Skepsis zu arabischen Revolten

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Zwei Forscher und ein ehemaliger Botschafter in Kairo haben in Jerusalem vor einem Publikum von Akademikern und Diplomaten eine sehr skeptische Prognose zu den Umstürzen und Revolutionen in der arabischen Welt abgegeben…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 25. März 2011

Der Politologe und ehemalige Generaldirektor des Außenministeriums, Professor Schlomo Avineri erinnerte daran, dass selbst die französische Revolution hundert Jahre lang Terror und Diktatur hervorgebracht habe. Er erwähnte Robespierre, die Gulliutine und Napoleon, ehe in Frankreich tatsächlich die  Demokratie eingeführt wurde. „Dazu benötigt man eine stabile Mittelklasse und eine funktionierende Zivilgesellschaft. Beides gibt es weder in Ägypten noch in Syrien, Jemen oder gar in Libyen.“ Die vielfach in Europa geführte Diskussion, ob der Islam demokratiefähig sei, beruhe auf einer falschen Voraussetzung. „Keine Religion, weder Judentum, Christentum, noch Islam, ist demokratisch. Wer an die Souveränität Gottes glaubt, kann als gläubiger Mensch nicht menschliche Vernunft über Gott stellen.“ Als Beispiel erwähnte Avineri die katholische Kirche. Bis vor hundert Jahren habe die Kirche die Demokratie als den größten Feind für ihren Bestand gesehen. Doch dann sei die Kirche zur Ansicht gelangt, römische Kaiser, Diktaturen und den Kommunismus überlebt zu haben. Deshalb werde die Kirche am Ende auch die Demokratie überleben.

David Sultan, ehemaliger israelischer Botschafter in Kairo, erklärte bei der von Botschafter Avi Primor moderierten Konferenz unter dem Titel „Perspektiven zum derzeitigen Maestrom im Mittleren Osten“, dass die Revolution in Ägypten weder Demokratie noch Freiheit gebracht habe. Seit dem Sturz des Königs 1952 hielten die Militärs die Macht in der Hand. Die gesamte ägyptische Industrie werde von hohen Offizieren kontrolliert und gelenkt, sogar die Tourismusindustrie, der Suezkanal und die Ölfelder auf dem Sinai, die drei wichtigsten Einnahmequellen Ägyptens. Sultan sagte, dass in Ägypten vor 30 Jahren nur 40 Millionen Menschen lebten, heute seien es schon 80 Millionen. Jedes Jahr müssten Zehntausende neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Allein angesichts dieser Bevölkerungsexplosion könne sich Ägypten heute keinen Krieg gegen Israel mehr leisten. „Deshalb bin ich zuversichtlich, dass der Frieden halten wird. Denn er ist ein ureigenes Interesse der Herrschaftsklasse, auch wenn dieser Frieden in den Herzen der Bevölkerung noch nicht angekommen ist.“ Um ihren Einfluss und die Machtpositionen nicht zu verlieren, hätten die Militärs Präsident Mubarak geopfert. Ob sie im September dann nach Wahlen die Macht abgeben wollen, bezweifelt Sultan, da es in Ägypten eigentlich keine politischen Parteien gebe. Weiter sagte er, dass er, dass sich das Regime unter Mubarak nicht in die religiösen Angelegenheiten und die Moscheen eingemischt habe. Trotz Facebook und Twitter bilden die Moscheen immer noch einen zentralen Sammelpunkt für die Masse der Menschen. Dort und nicht mit den modernen Kommunikationsmitteln würden politische Ansichten geprägt und Informationen weitergegeben.

Eine sehr pessimistische Sicht bestimmte der Vortrag von Dr. Schmuel Bar von Institut für Politik und Strategie in Herzlija. Bar erwähnte die von den Kolonialmächten gezogenen Linealgrenzen der künstlich geschaffenen arabischen Staaten von Marokko bis Irak. „Diese Staaten, in denen teilweise feindselig gesinnte Stämme willkürlich zusammengewürfelt worden sind, befinden sich heute in einem Auflösungszustand.“ Am deutlichsten sei das in Libyen zu sehen, doch auch in Syrien leben Kurden und Sunniten unter einer Diktatur der Alawiten. Bekannt sei auch der Irak mit seinen drei verfeindeten Volksgruppe: Kurden, Schiiten und Sunniten.

Bar meinte, dass die Aufstände in den arabischen Staaten unterschiedlich ausgehen würden. Im Jemen handle es sich am ehesten um einen klassischen Militärputsch. In Bahrein mische der Iran mit, um das sunnitische Königshaus zu stürzen und die Bevölkerungsmehrheit von 80 Prozent Schiiten an die Macht zu bringen. Das könnte fatale Folgen für andere Länder der Region haben, darunter die Ölemirate am Persischen Golf. Deshalb sei das saudische Militär in Bahrein einmarschiert, letztlich, um das eigene Königshaus zu schützen. Besonders gefährlich sei die Entwicklung in Pakistan. Den Staat gebe es eigentlich gar nicht mehr, während sich auch in Pakistan die Stämme gegenseitig bekämpfen. Pakistan sei jedoch eine Atommacht. Um sich zu behaupten, um dem Einfluss des Iran auf die Schiiten in den eigenen Grenzen zu kontern, könnten künftige Herrscher nach den Revolutionen sich jeweils auch Atombomben zulegen, um der Welt zu zeigen: „Hier bin ich, Ihr müsst mich ernst nehmen.“ Bar schloss mit den Worten: „Im Mittleren Osten werden dann keine Blumen mehr wachsen, bestenfalls Pilze…“

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

4 Kommentare

  1. Baruch Zion, mir schaudert vor Menschen wie Ihnen, die „die eigentliche Wahrheit“ gepachtet zu haben glauben.
    Ich hoffe nur, dass Sie Ihren religiösen Fanatismus, der mir verdammt nach einem Konvertiten riecht, nur hier im Forum ausleben und sich nicht berufen fühlen, womöglich ein öffentliches „Fanal“ zu inszenieren.
    Und so, wie Sie schreiben und „argumentieren“ scheinen Sie von Logik (göttlicher oder menschlicher) rein gar nichts zu verstehen. So z. B. lernen Menschen nicht dadurch andere Sichtweisen, dass man ihnen auf die Nerven geht.
    Menschen für andere Sichtweisen zu öffnen, erfordert Geduld, Toleranz, Bescheidenheit als Person und Verständnis für den anderen.
    Alles Tugenden, die – Ihren Ausführungen hier und an anderen Stellen im Forum nach zu schließen – Ihnen komplett fremd sind.
    Dass es auch unter den alten Israeliten Sklaverei gab – in der gesamten antiken Welt eher die Regel als die Ausnahme – setzt auch der Demokratie in der jüdischen Religion gewisse Grenzen (Wobei heute kein vernünftiger Jude sich mehr für Sklaverei aussprechen würde). Aber, wie sagen Sie so schön? „Wer sagt Ihnen, dass es nur die westliche Form der Demokratie gibt?“ (die nebenbei das moderne Israel sich als Staatsform ausgesucht hat)
    In Ihrem Kopf spukt wahrscheinlich eine Art antike Demokratie herum, in der neben Sklavenhaltung auch EhebrecherInnen gesteinigt, Homosexuelle hingerichtet werden und G’tteslästerer des Todes sind (steht alles im Buch der Bücher und galt wohl auch zur Zeit der Richter).
    Ich möchte gern mal wissen wieviele andere Juden Sie von Ihren Ansichten überzeugen können. Ich fürchte, da stehen Sie ziemlich allein da.

    Gute Besserung wünscht Ihnen Volker Scheunert

  2. @Volker Scheunert

    im Christentum waren vieleicht alle in der Theorie gleich sonst hätte es ja keinen Luther gegeben oder?  Die Rolle der Gutsherren in den deutschen Ländern und der Packt mit der Kirche waren für die armen Bauern bestimmt nicht Gerecht und Gleichheit vor dem Gesetzt ?????
    Das Problem was ich sehe ist die Aussage: “menschliche Vernunft über Gott zu stellen”, was kein gläubiger Mensch machen würde. Ergo seien Religionen per se nicht demokratisch.

    Diese Behauptung kommt von der Unwissenheit über die Jüdische Religion deren Tradition und den Gesetzen. Alles im Judentum ist Logisch und für den Menschen von Gott gemacht und voller Vernunft.
    Die Menschliche Vernunft ist Unlogisch und nicht die von Gott.

    Denn der Mensch macht Kriege, Der Mensch hat den Kapitalismus erfunden, Der Mensch macht Vorschriften zur Unterwerfung anderer Menschen.

    Die Gestze von Gott an das Jüdische Volk in der Torah sagen was anderes aus und sind Eindeutig. Auch für die Kathl. Kirche die aus dem Judentum entstand sich aber aus Gier und Eigennutz von den Gesetzen Gottes entfernt hat.

    Denken sie an die 10 Gebote die sind Logisch und sollen den Bösen Menschlichen Trieb eindemmen.  Der Mensch ist das unvernünftige Wesen auf dieser Welt. Also wie kann man die Menschliche Vernunft die nichts taugt über Gott stellen ??????

    Israel wurde vor den Königen von Richtern Regiert und das sehr erfolgreich gut und lange die sich an die Gesetze von Gott gehalten haben und Demoktratisch regiert hatte.

    Wer sagt ihnen das es nur die Westliche Form der Demokratie gibt.
    Aktuelles Thema für die Arabischen Länder die Demokratie wollen aber nicht die des Westens.

    Wenn ich Ihnen auf den Nerv gehe dann habe ich mein Ziel erreicht sie lernen andere Sichtweisen. Die Torah und der Talmud sind nun mal die eigentliche Wahrheit.

  3. Herr Baruch Zion, Sie haben auch hier wieder den Text, zu dem Sie sich äußern, nicht richtig gelesen und/oder verstanden.
    1. Die von Ihnen zitierte Aussage kommt nicht von Ulrich W. Sahm, sondern von Prof. Schlomo Avineri, den Sahm in seinem Artikel zitiert. Also ist Sahm die falsche Adresse für Ihre Beschwerde.
    2. Im Christentum und im Islam sind auch alle gleich vor dem Gesetz, egal, ob arm oder reich. Es wird nicht irgendwelchen Angehörigen dieser Religionen das Privileg eingeräumt, gegen die religiösen Vorschriften zu verstoßen, darin unterscheiden sich Christentum und Islam also nicht vom Judentum. Dieses Beispiel taugt also nichts (Der fehlende Alleinvertretungsanspruch des Judentums ist dagegen tatsächlich eine sympathische Eigenschaft, die das Christentum und der Islam leider entbehren).
    3. Auch wenn die Katholische Kirche das Judentum, so wie alle anderen nicht-römisch-katholischen Glaubensrichtungen, gern „vernichtet“ sähe, genauer: deren sämtliche Anhänger in den „alleinseligmachenden“ Katholizismus überführt  – das Dritte Reich ist keine Erfindung der Katholischen Kirche, sondern der Nazis bzw. der Völkischen Bewegung. Die offizielle Katholische Kirche hat sich zwar teilweise bei den Nazis angebiedert, aber die Shoa hat sie nicht unterstützt.
    4. Schließlich und endlich haben Sie offensichtlich nicht erfasst, was Avineri gesagt hat, nämlich, dass Demokratie bedeute, „menschliche Vernunft über Gott zu stellen“, was kein gläubiger Mensch machen würde. Ergo seien Religionen per se nicht demokratisch.
    Darüber kann man nun trefflich diskutieren. Ihr selbstgerechtes „Wir-sind-aber-besser-als-die-andern“-Genöle wirkt da allerdings – finde ich jedenfalls – recht armselig.

  4. @Ulrich W. Sahm

    „Keine Religion, weder Judentum, Christentum, noch Islam, ist demokratisch. Wer an die Souveränität Gottes glaubt, kann als gläubiger Mensch nicht menschliche Vernunft über Gott stellen.“

    Herr Sahm im Judentum laut Torah dem Gesetz von Gott an die Juden sind alle gleich vor dem Gesetz, egal ob Reich oder Arm und das ist heute noch so.
    Das ist nur ein Beispiel für den grossen Unterschied zu den anderen, ich könnte eine Stunde schreibe und Ihnen zu zeigen wie Demokratisch das Judentum ist.
    Und bitte keine vergleiche mit dem Absolutismus und dem Alleinherrschaftsanspruch der Kath. Kirche die immer in jeder Zeit das Judentum Drangsaliert hat bis hin zu den Versuchen das Judentum zu vernichten. 
    (siehe Dritte Reich )

    Christentum mit seiner Vergangenheit ist ja eigentlich eine Kriminelle Vereinigung mit mafiösen strukturen. Vom Islam ganz zu schweigen auch nicht besser mit ihren Jihad und Selbstmordanschlägen die sie seit 1600 Jahren gegen sich selber und anderen führen.

     

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