Das Finanzsystem – ein Krebsgeschwür

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Die weltweite Krise ist keine Wirtschaftskrise. Bilder von Brokern bestimmen das Bild, doch das ist irreführend. Dies sind  nur die Symptome des Problems; die Ursachen liegen ganz woanders: die Haltung der Menschen zueinander ist fehlerhaft…

Von Eli Vinokur

Mit ihrem Versuch aus Kapital maximale Gewinne zu schlagen, lösten dreiste Wallstreet-Broker die derzeitige Krise aus. Sie entwickelten komplexe und für den amerikanischen Immobilienmarkt gefährliche Finanzprodukte. Was machte es da, wenn dies manchmal auf Kosten anderer geschah? Hauptsache sie konnten innerhalb kürzester Zeit traumhafte Gewinne erzielen. Etwas Wesentliches ist ihnen bei all ihrer Gier entgangen. Sie haben nicht nur mit den Geldern anderer gespielt, sondern mit den Gesetzen jedes stabilen und widerstandsfähigen, natürlichen Systems.

Medizin-Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel, Nobelpreisträger für Zellforschung zeigte, dass das Überleben und Gedeihen jedes Systems in der Natur nur dann gewährleistet ist, wenn jede Zelle vom System nur das für ihr Überleben Notwendigste in Anspruch nimmt und mit ihren verbleibenden Kräften dem Nutzen des Systems als Ganzes dient. Und wir? Als Egoisten wurden wir geboren und als solche werden wir sterben – „aber wenigstens als reiche Egoisten“, sagten sich Vermögende, Analysten und Kreditunternehmen und legten los. Sogar die Investmenthäuser und die Versicherungen verwandelten sich in eine gut geölte Maschinerie, mit nur einem einzigen Ziel: aus Geld Geld zu machen. Aus dem Spiel der Weltwirtschaft wurde ein Russisches Roulette. Nur, dass der Gewehrlauf nun auf jeden von uns gerichtet ist.

Die Spieler kooperierten aus Profitgier und setzten so das Rad der Globalisierung in Gang. Doch sie gerieten geradewegs in die Grube hinein, die sie sich selbst gegraben hatten. Der Wille aus anderen Profit zu schlagen machte die „Menschen des Mammons“ von eben diesen anderen abhängig. In dem Maße, wie der Egoismus wuchs, widersprach das Finanzsystem mehr und mehr den Gesetzmäßigkeiten, die die richtige Art der Beziehungen zwischen allen Teilen der Natur regeln. Gleich einer Zelle im lebenden Organismus, die nur für sich zu sorgen beginnt, verwandelte sich das Finanzsystem in ein Krebsgeschwür. Es schadete uns allen, nagte aber auch an seiner eigenen Widerstandskraft.

Und so stehen wir heute vor dem Zusammenbruch der heutigen Wirtschaft, einem Symptom, das durch die Fehlerhaftigkeit der egoistischen Verbindung unter den Menschen verursacht wurde.

Was tun? Zur Überwindung der Krise bedarf es einer Änderung im Wertesystem der Wirtschaft und des Denkens, das bisher die Grundlage unserer Handlungen darstellte. Begriffe wie „Gewinn“ und „Verlust“ müssen neu definiert werden. Statt nur begrenzten Interessen zu dienen, sollten die Vermögenden begreifen, dass der Nutzen für die Gemeinschaft die Basis eines für sie selbst profitablen Wirtschaftsmodells darstellt. Mit anderen Worten, ob ein Geschäft gewinnbringend, ob es für Unternehmen und Einzelpersonen lohnend ist, muss am Nutzen für das Ganze gemessen werden. Früher oder später werden sie sonst die volle Wucht der egoistischen Denkweise zu spüren bekommen. Wie derzeit – wo das Kartenhaus, das wir aufgebaut haben, ins Wanken gerät und über ihren Hoffnungen auf Gewinne einzustürzen droht.

Um den Prozess in Gang zu setzen, müssen die Medien mitmachen und mit der Vermittlung neuer Werte beginnen. Die Sorge für die anderen muss in den Mittelpunkt rücken und das begrenzende Eigeninteresse in Schach halten. Die Vermögenden werden neue Wege gehen, um sich die in der Sache liegende Ehre und Wertschätzung zu verdienen. Ein natürliches Gleichgewicht wird sich so allmählich in den Gesellschaftssystemen einstellen. Die Vermögenden und die Öffentlichkeit werden parallel dazu, nach und nach, neue Denk- und Handlungsweisen für ein Leben in einem stabilen und guten Gesellschaftssystem entwickeln.

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1 Kommentar

  1.  
    Was fällt mir dazu ein: Hans Jonas und sein „Prinzip Verantwortung“!
    Oder vielleicht auch: Bloch: „Das Prinzip Hoffnung“!
    Jeder bringt ein, wozu er imstande ist und nimmt, was er benötigt. Den Ausgleich schafft die Solidarität.
     
    Nun ja.

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