Israelische Reaktionen: Friedensnobelpreis für US-Präsident Obama

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In den israelischen Rundfunknachrichten wurde die Auszeichnung des US Präsidenten Barack Obama mit dem Friedens-Nobel-Preis als „leicht verwunderlich“ vermeldet. Im nachfolgenden Mittags-Magazin wurden Auszüge aus der Kairoer Rede Obamas gesendet, in der er zur Versöhnung mit der muslimischen Welt, zur Zweistaatenlösung in Nahost und zu einem Ende der israelischen Siedlungspolitik aufgerufen hatte. Der angesehene politische Kommentator Jaron Dekel sagte, dass ein Friedens-Nobel-Preisträger „nicht so leicht in den Krieg zieht“. Dekel erwähnte an erster Stelle der Iran…

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 9. Oktober 2009

Dekel fügte hinzu: „Der Friedens-Nobelpreis wird offenbar nicht nur an Persönlichkeiten verliehen, die tatsächlich Frieden geschaffen haben. Es reicht schon, die Hoffnung auf Frieden auszusprechen.“ Angesichts der wiederholten iranischen Drohungen, Israel auszulöschen und des iranischen Atomprogramms, fragte Dekel, ob Friedens-Nobel-Preisträger Obama bereit sein werde, zur Not auch mit Militärgewalt den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern, die eine unmittelbare Bedrohung für den Bestand Israels bedeute.

Fast zeitgleich mit der Ankündigung in Stockholm hatte nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA Mojtaba Zolnour, Repräsentant des Ajatollah Ali Khamenei bei den Revolutionsgarden, damit gedroht „das Herz Israels zu sprengen“, noch ehe sich der Staub nur einzigen im Iran explodierten israelischen oder amerikanischen Rakete gelegt hätte.

Der israelische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Schimon Peres gratulierte Obama: „Nur wenigen politischen Führern ist es in so kurzer Zeit gelungen, die Stimmung in der Welt zu verändern.“

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak äußerte die Hoffnung, dass die Auszeichnung „Obamas Fähigkeit stärken werde, zur Einrichtung eines Regionalfriedens im Nahen Osten und einem Ausgleich zwischen Israel und den Palästinensern beizutragen, was allen Nationen in der Region Sicherheit und Wohlstand bringen sollte.“ Baraks Erklärung wurde während eines Treffens des Verteidigungsministers mit dem amerikanischen Vermittler George Mitchell veröffentlicht.

Der Knessetvorsitzende, Reuven Rivlin vom konservativen Likudblock, äußerte gegenüber dem Rundfunk die Sorge, dass Obama nun Israel einen Frieden aufzwingen könnte. „Ein aufgezwungener Frieden hat nichts mit einem echten Frieden zu tun und kann auch nicht halten.“ Rivlin fügte hinzu, dass die Wahl des Nobel-Preis-Komitees „eigentümlich, sehr eigentümlich“ sei.

Saeb Erekat, Chefverhandler der palästinensischen Fatah-Partei, begrüßte die Auszeichnung Obamas: „Wir hoffen, dass er fähig sein werde, Frieden im Nahen Osten zu schaffen, einen israelischen Rückzug zu den Grenzen von 1967 durchzusetzen, und die Errichtung eines palästinensischen Staates aufgrund der Grenzen von 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt.“

Der Anführer der Gruppe “Islamischer Dschihad” im Gazastreifen, Khaled Al-Batsh, verurteilte den Beschluss des Nobel Komitees: „Obamas Auszeichnung beweist, dass diese Preise politisch motiviert sind und nicht geleitet von Prinzipien der Glaubwürdigkeit, der Werte und der Moral.“ Die USA besäßen das größte Arsenal Atomwaffen auf Erden. Amerikanische Soldaten vergießen weiterhin unschuldiges Blut im Irak und Afghanistan, fügte der Islamist nach Angaben des israelischen Nachrichtendienstes Ynet hinzu.

© Ulrich W. Sahm, haGalil.com