Im letzten Jahr gab es zu Franz Kafkas 100. Todestag diverse Filmproduktionen, mehr oder weniger gelungen. Eher weniger. Dass es auch anders geht zeigt die Regisseurin Agnieszka Holland mit ihrem Film „Franz K“, der morgen in die Kinos kommt.
Holland zeigt eine Montage aus Biografie, Werk und auch Nachleben des Phänomens Franz Kafka. Sie nimmt uns mit in den Alltag des Versicherungsangestellten, das autoritäre Elternhaus, zeigt uns die Frauen in Kafkas Leben, lässt uns die unterschiedlichen kulturellen Räumen kennenlernen, die der deutsche Schriftsteller in Prag erlebt und durch Zeitsprünge in die Gegenwart auch seinen kommerziellen Weltruhm. Unterschiedliche Erzählperspektiven deuten auch das weitere Schicksal seiner Familie, seines besten Freundes und damit der Juden in Europa insgesamt an.
Kafka sei der Schriftsteller, der sie am meisten inspiriert habe, so Agnieszka Holland. Und auch der Grund, für ihren Entschluss, in Prag zu studieren. Kafkas Geschichte wollte sie nicht auf „konventionelle, lineare, klassische Weise erzählen“. Das würde die tiefere Wahrheit über Kafka verraten, so die Regisseurin. „Ich möchte nach ihm in Scherben, Rätseln, Gefühlen suchen, in einer Mischung aus Fakten, Annahmen und Vorstellungskraft, in seinen Träumen, seiner Literatur und seinen Briefen; ich möchte neben ihm stehen in seinem erbitterten Kampf mit seinem Vater, mit der Welt und den unerbittlichen Erwartungen und Forderungen der meisten seiner Lieben, in seiner Sehnsucht nach Liebe und einem gewöhnlichen, bürgerlichen Leben und seiner Angst davor.“
Der Film liefert bewusst keine weitere intellektuelle Interpretation Kafkas, sondern Holland und Drehbuchautor Marek Epstein zeigen ihn als zeitgenössischen jungen Mann, „verloren, unsicher, entfremdet, vielleicht neuroatypisch, und gleichzeitig fest davon überzeugt, dass er das tun muss, was er tut: schreiben“, so Holland. Idan Weiss ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. Auch die übrigen Besetzungen, v.a. Peter Kurth als Kafkas Vater, sind sehr gelungen.
Ein kluger, einfühlsamer Film, mit wunderschönen Bildern, der das Phänomen „Franz K“ einfängt.
Ab 23. Oktober in den Kinos.