Gestern Abend wurden erneut zwei Särge mit sterblichen Überresten von israelischen Geiseln übergeben. Zunächst wurde bestätigt, dass einer der Toten Ronen Engel ist.
Ronen stammt aus dem Kibbuz Nir Oz. Er wurde in Tel Aviv geboren und wuchs dort auf, beschloss aber 2010, die Stadt gegen die Felder des westlichen Negev einzutauschen und seine Kinder im Kibbuz großzuziehen. Er arbeitete ehrenamtlich als Sanitäter bei Magen David Adom und war ein Natur- und Landliebhaber, der auf Motorradtouren alle Wege Israels bereiste.
Ronen hatte die Seele eines Künstlers – sei es als talentierter Fotograf, der die Welt aus einem einzigartigen Blickwinkel betrachtete, oder wenn er Gerümpel restaurierte und ihm neues Leben einhauchte. Er pflegte zu sagen: „Des einen Müll wird zum Schatz des anderen.“ Vor einigen Jahren tätowierte er sich einen weiteren Satz auf den Arm, der für ihn eine Lebenseinstellung war: „Sieh immer die Sonnenseite des Lebens.“
Ronen wurde ermordet, als er seine Familie vor den Terroristen verteidigte, die in ihr Haus eindrangen, und sein Leichnam wurde entführt. Er hinterließ seine Frau Karina und seine Kinder Tom, Mika und Yuval. Karina, Mika und Yuval wurden am 7. Oktober ebenfalls nach Gaza entführt und im Rahmen des ersten Abkommens im November 2023 freigelassen.

Der Kibbuz Nir Oz wartet noch immer auf drei seiner Bewohner. In Gaza werden noch die Leichen von weiteren 16 Geiseln festgehalten. In Tel Aviv kamen am gestrigen Abend erneut Zehntausende zum Platz der Entführten, um den Familien beizustehen und für die Umsetzung des Abkommens zu demonstrieren.

Am Vormittag wurde die Identität der zweiten Geisel bestätigt. Es handelt sich um den Thailänder Sonthaya Oakkharasri. Sonthaya wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen im Kibbuz Be’eri ermordet und seine Leiche in den Gazastreifen überführt. Seine Familie erhielt am 17. Mai 2024 die offizielle Todesnachricht. Sonthaya war Vater einer siebenjährigen Tochter und träumte davon, nach Hause zurückzukehren und in Thailand eine eigene Farm aufzubauen. Sonthaya arbeitete acht Jahre lang als Landarbeiter in israelischen Kibbuzim – zuerst im Norden und später in Be’eri. Er war ein ruhiger Mann, der sich auf seine Arbeit konzentrierte, aber täglich Kontakt zu seiner Mutter Amorn und seiner kleinen Tochter Kaimook hielt. Sein Arbeitsvertrag in Israel lief im Oktober 2023 aus und er hatte bereits seine Rückkehr nach Thailand geplant. Oakkharasri war einer von Dutzenden ausländischen Arbeitern, die bei dem Terroranschlag auf den Kibbuz Be’eri ermordet wurden.