Demzufolge ist es sinnlos hier darüber zu diskutieren, da jeder so zum Antisemiten erklärt wird , was wiederum falsch ist.
    Ach, wie schön wäre es,wenn es endlich Friedenslösungen aus Verhandlungen zustande bringen würde. Wohl alle schlimmsten Feinde auf dieser Welt seit Jahrzehnten haben es mit Willen und Kompromissbereischaft geschafft, Verhandlungslösungen zu erreichen. Nur Israel nicht, weil es das Großisrael will und das eben auf Kosten der Palästinenser und einiger Nachbarstaaten.Mit dieser Strategie kann es keinen Frieden geben, denn ewig schützt  auch die beste und umfangreichste Rüstung nicht.Irgendwann werden die dortigen Menschen entscheiden und den  Fanatikern einen Tritt geben
     
     

  2. Yael, getroffene Hunde bellen, kann ich da nur feststellen. Nur mit einem stimme ich mit Dir überein, nämlich mit der Nazischeiße. Die Nazis waren und sind Scheiße.
    Dass die zionistische Ideologie  für die Ansiedlung und die Gründung des Staates Israels biblische Mythen benutzte und unverändert instrumetalisiert, ist doch wohl  unumstritten.Spare Dir  dazu Ausführungen.
    An Deinen Reaktionen merke ich deutlicher als zu Beginn – Kritik an Israel, Antizionismus, das ist heiliges Verbot, das wird zum heutigen verordneten  Antisemitismus erklärt.
    Gern würde ich von Dir eine kleine Aufzählung von aus Deiner Sicht Kritikwürdigem an Israel lesen wollen. 
     

    • Das ist Kritik an Israel?

      Juden sind das auserwählte Volk ( die arische Rasse sollte auch hochwertiger sein!)


      Schön, dass Sie Kritik an Israel in Antisemitismus umwandeln. Damit zeigen Sie, was bei Ihnen „Kritik“ im Grunde ist. Danke dafür.

  3. Notar, deine antisemitischen Pamplete gehen also weiter. Ich weiß nicht, was in deinem kranken Hirn vor sich geht, nur wenn man etwas behauptet, muss man es auch belegen können. Ich nehme nur ein Beispiel deines Pamphlets
    Juden sind das auserwählte Volk ( die arische Rasse sollte auch hochwertiger sein!),


    Das ist eine typische antisemitische Aussage. „Erwählt“ sein ist ein religiöses Konzept (erwählt die Gebote einzuhalten!!!!!!!) und sagt nirgendwo aus, dass Juden sich als höherwertig verstehen. Daher erzähle nie wieder, du wärst kein Judenhasser, wenn man noch die Dummheit besitzt, es gleichzeitig zu belegen. Warum müssen Menschen immer wieder auf Kosten von Juden die Nazischeiße auf diese Art relativieren.



  4. @ente
    Das ist mir schon bewusst, dass es kaum möglich wäre, die 25 % sehr verschiedenen nicht jüdischen  Gruppierungen gemeinsam zu organisieren. Darum geht es mir hier gar nicht. Vielmehr um das hochgepriesene „demokratische Staatswesen Israel „, das in Wahrheit nationalistisch und rassistisch funktioniert und zwar gewollt von Anfang an, weil genau das der zionistischen Ideolgie entspricht. Nur Juden – und die dann noch differenziert – sind normale Staatsbürger ( arabische Juden Israels beim Militär?), Juden sind das auserwählte Volk ( die arische Rasse sollte auch hochwertiger sein!), alle Nichtjuden sind grundsätzlich seine Feinde, gegen die muss man militärisch vorgehen, die verstehen nur die Sprache der Gewalt. Und diese Strategie führt immer wieder zu Kriegen. Dass DE eine solche Politik ohne Abstriche unterstützt ist mehr als bedauerlich.
    Na ja, unsere jüdischen Mitbürger, die zwar bekanntlich von Israel aus als Feiglinge tituliert werden, müssen/sollen schon „ihren“, den jüdischen Staat  wenigstens ideologisch( neben  Spenden) unterstützen. Erfreulich ist, dass es nur wenige sind, die meisten sind Realisten und erlauben sich ebenso Kritik an israel, aber nicht öffentlich.

    • Ich möchte nicht wissen wie viele inzwischen in D auf einem arischen Kopfkissen schlafen. Es sind inzwischen mehr als der normale Bürger ahnt. Und dazu:

      Was für Zusammenhänge Sie hier leider haben. 

      Wenn die Deutschen so super sind, warum haben die dann in Afghanistan  mehr als 10 Jahre ihre Truppen entsendet? Das war ja auch Krieg und unter den Vorwand Demokratie aufzurichten. Und heute gibt es die Taliban stärker als bisher. Und bei diesem Eingreifen wurden auch Zivilisten getötet. Und was hat das gebracht? 

      Oder waren die Deutschen Kaffee trinken dort?

      Es soll jeder zuerst vor seiner Haustüre kehren, zudem ist der Nahe Osten noch immer in den mittelalterlichen Methoden steckengeblieben und die Völker versuchen mit Revolutionen sich dieser zu entledigen.

       Syrien ist ein Beispiel, wenn es einmal zu Blutvergießen kommt, dann hacken die Islamisten zu ohne Ende und brutalstens. Dass man in so einer Umgebung sich nicht sicher fühlt, ist doch klar. 

      Menschen sind auch keine Marionetten, dass man sie wie einen Esel anbindet, damit sie nichts anrichten. Das Judentum hat einen Selbstreinigungsprozess, und der wird hier auch geleugnet. Jeder politische Staat heute ist nicht frei, und kann daher nicht makellos sein. Aber wenn er frei ist, dann wird er nicht lange existieren.

  5. @ Uri Degania: „Ãœbrigens, wissen Sie, wer jüngst den israelischen Ex-Präsidenten Katzav zu sieben Jahren Haft verurteilt hat? (In Ihrer antisemitischen Diktion: Vermutlich “die Zionisten…”)“
    Sagen wir mal so: Super argumentiert! Ein hochrangiger Straftäter wurde bestraft! Soll dies jetzt das Gegenbeispiel für „eine Krähe hackt der Anderen kein Auge aus gelten“? Ein, meiner Meinung nach, völlig falscher Reflex, insbesondere, wenn es um durchaus diskutable Minderheitenrechte geht.

    Diese sind allerdings, ebenfalls schon wieder meiner Meinung nach, genauso problematisch wie in anderen Ländern mit nichtsesshaften Bevölkerungsteilen auch.  Gewohnheitsrecht gegen staatliche Macht. Von China bis USA. Notar würde ich empfehlen, die begeisterte 25% einheitliche Gruppierung der Beduinen und der weiteren arabisch stämmigen Bevölkerung, gemeinsam zu organisieren. Er wäre erstaunt!  
      

  6. @ Uri Degania, Yael
    Keine Sorge, ich bin kein Antisemit. Ich bin stolz,dass in DE seit dem verruchtem 3. Reich eine liberale, bürgerlich demokratische Entwicklung gestaltet werden konnte, in der alle Staatsbürger die gleichen Rechte besitzen und Minderheiten besonderen Schutz geniessen, jegliche Diskriminierung verfolgt wird von Staats wegen. Ob Hautfarbe, Nationalität, Religion – das Grundgesetz gilt für alle.Richtig ist, dass es im Alltag hier auch Erscheinungen der Missachtung des Rechts, ja sogar Angriffe auf Menschen, gibt. Aber die Neonazis haben keine Chance.Und ich war und bin dabei, gegen diese Typen auf der Strassa aufzutreten.
    Und wenn Sie realistisch und nicht ideologisch – zionistisch die Situation diebezüglich in DE beurteilen, sollten Sie den erreichten Stand anerkennen.
    Sofern Sie sich als Teil einer Minderheit in DE verstehen, sollten Sie Ihre selbstverständlich angenehme Situation mit der von den quasi rechtlosen Minderheiten , immerhin  ca.25% der israelischen Staatsbürger, mal direkt vergleichen. Fällt Ihnen da nichts auf? Und warum fordern SIe nicht die gleichen Rechte für alle Menschen  in Israel ein? Was sind Sie für Demokraten?
    Nein, Sie sind offensichtlich Zionisten reinster Güte. Deshalb regt Sie Kritik an der Regierung Israels auf. Hiflos in der Argumentation mangels Fakten, bleibt Ihnen nur die Flucht in die haltlose Floskel Antizionismus ist Antisemitismus.

  7. Immer wieder interessant, hier regelmäßig antisemitische Äußerungen und Ausfälle zu lesen. Vor einigen Jahren wurde nach meiner Erinnerung eine wissenschaftliche Studie über die wohl tausenden von antisemitischen Briefen veröffentlicht, die den Zentralrat erreichen. Kennt jemand noch die genauen Angaben hierzu? Also: Das nächste Promotionsprojekt ist skizziert…
    (Oh, nur ein Beispiel, als Frage, Impuls gemeint: wie geht man hierzulande z. B. mit Sinti und Roma um? Es gibt unzählige Bemühungen, deren Kindern einen geregelten Schulbesuch zu ermöglichen. Aber jeder, der in diesem Bereich arbeitet, weiß, wie schwierig dieses Bemühen ist. Ist es richtig, diesen Anspruch auf Schulbesuch polizeilisch und ordnungspolitisch durchzusetzen? Ein Vergleich mit Ländern wie etwa Rumänien und Ungarn zeigt, welche Fortschritte man diesbezüglich in der Bundesrepublik gemacht hat. Aber: Die Grenzen jeglicher „Integrationsbemühungen“ sind offenkundig.
    Oh, für unsere projektiv agierenden, die eigene historische Verantwortung verleugnenden Antisemiten: Wie würde sich hierzulande wohl eine Integration von Beduinen in unser städtisches Leben gestalten, wo sich eine Integration von Teilen der Roma und Sinti schon als so schwierig erweist…). 

  8. Der rechtlich geordnete Rassismus im Judenstaat Israel – hier liest man es als etwas für uns fast nicht mehr Denkbares, dort ist es tägliche, selbstverständliche Realität.
    Die Beduinen sind der letzte Dreck im doch so angeblich demokratischen, westlich orientierten Israel.Und alle Nichtjuden haben den gleichen rechtlichen Status.
    Nur mal zum Vergleich: Diese „Demokratie“ erfüllt keinerlei  Voraussetzungen für die Aufnahme in die EU und ebenso  könnte es aus gleichen Gründen  nicht Teil der USA sein.
    Der jüdische Teil der Bevölkerung sollte sich schämen für diesen Zustand.  
     

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