
Endlich war es möglich: auf Einladung von Bürgermeister Sacha Reichelt und Stadtarchivarin Sabine Dünnwald kamen im vergangenen Juli etwa 20 Angehörige der jüdischen Familie BRESCHINSKY aus Israel, Canada und den USA gemeinsam nach Euskirchen.
Von Hans-Dieter Arntz
Vorausgegangen waren persönliche Kontakte, die ich jahrzehntelang mit Ruth Azoulai und Dr. Isel Barr geführt hatte. Dies sind die noch im Ausland lebenden Geschwister, Kinder des jüdischen Ehepaares Max BRESCHINSKY (1901) und seiner Frau Maria geb. Besser (1904). Ihr Haus befand sich bis 1938 in Euskirchen, Wilhelmstraße 33, und wurde – vor Zeit kurz vor ihrer Auswanderung nach Haifa – arisiert.
Ihr Schicksal hatte ich bereits in zwei Online-Artikel (2008/2018) dargestellt, die sich auch auf meiner regionalhistorischen Homepage befinden:
Immer wieder auch in Euskirchen: Jüdische Spurensuche in der ehemaligen Heimat
So kam der jüdische Max Breschinsky nach Euskirchen – Die Zwangsverpflichtung eines 14jährigen Polen im Jahre 1915
Einleitend konnte ich „private Breschinsky-Fotos“ und Akten aus meinem Archiv zeigen. Die umfangreiche Fotoserie vom 2.Juli 2025 jedoch besorgte Paul Koulogeorge, der auch später – nach dem gemeinsamen Essen im Welcome Parkhotel am Bahnhof -, eine Rede hielt.
Protagonist der gesamten Veranstaltung war der 90jährige Dr. Isel BARR (geb.25.06.1935), die einzige noch lebende Persönlichkeit, die direkt in Euskirchen geboren wurde! Er wurde von den anwesenden Euskirchenern als „letzter jüdischer Öskerchener“ begrüßt.

Seine um zwei Jahre ältere Schwester Ruth Azoulai stammt zwar eigentlich auch aus Euskirchen, wurde aber am 16.08.1933 im jüdischen Hospital der Stadt Köln, Offenbach Straße, geboren. Die Geschwister sind somit die letzten Lebenden jüdischen Glaubens, die aus Euskirchen stammen und einst in der Wilhelmstraße 33 lebten. Ursprünglich lautete ihr Familienname BRESCHINSKY, was auf die polnische Herkunft ihrer Eltern hinweist. Aber Heirat und Namensänderung sorgten nach dem 2. Weltkrieg für die Namensänderung. Altersbedingt konnte „Ruthi“ nicht mehr die Reise ins Rheinland antreten, stand aber am Vormittag mit uns im lebhaften Ipad- und Online-Kontakt. Gerne wäre sie dabei gewesen!
Seit etwa 2 Jahrzehnten stehe ich mit „Ruthi“ (Israel) und Isel (USA) in Kontakt. An der Stolperstein-Verlegung vor ihrem Haus in der Wilhelmstraße vor knapp 2 Jahren konnten die jüdischen Geschwister zwar aus technischen Gründen nicht anwesend sein, freuten sich aber über diese Form des Erinnerns und der Ehrung der Stadt Euskirchen. Jetzt jedoch war die gesamte „Meschpoke“ gut gelaunt und sehr interessiert angereist. Spätere Kontakte ergaben, dass es allen sehr gut gefallen hatte.
Neben der Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Sabine Dünnwald, und Bürgermeister Sacha Reichelt bereicherte auch Dr. Heike Lützenkirchen das ausgiebige Programm. Die engagierte Museumsleiterin führte die zahlreichen Gäste durch die Ausstellungen und ermöglichte sogar vom Fenster aus einen Blick auf das direkt gegenüberliegende Elternhaus von Dr. Isel Barr.