Die Initiative werkraum bild und sinn besteht seit 2011. Nachdem sie einige Jahre einen eigenen Ausstellungsraum kuratiert hatte, liegt der Fokus mittlerweile auf Publikationen wie dem Jahrbuch. Das neue Jahrbuch 2025 widmet sich den „Jüdischen Realitäten nach dem 7. Oktober“. Es versammelt jüdische Stimmen, Erfahrungen und Kreativitäten und gibt damit jüdischen Autor*innen und Künstler*innen in schwierigen Zeiten, in denen sie zunehmend Antisemitismus und Boykott erleben, eine Plattform.
Die Herausgeberinnen Alexandra Klei und Annika Wienert haben mit viel Sensibilität und Sachverstand einen ganz besonderen Band vorgelegt, der immer wieder zum Blättern, Lesen und vor allem Schauen einlädt. Er versammelt Texte, Fotografien, Kunst und Literatur, die manchmal ganz persönlich, manchmal abstrakt und allgemein gehalten sind.
Die Fotografien von Tomer Applebaum, der als Fotojournalist arbeitet, gehören sicher zu den besonders markanten Arbeiten, die im Band Platz gefunden haben. Jedes einzelne seiner Bilder erzählt von den unfassbaren Momenten, von Kriegsalltag, von Trauer und dem Kampf für die Geiseln, die die israelische Gesellschaft seit dem 7. Oktober durchlebt. Besonders hervorzuheben sind auch die Arbeiten des israelischen Künstlers Marik Lechner. Seine Werke sind meist farbenreich, mit unterschiedlichsten Materialien erstellt. In den Monaten nach dem 7. Oktober vertiefte er sich in eine intensive Serie von Arbeiten auf Papier, „jedes Stück ein rohes Protokoll des sich entfaltenden Traumas.“ Im Jahrbuch ist eine Auswahl zu sehen, „Visionen von heulenden Sirenen, Raketen, die den Himmel durchziehen, von Kugeln durchsiebte Wände, leblose Körper und Häuser, die zu verkohlten Ruinen reduziert wurden.“ (Übersetzung haGalil)
Dana von Suffrin lässt ein Zoom Meeting zwischen einer engagierten Bürgerin und „dem Vorschlag“ lebendig werden. Yonatan Ginzburg, Sportreporter und Fotograf, der am 7. Oktober als Reservist einberufen wurde und 121 Tage Dienst leistete, gibt einen Einblick in den Alltag an der Front. Ronnie Gross lässt die Leser an ihrem Trauertagebuch teilhaben, das spontan entstand, nachdem ihre Freundin Carmel Gat als Geisel in Gaza ermordet wurde.
Enthalten sind auch Beiträge, die nicht unmittelbar mit dem 7. Oktober zusammenhängen, wie etwa eine Hommage an die ersten israelischen Architektinnen von Limor Yossifon Goldman und Sigal Davidi.
Bei allen wird aber deutlich, was die Herausgeberinnen in ihrem Vorwort schreiben. Nämlich dass die Publikation sich für sie selbst „als ein Raum der Solidarität, der gegenseitigen Anerkennung und Ermutigung“ erwiesen habe. Das tut es auch für die Leser. Und diesen Raum, einen safe space zwischen orangenen Buchdeckeln, zu erkunden, ist eine, trotz der schwierigen Aspekte, die im Band berührt werden, heilende und bestärkende Erfahrung. (al)
Mit Beiträgen von:
Ariel Nil Levy & Noam Meiri, Dana Arieli, Dana von Suffrin, Eli Singalovski, Dana Lev Levnat & Elinore Darzi, Jacky Klein, Konrad Kwiet, Li Shir, Marik Lechner, Naomi Tereza Salmon, Ronnie Gross, Sigal Davidi & Limor Yossifon Goldman, Silja Harel, Tomer Appelbaum, Yonatan Ginzburg, Zofia nierodzińska, Babi Brüller
Design und Satz: Darius Tödtmann
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