Gilad Shalit: Freilassung noch in weiter Ferne?

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Wer die Überschriften der israelischen und palästinensischen Presse liest, könnte den Eindruck erhalten, die Freilassung Gilad Shalits sei schon zum Greifen nahe. Die Realität, wie sie in Berlin beschrieben wird, sieht jedoch völlig anders aus. Es steht außer Zweifel, dass bei den Verhandlungen Fortschritte zu verzeichnen waren…

In Jedioth achronoth befassen sich Ronen Bergmann, und Eldad Beck mit der Frage nach der deutschen Vermittlung im Fall des von der Hamas nach Gaza verschleppten Gilad Shalit.

Dennoch glauben informierte Stellen nicht, dass es in den nächsten Wochen zu einer Freilassung Shalits kommen wird, mit Sicherheit nicht vor den hohen jüdischen Feiertagen oder dem Ende des Ramadan-Fastens. Die Stellen sagen, es sei wahrscheinlicher, dass Gilad zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen eines Geschäfts, das mehrere Phasen aufweisen wird, freigelassen wird.

Im Moment findet eine Art Konkurrenz statt, oder zumindest gibt es Bemühungen auf zwei verschiedenen Schienen, die ägyptische und die deutsche. Die ägyptische Schiene ist seit langer Zeit tätig, eigentlich schon seit unmittelbar nach der Entführung, hat jedoch bisher kein Geschäft zustande gebracht.

Wer ist schuld?

Das hängt davon ab, wen man fragt. Selbst in Israel ist man sich über diese Frage nicht einig. Manche machen den ehemaligen Premier Olmert für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich, andere die Hamas, die zu keiner Flexibilität bereit ist. Nach dem Scheitern der letzten Gesprächsrunde im März traten hinter den Kulissen zwei zusammenhängende Entwicklungen ein. Vier westliche Staaten- Großbritannien, Kanada, Norwegen und Frankreich- boten ihre Hilfe an. Die Hamas sah darin eine Gelegenheit, der Frage mehr politische Bedeutung zu verleihen. Die Hamas versuchte, für Shalit nicht nur Häftlinge zu fordern, sondern stellte plötzlich auch politische Forderungen, wie die Öffnung der Übergänge und weitere Maßnahmen Israels zum Wiederaufbau Gazas. Israel wertete dies als großes Problem und lehnte kategorisch ab. Es sollte verhindert werden, dass der Einfluss Abu-Masens noch mehr geschwächt wird.

Vor einigen Monaten trat die deutsche Schiene verstärkt ins Bild. Offizielle Sprecher in Berlin weigerten sich gestern mit Nachdruck, in irgendeiner Form zu der deutschen Beteiligung an den Vermittlungsbemühungen Stellung zu nehmen. Dennoch schloss sich Deutschland öffentlich den Bemühungen um die Freilassung Shalits an und rief die Hamas auf, den entführten Soldaten umgehend freizulassen. „Wir verfolgen das Schicksal Shalits mit großer Sorge“, sagte gestern ein Sprecher des Außenministeriums auf eine Frage von Jedioth achronoth und fügte hinzu, diese Sorge resultiere nicht aus neuen Informationen über seinen Gesundheitszustand. „Shalit befindet sich seit drei Jahren in Gefangenschaft. Wir teilen die Sorge seiner Familie. Außenminister Steinmeier befasst sich bei jedem seiner Besuche in der Region mit dem Thema.“

Premier Benamin Netanjahu hat sich bei seinem Besuch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Vermittlungsbemühungen ihres Landes beraten. Netanjahu weigerte sich in Berlin, zu den derzeitigen Vermittlungsbemühungen Stellung zu nehmen. Er erklärte jedoch, dass er das Thema bei seinem Treffen mit Merkel zur Sprache bringen werde.