Köln: Israelische Filmwoche

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Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Stadt Tel Aviv wird das Kölner Filmhaus eine Israelische Filmwoche veranstalten. Eingebunden in zahlreiche Veranstaltungen in Köln und Tel Aviv rund um den Israel Tag 2009, werden eine Woche aktuelle Filme aus Israel zu sehen sein…

Titel: Israelische Filmwoche
Ort: Kölner Filmhaus
Startdatum: 2009-05-07
Enddatum: 2009-05-13

Die Israelische Filmwoche wird den Fokus auf das tägliche Leben in diesem Land richten. Nicht Besatzung und Selbstmordanschläge, sondern private und gesellschaftliche Konflikte stehen im Mittelpunkt. Konflikte zwischen ‚religiös’ und ‚nichtreligiös’, zwischen orientalischen und europäischen Juden, Fragen der Jugendkriminalität, der Integration von Immigranten und selbstverständlich zur Mauer, zum so genannten „Schutzwall“. Hoffnungen und Ängste, Gewalt und Frieden, Freude und Trauer, Liebe und Hass sowie Visionen und Illusionen werden hier von den israelischen Filmemachern reflektiert. Die aktuellen Filme werden sich besonders mit dem Leben in Tel Aviv, der Partnerstadt Kölns, beschäftigen.

Nicht zu kurz kommen wird der rege persönliche Austausch sowohl unter den Filmemachern als auch zwischen Filmemachern und Publikum.

Vor einigen Jahren galt Israels Filmlandschaft noch als Wüste mit wenigen Oasen. Das Filmschaffen drehte sich zu Beginn überwiegend um innerpolitische Themen wie die Einwanderungsproblematik arabischer Juden, die Ephraim Kishon 1964 zum Aufhänger seiner international beliebten Komödie „Sallah“ machte. In den 1980er Jahren wagten sich israelische Regisseure an Tabuthemen wie den Holocaust und den israelisch-palästinensischen Konflikt. Nir Bergmanns „Broken Wings“ ist einer der israelischen Filme, der im Jahr 2002 einen Paradigmenwechsel sichtbar machte. Auf der Berlinale wurde das Familiendrama mit Preisen überschüttet.

Wie Nir Bergmann sind die Regisseure der „neuen Generation“ in Israel geboren und betrachten das Land aus ihrer Perspektive. Sie wenden sich individuellen, witzigen oder dramatischen Geschichten aus dem israelischen Alltag zu und ihre Filme finden sowohl in Israel als auch im Ausland viel Anklang. Weitere Filme dieser Generation sind Teil des Programms, darunter die des Regisseurs Joseph Pitchhadze, der in „Besame Mucho“ eine Liebesgeschichte im kleinkriminellen Millieu ansiedelt und die Probleme der Tel Aviver Großstadtmenschen in „Shnat Effes“ als Momentaufnahme festhält. Eine unvergessliche Bekanntschaft mit dem israelischen Humor garantiert Tzahi Grads „Girafot“ („Giraffe“), ein Film, der seine unkonventionellen Charaktere in ein Verwirrspiel durch Tel Aviv schickt.

Den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Israel zeigen die zwei Dokumentationen „Iland“ und „Über Grenzen“. „Iland“ dokumentiert den (nicht nur) musikalischen Austausch zwischen drei israelischen und drei deutschen Bands in Berlin. Die Musiker aus Tel Aviv zeigen darüber hinaus, dass in Israel nicht nur Klezmer, sondern auch HipHop, Surf und Weltmusik gespielt wird. Die Doku „Über Grenzen“ begleitet den Chor „Capella Köln“ bei Auftritten in Israel und im Westjordanland.

Zur Eröffnung der Israelischen Filmwoche am 7. Mai feiert Tamar Glezermans „The Other War“ Deutschlandpremiere. Der Film handelt von den Hochzeitsvorbereitungen eines jungen Paares zu Zeiten des zweiten Libanonkrieges im Jahr 2006. „The Other War“ ist Glezermans Abschlussfilm an der Tel Aviv University, sie selbst wird zur Vorführung anwesend sein.

SHNAT EFFES (JAHR NULL)
Israel 2004 • 131 Min. • 35mm • OmU • R.: Joseph Pitchhadze • D.: Ruven Menashe Noy, Anna Sarah Adler, Eddie Moni Moshonov, Michal Keren Mor • Das Leben ist die Summe aller unvorhergesehenen Dinge. Eine einfühlsame und zugleich süffisante Momentaufnahme der israelischen Gesellschaft zu Anfang des neuen Jahrtausends. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Krise und der immer breiter werdenden Kluft zwischen Arm und Reich erzählt der Film drei Alltagsgeschichten aus der quirligen Metropole Tel Aviv, hinter deren Glamour sich ständig Leid und Glück die Waage halten. „Shnat Effes – Das ist ein Problem“: So lautet der Satz, der sich durch die parallelen Geschichten der Figuren dieses Dramas zieht. Doch für jeden bedeutet „Problem“ etwas grundsätzlich anderes.
> 10.5.2009 um 19.00 Uhr
> 12.5.2009 um 21.00 Uhr

GIRAFOT (GIRAFFEN)
Israel 2001 • 115 Min. • 35mm • OmU • R.: Tzahi Grad • D.: Meital Dohan, Liat Glick, Tinkerbell, Micha Celektar, Gal Zaid, Elisheva Michaeli, Modi Bar-On • In GIRAFOT dreht sich alles um drei junge Frauen, die im gleichen Gebäude in Tel Aviv leben. Die Schauspielerin Dafna ist nachts auf dem Weg zu Dreharbeiten. Ein junger Anwalt spricht sie an, weil er sie für sein Blind Date hält. Efrat, das „richtige“ Blind Date, macht mit einem freundlichen Taxifahrer eine Tour durch Tel Aviv. Die junge, frustrierte Journalistin Avigail wird durch Zufall zu Dreharbeiten abgeholt – an Stelle von Dafna, die mit ihrem Zufallsrendezvous beschäftigt ist. Verwirrt? Keine Sorge, dies sind bloß die ersten fünfzehn Minuten des Films. Der Verlauf der Handlung verdichtet sich, verbindet sich mit Nebenhandlungen und wird am Ende zum Teil aufgelöst. GIRAFOT ist ein erfrischender Film über das heutige Tel Aviv mit unkonventionellen Charakteren: Er hat das israelische Kino fröhlich durcheinander gewirbelt.
> 10.5.2009 um 17.00 Uhr
> 11.5.2009 um 19.00 Uhr

BESAME MUCHO
Israel 2000 • 114 Min. • 35mm • OmU • R.: Joseph Pitchhadze • D.: Ryan Early, Carmel Betto, Eli Danker, Ayala Verete, Ezra Kafri, Moni Moshonov, Michae Sarne • Süd-Tel Aviv: eine Nacht, zehn Charaktere, eine moderne Liebesgeschichte, verbunden mit Elementen des Film Noir. Carmi und Alter sind seit langem Freunde. Carmi ist nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Alter ist mittlerweile Besitzer eines Nachtklubs. Die zwei Freunde planen einen gemeinsamen Raub. Objekt der Begierde ist eine wertvolle Ikone. Doch damit geraten die Beiden ins Visier eines internationalen Verbrechersyndikats. BESAME MUCHO ist die leidenschaftliche Geschichte einer Liebe unter dem Druck der Welt des Verbrechens.
? 09.5.2009 um 16.00 Uhr
? 11.5.2009 um 21.30 Uhr

THE OTHER WAR
Israel 2008 • 45 Min. • 35mm • OmU • R.: Tamar Glezerman • D.: Keren Berger, Orit Zafran, Hen Yanni • Mit THE OTHER WAR erzählt Glezerman einen „anderen“ Kriegsfilm, denn der Krieg selbst findet im Film nicht statt. Es gibt hier keine Krieger, keine Helden, Patrioten oder Kämpfer und auch keine Toten. Zumindest nicht sichtbar. Die junge Tel Aviverin Eli hilft ihrer Schwester Galit bei den Vorbereitungen der Hochzeit, während Galit unter zunehmender Anspannung und Nervosität auf eine Nachricht des Bräutigams wartet. Es ist Sommer 2006, Galits Bräutigam befindet sich an der Front des Zweiten Libanonkrieges. Tagelang schon wartet sie auf eine Nachricht, das Festhalten an einer fiktiven Normalität erhält ihr den Glauben an die Notwendigkeit der Ereignisse. Ihre Schwester Eli ist zerrissen zwischen dem Glauben an Familie und Gesellschaft und der Beziehung zu der Frau, die sie liebt: Naama, die das Leben in Israel nicht erträgt und eine Möglichkeit sucht, das Land zu verlassen. Tamar Glezerman drehte THE OTHER WAR als Abschlussprojekt an der Tel Aviv University.
> 07.5.2009 um 19.00 Uhr
> 13.5.2009 um 19.00 Uhr

KNAFAYIM SHVUROT (BROKEN WINGS)
Israel 2002 • 87 Min. • 35mm • R: Nir Bergmann • D.: Orly Silbersatz Banai, Maya Maron, Daniel Magon, Nitai Gvirtz • Der unerwartete Tod des Patriarchen stürzt die Familie Ullmann ins Chaos. Witwe Dafna bleibt drei Monate im Bett, nach ihrer Rückkehr ins Leben vernachlässigt sie die Kinder. Der älteste Sohn Yair fliegt von der Schule, trennt sich von seiner Freundin und lässt sich treiben. Seine Zwillingsschwester Maya versucht die Familie zusammenzuhalten und verliert dabei ihre eigenen musikalischen Ambitionen. Der jüngere Bruder Ido wird von seinen Mitschülern schikaniert und filmt sich daraufhin selbst bei gefährlichen Mutproben. Der Familie droht der völlige Zusammenbruch. Erst als der russische Einwandererarzt Vladimir Dafna Avancen macht, sieht sie wieder Licht am Ende des Tunnels und beginnt die Probleme zu lösen. Als Ido nach einem Sprung in ein Schwimmbecken ohne Wasser ins Koma fällt, weiß sie endgültig, dass ihre Familie ebenfalls am Rand steht und droht abzustürzen.
> 12.5.2009 um 19.00 Uhr
> 13.5.2009 um 20.30 Uhr

ÜBER GRENZEN
Deutschland 2009 • 62 Min. • DV • R: Cordula Garrido, Johannes Kramer • D.: Mitglieder des Chors Capella Köln • Axel Becker, Ferdinand Henkemeyer und der Chor „Capella Köln“ gehen während ihrer Konzert-Trilogie ÜBER GRENZEN. Sie reisen ins Westjordanland und nach Israel, treten in der Geburtskirche in Bethlehem auf, mit dem Chor der Abrahamsherberge aus Beit Jala geben sie ein Konzert in Jerusalem und erleben herzliche Gastlichkeit bei in einem nordisraelischen Kibbutz. Der Film zeigt, wie Musik und Spiritualität ein verbindendes Glied in einer Region sein kann, in der das tägliche Leben durch Betonmauer und restriktive Reisebeschränkungen geprägt ist.
> 09.5.2009 um 18.00 Uhr

KURZFILMROLLE
> 10.5.2009 um 21.30 Uhr

Preview ( Work in Progress) :
KINDER DER STEINE
Deutschland 2009 • HDcam • OmU • R.: Robert Krieg und Monika Nolte

Während der ersten Intifada ist der Regisseur Robert Krieg in Bethlehem und dokumentiert die zivilen Widerstandsformen der Palästinenser gegen die israelische Besatzung. Zufällig entsteht ein Gruppenfoto von sieben Jungen im Grundschulalter, die sich für den Fotografen in Pose stellen. Im Sommer 2008, das Foto ist knapp 20 Jahre alt, reisen Robert Krieg und Monika Nolte mit der Kamera nach Bethlehem, um die Jungen von damals wiederzutreffen. Sie porträtieren die Männer, die mittlerweile eigene Kinder haben, arbeiten gehen und sowohl ihre eigene als auch die politische Situation des Landes reflektieren. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich durch den Bau des israelischen „Schutzwalls“ für jeden einzelnen ergeben haben, sind ebenso Thema wie die politische Spaltung der Palästinenser und der Wunsch, ein neues Leben in einem anderen Teil der Welt zu beginnen. Robert Krieg und Monika Nolte zeigen das Leben auf der „andere Seite“ und zeichnen ein Bild ihrer Protagonisten, deren Leben zwar von Konflikten und Verlust gezeichnet ist, die sich aber nicht von Gewalt oder Hass leiten lassen.
> 09.5.2009 um 20.00 Uhr

DOKU IlanD
Deutschland 2008 • Beta • Ein Projekt des interkult unterwegs e.V.
Der Berliner Verein „interkult unterwegs“ hat im vergangenen Jahr mit dem „IlanD“-Projekt erstmalig Israelische und Deutsche Bands zusammengeführt. Musiker beider Länder trafen sich im Sommer 2008 in Deutschland, um zusammen zu proben, sich Auszutauschen und am Ende gemeinsam aufzutreten. Gastgeber waren die Berliner Kultband „17 Hippies“, die er-folgreichen Weltmusiker von „Ulman“ und die „M.A.R.S. Allstars“ aus dem Dunstkreis von HipHop-Ikone Thomas D. Aus Israel reisten die Klezmer-Surf-Band „Boom Pam“, die drei Sängerinnen „HaBanot Nechama“ und der Vater des israelischen HipHops „Mook E“ an. Die Dokumentation der Begegnungen zwischen den Musikern ist ein Schmaus für die Ohren und zeigt die offene Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Kultur. Als Essenz bleiben die freundschaftlichen Verhältnisse, die durch das gemeinsame Projekt entstanden sind.
> 08.5.2009 um 19.00 Uhr

koelner-filmhaus.de