Bayerisches Brauchtum bizarr: „Der Jud muß verbrannt werden!“

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Wenn von den Verbrechen des „Dritten Reiches“ die Rede ist, werden diese in der bundesdeutschen Öffentlichkeit geradezu automatisch mit „den Nazis“, „den Nationalsozialisten“, „dem NS-Regime“ in Verbindung gebracht und genannt. Sehr viel seltener wird in diesem Zusammenhang (eher nachdenklich gestimmt) von „deutschen Tätern“ oder „den Deutschen“ gesprochen…

Von Robert Schlickewitz

Die Absicht hinter diesem, wohl staatlich veranlassten, Gebaren ist klar – die Deutschen von heute sollen sich frei von Schuld und Verantwortung fühlen können und nicht ‚übertrieben‘ lange über sich, über ihr ‚deutsches Wesen‘, oder ihren ‚deutschen Volkscharakter‘ nachdenken, sondern sich möglichst unbeschwert auf die Erhöhung des Bruttosozialproduktes konzentrieren.

Wagt es ein kritischer Bürger dennoch sich ernsthafte Gedanken zu machen, stößt er rasch auf gewisse Unstimmigkeiten: die Täter von einst, die „Nazis“ also – wie viele waren denn das? – Siehe da, maximal 8, 5 Millionen NSDAP-Mitglieder insgesamt gab es also ‚nur‘, demnach etwa ein Achtel oder ein Neuntel aller Deutschen damals. Die Anzahl der Täter und Mörder in Feldgrau (Wehrmacht) und in Schwarz (SS) plus Marine und Luftwaffe lag beträchtlich darüber. – Also waren auch Nichtnazis an Genozid-Aktionen beteiligt, oder, mit anderen Worten: Man musste nicht unbedingt Nazi gewesen zu sein, um als Mörder an Unschuldigen, Zivilisten, Angehörigen von Minderheiten in Erscheinung getreten zu sein. – Aha.

Gedankensprung.

Wer jemals die KZ-Gedenkstätte Auschwitz oder dessen Vorläufer, Vorbild und Musterlager, das oberbayerische KZ Dachau, besucht und die dortigen Krematorien (bzw. deren Überreste) gesehen hat, macht sich möglicherweise auch darüber seine Gedanken, was wohl dazu beigetragen haben könnte, dass eigene deutsche Landsleute, also nicht unbedingt „Nazis“, vor allem Juden zu töten und zu verbrennen vermochten. Ferner, was wohl dazu geführt haben könnte, dass sämtliche humanen ‚Instinkte‘ bzw. die ganz natürlichen Hemmmechanismen versagten und Deutsche zu Bestien hat werden lassen.

Der Ethnologe oder Völkerkundler weiß, dass alte Traditionen und Bräuche in gewissen Situationen auf Gemeinschaften enthemmend wirken können.

Gab es denn bei uns Deutschen so tief sitzende Traditionen oder Bräuche, die das Verbrennen von Menschen (Juden), sei es auch nur in Form von Symbolen, als etwas zum nationalen oder religiösen Erbe Gehöriges, also als gleichsam etwas ‚Normales‘, das man nicht länger hinterfragte, darstellten?

Ja, definitiv ja, es gab sie.

Wir brauchen nur ein älteres Lexikon oder eines der zahlreichen populärwissenschaftlichen Bücher über deutsche Volksbräuche von vor 1933 aufzuschlagen und darin nachzulesen.

So erschien in München im Jahre 1908 das im damals modischen Jugendstil aufgemachte und aufwändig illustrierte „Von deutscher Sitt‘ und Art. Volkssitten und Volksbräuche in Bayern und den angrenzenden Gebieten“ von F. J. Bronner.

In seinem Geleitwort zu den Wurzeln des und dem Umgang mit Brauchtum merkt der Autor an:
„Die beste Grundlage für die Pflege und Erhaltung echt deutscher und christlicher Sitte und Gesinnung ist richtiges Verständnis und wahre Wertschätzung derselben. Hier bietet sich Gelegenheit zu zeigen, ‚wie oft Germanisch-Heidnisches, Jungchristliches und Altrömisches aufeinander eingewirkt hat, ja ineinander geflossen ist‘ und wie ursprünglich tief oft die Ideen zu den heute noch üblichen Volksbräuchen wurzeln.“

In seinem Kapitel „Die letzten Tage der Karwoche“ kommt er dann ‚zur Sache‘:

Der Karsamstag
bringt schon vor dem Frühgottesdienst zwei wichtige Zeremonien, woran sich die katholische Landjugend gern beteiligt…
Jeder Bauer im Dorf schickt zum Judasbrennen durch seine Buben – ein Stück Holz, oft noch den Stiel des Palmbüschels vom Vorjahre. Die Scheiter und Prügel werden vor der Kirchentüre zu einem Haufen aufgeschichtet. Nachdem alle Lichter in der Kirche, auch das ewige Licht, ausgelöscht worden sind, schlägt der Priester aus einem Stein ‚neues, reines Feuer‘. Dieses wird gesegnet und mit ihm werden der Scheiterhaufen und die Lichter des Gotteshauses entzündet. Nach der Weihe nimmt sich jeder Teilnehmer dann sein angekohltes Scheit und trägt es nach Hause.
Du hast vorhin die Scheiterweihe ‚das Judasverbrennen‘ genannt, sprach der Vater. Diesen Namen hatte sie einmal in ganz Süddeutschland. In Altbayern und in der Pfalz heißt man die Feuerweihe heute noch den Judas brennen oder verbrennen. Früher wurde mancherorts eine wirkliche Holzfigur, der Judas, in das Feuer geworfen. In der Rheinpfalz bringen die Buben zum Karsamstagsfeuer die alten Pfähle aus den Weingärten, die sogen. Wingertsstiefel, im Badischen Eichenpfähle oder Eichenscheite, also Holz vom einstigen Donarbaume. An diesem Morgen vergißt auch keine katholische Familie, vom neugesegneten Weihwasser (Ostertauf) ein Fläschlein wohl mit nach Hause zu nehmen. Habt ihr auch etwas Kohlen vom heiligen Feuer zusammengerafft und heimgetragen?
Jawohl! Die Tante schürte damit den kalten Hausherd an. Siehst du! So sucht man nach altem Volksglauben die Feuerstätte des Hauses und die Speisen zu feien. Mancherorts werden auch etwas zerriebene Kohlen ins Viehfutter getan. Vom ausgekohlten Holz werden kleine Stückchen an verschiedene Orte des Hauses gestckt, um dies vor Blitz und Feuergefahr zu schützen, außerdem werden aus dem geweihten Scheit kleine Kreuzchen geschnitzt, die beim ‚Feldpalmen‘, worüber wir später einmal sprechen wollen, zur Verwendung kommen.* …“

Und in der dazugehörigen Fussnote fährt der Autor erläuternd fort:

„*Für den Brauch des Judasverbrennens dürfte ein uraltes Kirchenlied dessen Weise schon im 14. Jahrhundert weite Verbreitung hatte, einige Aufklärung bringen. Der Gesang begann:

‚Laus tibi, Christe, qui pateris
In cruce pendens pro miseris.‘

Die letzte Strophe lautete:

‚O du armer Judas, was hast du getan,
daß du unsern Herrn also verraten hast?
Deshalb mußt du leiden höllische Pein,
Luzifers Geselle mußt du sein!‘

Nach der Volksmeinung stand demnach fest, daß Judas bei dem Satan im höllischen Feuer brennen müsse. Die frommen Gemüter der Christen lebten sich damals zu Ostern in einen ganzen Ingrimm auf den bösen Erzschelmen Judas hinein. Luther erzählt in seinem Sermon von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi 1519: Zum ersten bedenken etliche das Leiden Christi also, daß sie über die Juden zornig werden, singen und schelten über den armen Judas. – In Köln verbrannten die Kinder in der Karwoche eine Strohpuppe, Judas genannt. Mit dem Brauche hängt wohl die volkstümliche Redensart zusammen: ‚Der Jud muß verbrannt werden.‘ Merkwürdig ist nun das Folgende, daß beim sogen. Todaustreiben um Mittelfasten, dem bekannten Frühlingsumzuge, der älter ist als das Judasverbrennen, bei dem oft eine Strohpuppe verbrannt ward, mancherorts gesungen wurde:

‚Nun treiben wir den Tod hinaus,
dem (oder den) alten Juden
(oder den alten Weibern, aus denen gewöhnlich die Hexen wurden)
In das Haus.

Hier darf wohl mit Recht vermutet werden, daß die ursprüngliche Sommertagfeier um die Osterzeit Züge des späteren Judasverbrennens annahm. Waren doch Ähnlichkeitspunkte genug da, die ein Ineinanderschmelzen sehr erleichterten! …“

Der anscheinend naive und ungebildete Autor Bronner hat offensichtlich von der Leidensgeschichte der Juden im europäischen Mittelalter nie etwas gehört, sonst wäre ihm nämlich längst das Verwerfliche, das ganz generell Menschenfeindliche an diesem von ihm voller Enthusiasmus geschilderten Brauchtum aufgefallen und er hätte zumindest einen diesbezüglichen Vermerk für angebracht gehalten.

Jedwede Einwände das „Judasverbrennen“ sei harmlos und habe mit dem Judenverbrennen des Mittelalters nichts zu tun, widerlegt der obige Textauszug auf allerdeutlichste Weise. Für die breite Bevölkerung in Bayern bzw. Deutschland stand Judas für die Juden.

Ebenfalls interessante Rückschlüsse lässt ein Blick auf den Umgang deutscher Nachschlagewerke, einst und heute, mit dem Brauch „Judasverbrennen“ zu:

Meyers Großes Konversationslexikon (20 Bde., 6. Aufl., 1905):
Judasfeuer, an manchen Orten Bezeichnung der Osterfeuer, weil in denselben statt des Winterdämons eine Judas genannte Puppe verbrannt wird.“

Der Große Brockhaus (20 Bde., 15. Aufl. 1931):
Judasverbrennen, ein mancherorts beim Osterfeuer geübter Brauch: ein Holzklotz oder eine Strohpuppe werden im Osterfeuer verbrannt, der verkohlte Rest wird mit nach Hause genommen und zum Abwehrzauber in verschiedenster Weise benutzt. Die Sitte scheint darauf zu beruhen, daß im Volksglauben der altgerman. Donnergott oder der absterbende Winter die Gestalt des Judas Ischarioth angenommen hat, der nun zum Träger ihrer Eigenschaften wird. In einigen Gegenden wird das ganze Osterfeuer J. genannt.“

Der Grosse Brockhaus (12 Bde., 16. Aufl., 1955):
Judasverbrennen, ein am Funkensonntag, zu Lätare oder beim Osterfeuer geübter Brauch, bei dem eine als Judas bezeichnete Strohpuppe, die vielleicht ehemals den Winter verkörperte, verbrannt wird.“

Die Brockhaus Enzyklopädie (20 Bde., 17. Aufl., 1970) verzichtet auf ein eigenes Stichwort „Judasverbrennen“, klärt aber in ihrem Eintrag „4) Judas Iskarioth (Ischarioth)“ unter „Brauchtum“ auf:
„Vom späten MA. Bis über das 19. Jahrh. wurde in den volkstüml. Passionsspielen und –prozessionen die Gestalt J.‘, durch roten Bart, Beutel und Strick charakterisiert, betont drastisch herausgestellt. Ein seit 1300 nachweisbares Lied ‚Ach du armer J., was hast du getan?‘ wurde zum Schmählied schlechthin, so daß es zur Redensart führen konnte: einem den armen J. singen, d. h. ihn verhöhnen. Der Lärm bei der ersten >Pumpermette wurde u.a. auf die Empörung über den Verrat des J. gedeutet. In Franken hieß diese demnach Judasmette, das kirchl. Klapperbrett der Karwoche Judastafel, ein fahrbares Klappergerät Judaskarren. In Westfalen und am Niederrhein nannte man die Karwoche auch Judaswoche.
Eine als J. bezeichnete Puppe wurde landschaftlich verschieden, im Judasfeuer unter freiem Himmel am >Funkensonntag, an >Lätare oder am Karsamstag verbrannt. Das Judasverbrennen hat sich in den meisten kath. Ländern Europas lange erhalten und wurde auch nach Mexiko und Südamerika übertragen. Weit verbreitet war auch das Judasjagen oder Judasvertreiben, bei dem ein als J. Verkleideter herumgehetzt und verhöhnt wurde. Ein Judasschlagen, bei dem man eine Tonne mit Steinen bewarf, bis sie zersprang, war in Schlesien üblich. In Italien baumelte zuweilen noch eine Puppe als erhängter J. über dem Kirchenportal. Verschiedenen dt. Landschaften sind noch die Bezeichnungen Judaswecken, Judaszelten und Judasohren für bestimmte Gebäcke der Karwoche geläufig. Als Gabensammler mit humorist. Zügen geriet die Gestalt des J. in den skandinav. Ländern und in mittel- und norddt. Gebieten in die weihnachtl. Heischeumzüge.

Die neueste Ausgabe der Brockhaus Enzyklopädie (30 Bde., 21. Aufl., 2006) enttäuscht einmal mehr – sie enthält weder das Stichwort „Judasverbrennen“ noch einen Brauchtumsverweis unter „Judas Ischarioth“; auch unter „Antijudaismus“ oder „Antisemitismus“ finden sich hier keine Hinweise auf judenfeindliches christlich-deutsches Brauchtum. Die gleiche ‚Geschäftspolitik‘ verfolgen jene ach so populären Veröffentlichungen, die alte Sitten und Bräuche ‚im neuen Gewande‘ präsentieren und verherrlichen: Nur nicht die Leser zum kritischen Nachdenken verleiten – so das offensichtliche Motto von deren Autoren und Verlegern. Als ein Beispiel von vielen mag „Unsere bayerische Lebensart. Echtes Brauchtum von A-Z“ gelten, in dem die Autorin Seethaler zwar heidnische und germanische Ursprünge des Osterfeuers erwähnt, das Judasverbrennen, das gerade in Bayern besonders tief wurzelte, jedoch unterschlägt. Es liegt ihr und ihrem Verlag doch an einer möglichst hohen Auflage und da muss man schon dem ‚Kundengeschmack‘ Rechnung tragen, indem man ‚unappetitliche Nebensächlichkeiten‘ lieber außen vor lässt.

judenverbrennung
Judenverbrennung – Holzschnitt aus Hartmann Schedels
„Nürnberger Chronik“ von 1493

Vom Verbrennen der Juden in Deutschland

Der prominenteste Deutsche, der das Verbrennen von Juden, bzw. von deren Häusern und Schriften propagierte, war der Reformator Martin Luther. In seinen späten Lebensjahren und nachdem er einsehen musste, dass sich die Juden seiner Umgebung nicht so ohne weiteres bekehren lassen wollten, polemisierte er gegen sie mit einer bis dahin und auch danach kaum übertroffenen Gehässigkeit und Vehemenz.

Das Verbrennen von Juden in Deutschland setzte im Mittelalter ein; überliefert sind gewöhnlich solche Fälle, die eine größere Anzahl Opfer forderten. Die meisten und bekanntesten ‚Tatorte‘ hat das damals noch ganz katholische Bayern aufzuweisen. Ab 1298 zog dort der süddeutsche Judenschlächter „Ritter“ Rindfleisch durch die Städte Frankens und Schwabens und hinterließ eine Spur des Grauens. Seine Bande schändete, folterte, beraubte und verbrannte Juden, während christliche Nachbarn sich entweder an den Verbrechen beteiligten oder teilnahmslos zusahen. 1338 verbrannten Bürger des Ortes und der Umgebung die Juden von Deggendorf in Niederbayern, nachdem der Stadtrat und andere ‚hohe Herren‘ sich zu dieser Aktion verschworen hatten. 1348 erging es den Juden in Straßburg, 1421 denen in Wien und bald darauf auch den Breslauer Juden ebenso. Diese Aufzählung ließe sich noch beträchtlich erweitern, indes sie genügt, um zu zeigen, dass das angeblich so harmlose Brauchtum des „Judasverbrennens“ einen todernsten und wenig zum Feiern tauglichen Hintergrund besitzt.

Diese Erkenntnis wird dann wohl auch der Grund dafür gewesen sein, dass die verantwortlichen Redakteure der neuesten Lexika (Brockhaus) diese Seite unserer christlichen Kultur- und Sozialgeschichte ausblendeten. Ob sie aber durch das völlige Unterdrücken von Fakten und Zusammenhängen einer breiten deutschen Öffentlichkeit einen Gefallen tun, darf bezweifelt werden. Deutschland weist zu Beginn des 21. Jh. einen der höchsten Prozentsätze europäischer Länder an Antisemiten auf und Bayern ‚outet‘ sich regelmäßig bei den Umfragen der Friedrich-Ebert-Stiftung als das Bundesland mit den meisten Judenhassern.

Eine bessere Aufklärung über die Vor-NS-Judengeschichte in unserem Lande läge daher in aller Interesse.

Erläuterungen zum Textauszug aus „Von deutscher Sitt‘ und Art. Volkssitten und Volksbräuche in Bayern und den angrenzenden Gebieten“:
Altbayern = die Regionen Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern (Bayern ohne Schwaben und Franken); feien = unverwundbar, unempfindlich machen, durch Zaubermittel schützen; im 14. Jahrhundert („uraltes Kirchenlied“) fanden ganz besonders viele Judenverbrennungen in Süddeutschland statt; Ingrimm = unterdrückter, verbissener Zorn; Schelm = (früher) ehrloser, aus der Gesellschaft ausgestoßener Mensch, Henker, lustiger, durchtriebener vom Missgeschick verfolgter Bursche

Literatur:
M. Brenner, Kleine Jüdische Geschichte, München 2008
F. Bronner, Von Deutscher Sitt‘ und Art, München 1908
G. Czermak, Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung, Frankfurt am Main 1991
P. Gessler, Der neue Antisemitismus, Freiburg im Breisgau 2004
„Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)“ in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, (Hg.) W. Benz u. a., 5. Aufl., München 2007
„Rindfleisch“ in: Neues Lexikon des Judentums, (Hg.) J. Schoeps, Gütersloh u. München 1998
R. Schlickewitz, Die ehrliche weißblaue Chronik, München 2006 (unveröffentlicht)
R. Schlickewitz, Sinti, Roma und Bayern, 3. Aufl., Deggendorf 2008
S. Seethaler, Unsere bayerische Lebensart. Echtes Brauchtum von A-Z, München 2004
J. Weiss, Der lange Weg zum Holocaust, Hamburg 1997

30 Kommentare

  1. Auf ein letztes Wort in HaGalil, Herr Flickinger: Ihre Artikel lese ich mir nicht aus mangelnden Respekt gegenueber Ihrer Person durch, sondern weil es keinen Sinn macht, gewonnenes Wissen immer und immer wieder zu erlangen, da man sich ansonsten bei der Erwerbung neuer Erkenntnisse zu sehr einschraenken wuerde. In der Anfangszeit seines Wirkens war Luther doch eher ambivalent gegenueber dem Judentum eingestellt und ist erst spaeter zum Antijudaismus tendiert, nachdem er eine Kirche, befreit von allzu weltlichen Uebeln, geschaffen hat, welche in seinen Augen einen Uebertritt der Juden zum neuen Christentum als logische Konsequenz erscheinen lies. Aber nein, die Juden blieben verstockt und haben den alten Lattenseppel nicht als ihren Herrn und Heiland anerkannt. So ein Pech aber auch…

    Das mit dem Kirchenbesuch wird wohl leider flach fallen, denn ein Gotteshaus betrete ich nur bei Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen, was mich hier in Israel um fiele Kulturerlebnisse gebracht hat. Als glaeubigen Menschen wuerde ich mich nicht bezeichnen, sondern meine religioesen Vorlieben bilden einen auch fuer mich verwirrenden Sumpf aus Agnostizismus, Milton’schen Satanismus sowie einer grossen Sympathie fuer ein polytheistisches Pantheon und gebildet, naja, jeder nimmt halt die Bildung mit, die er bekommen kann. ‚Bildung kann niemals Intelligenz ersetzen‘ hat einmal einer meiner Lehrer gesagt und unterstellen Sie mir bitte nicht den Mangel an beiden, denn in Ihrer Schreibe sind genuegend Breschen auszumachen, in die ein Einmarsch lohnend erscheint. Ihr Schubladendenken ist manchmal etwas erschreckend.

    „Was wollen Sie denn damit sagen? Dass die Ritualmordbeschuldigungen berechtigt waren, ebenso die Gottesmordlegende, weil sie vermeintlich begründbar sind? Wöllen Sie ernstlich ansetzen zu einer Entschuldung der christlichen Intoleranz eines ganzen Jahrtausends?“ – Keineswegs, aber Intoleranz liegt wohl in der Natur jeder monotheistischen Religion, verneint der Glauben an einen einzig wahren Gott doch immer die Wahrheit anderer Religionen, egal ob diese monotheistisch oder polytheistisch sind. Als ein aktuelles Beispiel dafuer mag die peinliche Kommentierung der Vereidigung Ayguel Oezkans seitens der Kirchenvertreter sein. Bekannte positive Ausnahmen bilden die Drusen und die Freimaurer.
    Trifft hingegen eine polytheistische Religion auf eine andere Goetterwelt, so wurde eigentlich immer synkretisiert, egal ob letztere auf der Vorstellung eines oder mehrer Entitaeten basiert. So haben beispielsweise die Germanen waehrend der Voelkerwanderung und spaeter die skandinavischen Voelker im 11. Jahrhundert Wodan mit dem christlichen Gott, Baldur mit Jesus und Loki mit Luzifer gleichgesetzt, nachweisen kann ich das jetzt aber nicht, da mir in Israel meine Bibliothek fehlt.

    „was wollen Sie damit sagen? Dass Juden schuld sind an ihrer eigenen Verfolgung?“ – Die Beantwortung dieser Frage koennte Inhalt mehrerer Magisterarbeiten sein… Von Schuld zu sprechen waere zu sehr vereinfachend. Immer und immer wiederkehrende Unterdrueckung und Pogrome haben die Juden ueber Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende, in eine defensive Rolle gedrangt, die vom juedischen Kollektiv teilweise bewusst angenommen wurde. Der daraus resultierende, gesellschaftliche Rueckzug hat daraufhin noch mehr Verdacht erregt, da jede Form von Geheimniskraemerei suspekt ist, was wiederum in neuer Verfolgung ausgeufert ist. Hat dann einmal ein Fuerst, aus welchen Gruenden auch immer, eine juedische Gemeinde unter Schutz gestellt sowie Priviliegien gewaehrt, hat das zu neuem Neid gefuehrt, der Naehrboden fuer die naechste Gewaltwelle war, was wiederum zu… Erst Herzl konnte mit seiner Vision einer juedischen Nation diesen Kreis durchbrechen und ich kann nur mein persoenliches Bedauern darueber ausdruecken, dass letztlich mein Volk der Schmied war, welcher das israelische Nationalbewusstsein im Hoellenfeuer des dritten Reiches erschaffen hat. Darin liegt wahre Schuld und fuer manchen eine schwere Buerde…

    „So, wo haben Sie das denn her? Bitte um Belege!“ – Ach… ich mache mir mal die Muehe einen kleine Reise durch die Geschichte zu machen. Alle nichteuropaeischen Voelker kehre ich der Einfachheit einmal unter den Teppich und fange mit den Nachfolgern des vergoettlichten Alexanders des Grossen an. Selbiges Privileg nahm natuerlich auch die an der Levante nachfolgende Seleukidendynastie in Anspruch, was bei den monotheistischen Juden auf Ablehnung stiess, dies hatte Unterdrueckung zur Folge und endete in einem Volksaufstand. Das weitaus weisere, roemische Weltreich lies den Hebraeern nach dem Prinzip der Pax Romana -schlechtes Latein, ich weiss- anfangs ihren Glauben aber nach der Vergoettlichung Augustus‘ gab es dieselben Spannungen, wie unter der Seleukidenherrschaft, da das Judentum das Niederknien vor einem Gottkaiser als Sakrileg empfand, was wiederum die Autoritaet des Kaisers herausforderte. Alles endete bekanntlich in mehreren grossen Rebellionen, den der roemische Legionsadler erfolgreich niederschlagen konnte. Der Tempel war zerstoert, viele Juden wurden Loewenfutter und der Rest wurde in die Diaspora zerstreut, was dann wieder anderen Voelkern die Moeglichkeit gab, dass juedische Volk als Suendenbock zu missbrauchen. Vieles ist sicherlich in dem Dunkel der Voelkerwanderung untergegangen, aber soweit ich mich erinnere, waren im Frankenreich der Merwoinger und spaeter dann Karolinger, dem Vorgaenger des HRR, die Juden recht gut gelitten. In Spanien hingegen fuehrte die anfaengliche Toleranz mit dem Auftreten des Muselmanen auf der iberischen Halbinsel zu einer zunehmenden Verfolgung der Juden. Da selbst die Zwangstaufe die spanischen Juden keineswegs vor Ausgrenzung und Verfolgung schuetzen konnte, darf man Spanien als Ursprungsort eines rassistisch begruendeten Antisemitismus ansehen, der sich klar vom rein religioesem Antijudaismus unterscheidet. Die klare Parteiergreifung der spanischen Juden fuer die Mauren, die einen sehr toleranten Islam praktizierten, erwies sich letztendlich als zweischneidiges Schwert, da im Zuge der Reconquista die spanische Inquisition auf den Plan gerufen wurde. Ich moechte nicht lange von hochnotpeinlicher Befragung und menschlichen Fackeln reden, sondern einfach einmal zwei Inquisitoren zitieren um Ihnen den Schrecken dieses wohl uebelsten katholischen Auswuchses zu verdeutlichen: „Eine Folter hat nicht den Zweck, dass der Delinquent seine Taten gesteht, sondern dass er sie auch bereut!“ sowie das nicht angemessen in die deutsche Sprache uebertragbare „What is sanity if you can burn those, calling you insane?“ Aber Geschichte ermoeglicht keineswegs eine Trennung in Schwarz und Weiss: Die regulaere Inquisition hat das israelische Volk auch von den Albigensern, ueblen Ketzern und Antisemiten, die sogar den Gott des Alten Testaments verneinten, befreit und dabei nicht einmal fromme Katholiken ausgespart:“Toetet sie alle, der Herr wird die seinen schon finden!“ … Blablabla… Ich schreibe mir hier noch die Finger blutig, dabei bin ich noch gar nicht zur Ausrufung des ersten Kreuzzuges gekommen, dem Tag an dem nach allgemeiner Lehrmeinung der Antisemitismus auf deutschem Boden beginnt und der neben der Wahl Hitlers zum Reichskanzler wohl zu den dunkelsten Tagen europaeischer Geschichte ueberhaupt gehoert. Das orthodoxe Abendland habe ich auch voellig ausser acht gelassen, aber das Wissen um das Wort ‚Pogrom‘ duerfte wohl ausreichen, um auch hier eine juedische Leiche im Keller ausgraben zu koennen. Schliesslich und endlich moechte ich zum Schluss kommen und sagen, dass Deutschland auf jeden Fall einmal die Krone des Antisemitismus getragen hat, dies aber sicherlich nicht zur Zeit des HRR war, auch wenn ich Ihnen den Beweis schuldig bleiben werde. Man kann beim Studium der menschliche Geschichte durchaus zu unterschiedlichen Schluessen kommen, Herr Schlickinger. Wussten Sie eigentlich schon, dass waehrend der mitellalterlichen Pestepidemien Juden besonderer Verfolgung ausgesetzt waren, da sie aufgrund ihrer Hygenievorschriften weniger Floehe hatten als die damalige Durchschnittsbevoelkerung?

    „Denn wer die Geschichte kennt, weiß dass doch die Kirche der Haupthetzer gegen sog. “Hexen” und Juden war, und zwar sowohl die alte Kirche als auch die reformierte. Ist das vielleicht kein ausreichend tiefer Zusammenhang?“
    – Vielleicht haette ich die Frage so formulieren sollen, dass auch Sie sie verstehen: Wurden Juden explizit als Hexer/-n verfolgt?

    „Das sind die Kreise aus denen sich die Mehrheit der Deutschen zusammensetzt. Kein Wunder – bei derart auskunftsarmen Nachschlagewerken und Lexika, bei einem derart hohen allgemeinen Desinteresse an der eigenen Geschichte und Identität, bei einem Staat, der Sport, Konsum und Verblödung seiner Bürger als opportun und zweckdienlich ansieht.“
    – Das kann ich nur mit einem Achselzucken quittieren, womit ich Ihre Aussage bewusst bestaetige. „Brot und Spiele, mehr braucht der Poebel nicht“ Vielleicht war es ja dass, was Herr Westerwelle mit spaetroemischer Dekadenz gemeint hat, auch wenn ich das mal stark anzweifle.

    „Nun, ich habe den Film gesehen, zunächst sehr darüber gelacht, später jedoch nach ernsthafter Reflexion die offensichtliche Verunglimpfung der Minderheit der Roma als nicht tragbar erkannt und lehne den Film daher ab. Welche Absicht verbanden Sie mit Ihrer Frage?“
    – Keine spezielle… Es war zugegebenermassen mehr ein Schuss ins Blaue, da ich Sie testen wollte, ob sie aehnlich heuchlerisch wie andere Kommentatoren, meine Wenigkeit eingeschlossen, sind. Es spricht fuer Sie, diese Falle erkannt zu haben…

    „Mal ehrlich, glauben Sie im Ernst, das interessiert auch nur einen haGalil-Rezipenten?“
    – Nein, ich wollte nur Alternativen zu Buch und Fernsehen aufzeigen. Die Ausstellung ist im Uebrigen sehr sehenswert und hat mich darueber nachdenken lassen, meine geerbten Orden zu verschenken.

    Abschliessend wollte ich Ihnen noch mitteilen, dass in meiner Heimatstadt auch Strohpuppen verbrannt werden, die aber zum Glueck nur den Winter personifizieren. Seit Jahr und Tag singen die Kinder dabei froehliche Lieder:

    Riraro, de Summerdag is do!
    Stab aus! Stab aus!
    Em Winder falln die Aache aus.
    Es bliehen schun die Blumme,
    de Summer dut jetzt kumme.
    Riraro, de Summerdag is do!

    Riraro, de Summerdag is do!
    Raab aus! Raab aus!
    Em Winter falln die Aache aus.
    Sie fallen in die Blumme.
    Riraro, de Summerdag is do!

    Riraro, de Summerdag is do!
    Stab aus! Stab aus!
    Im Summer fliet de Hächert aus.
    De Fuchs, der schleicht ins Hinkelhaus
    un holt die Eier alle eraus.
    Riraro, de Summerdag is do!

    Wenn Sie meine Auesserungen kommentieren, dann machen Sie das bitte in dem Wissen, dass ich die Ihrigen nicht beantworten, geschweige denn lesen werde, aber Sie waren mir wirklich von der HaGaliltruppe am sympathischsten. Ich verneige mich vor Ihrem ritterlichem Geist. Kaempfen Sie weiter gegen Ihre Windmuehlen, caballero de la triste figura…

    Hier noch ein kleines Abschiedsgeschenk von der Antisemitism Truth Movement: http://www.youtube.com/watch?v=QDgHO15Bb58

  2. HP schreibt:
    „Ohne jetzt mal Ihre Beitraege zu lesen, duerfte Luthers Antisemitismus doch allgemein bekannt sein“
    Indem Sie darauf verzichten, HP, meine Beiträge zu lesen, dürften weitere Diskussionen mit Ihnen kaum eine fruchtbare Basis finden.
    Der luthersche Antijudaismus ist nur beleseneren Gläubigen, in erster Linie den akademisch Gebildeten, ein Begriff, wie Sie sich bei einem Kirchenbesuch mit Befragung der Sie Umgebenden leicht überzeugen können. Dies bestätigten auch engagierte Protestanten mir gegenüber immer wieder. Vielleicht sollten Sie, HP, doch noch meinen Beitrag lesen, um zu verstehen, warum das so ist:
    http://test.hagalil.com/2009/12/23/luther/

    HP schreibt:
    „die Ritualmordbeschuldigungen etwas mit Pessach zu tuen haben sowie die Hostienschaednung eine Ausweitung der Gottesmordlegende sein“
    Was wollen Sie denn damit sagen? Dass die Ritualmordbeschuldigungen berechtigt waren, ebenso die Gottesmordlegende, weil sie vermeintlich begründbar sind? Wöllen Sie ernstlich ansetzen zu einer Entschuldung der christlichen Intoleranz eines ganzen Jahrtausends?
    Nicht nur mir, auch anderen, blieben Ihre obigen Andeutungen unklar.

    Schön für Sie, dass Sie Dante anscheinend gut kennen (und sich damit als deutschen Bildungsbürger ausweisen möchten?), aber auch hier, was wollen Sie damit sagen? Dass Juden schuld sind an ihrer eigenen Verfolgung?

    HP schreibt:
    „Gibt es eigentlich, abgesehen von dem Wunsch nach einem Suendenbock, einen tieferen Zusammenhang zwischen der Hexen- und der Judenverfolgung.“
    Meinen Sie diese Frage allen Ernstes ernst? Dann sind Sie eben doch nur vermeintlich ein Bildungsbürger. Denn wer die Geschichte kennt, weiß dass doch die Kirche der Haupthetzer gegen sog. „Hexen“ und Juden war, und zwar sowohl die alte Kirche als auch die reformierte. Ist das vielleicht kein ausreichend tiefer Zusammenhang?
    Zur Vertiefung Ihrer Bildung empfehle ich Ihnen u.a.:
    http://test.hagalil.com/2010/03/18/luther-graetz/

    HP schreibt:
    „aber speziell im Zusammenhang mit christlichem Antisemitismus war das Heilige Roemische Reich im europaeischem Vergleich eher mittlerer Durchschnitt.“
    So, wo haben Sie das denn her? Bitte um Belege!
    Lesen Sie mal lieber das:
    http://test.hagalil.com/2009/05/06/doellinger/

    HP schreibt:
    „Abschliessend kann ich Ihnen nur mein Bedauern ausdruecken, dass Sie sich in Kreisen bewegen, bei denen eine mangelnde politische bzw. historische Bildung ein Thema ist.“
    Das sind die Kreise aus denen sich die Mehrheit der Deutschen zusammensetzt. Kein Wunder – bei derart auskunftsarmen Nachschlagewerken und Lexika, bei einem derart hohen allgemeinen Desinteresse an der eigenen Geschichte und Identität, bei einem Staat, der Sport, Konsum und Verblödung seiner Bürger als opportun und zweckdienlich ansieht.

    HP schreibt:
    „…die Frage nicht verkneifen, ob Sie den Film ‘Borat’ von Sacha Baron Cohen gesehen haben und falls ja, was Sie davon halten?“
    Nun, ich habe den Film gesehen, zunächst sehr darüber gelacht, später jedoch nach ernsthafter Reflexion die offensichtliche Verunglimpfung der Minderheit der Roma als nicht tragbar erkannt und lehne den Film daher ab. Welche Absicht verbanden Sie mit Ihrer Frage?

    HP schreibt:
    „Heute werde ich nach Feierabend das Museum ueber den Warschauer Ghettoaufstand im Kibbutz Lohame Hagetaot besuchen, meine Form von Bildung…“
    Mal ehrlich, glauben Sie im Ernst, das interessiert auch nur einen haGalil-Rezipenten?

  3. „Mag sein, dass die Bestialitäten der Nazizeit allmählich immer besser bekannt werden – über die Ereignisse der Jahrhunderte davor, die den NS erst ermöglichten, weiß kaum jemand ausreichend Bescheid. Dazu gehört z.B. auch die mehr als fragwürdige Geschichte des Christentums.“ – Ohne jetzt mal Ihre Beitraege zu lesen, duerfte Luthers Antisemitismus doch allgemein bekannt sein, die Ritualmordbeschuldigungen etwas mit Pessach zu tuen haben sowie die Hostienschaednung eine Ausweitung der Gottesmordlegende sein. Besonders im Bezug auf letztere lege ich Ihnen gerne die Lektuere der Goettlichen Komoedie nahe, denn es ist ein Trugschluss, Judas im Hoellenfeuer anzusiedeln: So heisst es im 23. Canto des ‚Inferno‘ von mir frei uebersetzt: „In demselben Graben liegt in derselben Weise sein Stiefvater (Annas)und all‘ die Sanhedrim, deren Ratschlag fuer die Juden die Saat des Blutes ausgebracht hat.“ Weiterhin wird im 27. Canto der Fall Akkos christlichen und juedischen Kaufleuten zugeschrieben. Der letzte Abschnitt des Cocytus heisst uebrigens Judecca, in welchem die Verraeter an ihren Herren auf ewig in Eis eingeschlossen leiden muessen und die Verraeter Judas, Brutus und Cassius von einem dreikoepfigen Luzifer gequaelt werden. Heute befindet sich der Verfasser Dante auf den italienischen Euro-Muenzen, welch‘ Schande…

    Gibt es eigentlich, abgesehen von dem Wunsch nach einem Suendenbock, einen tieferen Zusammenhang zwischen der Hexen- und der Judenverfolgung. Sowohl Hostienschaendung als auch Ritualmorde wurden bekannterweise beiden Gruppen zugeschrieben und in Ihrem usrpruenglichen Artikel deuten Sie auch eine gewisse Beliebigkeit der Begrifflichkeiten an.

    Keinesfalls moechte ich in die Naehe derer gerueckt werden, die unaussprechlichen Verbrechen des deutschen Volkes waehrend des zweiten Weltkrieges relativieren wollen, in dem sie auf andere Voelker zeigen, aber speziell im Zusammenhang mit christlichem Antisemitismus war das Heilige Roemische Reich im europaeischem Vergleich eher mittlerer Durchschnitt. Ausgerechnet die Rolle Preussens, der Heimat des eisernen, deutschen Militarismus, ist in diesem Zusammenhang positiv hervorzuheben. Nicht nur die Hugenotten, sondern auch zahlreiche Juden haben sich unter dem toleranten Wahlspruch „Jedem das Seine“ ins Reich rufen lassen, nicht wissend, dass Sie Jahrhunderte spaeter unter gleichem, staehlernem Spruchband die Hoelle auf Erden erleben durften.

    Abschliessend kann ich Ihnen nur mein Bedauern ausdruecken, dass Sie sich in Kreisen bewegen, bei denen eine mangelnde politische bzw. historische Bildung ein Thema ist. Einen Fernseher besitze ich uebrigens seit 4 Jahren nicht mehr, kann mir aber trotzdem die Frage nicht verkneifen, ob Sie den Film ‚Borat‘ von Sacha Baron Cohen gesehen haben und falls ja, was Sie davon halten? Sich ueber youtube aufzuregen lohnt nicht, geben Sie einfach mal den Suchbegriff ‚Rudolf Hess‘ ein und Sie werden sehen, was ich meine…

    Heute werde ich nach Feierabend das Museum ueber den Warschauer Ghettoaufstand im Kibbutz Lohame Hagetaot besuchen, meine Form von Bildung…

  4. „Welcher Art sind also die Geschichtsluegen, welche die Regierung bereithaelt, denn was koennte schlimmer als die von mir angedeuteten, in Schulen und Universitaeten gelehrten, Verbrechen sein?“

    Wie Umfragen immer wieder ergeben, weiß der bundesdeutsche Bürger wenig, viel zu wenig über die eigene Vergangenheit. Mag sein, dass die Bestialitäten der Nazizeit allmählich immer besser bekannt werden – über die Ereignisse der Jahrhunderte davor, die den NS erst ermöglichten, weiß kaum jemand ausreichend Bescheid. Dazu gehört z.B. auch die mehr als fragwürdige Geschichte des Christentums.

    Sie mögen Glück gehabt haben und einen auskunftbereiten, einsichtsvollen Lehrer gehabt haben; andere hatten das Pech, dass das letzte Schuljahr zuende ging, als man gerade in den 1920er Jahren stand, wieder andere hatten Lehrer, denen die deutsche Vereinigung und die Geschichte der DDR ein größeres Anliegen war, als etwa die deutsche Minderheitengeschichte.

    Aber es geht mir gar nicht nur um Versäumnisse in der Schule, es geht, wie ich in meinen zahlreichen Artikeln immer wieder gezeigt habe, um unvollständige Einträge in Nachschlagewerken für Geschichte oder in Lexikonartikeln, die beschönigen, klittern, verheimlichen.

    Beispiele:
    http://test.hagalil.com/2009/12/23/luther/
    http://test.hagalil.com/2009/07/19/hostienschaendung/
    http://test.hagalil.com/2009/06/22/ritualmordbeschuldigungen-2/

    „Muss ich mich dann auch als Teil ‘des’ Taetervolkes schlechthin ansehen?“

    So wie Sie Ihre Vorfahrenschaft schilderten, bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig. Teil des Tätervolkes sein (und heute leben), heißt ja nicht, dass Sie schuldig sind, sondern ’nur‘, dass Sie sich der deutschen Vergangenheit gestellt haben sollten, dass Sie Reue und Mitgefühl für die Opfer der Deutschen empfinden, dass Sie Alles tun, um zu verhindern, dass sich ähnliche Ereignisse in Ihrem Land oder woanders wiederholen.
    Das dürfte doch wohl nicht zuviel verlangt sein.

    „Wie habe ich, als Nachkomme eines “guten Deutschen”, persoenlich mit dem deutschen Schuldkomplex umzugehen?“

    Da gibt es keine festgeschriebenen Regeln. Bilden Sie sich erstmal ausgiebig, lesen Sie generell mehr (anstatt fernzusehen! TV verblödet.), versuchen Sie sich über die deutsche Geschichte nicht nur in deutschen Büchern und Filmen, Internetportalen etc. schlau zu machen, sondern schauen Sie ohne Bedenken auch bei den anderen Völkern ‚rein! Halten Sie sich offen nach allen Seiten. Vergleichen Sie die hier mit den dort erworbenen Information. Bilden Sie sich Ihre Meinung. Diskutieren Sie mit anderen.
    Reden Sie generell mit möglichst vielen Menschen, die nicht Ihrem Kulturkreis, Ihrer Muttersprache, Ihrer Religion, Ihrer Heimat(stadt) angehören bzw. entstammen!

    Beherzigen Sie das Alles über mehrere Jahre hinweg, könnte durchaus noch ein anständiger Mensch aus Ihnen werden.

  5. Herr Schlickewitz, ich haette da mal zwei ganz dumme Fragen:
    Im grossen und ganzen gebe ich ihrer Kritik am Christentum und dem deutschen Volk voellig recht. Zum Beispiel kann ich mich noch sehr gut an die beruechtigte Wehrmachtsausstellung und den haesslichen Revisionismus einiger Deutscher (speziell der christlichen Parteien CDU und CSU) erinnern. Meine Grossmutter, eine Zeitzeugin, hat auch nur den Kopf geschuettelt und gesagt, dass jeder, der nach Kriegsende behauptet hat, er haette nicht gewusst, was mit den Juden im Osten geschehen ist, ein dreckiger Luegner waere. Selbiges geschah uebrigens im Gespraech mit meiner anderen Grossmutter, welche nach eigener Aussage erst kurz nach dem Krieg von dem Ausmass der NS-Verbrechen erfahren hat, als sie ein Kino besuchen musste, in welchem ein Film ueber eine KZ-Befreiung lief.

    Persoenlich kann ich aber folgenden Satz „Oder noch besser, beschweren Sie sich bei der Regierung, die bis heute Geschichtslügen für Deutsche für notwendig hält!“ Vielleicht liegt es daran, dass ich waehrend meiner Abiturzeit Geschichte als Leistungsfach hatte, aber ich habe nur aeusserst positive Erinnerungen an den damaligen Unterricht. Es wurde von meinem Geschichtslehrer eigentlich alles offen angesprochen, was damals so getrieben wurde: Massenerschiessungen; industrialisierter, organisierter Massenmord; Berge von Goldzaehnen; Briefe von Frontsoldaten, in denen sich ueber die ungeliebten Saeuberungsaktionen beschwert wird; Frontbordelle, die denen der kaiserlich-japanischen Armee (Stichwort „ianfu“) in nichts nachstanden; Auszuegen aus ‚Mein Kampf‘, in denen explizit die Ausloeschung der juedischen Rasse propagiert wird… Selbst arbeite ich uebrigens in einem medizinischen Beruf und waehrend meiner Ausbildung wurden von den Dozenten auch die Verbrechen meiner Profession thematisiert: Euthanasie; Zwangssterilisation (Frauen wurde zum Beispiel fluessiger Beton vaginal in einem katholischen Krankenhaus eingefuehrt); Menschenversuche in KZs… Welcher Art sind also die Geschichtsluegen, welche die Regierung bereithaelt, denn was koennte schlimmer als die von mir angedeuteten, in Schulen und Universitaeten gelehrten, Verbrechen sein?

    Angenommen mein Urgrossvater haette vor Ausbruch des 2. Weltkriegs und der Reichskristallnacht seine juedischen Nachbarn vor der SA versteckt und ihnen in seiner Funktion als Buergermeister seiner Stadt die Papiere fuer eine schnelle Ausreise aus dem deutschen Reich beschafft.

    Muss ich mich dann auch als Teil ‚des‘ Taetervolkes schlechthin ansehen? Wie habe ich, als Nachkomme eines „guten Deutschen“, persoenlich mit dem deutschen Schuldkomplex umzugehen?

  6. Sollte ich tatsächlich zu hart mit Ihnen umgesprungen sein, Blaise, sehen Sie es mir bitte nach. Häufig genug werde ich angegriffen von Fanatikern, Deutschnationalen, katholischen Ultras. So etwas macht hart.

    Ihre Klarstellung (größte Religion) beseitigt natürlich ein Missverständnis. Der Islam holt allerdings auf und bald wird er das Christentum an Anhängerschaft überholen (falls nicht bereits geschehen).

    Sie schreiben:
    „Mit keiner einzigen Silbe haben Sie erklärt, wie sie in dem Bericht von “Judas” verbrennen auf den Brauch des “Juden” verbrennen kommen. Das war meine Anmerkung zum Artikel.“

    Nun, ich habe unten in meinem Artikel zum Judenverbrennen einen ganzen Abschnitt stehen, in dem ich über diese ‚Unsitte‘ aufkläre. Das Verbrennen von Juden war durch seine Häufigkeit in Deutschland zu etwas geworden, was bis ins letzte Dorf bekannt geworden sein dürfte. Ferner zitiere ich den Autor Bronner mit drei Passagen in denen ganz eindeutig vom Verbrennen der Juden und nicht vom Verbrennen des Judas die Rede ist:

    „Zum ersten bedenken etliche das Leiden Christi also, daß sie über die Juden zornig werden, singen und schelten über den armen Judas. – In Köln verbrannten die Kinder in der Karwoche eine Strohpuppe, Judas genannt. Mit dem Brauche hängt wohl die volkstümliche Redensart zusammen: ‚Der Jud muß verbrannt werden.‘ Merkwürdig ist nun das Folgende, daß beim sogen. Todaustreiben um Mittelfasten, dem bekannten Frühlingsumzuge, der älter ist als das Judasverbrennen, bei dem oft eine Strohpuppe verbrannt ward, mancherorts gesungen wurde:

    ‚Nun treiben wir den Tod hinaus,
    dem (oder den) alten Juden…“

    Dreimal, das müsste doch eigentlich genügen oder?

    Sie schreiben:
    „Auch die Tendenz alles Böse auf Deutsche und Christen zu reduzieren ist meines Erachtens unfair. Natürlich haben Deutsche mit dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust unendliche Schuld auf sich geladen…“

    Warum nur mit dem 2. Weltkrieg, Blaise, und nicht auch noch mit dem Ersten?
    Ohne unseren depperten Kaiser Wilhelm und mit diplomatischem Fingerspitzengefühl hätte dieser Krieg vermieden werden können!

    Deutsche sind nun mal ‚das‘ Tätervolk schlechthin, auch wenn wir Deutschen es gerne anders hätten. Nicht Briten, nicht Belgier nicht Bolivianer – Deutsche stehen hinter den schlimmsten Verbrechen der Menschheit. (Allein Auschwitz mindestens 1,1 Millionen Ermordete!)

    Oder sehen Sie das anders?

    Und warum sollte man diese Tatsache dann nicht mit Worten auch benennen dürfen? Sind wir Deutschen denn Kinder, dass man uns die Wahrheit nur in Dosen oder in kaschierter Form vorsetzen darf?

    Ebenso verhält es sich mit den ‚bösen‘ Christen. Nennen Sie mir, Blaise, eine Religion, die vergleichbar viele Morde in 2000 Jahren verübt hätte!
    Etwa die Juden? Doch wohl eher nicht, oder?
    Oder die Muslime? Nein, ganz so übel wie die Christen sind die wirklich nicht.
    Oder die Buddhisten oder die Hindus?

    Nein, die Christen sind und bleiben die Weltmeister, die Champions im Töten, Schänden, Vergewaltigen, Rauben, Morden – aber auch im Lügen, Heucheln, Klittern.
    Das war es, was ich meinte, als ich von den um ihre wahre Geschichte belogenen und betrogenen Deutschen schrieb. Man hat uns Deutschen 60 Jahre lang erzählt, der Hitler und die Nazis waren es, wir Deutschen hingegen sind unschuldig. Begierig und froh glaubten die meisten Deutschen diesen Unfug.
    Auch Sie, Blaise. Und deshalb beschweren Sie sich bei mir, ich sei „unfair“.

    Bin ich das wirklich? Weil ich die Wahrheit sage?

    Blaise, haben Sie meine April-Chronik gelesen? Wenn nicht, lesen Sie nur mal die Deutschland und das Christentum betreffenden Einträge! Und dann frage ich Sie – bin ich wirklich unfair?

    http://test.hagalil.com/2010/04/01/chronik-april/

    Ãœber den Erzchristen Hitler hat Sie Yael oben bereits aufgeklärt. Es gibt noch eine ganze Menge weiterer Belege dafür, dass unser lieber „Führer“ nicht nur stark von seiner katholischen Umgebung geprägt war, sondern auch stets auf ein gutes Verhältnis mit Papst und Klerus aus war.

    Natürlich haben Sie recht mit Ihrem Einwand, dass es auch anständige Deutsche und Christen gab. Aber diese waren in der absoluten Minderheit. Sie stehen nicht repräsentativ für die Masse der Deutschen oder der Christen. Die meisten Deutschen bzw. Christen haben feige mitgemordet, mitdeportiert, mitgeraubt und auch noch sehr lange mitprofitiert, wie etwa der Historiker Götz Aly in seinen Ausführungen verdeutlicht hat.
    Deswegen kann ich, wenn ich über die Mehrheit spreche, auch Deutsche und Christen sagen.

    Klar, Blaise, dies muss einem Deutschen, noch dazu einem christlichen Deutschen, weh tun, das sehe ich ein. Aber das ist nun mal unsere gottverdammte deutsche historische Wahrheit.

    Beschweren Sie sich darüber bitte bei unseren Vorfahren, aber nicht bei mir. Oder noch besser, beschweren Sie sich bei der Regierung, die bis heute Geschichtslügen für Deutsche für notwendig hält!

    Kennen Sie das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern?
    Das Volk und der Kaiser sind die Deutschen…

  7. Adolf Hitler war Mitglied der römisch-katholischen Kirche und zahlte bis an sein Lebensende seinen “Kirchenbeitrag”, d. h. Kirchensteuer. Als junger Mann stand Hitler unter dem Einfluss der von der katholischen Kirche unterstützten Christlichsozialen Partei Österreichs. Obwohl er zeitlebens von Martin Luther fasziniert war (Wir berichteten in Nr. 4 und Nr. 5), hält er der römischen “Mutterkirche” als Mitglied die Treue. Die Judenverfolgung versteht er später als eine Fortsetzung des “Werkes der Kirche”.

    In Mein Kampf missbilligt er die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Evangelischen und ruft dazu auf: “Darum sei jeder tätig, und zwar jeder, gefälligst, in seiner Konfession.” So hält er es auch selbst. Trotz seiner lebenslangen Verehrung für Martin Luther bleibt Adolf Hitler “von der Wiege bis zur Bahre” römisch-katholisch und preist den Nationalsozialismus als ökumenische Bewegung. Hitler wörtlich: “Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubige Protestant neben dem gläubigen Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen.” Katholiken und Evangelische sollen nach dem Willen Hitlers einander achten und schätzen und gemeinsam gegen den jüdischen Feind kämpfen (70. Auflage, München 1933, S. 628 ff.).

    http://www.das-weisse-pferd.com/de/main/dwp/99_07/9907kirche_hitler.html

  8. Hallo Herr Schlickewitz,

    zuerst bin ich über den nun etwas freundlicheren Ton überrascht und natürlich auch froh.

    Zu Ihrem letzten Beitrag nur einige kurze Anmerkungen. Das ich mich (und wahrscheinlich auch andere) gegenüber Ihren „Argumenten“ unzugänglich zeigen, ist nicht gleichbedeutend mit Unrichtigkeit. Sie sollten selbst so „gebildet“ sein, dies zu erkennen.
    Es entsteht der Eindruck, dass Ihre Position ja von „gebildeten“ Menschen verstanden wird und alle die Ihren Argumenten nicht zustimmen, seien ungebildet. Eine Diskussion zur Sache wäre fairer und sachgerecht – sie müssen mich nicht vorher schlecht machen.

    Ich habe auch nie behauptet, das Christentum sei das „non plus ultra“. Das Christentum ist (so glaube ich zu wissen) die Religion mit die am weitesten verbreitete Religion (das meinte ich mit „größte“ Religion).

    Mit keiner einzigen Silbe haben Sie erklärt, wie sie in dem Bericht von „Judas“ verbrennen auf den Brauch des „Juden“ verbrennen kommen. Das war meine Anmerkung zum Artikel.

    Auch die Tendenz alles Böse auf Deutsche und Christen zu reduzieren ist meines Erachtens unfair. Natürlich haben Deutsche mit dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust unendliche Schuld auf sich geladen. Ich weiß also um die Geschichte, dem Leid, das von Deutschland ausging. Es ist auch wichtig und richtig, dass wir uns der Geschichte erinnern und die Geschichte aufarbeiten. Ich glaube nämlich, dass das Wissen um die Vergangenheit eine bessere und menschlichere Zukunft möglich machen.

    Ihre These, die beiden Weltkriege seien „christliche“ Vernichtungskriege gewesen, halte ich für falsch. Wäre dem wirklich so gewesen, was hätte es den Christen gebracht, andere Christen zu vernichten (wenn die meisten Opfer wie Sie sagen, Christen waren)? Hitler war, so glaube ich kein Christ – eher hat er Christen wie alle möglichen Gegner verfolgt. Er führte „seinen“ Vernichtungskrieg eben nicht für „Gott“ und Vaterland, sondern für sich, für „Führer und Vaterland“. Aber die Gründe und Ursachen für diesen Krieg sind so vielfältig und umfangreich, dass eine Diskussion darüber ein eigenes Thema wert wäre.

    Für problematisch halte ich auch solche pauschale Bezeichnungen wie „die Deutschen“ und „die Christen“ etc. Ich bin auch Deutscher und Christ und habe nie einen Vernichtungskrieg angezettelt, nie einen Menschen tot geschlagen etc. Das trifft auch Millionen andere Deutsche und Christen zu. Andere mögen sich deshalb wegen ihrer Abstammung oder wegen des Glaubens grämen und lamentieren und auf die bösen Deutschen und Christen einzuprügeln. Man könnte aber versuchen, es besser zu machen (was natürlich nur möglich ist, wenn man die eigene Geschichte kennt).

    Ach ja: ich habe kein Problem mit der Wahrheit. Ob „die“ Wahrheit auch Ihr Wahrheit ist, mag dahingestellt bleiben. Ein Problem habe ich damit, wie Sie mit Menschen umgehen, die es wagen, Ihre Artikel zu hinterfragen oder die Ihren Argumenten nicht „zugänglich“ sind. Denen unterstellen Sie fehlende Bildung, Unbelesenheit, und Naivität.. Sie schrecken auch nicht davor zurück, eine Person hier als Alkoholkranken zu diskreditieren.

    Es wäre wohl besser, Sie würden sich mit Argumenten auseinandersetzen und nicht Leute schlecht zu machen. Auch wenn andere sich nicht so gut ausdrücken können wie Sie, nicht studiert haben wie Sie und naiv wären, haben diese Menschen einen fairen Umgang verdient.

    Eines hat mir mein Vater mich aus der Geschichte gelehrt: Der Zweck heiligt nicht die Mittel!

    Blaise

  9. @Blaise

    Ich wiederhole gerne noch einmal, die geschichtliche Wahrheit muss für ein Volk, das sich seit bald drei Generationen in einem fort selbst belogen und betrogen hat, hart klingen.

    Zudem, Blaise, wenn Sie sich gegenüber meinen Argumenten als unzugänglich zeigen und weiterhin auf dem Standpunkt stehen, ausgerechnet das Christentum sei ein Nonplusultra („größte Religion der Welt“), so dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie und Ihre, für jeden gebildeten Menschen als unhaltbar erscheinen müssende, Position ebenfalls angegriffen werden.

    Ist Ihnen denn nicht klar, dass die beiden Weltkriege (des 20. Jh.) in erster Linie christliche Vernichtungskriege waren?
    Christen schlugen Christen tot, jeweils angefeuert von ihren eigenen christlichen Würdenträgern und Klerikern: Pour Dieu et la Patrie, For God and Fatherland, Für Gott und den Führer.

    Christliche Deutsche, denen das Töten der eigenen Glaubensgenossen nicht genügte, schlugen obendrein noch 6 Millionen Juden und eine halbe Million Sinti und Roma tot.

    Die Täter der meisten an diesen beiden opferreichsten Kriegen der Menschheit beteiligten Nationen waren in erster Linie Christen (Deutschland z.B. zählte noch am Vorabend des Zweiten Weltkrieges 95 % Katholiken und Protestanten) und als die Haupttäter gelten nun mal die Deutschen. Sie haben beide Kriege vom Zaun gebrochen, ohne Skrupel und ohne Not. Deutschland steht daher in den Geschichtsbüchern der ganzen Welt als der Auslöser beider dieser Weltkriege, die mit Folgetoten 60 bis 80 Millionen Opfer forderten, da.

    Und Sie werfen mir allen Ernstes vor, weil ich diese Wahrheiten äußere, dass ich Deutsche, Christen, Nichtjuden beleidige?

    Die Wahrheit zu sagen, ist weder beleidigend noch diffamierend. Die Wahrheit zu hören, kann schmerzlich sein für denjenigen, der das Denken bisher anderen überlassen hat, bzw. für den, der es versäumt hat, die elementarsten Fragen zur deutschen Geschichte je in seinem Leben gestellt zu haben.

    Ich hege tiefes Mitgefühl mit Ihnen, Blaise.
    Jedoch, es ist nie zu spät.
    Lesen Sie Geschichte und versuchen Sie zu begreifen, wie sehr man Sie bisher belogen und betrogen hat!

    PS: Gerne höre ich mir eventuelle Ihre Einwände hierzu an.

  10. Herr Schlickewitz,

    warum beleidigen und diffamieren Sie Menschen, die Ihre Beiträge kritisieren? Ihr Hass gegenüber allem Nichtjüdischen, Christlichen und allen Deutschen ist aus jeder Zeile zu lesen.

    Es mag zwar sein, dass im Internet Diskussionen oft mit harten Bandagen ausgetragen werden, Ihre Antworten zeichnen ein Bild von Ihnen, mit der Sie die eigenen Beiträge in ein schlechtes Licht stellen. Das mag an sich nicht schlimm sein, aber halGalil wird genau so diskreditiert.

    Herzlichen Glückwunsch.

    Blaise

  11. „Das Problem liegt also wo anders, nämlich bei Mir und bei Dir!“

    Nein, das Problem liegt eindeutig bei Dir; Du hast mal wieder zu tief in die Flasche gesehen, arme Trinkerseele. So ein Gefasel gibt kein Nüchterner von sich.

  12. „3 mosaischen Religionen“

    Bitte? Ausschließlich das Judentum wird mosaisch genannt, daher ist das was Sie hier schreiben völlig falsch.

    „Wenn jemand ein goim (verzeih die miese Rechtschreibung) ist, dann heißt das Schwein.“

    Wenn Sie das Wort für sich selber so (mit Absicht) absolut falsch übersetzen, ist das Ihre Sache und sagt höchstens etwas über Sie aus. Goy(im) sind heute Nichtjuden und mitnichten wird das Wort mit „Schwein(e)“ übersetzt. In der Thora wurde das jüdische Volk zunächst als Goyim bezeichnet. Schwein(e) heißt im Hebräischen: Chasir(ut).

    Bleiben Sie bei Fakten und phantasieren Sie bitte weniger. Andere glauben diese Lüge am Ende auch noch.

  13. Man spricht von den 3 mosaischen Religionen. Judentum, Christentum und Islam. Das lernt als braver Katholik im Reli. Abraham und Ibrahim waren Brüder. Deren Nachkommen sind die Juden und die Araber. Es sind also Brudervölker. Trotzdem wissen fanatische Muslime, warum alle Juden verschwinden müssen. Ebonso sicher wissen fanatische Juden, warum die Araber weg müssen. Von uns lieben Christen, in diesem Falle Deutsche ganz zu schweigen. Wenn jemand ein goim (verzeih die miese Rechtschreibung) ist, dann heißt das Schwein. Wenn jemand für mich ein Schwein ist da er ungläubig ist, wirft das Fragen über das Menschenbild meines Glaubens (in diesem Falle Judentum) auf. Wenn ich als Christ überall Heiden (Sklaven des Unglaubens, Verlorene und Unfreie,die ich in Öfen stecken kann) sehe, wirft das Fragen über das Menschenbild meines Glaubens auf. Was sind wir für Menschen, wenn die andern nur Schweine, Heiden und Gottlose sind? Der Antisemitismus ist kein deutsches Problem. Menschenverachtung wie sie im Saulkapitel zelibriert wird,(Gott verstößt Saul, weil dieser seine Kriegsgegener mit Achtung behandelte und sie nicht, wie der zornige Gott anordnete, vernichtete.) ist auch kein jüdisches Problem. Diese menschenverachtenden Einstellungen sind kein Monopol bestimmter Völker und Religionen. Sie sind ein umfassendes menschliches Problem. Hinter Rassenwahn steckt die selbe schlimme Energie wie hinter Gier. Ich will mehr sein, als ich bin. Mein krankes Selbst muss sich zum Ego aufpusten. Dafür geht man dann auch gerne mal über Leichenberge. Und Massenmörder gab es nun wohl reichlich. Waren die alle Deutsche. Hatte Alexander einen deutschen Pass. War der oberste Inka Jude, für den waren alle nichtgläubigen Stinkende. Ihr seht also überall kommen Menschen auf die selben ideen ganz ohne Israelischen, Arabischen oder Deutschen Pass. Das Problem liegt also wo anders, nämlich bei Mir und bei Dir! Du musst Dich entscheiden, welchen Weg Du gehen willst. Verbrechen bleiben Verbrechen, und es ist egal wer sie begeht und warum er sie begeht. Es bleiben Verbrechen. Also entspannt Euch und bleibt locker.

  14. @Blaise

    „Der Autor sucht nicht Gemeinsamkeiten, er will spalten in dem er schlecht macht.“

    Nein, der Autor will aufklären und endlich der Wahrheit zum Durchbruch verhelfen.

    Dass diese Wahrheit einem unbelesenen (oder naiven) Zeitgenossen wie eine bittere Pille schmeckt, ist durchaus vorstellbar. Nur beschweren Sie sich darüber bitte bei den beamteten deutschen Historikern und den Kultusministern der Länder, die bisher mit der historischen Wahrheit allzu schonend umgegangen sind.

    Außerdem – wo keine Gemeinsamkeiten sind, kann man keine aus dem Hut zaubern: das von Ihnen über den grünen Klee verherrlichte Christentum („größte Religion der Welt“) hat zwei Jahrtausende lang Minderheiten (Frauen, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Andersgläubige etc.) verfolgt und ermordet in einer Weise und Quantität wie keine andere Religion der Welt.
    Da sind einfach keine Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen herstellbar, beim besten Willen nicht! Sorry.

    RS

  15. Erst jetzt habe ich diesen Artikel gelesen. Es gibt vieles in der Vergangenheit Deutschlands und vieler anderer Staaten, dass nicht schön geredet werden kann. Dazu gehören auch die Progrome gegen jüdische Gläubige.
    Auch Martin Luther war, was den Umgang mit jüdischen Menschen anging, kein weiser Nathan.
    Was aus dem Artikel trotzdem kritisiert werden kann, ist der Schluss vom „Judas-Verbrennen“ zum „Juden-Verbrennen“ und das Verschweigen, dass dieser Brauch des „Judas-Verbrennen“ kein auf Deuschland beschränkter Brauch war.
    Wenn man dies bedenkt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass Robert Schlickewitz auch kein Nathan ist. Es geht ihm nicht um Aufklärung und Lernen aus der Geschichte. Nein, ich habe den Eindruck, er will Christen und Deutsche schlecht machen. Da hat jemand immer noch nicht verwunden, dass ein Jude die größte Religion der Welt gestiftet hat, die eben nicht jüdisch ist.
    Der Autor sucht nicht Gemeinsamkeiten, er will spalten in dem er schlecht macht.

    Ein differenzierter und genauer ausgearbeiteter Artikel mit weniger Polemik wäre der Sache dienlicher gewesen.

    Schade.

    Blaise

  16. Hallo,

    Deutschland tritt in der Welt allgemein als der Klimaschützer auf, um so befremdlicher ist, was sich Ostern abspielt! Da steigen nämlich die Feinstaubwerte in astronomische Höhen!
    Giftiger Qualm legt sich über das ganze Land und wehe dem, der sich darüber erregt.
    Die Pyromanen sind los! Wir erreichen Verhältnisse, wie in der dritten Welt!
    Das nennt sich dann Brauchtumspflege. Bräuche auf die wir verzichten können, wenn man dann noch den historischen Hintergrund kennt!

    Die Behörden schauen weg.
    Wir sollen den alten Brauch tolerieren! So die Antwort vom Ordnungsamt…..
    Hier im Berliner Raum, ist das kein alter Brauch! Zu DDR-Zeiten gab es keine Osterfeuer!

    Wir Asthmatiker sind froh, wenn Ostern, das größte Abfall-Verbrennungs-Kokelfest, vorbei ist!

    Beste Grüße: Petra

  17. @ Thomas: Nennen Sie mir, bitte, ein einziges jüdisches Fest in dem es um „Vertreibung und Mord an anderen Völkern geht“. Nur eines.  Kennen Sie überhaupt die jüdischen Feste? Wissen Sie irgendetwas über´s Judentum? Religion, Philosophie, Geschichte? Wenn nicht, dann würde ich mich an Ihrer Stelle, geschlossen halten.
    Mit Ihrem Kommentar zeigen Sie eigentlich nur absolute ignorante Unwissenheit. Aber das ist ja neuerdings tres chic.

  18. Demnach gehören die Werke von Luther, Goethe, Schiller verdammt. Denn auch sie beinhalten, wenn man alles an den Haaren herbeizieht, „antisemitisches Klischee“.
    Also, lasst Bücher brennen…
    Nicht ein Wort der Kritik darf noch öffentlich zugänglich sein, von Brauchtum erst gar keine Rede, wo kämen wir dahin, im „freiesten deutschen Staat“.

    Welchen Ursprung haben ein Großteil der  jüdischen Feste, in denen es um Vertreibung und Mord an anderen Völkern geht?
    Aber das darf nicht zur Diskussioon gestellt werden- herrliche Gleichheit!

  19. Der SPIEGEL brachte jüngst eine Coverstory unter dem Titel „Judas – Verräter im Namen Gottes“ (Nr. 16/11.4.09). Darin stellen die beiden Autoren Schreiber und Schulz ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Judas und Juden her:

    Im Mittelalter gewann die Gestalt auch antisemitische Züge. Judas, der Jude, hatte den Messias verraten. Er galt als derjenige, der abseits stand, der Störrische, der das Heilshandeln Christi ablehnte und den Herrn töten wollte.

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