Holocaustwarnung: Inflationärer Gebrauch entwertet

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In den letzten Jahren wurden die Schoah und die Ereignisse, die ihr vorausgingen, die Pogrome und die Rassengesetze, die „Endlösung“, die Ghettos, die Arbeits- und die Vernichtungslager, die Verbrennungsöfen und Gaskammern… und auch die sechs Millionen Opfer viel zu oft herabgewürdigt und als Trumpfkarte im Ärmel sogenannter „Meinungsbildner“ benutzt…

Die kostenlose, nur durch Spenden und Werbung finanzierte Tageszeitung „Israel haJom“, brachte in der vergangenen Woche einen Kommentar von Eli Laon, der sich gegen die inflationäre und missbräuchliche Instrumentalisierung des Holocaustgedenkens in aktuellen Auseinandersetzungen wendet

In der öffentlichen Diskussion, die heute in Israel stattfindet, wird diese einmalige und monströse Katastrophe viel zu oft instrumentalisiert um dem eigenen Standpunkt Nachdruck zu verleihen. Dabei kommt es schnell zu plumpen und banalen Vergleichen, in Debatten über allgemein menschliche Probleme, wie sie in jedem Land der Welt vorkommen können.

Alle die sich an diesen Machenschaften beteiligen, haben jedes Gefühl für Proportionen verloren. Ein deutliches Beispiel ist die Debatte um das weitere Vorgehen im Umgang mit den ausländischen Arbeitern im Lande. Asylanten, Wirtschaftsflüchtlinge, Migrationsprobleme, wie sie überall in der westlichen Welt vorkommen. Anstatt nun eine sachliche Debatte über die demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen, Chancen und Risiken dieser Erscheinung zu führen, ziehen es manche Gegner von „Ausweisungen“ vor, den Holocaust ins Spiel zu bringen.

Doch damit wird dem Holocaust an Bedeutung genommen. Und es gibt noch genügend weitere Beispiele: Wenn in der TV-Satire „Eretz Nehederet“ (wundervolles Land) ein kritischer Sketch über Siedler gezeigt wird, geht das Geheule los: „Antisemitische Hetze“, „Stürmer“, „Goebbels“, lauten die Reaktionen. Polizeitruppen räumen einen illegalen Outposts? Die Chabad-Anhänger plakatieren die ganze Stadt voll: „Judenrein!“ wurde ihr Hügel gemacht, von „Kapos“, Nazis“, „SS-Truppen“…

Diese Erscheinung gab es früher nicht, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Mit Ausnahme der extremen Randgruppen von Anarchisten, Provokateuren, Hooligans und Ultraorthodoxen wurde der Holocaust stets mit Vorsicht gehandhabt, wobei vor allem seine Singularität in der Geschichte bewahrt wurde.

Es ist eine Ironie, dass ausgerechnet im heutigen Europa Argumente und Provokationen wie die oben genannten als illegal gelten, und fast noch ironischer ist es, dass arabische Abgeordnete, wie Ahmed Tibi, der eine äußerst beeindruckende Rede in der Knesset hielt, und Mohammed Barake, der nach Auschwitz fuhr, zu den wenigen Öffentlichkeitsvertretern zählten, die die Holocausterinnerung wirklich gewürdigt haben. Wir brauchen dringend noch ein paar Freiwillige, die sich dem Kampf gegen die Entwertung des Holocaust anschließen.

8 Kommentare

  1. Neuer Judenhass

    Europa erlebt einen Aufschwung von Antisemitismus, ausgelöst zu einem großen Teil durch junge Moslems. Darüber berichtet das Wochenmagazin „Focus“. Die britische Tageszeitung „Telegraph“ beschreibt ebenfalls wachsende Bedrängnis für Juden in der schwedischen Stadt Malmö.

    Eine Studie der „Jewish Agency“ registrierte laut dem Magazin 2009 so viele antisemitische Ãœbergriffe in Europa wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Besonders hoch schwappte die Welle in Frankreich, wo vorwiegend Muslime arabischer Herkunft leben: Im ersten Halbjahr 2008 zählte die „Jewish Agency“ dort 431 antisemitische Ãœbergriffe, im gleichen Zeitraum 2009 waren es 631.

    Auch aus Schweden berichtet die britische Tageszeitung „The Daily Telegraph“ einen Zuwachs an Diskriminierung gegenüber jüdischen Mitbewohnern durch muslimische Zuwanderer. Am Sonntag schrieb das Blatt, dass im vergangenen Jahr die Synagoge der 700 Mitglieder zählenden Gemeinde in Malmö angezündet worden war, jüdische Friedhöfe würden regelmäßig geschändet, und Juden würden vermehrt auf dem Heimweg von Gebetstreffen auf der Straße belästigt. Hass-Verbrechen gegen Juden hätten sich im vergangenen Jahr auf 70 Vorfälle verdoppelt, so der „Telegraph“. Viele weitere würden wahrscheinlich gar nicht der Polizei gemeldet, vermuten Beamte. Es sei bei dem derzeitigen Klima der Angst nur noch ein Frage der Zeit, bis Menschen persönlich angegriffen würden. Schweden war für lange Zeit ein sicherer Hafen für verfolge Juden.

    http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=2780

  2. Auf Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg sah man Plakate mit der Aufschrift: Ich bin Antisemit und das ist gut so.
    Der Antisemitismusvorwurf hat ganz offensichtlich seine stigmatisierende Wirkung verloren. Entwertet durch exzessiven Gebrauch. Wer war denn nicht alles Antisemit in den letzten Jahren. Berief man sich auf sein Verantwortungsgefühl gegenüber Israel war man Antisemit, lehnte man dieses ab, war man es auch. Sogar Wolfgang Benz hat es neulich erwischt. (hätte ja gereicht, wenn man sagt, er liegt falsch – aber einige trauen sich ohne Antisemitismuskeule halt gar nicht mehr aus dem Haus)

  3. „Inflationärer Gebrauch entwertet“ — wie es in dem o.a. Artikel voll treffend beschrieben ist, kann man dem nur vorbehaltlos zustimmen.

    Ein Mensch – sofern er nicht die personifizierte Bosheit ist – ( u. dgl. ein Volk ) hat offensichtlich ein ernsthaftes, psychisches Problem, wenn er sich permanent nur kritisiert, angefeindet oder gar verfolgt und von „Feinden“ umzingelt glaubt. ( dgl. ein Volk )

    Für psychologische Erkrankungen und Probleme gibt es ausgebildete Leute ( Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater ) Und sie gibt es für den einzelnen Patienten und auch für das Volk in seiner Mehrzahl und Masse.

    INRI steht, stand auf seinem „Praxisschild“ – er könnte, kann und will auch heute noch helfen. INRI, der personifizierte „GUTE WILLE“

    Unverständlicher Weise wurde er aber „von den Seinen selber“ in der Ausübung seiner Berufung behindert und letzten Endes nicht anerkannt, verleumdet, verjagt…..

    Er praktiziert seit dem im Ausland.

  4. Ein Volk, das nur noch in der ( zweifellos bösen ) Vergangenheit lebt, wird das geöffnete Tor zur friedlicheren und besseren Zukunft nicht sehen — können und/oder wollen.

    Der gute Wille – das wär´s……

  5. Soll die geplante und systematische Ermordung von Millionen Menschen der Inflation zugeführt werden? Die „praktische“ Inflation:

    Der Genozid in Polen und der UDSSR: Verschwiegen, vergessen gemacht, letztlich geleugnet. Ist das inflationär genug?

    Ebenso die Umdeutung der Fakten/Geschichte: Die Wehrmacht vom Täter des Völkermordes zum Opfer des Bolschewismus.
    Die Leistungen der Sowjetunion kleingeredet, die USA plötzlich aufgebauscht zum Befreier Europas.

    Und die Rechten deuten alles um: Der Hartz 4 Empfänger „spätrömisch dekadent“, und Multimillionärin Schickedanz ist plötzlich angewiesen auf die Kräuter in ihrem Garten um zu Ãœberleben. Ãœberrascht es, daß die FDP erst Flugblätter gegen Israel verteilt (Möllemann), um anschließend Hartz4 Empfänger zu beschimpfen? Mich überrascht es nicht.

  6. Der Antisemitismusvorwurf sollte bei notorischen Israelkritikern tatsächlich nur sparsam eingesetzt werden – auch wenn er nicht selten stimmt. Dumpfbackige Selbstgerechtigkeit kenntnisarmer Vollpfosten tuts auch.

  7. Israel von jeder Kritik ausgeschlossen? Nun, wie kommt es dann das Sie hier noch schreiben dürfen. 😀
    Gute Besserung!

  8. Ja, es scheint für uns selbst zum Problem zu werden. Die Revolution frisst ihre Kinder, sozusagen. Auch bei Hagalil wird doch jeder der Israel auch nur im Ansatz kritisiert gleich in die antisemitische Ecke gestellt.

    Dabei kennt doch jeder die Äsopsche Fabel.
    Wer bei der kleinsten Kritik gleich „Holocaust“ schreit, auf den wird nicht mehr gehört, wenn wirklich Antisemiten auftauchen.

    Ich denke der Ausdruck ist ausgereizt, von einigen wenigen, die damit eine gewisse „Popularität“ erlangt haben.
    Ihr werdet niemanden überzeugen, solange Israel von jeder Kritik ausgenommen ist, so wie es hier einige beweisen: Was Israel tut ist den allermeisten hier immer und vollkommen Recht.

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