Tikun Olam: Die Welt heilen

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In der modernen Welt sind alle Menschen und Nationen miteinander verbunden und verhalten sich wie die Bewohner eines globalen Dorfes. Alles hängt mit Allem zusammen: Wachstum mit Armut, Kultur und Weltoffenheit mit Depression, ein Tsunami im Osten mit der Reisversorgung im Westen, Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit mit Anzeichen von Krieg. Wie hängt nun der G-20-Gipfel, der die Aufgabe hat, dieser Welt Auswege aus der Krise zu zeigen, mit internationalen, politischen Auseinandersetzungen zusammen?…

Die Zukunft ist ein Produkt der Vergangenheit, denn hier wird gesät, was wir später ernten. So gedenkt die Welt in diesem Jahr zum 90. Male ihres Ersten Weltkriegs, jener enormen Katastrophe, die das Leben von fast 20 Millionen Menschen forderte. Wird die Krankheit, die wir in der Vergangenheit nicht richtig geheilt haben, in der Zukunft resistenter und raffinierter werden? Diese und ähnliche Fragen können beantwortet werden, wenn wir die Vergangenheit analysieren, und so verstehen, was wir heute und jetzt tun müssen, um zu verhindern, dass bald in diesem Land und in allen Ländern derlei Katastrophen geschehen.

Die Symbolik ist sehr deutlich. Wieder befinden wir uns in einer weltweiten Krise. Die USA, die gegen Ende des ersten Weltkrieges zu einer führenden Wirtschaftsmacht wurden, trifft die Krise nun am härtesten. Tatsächlich sieht keiner der Analysten die Dringlichkeit zu handeln. Sieht man allerdings genauer hin, brodeln unter der Oberfläche der lächelnd vorgetragenen, schönen Reden internationale Streitigkeiten. Jedem ist klar, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist, mit einem viel größeren Ausmaß an globaler Vernetzung als vor 90 Jahren. Jeder versteht es; niemand will jedoch die Konsequenzen ziehen. „Eine globale Krise erfordert eine globale Reaktion“, so sagte es US-Präsident Barack Obama in seiner direkten Art (wobei er dem Gipfel allerdings fernblieb); und vergaß zu erwähnen, dass diese Reaktion große Teile der arabischen, asiatischen und afrikanischen Welt ausschließt. Sie wurden zu Hause vergessen und gar nicht erst eingeladen. Auch unter den Teilnehmerländern selbst herrschte kein friedliches Einvernehmen. Und all dies geschieht zu einer Zeit, in der die Weltmärkte möglicherweise vor einer Rezession von beispiellosem Ausmaß stehen.

Die Welt steht am Scheideweg. Es ist zweifelhaft, ob die Mehrheit der Menschen versteht, was auf dem Spiel steht. In dem Maße, in dem der Gipfel nicht zu einer wesentlichen Veränderung führt, werden sich einige Länder zu Isolationspolitik veranlasst sehen, um sich vom Netz der globalen Beziehungen abzulösen, das ihnen schon immer Probleme bereitet hat. So ein Verhalten steht natürlich der globalen Tendenz entgegen, die uns zu mehr Verständigung und Verbindung untereinander zwingt. So besteht die Gefahr, dass sich die wirtschaftliche Krise verstärkt und zu einer Krise des sozialen und schließlich des politischen Systems wird.
Um das Schlimmste zu vermeiden, müssen die führenden G-20 Staaten erkennen, dass sich gegenwärtig um uns herum ein neues Gesellschaftssystem formt. Und dass die Welt nach der Krise nicht mehr so sein wird, wie zuvor. In unserer Generation kann es nicht mehr um Rechtsordnungen gehen, die einem Land oder Volk Frieden versprechen, sie müssen den Frieden der ganzen Welt im Sinn haben. Denn das Gute und das Schlechte für jeden Einzelnen in der Welt hängt davon ab, wie gut oder wie schlecht es jedem anderen Einzelnen auf der Welt geht, und wird daran gemessen werden.
Ein großer Weiser des 20. Jahrhunderts, Baal Ha Sulam, hat über unsere Zeit geschrieben. Jahre nach seinen Worten beginnt die Menschheit zu erkennen, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist, in dem sich alle Pole zu einer einzigen, globalen Welt verbinden. Das alte System, in dem die starken Länder ihre Position auf Kosten der Schwachen aufbauen, in dem jeder den Anderen zu behindern versucht, kann nicht weiter bestehen. Dies ist keine Frage der Höflichkeit oder der Moral. Das neue Zeitalter umschließt uns mit einem neuen System, in dem objektive Gesetze herrschen, und wir müssen lernen, wie wir in Harmonie und im Gleichgewicht mit diesen Regeln leben können.

Die Nationen vereinigen

Als erstes muss die UNO sich wieder ihrer primären Aufgabe, der Vereinigung der Nationen, widmen. Tatsächlich war ihr Vorläufer, der Völkerbund, nach dem Ersten Weltkrieg ursprünglich mit dem Ziel gegründet worden, dass der Name Programm sei. Statt ein internationaler Boxkampfring zu sein, sollte sie besser als Ort der Verbindung dienen. So wie Baal Ha Sulam schon in den 30er Jahren über die Weltregierung geschrieben hat, die entstehen wird, um in jeder möglichen Weise eine faire Aufteilung der natürlichen Rohstoffe und der industriellen Anlagen in der Welt zu bewirken, muss jede einzelne Nation, auch Russland und Amerika, sich überwinden und verstehen, dass ihr Erfolg als Einzelstaat vom Erfolg und Gedeihen aller Anderen abhängt. Was vor 90 Jahren geschehen ist, muss als Warnung für das Treffen der G-20 Staaten dienen, das vor kurzem zu Ende gegangen ist. Die Zukunft der ganzen Welt liegt nun in ihren Händen, und es ist unsere Pflicht als Bürger dieser Welt, sie daran zu erinnern.

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