Papst Sixtus IV. in der christlichen und jüdischen Einschätzung

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Die Ritualmordprozesse des Spätmittelalters sowie vor allem die Vorbereitung der Inquisition in Spanien, zwei ganz besonders schmerzliche Kapitel in der europäischen Judengeschichte, werden in der Historiografie häufig mit dem Namen eines ganz bestimmten Papstes in Verbindung gebracht, nämlich mit dem Sixtus‘ IV. (1471-1484). Daher erscheint es von Interesse einmal Gelehrte und Autoren, Christen wie Juden, zu Worte kommen zu lassen, wie sie denn den einstigen Franziskanermönch und späteren Papst, der, wohlgemerkt, nicht zu den schlimmsten Feinden der Juden an der Spitze der katholischen Hierarchie gehörte, beurteilten bzw. beurteilen. Auszüge und Einträge aus sehr unterschiedlichen Geschichtsbüchern, Biografien und Nachschlagewerken finden Berücksichtigung…

Von Robert Schlickewitz 

Die in chronologischer Reihenfolge reproduzierten Einschätzungen des Papstes Sixtus IV. sprechen für sich und machen einführende Worte zu seinem Wirken und seiner Zeit überflüssig. Sie werfen ferner nicht nur ein differenziertes Licht auf dessen Persönlichkeit, sondern sie lassen anhand der jeweils unterdrückten, oder nicht genannten, Informationen auch Schlüsse auf die Intentionen der zitierten Autoren oder Lexikonredaktionen zu.

Besonders wer in kirchlichen Diensten, oder in konfessioneller Abhängigkeit steht, versucht abzulenken, indem er die positiven Seiten dieses Papstes akzentuiert, respektive die negativen unterschlägt. Andere Verfasser bemühen sich um Objektivität oder stehen Kirche und Papsttum ablehnend gegenüber. Verraten sei bereits vorweg, dass keine der herangezogenen, gedruckten Veröffentlichungen ein endgültiges oder umfassendes oder gerechtes Bild des Papstes zeichnet.

In zahlreichen christlichen Veröffentlichungen zum Erwerbsleben der Juden während vergangener Jahrhunderte, speziell im Mittelalter, wurde und wird teilweise bis heute von „Wucher“ und der „übermäßigen“ Zinsnahme der Juden gesprochen. Man setze jene Informationen einmal den hier wiedergegebenen zu der ausgesprochenen Geschäftstüchtigkeit und Geldgier des Papstes Sixtus IV. gegenüber.

Heinrich Graetz, Volkstümliche Geschichte der Juden”, 3. Band, Leipzig o.J.(1889); S. 79, 84, 90f, 96f, 100.

… Pico di Mirandola, mehr Gelehrter als Denker, empfand auch das Gelüste, in die Abgründe der kabbalistischen Geheimlehre zu steigen… Unter den 900 Streitsätzen, welche der vierundzwanzigjährige Pico zu verteidigen sich anheischig machte – wozu er alle Gelehrten der Welt nach Rom einlud und ihnen die Reisekosten versprach – war auch die These: Daß keine Wissenschaft mehr Gewißheit über Christi Gottheit gebe, als die Magie und die Kabbala. Der Papst Sixtus IV. (…) wurde dadurch für die Kabbala so sehr eingenommen, daß er großen Eifer entfaltete, zum Nutzen des Kirchenglaubens kabbalistische Schriften ins Lateinische übertragen zu lassen…

… Der Doge bemerkte dabei, daß das Gerücht von der Ermordung eines Christenkindes zu irgendeinem Zweck erfunden sei. Der Papst Sixtus IV. verweigerte standhaft, den kleinen Simon heilig zu sprechen, erließ vielmehr ein Sendschreiben in diesem Sinne an alle Städte Italiens (1475), verbot Simon von Trient als Heiligen zu verehren, bis er die Sache werde untersuchen lassen. Nichts desto weniger ließen die Geistlichen die Gebeine des Simon verehren und veranstalteten Wallfahrten zu der für sie erbauten Kirche. Der Judenhaß in Deutschland erhielt dadurch neue Nahrung… 

… Das (spanische) Königspaar wendete sich an den Papst Sixtus IV., bei dem für Geld Alles, Gutes wie Böses, zu erlangen war. Er erließ auch eine Bulle (1478) zu diesem Zwecke und ermächtigte das Königspaar, Inquisitoren aus Geistlichen zu ernennen, welche die Macht haben sollten, die Ketzer, die Abtrünnigen und ihre Gönner nach den Gesetzen und Gewohnheiten der alten Inquisition zu richten, zu verurteilen und – was das Hauptaugenmerk war – ihre Güter zu konfiszieren…

… Das Statut wurde von dem Königspaar genehmigt und das Inquisitionstribunal ernannt (1480). Es bestand aus Männern, würdig eines solchen Blutgesetzes: aus den Dominikanern Miguel Morillo, Juan de San-Martin und weltlichen Beisitzern. Sie waren von dem Papste Sixtus IV. als Glaubens- und Ketzerrichter bestätigt worden. Dieses erste Tribunal gegen die Marranen war zunächst für die Stadt Sevilla und deren Umgegend ernannt…

… Indessen wendeten sich die Marranen, welche nach Rom entkommen waren, an den damaligen Papst Sixtus IV. und führten flehentlich Klage über das grausame und willkürliche Verfahren des Inquisitionstribunals gegen sie und ihre Leidensgenossen. Da die Kläger nicht mit leeren Händen gekommen waren, so fanden sie meistens ein geneigtes Ohr. Der Papst erließ ein eindringliches Sendschreiben an das Königspaar und tadelte das Verfahren der Inquisitoren mit scharfen Worten. Es sei ihm versichert worden, daß dieselben gegen alle Rechtsformen vorgehen, viele ungerecht eingekerkert, mit grausamen Folterqualen gepeinigt, Unschuldige als Ketzer erklärt und deren Erben die Güter entzogen hätten. Der Papst erklärte: er habe die Bulle zur Errichtung der Inquisition unüberlegt erlassen: Er sollte eigentlich, bemerkte der Papst weiter, die Inquisitoren de Morillo und San-Martin absetzen; allein aus Rücksicht für die Majestäten wolle er sie noch in ihrem Amte lassen, aber nur so lange, als sich nicht wiederum Klagen gegen sie erheben würden…

… Der König Fernand wußte aber den goldenen Schlüssel zu dem Kabinette des Papstes anzuwenden und erwirkte von ihm die Einführung der Inquisition auch in den aragonischen Provinzen und die Ernennung des durch seinen blutdürstigen Fanatismus berüchtigten Thomas de Torquemada zum Oberrichter. – Sixtus IV., der damals ein besonderes Interesse hatte, mit dem spanischen Hofe in gutem Einvernehmen zu bleiben, machte ihm jedes gewünschte Zugeständnis in Betreff der Inquisition. Da es häufig vorkam, daß die von dem Ketzergericht verdammten Neuchristen, wenn es ihnen gelungen war, nach Rom zu kommen, vom päpstlichen Stuhle – für klingende Münze – Absolution erhielten und nur einer leichten und geheimen Buße unterworfen wurden, so sah das Königspaar seine Bemühungen, das Geschlecht der Marranen zu vertilgen, den Glauben zu reinigen und besonders sich ihrer Güter zu bemächtigen, auf eine unangenehme Weise vereitelt. Der Hof drang daher darauf, den Papst zu bewegen, einen Apellationsrichter in Spanien selbst zu ernennen, damit die Inquisitionsprozeße nicht außerhalb des Landes von neuem anhängig gemacht werden könnten, wo sich allerhand ungünstige Einflüsse geltend machen konnten. Sixtus bewilligte auch dieses Gesuch…

… Im Mai 1485 wurde das Tribunal in der Großstadt Toledo eröffnet. Die Eröffnung begann mit einer Predigt eines Lizentiaten über das fromme Werk der Inquisition, mit dem Verlesen der Bulle des Papstes Sixtus IV., welche den Richtern unbeschränkte Gewalt über Leben und Tod bewilligt hatte, mit der Drohung der großen Exkommunikation über alle, welche in Wort und Tat gegen die Inquisition sich vergehen würden, mit der Vereidigung aller königlichen Beamten, der Inquisition hilfreiche Hand zu bieten und mit der Aufforderung an die Marranen, sich einzustellen und ihren Rückfall zum Judentum zu bereuen und Sühne zu erhalten… 

Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., Leipzig und Wien 1908.

Sixtus IV…, Professor an verschiedenen Universitäten, ward 1464 General seines Ordens und 1467 Kardinal. Er bemühte sich energisch um einen Kreuzzug gegen die Türken und erwarb sich um Rom durch prächtige Bauten, unter andern der Sixtinischen Kapelle, sowie die Neugründung der Vatikanischen Bibliothek erhebliche Verdienste, befleckte aber seinen Namen durch Nepotismus, Geldgier und Simonie. Die Begünstigung seines Nepoten Girolamo Riario verwickelte ihn in einen Konflikt mit Lorenzo Medici, gegen den er 1478 die Verschwörung der Pazzi begünstigte, und 1482 in einen Krieg mit Ferrara und Neapel sowie 1483 mit Venedig. In Spanien führte er 1478 die Inquisition ein. 

Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Handwörterbuch in gemeinverständlicher Darstellung, (Hg.) Friedrich Schiele und Leopold Zscharnack, fünf Bände, Tübingen 1913.

Sixtus IV. …wurde am 9. August 1471 zum Nachfolger Pauls II. gewählt. Der neue P. betätigte sich zunächst in der Fürsorge für seine Günstlinge und Nepoten, u.a. für Giuliano della Rovere (später Papst Julius II.) und Girolamo Riario, den er zum Generalkapitän der Kirche ernannte, um sich seinem Einflusse ganz hinzugeben. Vergebens waren Bemühungen, eine größere Aktion wider die Türken zustande zu bringen: alles trat zurück hinter der Nepotenpolitik, die freilich nur durch gesteigerten Ämterhandel und Gnadenverkauf, durch Finanzspekulation und Ausnutzung der päpstlichen Stellung ermöglicht werden konnte. Eben sie war es, die ihn in die Verschwörung der Pazzi wider die Medici in Florenz verstrickte (1478 April). Als sie scheiterte, belegte er Florenz mit dem Interdikt und erklärte ihm den Krieg, der sich bis Ende 1480 hinzog. In seinem Auftrag verband sich Girolamo Riario mit Venedig, um den Herzog von Este und Ferrara zu verdrängen – dem Nepoten war die Romagna als Fürstentum zugedacht –, dagegen aber kämpfte eine Vereinigung von Mailand, Florenz und Neapel; das Ergebnis war die Behauptung Ferraras durch den Herzog von Este, aber auch die Freilassung der papstfeindlichen Kardinäle Colonna und Savelli; sie führte in Rom zu blutigen Kämpfen der Orsini gegen die beiden Kardinäle und ihre Familien, während derer Colonna hingerichtet, Savelli getötet wurde. Noch war der Bürgerkrieg nicht zu Ende, als der Papsts am 12. August 1484 starb; er wurde in der Peterskirche bestattet. Machiavelli meinte, S. habe gezeigt, wieviel ein Papst in den Angelegenheiten Italiens vermöge, und daß viele Dinge, früher Verbrechen genannt, sich unter dem päpstlichen Mantel verbergen ließen. F. Gregorovius nennt S. IV. den ersten wahren Papstkönig Roms, eine kraftvolle und rücksichtslose Tyrannennatur; er habe viel beizutragen vermocht zur monarchischen Gestaltung des Kirchenstaats. Freilich war er zugleich eine unpriesterliche Gestalt auf dem Stuhle Petri; jedes Mittel, Geld zu gewinnen war ihm willkommen; er brauche nichts als Tinte und Feder, um jede beliebige Summe zu haben, dies sein häufiges Wort wird bestätigt durch seine kirchliche Verwaltung, von deren Einzelhandlungen nur die Veranstaltung des Jubiläums in Rom (1475) erwähnt sein mag, außerdem aber der Bau der nach ihm benannten Sixtinischen Kapelle im Vatikanpalast.

Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1929.

Sixtus IV… führte die Inquisition in Spanien ein, begünstigte die Verschwörung der Pazzi gegen die Medici, bekriegte 1482 Ferrara und Neapel, 1483 Venedig, erbaute die Sixtinische Kapelle, berüchtigt durch Nepotismus (…) und Simonie. 

Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden; 15. Aufl., Leipzig 1934.

Sixtus IV… Als Papst bemühte er sich vergeblich um einen allgemeinen abendländischen Türkenkreuzzug. Unter S. nahmen Nepotismus und Simonie einen bisher unerreichten Umfang an. Seine Geldeinnahmen ermöglichten ihm eine großzügige Förderung von Kunst und Wissenschaft. S. erweiterte die Vatikanische Bibliothek, ließ die Sixtinische Kapelle, die Tiberbrücke und eine Wasserleitung bauen. 

Der Grosse Brockhaus, 16. Aufl., 12 Bde., Wiesbaden 1956.

Sixtus IV…, lehrte an mehreren Universitäten, galt als gefeierter Prediger, wurde 1464 General seines Ordens und 1467 Kardinal. Nach kurzem Konklave gewählt, enttäuschte er die Hoffnungen auf eine gründliche Reform. Unter ihm begann das eigentl. Renaissance-Papsttum mit der übertriebenen Förderung der Verwandten (Nepotismus) und der Verwicklung in viele polit. Händel. S. ist der Erbauer der Sixtinischen Kapelle und Gründer der Vatikan. Bibliothek. 

Der Grosse Herder, 5. Aufl., Freiburg i. Br. 1956.

Sixtus IV… Als Vertr. des Renaissancepapsttums bedeutender Förderer von Kunst (Sixtin. Kapelle) und Wissenschaft (Vatikanische Bibliothek). Geriet polit. durch seinen Nepotismus in Kriege mit den it. Staaten, als er seinem Neffen Girolamo Riario ein Fürstentum in der Romagna begr. wollte, u. wurde dabei in die Verschwörung der Pazzi hineingezogen.

Geschichte in Gestalten, (Hg.) Hans Herzfeld, 4 Bde., Frankfurt am Main 1963. (dieses Nachschlagewerk im Taschenbuchformat war mehrere Jahrzehnte über in vielen bürgerlich-intellektuellen bundesdeutschen Haushalten anzutreffen)

Sixtus IV… führte das Papsttum zu einer bisher nicht gekannten Verweltlichung. Bereits als Kind trat der aus armem Adel stammende Italiener Francesco della Rovere in den Franziskanerorden ein, in dem er zum Ordensgeneral aufstieg. Wenn er sich dort durch ernsthafte Reformbemühungen verdient machte, so versagte er als Papst vollkommen; sein Nepotismus kannte keine Grenzen. Fünf vollkommen ungeeignete Neffen wurden Kardinäle, die ganze Sippe ausgiebigst mit Pfründen versorgt. Der Versuch für seinen Neffen Girolamo Riario ein eigenes Territorium aufzubauen, mußte das Gleichgewicht der italienischen Mächte stören und kriegerische Auseinandersetzungen heraufbeschwören. S. wurde sogar in einen Mordanschlag auf die Medici zu Florenz verwickelt. So nahm sein Ansehen schwersten Schaden, besonders durch die skrupellose Anwendung der kirchlichen Strafen für politische Gegner. Es nimmt daher nicht Wunder, wenn der Papst bei seiner durchaus ernsthaft betriebenen Kreuzzugspolitik kein Gehör fand und die Finanzen zerrüttet waren. Für Rom jedoch, das noch einen recht ärmlichen Charakter hatte, hat S. durch seine Kunstliebe Unschätzbares geleistet: die Sixtinische Kapelle ist nur eines unter vielen von ihm geförderten Kunstwerken.

Roman Faber, Der Vatikan – Geschichte und Gegenwart, München 1963, S. 69. (Der Autor war Jesuit und Mitarbeiter der Abteilung Presse, Rundfunk und TV im Vatikan)

… Selbst der heilige Pius V. drang mit seinen Reformen seit 1566 nicht durch. Grund war das Geld, der Ämterkauf, der seit Sixtus IV. (…) wegen der Knappheit an Finanzmitteln am römischen Hof gang und gäbe war und der Kirche schweren Schaden zugefügt hat… (Es folgen zu Sixtus IV. noch weitere Informationen, jedoch lediglich solche zu dessen Rolle als Mäzen)

Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971 (Die scheinbar positive Einschätzung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass es in der christlich-jüdischen Geschichte eine ganze Reihe von brutal judenfeindlichen Päpsten gab, zu denen Sixtus eben nicht gehörte)

Sixtus IV… In Italy the reign of Sixtus IV marks a high point of tolerance. The pope used Jewish physicians, and perhaps employed Jews for the collection, copying and translation of Hebrew works. He refused to canonize Simon of Trent, allegedly a victim of Jewish ritual murder. It is clear, however, that the Pope’s tolerance was offset, outside his own domains, by local hostility. A generous bull of 1479 concerning the Jews of Avignon was questioned and subsequently withdrawn. In November 1478 the pope issued a bull investing Ferdinand and Isabella with extraordinary powers to appoint inquisitors in all parts of Castile. In January 1482 he condemned the excessive harshness with which they were carrying out their task, in a letter to the king and queen. Six chief inquisitors were appointed, including the notorious Tomás der Torquemada (…), and invested with discretionary powers (…). Next year, yielding to pressure from King Ferdinand, the pope placed Torquemada at the head of the Inquisition in Castile and Aragon.

Meyers Enzyklopädisches Lexikon in 25 Bänden, 9. Aufl., Mannheim u.a. 1977/1979.

Sixtus IV… Als Papst überschüttete S. seinen Orden mit Privilegien, trieb systemat., schrankenlosen Nepotismus, suchte die päpstl. Finanzen u.a. durch Ablässe, erhöhte Pfründenbesteuerung und Vermehrung der käufl. Ämter aufzubessern. Seine Politik führte zu Adelskämpfen in Rom, Zerrüttung des Kirchenstaates, schweren Konflikten mit italien. Staaten und zum bedrohlich wachsenden Ruf nach Kirchenreform. S. unterstützte die Inquisition (1478 Erneuerung in Spanien). Er förderte als bed. Mäzen Kunst und Wissenschaft (u.a. Bereicherung der Vatikan. Bibliothek, Bau des Hospitals Santo Spirito und der Kirchen …, der Sixtinischen Kapelle), verkörperte aber im wesentlichen das skrupellose, verweltlichte Renaissancepapsttum.

Weltgeschichte – Namen und Fakten, (Hg.) Justus Göpel, Braunschweig 1978. (ein populärwissenschaftliches, biografisches Nachschlagewerk mit 2000 Einträgen aus dem Georg Westermann Verlag)

Sixtus IV… wurde nach 1464 als Prediger und Gelehrter berühmt. Zwei Jahre nach seiner Papstwahl gab er bei dem Baumeister Giovanni de’Dolci den Bau der Sixtinischen Kapelle in Rom in Auftrag, die nach ihrer Fertigstellung 1481 u.a. mit Fresken von Botticelli und Michelangelo geschmückt wurde. Unter Sixtus IV. häuften sich in der katholischen Kirche der Ämterkauf und die Protektion von Verwandten, der Nepotismus. Die stärkere machtpolitische Ausrichtung des Papsttums zur Renaissancezeit, Sixtus‘ Kriege und Verschwörungen gegen die Medici in Florenz, hatten einen immer größeren Geldbedarf der Kirche zur Folge; hier liegt eine der Ursachen der Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Johann Maier und Peter Schäfer, Kleines Lexikon des Judentums, Stuttgart 1981. (erschienen im Verlag Katholisches Bibelwerk)

Sixtus IV. Papst von 1471-1484. Sein Pontifikat gilt als ausgesprochen judenfreundlich (er weigerte sich u.a. das angebliche Opfer eines jüd. Ritualmordes, Simon von Trent, heiligzusprechen), doch erlaubte er 1478 die Inquisition in Kastilien.

Helmut Hiller, Die Geschäftsführer Gottes, Hamburg 1983 und München 1986, S. 165ff. (Der Autor trat als historischer Schriftsteller und als Autor von u.a. Biografien hervor)

… Sixtus IV. wird die Protektion der römischen Bordelle und der Bezug hoher Einkünfte daraus nachgesagt. Seine nepotistischen Kardinäle plünderten serienweise Bistümer aus und ihre Landnahmen führten zu zahlreichen blutigen Auseinandersetzungen und Verschwörungen auf der Apenninen-Halbinsel…

…Die Päpste bemühten sich vergeblich um das Zustandekommen eine Kreuzzuges gegen die Kämpfer Sultan Mohammeds II. Pius II. (…) wollte sich selbst an die Spitze zusammengeraffter Verteidiger des Abendlandes stellen, aber er starb vor der Einschiffung in Ancona. Dem übel beleumundeten Sixtus IV. glaubte niemand, daß der in Deutschland, Schweden, Norwegen, Polen und Ungarn geforderte „Türkenzehnte“ tatsächlich für einen Zug gegen die Muslime verwendet würde…

…Sixtus IV. öffnete mit seiner Inquisitionsbulle 1478 in Spanien sämtliche Schleusen für Verfolgungen größten Ausmaßes. Dieser eher schwache als herrschsüchtige Papst hat die Konsequenzen seines Dekretes kaum vorausgesehen. Aber sein Zeitgenosse Niccolo Machiavelli meinte doch reichlich ominös: „Sixtus IV. war der erste, der zeigte, wieviel ein Papst vermag und wieviele Dinge, die hinterher als Irrtümer bezeichnet werden, sich unter dem Deckmantel der päpstlichen Autorität verbergen lassen.“ Unter dem berüchtigten Großinquisitor Thomas de Torquemada, einem Dominikaner, wurden bis 1498 in Spanien etwa 16 200 Menschen lebendig verbrannt und über 6800 als Leichen oder bildhaft, wenn man ihrer nicht habhaft werden konnte; über 97 000 wurden anderweitig bestraft. Ihrer aller Besitztümer verfielen zumeist dem König oder der Kirche, die beide durch die Inquisition immense Reichtümer sammelten…

…Immer wieder hofften die Christen damals auf einen Papst, der die erwartete Reform der Kirche endlich durchführen würde. Pius II. hat wohl Nikolaus von Kues beauftragt, einen  Plan dafür auszuarbeiten – aber realisiert wurde nichts. Von Sixtus IV. erwartete man sich wenige Jahre später eine Wende, weil er als General der Franziskaner über eine glänzende theologische Bildung verfügte. Aber der Mönch entdeckte als Papst seine Geschäftstüchtigkeit und den Wert des Geldes für sich…

Gerhard Czermak, Christen gegen Juden – Geschichte einer Verfolgung, Frankfurt am Main 1991, S. 217.

… Aber die Geschichte der heiligen Kirche schreitet voran. Papst Sixtus IV., mit dem der völlige moralische Verfall des Renaissancepapsttums begann (u.a. hat dieser Erbauer der Sixtinischen Kapelle die römischen Bordelle wegen der hohen Einnahmen gefördert), ermächtigte mit einer Bulle vom 1. November 1478 die spanische Krone zur Einrichtung der Inquisition. Diese begann 1480 in Sevilla mit ihrer gnadenvollen Arbeit. Die Massenhinrichtungen mit lebenden Fackeln begannen. Als Volksschauspiele und prunkvolle Glaubensfeiern wurden die Autodafés (Akte des Glaubens) ausgestaltet. Das alles ereignete sich nach einem fast 700jährigen Glaubensfrieden mit kultureller Hochblüte im maurischen Spanien (Kultur der drei Ringe). Mit dem Abschluß der Reconquista war es damit vorbei…

Goldmann Lexikon in 24 Bänden, Bertelsmann Lexikographisches Institut, München und Gütersloh, 1998.

Sixtus IV…; durch seinen schrankenlosen Nepotismus in die Kämpfe der ital. Staatenwelt und des Adels hineingezogen. Den vor allem durch seine Familienpolitik in Unordnung geratenen päpstl. Finanzen suchte er durch Ämterschacher und Häufung von Ablaßverleihungen aufzuhelfen. Kunstförderer, u.a. Bau der Sixtin. Kapelle.

Hans Küng, Kleine Geschichte der katholischen Kirche, Berlin 2002, S. 163.

… Die Scheinheiligkeit des Systems ist institutionalisiert: Am Zölibat halten die Renaissancepäpste für „ihre“ Kirche eisern fest, aber kein Historiker wird je herausfinden, wie viele Kinder diese „Heiligen Väter“ zeugten, die da in ungeheurem Luxus, hemmungsloser Genusssucht und ungenierter Lasterhaftigkeit leben. Drei Beispiele mögen genügen:

–Der korrupte Franziskaner della Rovere, Sixtus IV., Förderer der „unbefleckten Empfängnis“ Marias, versorgte ganze Scharen von Neffen und Günstlingen auf Kosten der Kirche und erhebt sechs Verwandte zu Kardinälen, darunter sein Vetter Pietro Riario, einen der skandalösesten Wüstlinge der römischen Kurie, der schon mit 28 Jahren seinen Lastern erliegt…

Georg Denzler, Das Papsttum, München 2004, S. 69. (Denzler war akademischer Lehrer für Kirchengeschichte an der Universität Bamberg; sein Buch erschien im C.H. Beck Verlag in der populären Reihe WISSEN)

Unter Sixtus IV. … wuchs Rom zu einer exzellenten Stadt der Renaissance empor. Freigebig förderte der ehemalige Franziskanermönch Gelehrte und Künstler, darunter Ghirlandaio, Botticelli, Perugino, Pinturicchio, Melozzo da Forlí. Mit dem Namen des Papstes ist die Sixtinische Kapelle verbunden, darin das weltberühmte Fresko „Das Jüngste Gericht“ von Michelangelo. Einst ein vorbildlicher Franziskaner, öffnete Sixtus dem weltlichen Treiben im Vatikan Tür und Tor. Neben seinen eigenen Kindern und Enkelkindern erhielten erstmals auch fremde Frauen Zugang. Dem Nepotismus huldigte dieser Papst allzusehr. Unter seinen zu Kardinälen erhobenen Neffen starb Pietro Riario wegen seines ausschweifenden Lebenswandels schon in jungen Jahren; ein anderer Neffe mit Namen Giuliano della Rovere regierte die Kirche als Papst Julius II. (1503-1513).

Gerd Schwerhoff, Die Inquisition – Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit, München 2004, S. 59, 116. (Der Autor ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der TU Dresden und veröffentlichte im C.H. Beck Verlag in der Reihe WISSEN)

… Mit einer Bulle vom 1. November 1478 stellte Papst Sixtus IV. die Weichen für die Einsetzung von zwei oder drei Inquisitoren in der Stadt Sevilla; ihre Ernennung oder Entlassung sollte in die Verfügungsmacht der Krone von Kastilien gestellt sein. Obwohl das päpstliche Schreiben zweifellos auf eine Initiative eben dieser Krone zurückgeht, dauert es fast zwei Jahre, bis von der Vollmacht Gebrauch gemacht wurde. Am 27. September 1480 wurden in Medina del Campo zwei Dominikaner als Inquisitoren ermächtigt. Nachdem es in Sevilla am 6. Februar 1481 zu einer Verbrennung von sechs Ketzern auf dem Scheiterhaufen gekommen war, weitete sich der Aktionsradius der Inquisition sukzessive aus. Im Februar 1482 wurden sieben weitere Inquisitoren ernannt, darunter der Prior der Dominikaner von Santa Cruz in Segovia, Tomás de Torquemada OP (…). Nach Sevilla und Córdoba kamen in den 1480er Jahren weitere Inquisitionstribunale hinzu, vorerst vornehmlich in Andalusien. Bereits 1483 wurde Torquemada in Aragón zum Generalinquisitor ernannt…

Nach 1440 weiteten sich die Verfolgungen über das bisherige Kerngebiet weiter nach Norden und Osten aus. Auch daran waren verschiedene dominikanische Inquisitoren beteiligt. Der bekannteste und berüchtigtste unter ihnen ist der Dominikaner Heinrich Kramer (Institoris) (…). Im März 1478 wurde er zum päpstlichen Inquisitor für ganz Oberdeutschland ernannt. Bereits drei Jahre zuvor war Bruder Heinrich am Ritualmordprozeß gegen die jüdische Gemeinde der Bischofsstadt Trient beteiligt gewesen; die Vorwürfe gegen die Juden (Ermordung kleiner Kinder, antichristliche Riten) sind mit denjenigen gegen die zauberischen Unholde verwandt. Anfang der 1480er Jahre inszenierte er Verfolgungskampagnen gegen die Hexen im Elsaß, am Oberrhein und im Bodenseeraum…

Fabrizio Rossi, Der Vatikan – Politik und Organisation, München 2004, S. 11, 115. (Ebenfalls erschienen im C.H. Beck Verlag in der Reihe WISSEN; der Autor, ein Professor für Kirchengeschichte und europäische Geschichte an einer römischen Privatuniversität, beschränkt sich in seinen Ausführungen zu Sixtus IV. auf Angaben lediglich zu dessen Funktion als Mäzen für Kunst und Wissenschaft)

Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Band 8, Reinbek bei Hamburg 2004/2006,
S. 279-290. (Deschner, der zahlreiche kirchengeschichtliche Werke veröffentlicht hat, ist seit Jahrzehnten als Religions- und Kirchenkritiker bekannt sowie Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen)
Sixtus IV... Die Krönung des Rovere nahm Rodrigo Borgia vor, und wie dieser lebte auch Sixtus, der einstige Mönch, nicht gerade zölibatär, ein Papst der Feste mit offiziellen Mätressen gab…
 (Es folgt eine mehrere Seiten umfassende Auflistung von Fakten, die keine Zweifel an einem ebenso wenig menschenfreundlichen wie papstunwürdigen Lebenswandel Sixtus‘ IV. aufkommen lassen)
 Dieses katholische Superscheusal, das führend das große Judenpogrom von 1492 mit vorbereitet und in dem von ihm noch gegen sein Lebensende gegründeten Dominikanerkonvent Santo Tomas (de Aquino) statutarisch auf „Reinheit des Blutes“ (…) als Norm besteht, jagt nun vor allem die angeblich judaisierenden „Neuchristen“, Juden also, die Christen geworden waren. Die Scheiterhaufenexzesse werden als regelrechte Volksschauspiele begangen und noch unter Sixtus an drei Tagen in Toledo 2400 Marranen verbrannt, wie die zum Katholizismus konvertierten Juden hießen, was „Schwein“ bedeutet.
Als eigentlicher Begründer der Spanischen Inquisition, die insgesamt über 300 000 Menschen vernichtet haben soll, als Organisator wie Ideologe ihres Terrors, hat Torquemada, der sich für „ein Instrument der göttlichen Vorsehung“ hielt und somit auch von seinem Gewissen her alles erlauben konnte, in seinem achtzehnjährigen Wirken als Leiter des Inquisitionstribunals 10 220 Menschen lebend verbrannt, 6840 „in effigie“, weil sie verstorben oder geflohen waren. 97 321 wurden durch ihn aus staatlichen oder sonstigen Ämtern gestoßen und ehrlos, insgesamt somit etwa 114 300 Familien für immer ruiniert – Angaben Juan Antonio Llorentes, des späteren Sekretärs der Spanischen Inquisition, der sich dabei auf deren Archive stützt…
Noch 1484, in seinem Todesjahr, übermittelt Papst Sixtus IV. ein Lob des Kardinals Borgia an den spanischen Großinquisitor…

Horst Fuhrmann, Die Päpste – Von Petrus zu Benedikt XVI., 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, München 2005, S. 39, 266. (Fuhrmann, langjähriger Präsident des Geschichtsinstituts der „Monumanta Germaniae Historica“, Professor für Geschichte an der Universität Regensburg und Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichte „Die Päpste“ im Münchener C.H. Beck Verlag; zu Sixtus fand sich bei ihm lediglich diese Passage)

… und auch die wirkungsvollste Umformung der Papstgeschichte… hat… ein Italiener, Bartolomeo Platina (1421-1481), vorgenommen. Sixtus IV. (1471-1484) hatte ihn zum Leiter der päpstlichen, der vatikanischen Bibliothek ernannt und mit der Abfassung einer Geschichte der Päpste beauftragt…

Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden, 21. Aufl., Leipzig u. Mannheim 2006.

Sixtus IV… Sein Pontifikat ist durch einen ausgeprägten Nepotismus, damit verbunden polit. Auseinandersetzungen mit ital. Fürsten (…), eine aufwendige Hofhaltung und die Unterstützung der Wissenschaft und Künste (…) gekennzeichnet und gilt als Beginn des eigentl. Renaissancepapsttums. Innerkirchlich förderte S. Bettelorden und Marienfrömmigkeit. In Reaktion auf die Bestrebungen des Erzbischofs Andreas Zamometić (…) der die Missstände an der Kurie anprangerte und im Sinne des Konziliarismus ein Konzil gegen S. einberufen wollte, erneuerte dieser 1483 das Verbot der Appellation an ein allgemeines Konzil.

Klaus Lohrmann, Die Päpste und die Juden, Düsseldorf 2008, S. 45, 179. (Der Autor ist Historiker, Publizist und Universitätsprofessor in Wien sowie Gründer des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich; ein Bezug Sixtus‘ zur Inquisition fehlt bei Lohrmann)

… Vielleicht am bekanntesten ist in diesem Zusammenhang der einschlägige Prozess gegen Trienter Juden im Jahre 1475, denen vorgeworfen wurde, den Gerbersohn Simon umgebracht zu haben. Einige Juden wurden aufgrund eines Urteils enthauptet bzw. verbrannt. Obwohl Papst Sixtus IV. versuchte, diesen Prozess zu verhindern, erklärte er nach der Hinrichtung der angeblichen Täter, dass das Verfahren ordnungsgemäß abgelaufen sei. Erst 500 Jahre später wurde der Prozess von Theologen im päpstlichen Auftrag noch einmal aufgerollt und das frühere Urteil als falsch aufgehoben…

… Über die Ritualmordbeschuldigung in Trient 1475 wurde bereits berichtet. Beim Prozess war als Legat des Papstes der Bischof von Ventimiglia zugegen, der Bedenken gegen den Inhalt und Ablauf des Verfahrens erhob. Papst Sixtus IV., der später den korrekten Ablauf des Prozesses bestätigte, musste sich einerseits den Interessen des Trienter Bischofs Johannes von Hinderbach beugen, möglicherweise war aber von noch stärkerem Einfluss, dass sich der verbreitete Aberglaube über Ritualmorde und Hostienschändungen auf breiter Basis durchgesetzt hatte. Auf Zeitströmungen hatten auch die Päpste einzugehen, und das konnte sich zum Schaden oder zum Nutzen der Juden auswirken…

Fazit:

Einmal mehr offenbart sich, wie wichtig es ist bei Persönlichkeiten der Kirchengeschichte möglichst viele Nachschlagewerke zu Rate zu ziehen, sowie darauf zu achten, auch solche jüdischer Provenienz zu berücksichtigen. Eine Gemeinsamkeit zahlreicher hier genannter christlicher allgemeiner Nachschlagewerke und Geschichtsbücher war es, dass sie bei ihrer Würdigung des Papstes Sixtus IV. die Judengeschichte aussparten.

Problematisch erscheint die Nennung allein des Begriffes Inquisition ohne weitere Erklärungen, da ein Großteil der deutschen Lexikonbenutzer diesen als Abstraktum empfindet und keinen direkten Bezug zu Juden herstellen kann.  Zu wenig sind die näheren Umstände dieser Zeiterscheinung von an der Schwelle vom MA zur Neuzeit bei der Mehrheit der Deutschen bekannt.

Der allerneueste (2006) Brockhaus, das ‚Vorzeigelexikon‘ der Deutschen, enttäuschte schwer. Ist etwa Sixtus‘ Förderung von „Marienfrömmigkeit“ auch noch im 21. Jh. als bedeutsamer einzuschätzen als seine Rolle als Förderer der Inquisition? Kann man Deutschen von heute tatsächlich weniger Wahrheit zumuten als in früheren Jahrzehnten?  Leben wir möglicherweise gegenwärtig in einem neoreligiösen Zeitabschnitt, in einer Epoche der unkritischen Rezeption allen Christlichen, gar in einer Art religiös-nostalgischen Retrophase?

Wie gesehen, gaben sich auch noch andere Werke zur Kirchengeschichte aus dem neuen Jahrhundert überraschend auskunfts- und aufklärungsunfreundlich, daher stehen obige Fragen keineswegs unberechtigt im Raum. 

Wikipedia, das virtuelle Nachschlagewerk, erweist sich als bedingt aussagekräftig; Sixtus‘ Rolle bei der Vorbereitung der Inquisition wird genannt, während sein Verhalten in Zusammenhang mit den Ritualmordprozessen unter den Tisch fällt. Am 30. 1. 2011 konnte man folgende relevante Passagen abrufen:

„Am 1. November 1478 erlaubte er (Sixtus IV.) die Einführung der „neuen“ Inquisition durch eine spezielle Bulle und bestätigte die vom spanischen Herrscherpaar Ferdinand II. (Aragon) und Isabella I. (Kastilien) wiederbelebte spanische Inquisition, in deren Namen in den kommenden Jahrhunderten unzählige Verbrechen begangen wurden.

Das Herrscherpaar wurde bevollmächtigt, alle Ketzer seines Reiches (zumal die vermeintlich judaisierenden Konvertiten (die Neuchristen oder Marranen), die man zuerst zum Übertritt gezwungen, dann der Unehrlichkeit verdächtigt hatte) zu verhaften, zu richten und ihr Eigentum zugunsten des Papstes, der spanischen Krone und des „heiligen Tribunals“ zu konfiszieren. Damit begann die jahrhundertelange Verfolgung aller Andersgläubigen durch die Spanische Inquisition; hunderte Menschen, vor allem konvertierte Juden und Muslime, wurden auf grausame Weise exekutiert.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Sixtus_IV.

1 Kommentar

  1.  
    Der Vollständigkeit halber – auch noch das virtuelle Biografisch-Bibliographische Kirchenlexikon:
     
    …Den Primat des Papstes brachte S. IV auch bei der Ausgestaltung der christlichen Lehre zur Geltung, indem er Inquisitoren gegen heterodoxe Gruppierungen in Piemont, Frankreich, Deutschland oder Ungarn vorgehen ließ und manche provozierende Stellungnahme eines Theologen mit einer Lehrverurteilung belegte. In die gleiche Richtung zielte die am 1.11. 1478 erfolgte Bestätigung der vom spanischen Herrscherpaar Ferdinand und Isabella wiederbelebten Inquisition auf der iberischen Halbinsel. Beschwerden über das mißbräuchliche und ungerechte Vorgehen der Inquisitoren, das vornehmlich gegen Juden und Moslems gerichtet war, bewogen S. IV in der Folge allerdings zu mehrfachen Interventionen am spanischen Königshof. Als Resultat dieser Verhandlungen wurde die Inquisition 1483 in Form einer zentralistischen und hierarchisch strukturierten Behörde organisiert, in der bei allem weltlichen Einfluß das kirchliche Element dominierte. Fragen der Reinheit der christlichen Lehre standen schließlich bei dem Streit zwischen Dominikanern und Franziskanern um die Unbefleckte Empfängnis Mariens auf dem Spiel, in den S. IV mehrfach eingriff…
    http://www.kirchenlexikon.de/s/sixtus_iv_p.shtml

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