Hasenjagd in der Sukka

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Schwabacher Laubhütte eröffnet – Das Jüdische Museum Franken bekommt eine neue Außenstelle…

Vor rund 14 Jahren wurde bei Renovierungsarbeiten, verborgen in einem alten Haus, im mittelfränkischen Schwabach eine historische Laubhütte mit Resten von Wandfresken entdeckt. Neben den gewohnten religiösen Motiven, etwa von Moses mit den Gesetzestafeln, kam dabei die Zeichnung eines vor Jägern flüchtenden Hasen zum Vorschein. Eine solche szenische Darstellung in einer Sukka ist bislang einzigartig. „Die Hasenjagd steht symbolisch für die Verfolgung der Juden“, erläutert Daniela Eisenstein, Direktorin des Jüdischen Museum Frankens. Zudem erinnere das hebräische Akronym JaK-Ne-HaS (Jag den Has) die Gläubigen an eine besondere Gebetsfolge. „Fällt das Ende eines Feiertags auf den Schabbatausgang, kann man sich mit dieser einfachen Eselsbrücke die fünf vorgeschriebenen Segenssprüche merken: Das J steht für Jajin (Wein), das K für Kiddusch (Heiligung), das N für Ner (Licht), das H für Hawdala (Trennung) und das S für Sman (Zeit)“, erklärt Daniela Eisenstein.

Wandfresko: „Hasenjagd“, © Jüdisches Museum Franken

Doch nicht nur die Hasenjagd ist ein Zeugnis außergewöhnlicher jüdischer Dekorationsmalerei aus spätbarocker Zeit, auch die anderen floralen und figürlichen Abbildungen sind bislang in keiner europäischen Laubhütte zu finden. Außerdem ist die Kassettendecke noch funktionstüchtig, d. h. die Teile lassen sich herausnehmen und ermöglichen während des Laubhüttenfests den obligatorischen Blick auf den freien Himmel und die Sterne. Bauherr der Sukka war der frühere Hausbesitzer Moses Löw Koppel, der diese Besonderheit um 1795 einrichten ließ. Als einer der ältesten erhaltenen, in Häusern eingebauten Laubhütten, kommt dieser Sukka eine beachtliche kunst- und kulturhistorische Bedeutung zu.

Die Stadt Schwabach war lange Zeit Sitz eines Rabbinats und blickt auf eine traditionsreiche jüdische Geschichte zurück, die im Mittelalter ihren Anfang nahm. Die Vertreibung der Juden im Jahr 1938 beendete – mit Ausnahme einer kurzen Wiederansiedlung in der Zeit von 1945 bis 1950 durch Überlebende der Shoa aus Osteuropa – das jüdische Leben in der mittelfränkischen Gemeinde.

Seit Sonntag, dem 7. Juni 2015 kann die Schwabacher Laubhütte nun endlich bewundert werden – nach Schnaittach und Fürth als dritte Dependance des Jüdischen Museum Frankens. Die Sukka befindet sich in einem Haus in der Synagogengasse. Gleich in der Nachbarschaft sind weitere historische Gebäude zu besichtigen, wie etwa die ehemalige Synagoge oder das Rabbinerhaus. „Ein einmaliges historisches Ensemble“, schwärmt die Museumsdirektorin. Eine eigens dafür entwickelte App für Smartphones leitet den Besucher beim Gang durch das ehemalige jüdische Zentrum der Stadt und vermittelt Aspekte der Baugeschichte sowie die Biografien der einstigen Hausbewohner.

Blick in die Laubhütte mit den freigelegten Fresken und der zu öffnenden Kassettendecke, © Jüdisches Museum Franken

Das kleine Museum „Schwabacher Laubhütte“ überrascht die Besucher mit einer Mischung von ausgewählten klassischen Ausstellungstücken, Texttafeln, animierten Filmen sowie Hörstationen und stellt das Gebäudes mit seiner Laubhütte in den Vordergrund. – (jgt)

Jüdisches Museum Franken, Schwabacher Laubhütte,
91126 Schwabach, Synagogengasse 10a (rückwärtiger Eingang)
Öffnungszeiten: Sonntag, 12-17 Uhr, an Oster- und Pfingstmontag, Schließtage: 23.09.15 (Jom Kippur); 24./25./31.12.15; 1.1.16
http://www.juedisches-museum.org