Abscheu vor Kindermord: Abu Mazen folgt der palästinensischen Straße

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Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmoud Abbas (Abu Mazen) kritisierte gestern erstmals scharf die Täter des Anschlags von Itamar, wo fünf Mitglieder der Familie Fogel ermordet wurden. Bereits am Shabbat hatte sein Büro eine Verurteilung der Tat veröffentlicht, die jedoch schwach und stotternd war und nicht direkt aus dem Munde Abbas‘. Gestern, im Interview mit Kol Israel, klang er schon anders…

Von Avi Issacharoff und Amos Har’el

Das Massaker in Itamar, sagte er, sei eine „verachtenswerte, unmoralische und unmenschliche Tat“. „Ein Mensch ist zu sowas nicht in der Lage. Diese Anblicke, der Mord an dem Kleinkind und den Jungen und die Frau, die erstochen wurde, verursachen bei jedem, der einen Funken Menschlichkeit in sich hat, Schmerz und Trauer.“

Anders vielleicht als in anderen Fällen scheint es so, dass Abbas dieses Mal der palästinensischen Straße und öffentlichen Meinung folgt – und nicht umgekehrt. Bereits am Shabbat sagten Einwohner Burins, eines palästinensischen Dorfs, das sehr unter den Machenschaften von Siedlern zu leiden hat, der „Haaretz“, dass es sich um eine abscheuliche Tat handle. Auch Kommentatoren, Journalisten und einfache Bürger im Westjordanland verurteilten den Mord aufs Schärfste.

Die palästinensische Führung zeigte sich bis gestern zögerlich. Ministerpräsident Salam Fayyad sagte zwar, er lehne jede Art von Gewalt ab; der allgemeine Eindruck war jedoch, dass die palästinensischen Offiziellen anzudeuten versuchten, es handle sich nicht um einen Terroranschlag. PA-Außenminister Riad al-Malki führte diese Linie an. Seinen Worten nach hat in der Vergangenheit nie ein Palästinenser ein Kleinkind ermordet oder Zivilisten auf diese Weise aus nationalen oder Rachemotiven abgeschlachtet, „was Zweifel an der Eile erweckt, mit der die israelische Seite die Palästinenser beschuldigt, die Tat begangen zu haben.“

Al-Malkis Worte setzten auf palästinensischer Seite eine Welle von Gerüchten in Gang, die ihren Höhepunkt erreichte, als palästinensische Nachrichtenseiten gestern die Nachricht veröffentlichten, die israelische Polizei habe einen thailändischen Gastarbeiter verhaftet, der des Mordes an der Familie Fogel verdächtigt werde.

Zum Leidwesen der palästinensischen Führung war an dieser Nachrichts nichts dran. Alle Indizien deuten darauf hin, dass das Massaker in Itamar ein Terroranschlag mit nationalem Hintergrund war. Für al-Malki und andere ist es bequem, die Dutzenden von Selbstmordattentaten zu vergessen, die Palästinenser mit der Absicht, Kinder, Frauen und Greise zu ermorden, durchgeführt haben. Palästinensische Terroristen ermordeten bereits Kinder aus nächster Nähe.

Die Veränderung im Ton der Worte von Abbas kam nicht zufällig. Die Palästinenser, vor allem ihre Sicherheitskräfte, waren in den Tagen vor der Erklärung von israelischer Seite klar dazu aufgefordert worden, das Gestotter zu beenden. Abbas, dem es in den vergangenen Monaten gelungen ist, dem Image Israels auf der Welt großen Schaden zuzufügen, wusste, das er angesichts der Bilder des Grauens von Itamar nicht mehr schweigen konnte.

Ministerpräsident Binyamin Netanyahu betonte gestern erneut, Abbas müsse auf ein Ende der Hetze hinwirken. Netanyahu, der weiß, dass die palästinensischen Sicherheitskräfte in der letzten Zeit nicht wenig getan haben, um Terroranschläge gegen Israel zu verhindern, hat den wunden Punkt der Autonomiebehörde gefunden.

Abbas‘ Leute haben zwar die Hetze in den Moscheen und Schulen reduziert; beendet ist sie allerdings noch lange nicht. Verschiedene Fatah-Führer geben sich derben Attacken gegen Israel hin, um die Gefolgschaft der palästinensischen Öffentlichkeit zu erheischen, meist aber ohne Erfolg. Und Abbas hat sich bislang nicht einmischen wollen. Auch das Schweigen der Autonomiebehörde in Anbetracht der Entscheidung, ein Sportzentrum im Flüchtlingslager al-Amari in Ramallah nach einer Selbstmordattentäterin zu benennen, kann auf kein Verständnis stoßen.

Aus Haaretz, 15.03.11, übersetzt für die Botschaft Israels. Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.