Zur Psychologie extremer Situationen bei Bettelheim und Federn

Bruno Bettelheim und Emst Federn waren beide in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald, Bettelheim etwa ein Jahr im Zeitraum 1938/39, Federn sieben Jahre von 1938 bis 1945 (vgl. Kaufhold 1993 und Elrod 1987). Beide haben aus psychoanalytischer Sicht ihre Erfahrungen nach dem Wiedergewinnen der Freiheit reflektiert und darüber publiziert (vgl. Bettelheim 1989; 1990 a; b; Federn 1969; 1989; Reich 1993 a)…

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„Nackt unter Wölfen“ oder „Wolf unter Wölfen“?

Das folgende Gespräch entstand am Rande einer Tagung anlässlich Federns 80. Geburtstags im Oktober 1994 in Berlin. Meine Absicht war, daraus einen interessanten Beitrag für „Ich- die Psychozeitung“ (1990 von mir und anderen gegründet, um Ex-DDR-Bürgern die Psychoanalyse nahe zu bringen) zu machen. Das gelang. Darüber hatte dieses Interview eine heilsame Schockwirkung für mich persönlich. Bis 1990 sehr mit meinem Staat DDR identifiziert, hatte ich inzwischen, wie ich dachte, mühsam das Wichtigste zur Kenntnis genommen, was ich zuvor zur DDR-Geschichte nicht gewusst oder verdrängt hatte. Aber mitnichten: Die kommunistischen „Helden von Buchenwald“ hatte ich noch immer durch ein Tabu vor ihrer Entzauberung bewahrt bzw. ein realitätsgerechteres Verständnis ihrer Situation und Rolle vermieden. Ernst Federn half mir, nun auch hier genauer hinzuschauen – wofür ich ihm noch immer dankbar bin…

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Zur Psychologie des Terrors im totalitären System der DDR

Bereits 1946, kurz nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald, schrieb Ernst Federn: „Doch bin ich überzeugt, dass letzten Endes Verstand und wahrhaftige Gesinnung  sich durchsetzen  und meine Erfahrungen, die ich  hier niedergeschrieben habe, von Nutzen sein können. Ist doch die menschliche Natur ein dauernder Kampf mit unseren  ursprünglichen Trieben, und, wie Freud gezeigt hat, muß man diese  wissenschaftlich zu verstehen suchen…“

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Weitere Bemerkungen zum Problemkreis „Psychoanalyse und Politik“

»Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, erst geht der Führer, dann geht die Partei.« Wer das 1944 laut und zum Falschen sagte, der konnte darüber sein Leben verlieren. Wer hätte damals geglaubt, dass auch 40 Jahre später weder Führer noch Partei »vorüber« sind. Das Gespenst Hitlers und der Alptraum, den er für zwölf Jahre über Europa brachte, sollten nun, so meint eine neue Generation von Deutschen, endlich durchgearbeitet und überwunden werden, um, so denken sie, eine Wie­derholung unmöglich zu machen…

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Ernst Federn (1945): Erinnerungen an Fritz Grünbaums 60. Geburtstag im Konzentrationslager

Fritz Grünbaum (1880-1941) war ein bekannter österreichischer Kabarettist. Er wurde von den Nationalsozialisten in Dachau und Buchenwald eingesperrt; am 14.1.1941 verstarb er entkräftet in Dachau an Tuberkulose. Ernst Federn gehörte in Buchenwald zum Freundeskreis um Fritz Grünbaum. Gemeinsam feierten sie am 7. April 1940 in Block 17 heimlich in einer denkwürdigen Feier Fritz Grünbaums 60. Geburtstag. Unmittelbar nach seiner Befreiung aus Buchenwald verfasste Ernst Federn einen Erinnerungstext an diese berührende Geburtstagsfeier…

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Über die zukünftigen Chancen der von Ernst Federn wiederentdeckten und neu begründeten psychoanalytischen Sozialarbeit

„Zukunft“, hat der Philosoph Ulrich Sonnemann einmal geschrieben, „ist von außen wiederkehrende Erinnerung; darum hat die Gedächtnislosigkeit keine.“1 Diese Formulierung ist mehr als nur ein schönes Bonmot. Denn die Zukunft ist, bevor sie Wirklichkeit wird, erdacht, erfunden, erträumt worden, und darum schwindet sie, wenn die Erinnerung an das Erdachte, Erfundene, Erträumte verloren geht. Zukunft, die diesen Namen verdient, erwächst, wie man mit Walter Benjamin sagen könnte, aus dem, was in der Vergangenheit unabgegolten geblieben ist…

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  1. Ulrich Sonnemann: Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond, Hamburg 1994, S. 13 []

Zur Geschichte und Aktualität der Psychoanalytischen Pädagogik – Fragen an Rudolf Ekstein und Ernst Federn

Ernst Federn und Rudolf Ekstein, Wiener Emigranten, Juden, Widerstandskämpfer und enge befreundete Kollegen Bruno Bettelheims, gehörten zu den Pionieren der Freudschen, der Wiener psychoanalytisch-pädagogischen Aufbruchbewegung der 1920er und 1930er Jahre. 1992, kurz nach Bettelheims Selbstmord, entstand das nachfolgende Interview mit Rudolf Ekstein und Ernst Federn, über ihre Erinnerungen an die damalige Wiener psychoanalytisch-pädagigische Bewegung – die sie in einem „Kulturtransfer“ (Bettelheim) in die USA und später wieder zurück nach Europa gebracht haben…    

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„Um Buchenwald sieben Jahre zu überstehen, musste man vor allem Glück haben“

1995 führte der Düsseldorfer Psychoanalytiker Bernd Nitzschke ein Interview mit Ernst Federn, in welchem wesentliche Themen aus Federns Leben und Wirken behandeltet wurden: „Um Buchenwald sieben Jahre zu überstehen, musste man vor allem Glück haben“, betonte Ernst Federn…

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Ernst Federn: Biographische Kontinuität, Emigration und psychoanalytisch-pädagogisches Engagement

„Ich verstand auch sehr früh, dass ein Freund meines Vaters, August Aichhorn, jungen Menschen half, die in Not waren; das hat mich so tief beeindruckt, dass ich den Wunsch hatte, auch einen solchen Beruf zu ergreifen.“ Dies schrieb der Wiener KZ-Überlebende und Psychoanalytiker Ernst Federn in seinem autobiographisch getöntem Buch „Ein Leben mit der Psychoanalyse. Von Wien über Buchenwald und die USA zurück nach Wien (Federn, 1999, S. 326f.). Am 11.4.1945 wurde Ernst Federn von amerikanischen Truppen befreit, ging nach Belgien, 1948 in die USA, kehrte 1973 nach Wien zurück – und im Oktober 2004 wurde sein 90. Geburtstag in Wien mehrfach gefeiert. Dieser Beitrag wurde am 2.10.2004 auf der von der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) veranstalteten  Tagung „Psychoanalyse und Sozialarbeit“ gehalten, zu Ehren von Ernst Federns 90. Geburtstages… 

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