Rohe Gewalt: Liebermann hat sich die Herrschaft geschnappt

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Gideon Samet bringt in M’ariw einen Kommentar zu Liebermanns brutalem Drängen nach noch mehr Macht und spricht vom Versagen aller zionistischen Parteien…

Die erstaunlichen Errungenschaften von Avigdor Liebermann bei der Besetzung der nächsten Regierung sind nicht der Erfolg eines Grobians, der sich alles schnappt, was er will. Nein, hier handelt es sich um eine Niederlage des politischen Apparats. Der Mann nützt die Schwäche dieses Apparats aus. Er ist das Symbol des Zeitalters wilder Rohheit auf den Korridoren des Regierungsapparats. Bibi Netanyahu, der designierte Ministerpräsident, kapitulierte kampflos.

Das ist die traurige Geschichte von Benjamin Netanjahu, der immer wieder den Kopf verliert, sobald man ihn unter Druck setzt. Er hatte Angst vor der Brutalität des Mannes mit der losen Krawatte und dem hypnotisierenden Blick. Als Liebermann in Osteuropa verschwand, rief Netanjahu ihn an und kniete telefonisch vor ihm nieder. Wie ein junger Bursche, der sich vor einem Schläger schützt, gab er ihm völlig umsonst die beste Ware, die er bei den Wahlen errungen hatte, nur, um ihn zu beruhigen. …

Noch niemals hat ein israelischer Politiker – auch Arik Sharon nicht – seine Gegner so bezwungen wie Liebermann. Eigentlich hat er die Herrschaft an sich gerissen. Und ganz ohne Putsch. Das ist ein erschreckendes Bild. Der Vorsitzende einer Partei der Zweiten Liga wurde plötzlich zum wahren Herrscher der israelischen Politik… Eine Art von Terror drang in die politische Führung des Landes ein. Diese brutale Szene ist uns im Rahmen des nationalen Verhaltens jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr fremd.

Was nicht mit Gewalt geht, geht mit noch mehr Gewalt

Die historische Kräftedemonstration bei der Aktion in Gaza kann als eine Art Vorspiel zu der Aktion gewertet werden, mit der jetzt die Regierung gebildet wird. Wenn es in Gaza nicht mit Gewalt geht – sagte Israel unter dem Jubel der Massen (und aller jüdischen Parteien), dann geht es mit noch mehr Gewalt. Liebermann brauchte viel weniger. Bei den Debatten, die Netanjahu mit Liebermann führte, getraute Bibi sich nicht einmal zu überprüfen, ob Yvette bei seinen Drohungen überhaupt eine Kugel im Lauf hat.

Und schaut doch nur, wie die Braven und Anständigen à la Dan Meridor jetzt mit scheinheiligem Entsetzen das betrachten, was sie doch von Anfang an wissen mussten. … Die Liebermannsche Brutalität und ihre Erfolge sind keine Episode. Sie sind eine Warnung. Noch schlimmer ist die Zerstörung des Abwehrsystems der herrschenden Schicht gegenüber listiger Autorität. Einer Gesellschaft, die das zulässt, drohen konkrete interne Gefahren, die nicht weniger schlimm sind, als die existenziellen Bedrohungen von außen.

6 Kommentare

  1. Wenn Du die Geschichte der Juden kennst, weisst Du, dass seit biblischen Zeiten gerade Juden Juden verbal heftigst attackiert haben, in Eretz ebenso wie in der Diaspora, um dann, im entscheidenden Moment, ihre Solidarität zu zeigen. Sturm im Wasserglas.

  2. Ich will den Lieberman auf gar keinen Fall verteidigen.
    Erregt hat mich nur die Art, mit der Juden hier aufeinander losgehen. Mir sind solche Ausdrucksweisen fremd; sie beleidigen mich, denn ich bin auch Jude.

  3. Es ist schon beachtlich, wie viel Hass in Worte gelegt werden kann, list man diesen Artikel.
    Der Autor sollte sich schämen, als Jude so über einen anderen Juden zu hetzen.

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