„Machen Sie die Geiseln bitte zu Ihrer obersten Priorität“

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Foto: Avishai Reisner

Wieder kamen gestern Abend mehr als 40.000 Unterstützer zur zentralen Kundgebung auf den Platz der Entführten und forderten eine umfassende Einigung für die Freilassung aller 48 Geiseln und ein Ende des Krieges in Gaza. Doron Steinbrecher, die selbst 471 Tage in Gaza gefangen gehalten wurde, und Lishay Miran-Lavi, die Ehefrau von Omri Miran, richteten emotionale Appelle auf Englisch an Präsident Trump vor seinem Treffen mit Premierminister Netanjahu am Montag.

„Präsident Trump, ich wurde am 7. Oktober aus meinem Zuhause entführt und 471 Tage lang in Gaza festgehalten. Ich lebte in Angst und Demütigung, abgeschnitten von der Welt, ohne zu wissen, ob ich einen weiteren Tag überleben würde. Als ich endlich nach Hause in die Arme meiner Familie zurückkehrte, wusste ich, dass es dank Ihnen möglich war. Dafür werde ich Ihnen immer dankbar sein“, so Doron Steinbrecher. „Doch 48 Geiseln sind immer noch dort und erleben denselben Albtraum, den ich überlebt habe. Familien sind weiterhin auseinandergerissen, ihre Angehörigen in der Dunkelheit gefangen. Manche warten auf die Chance, ins Leben und in die Freiheit zurückzukehren, andere auf eine würdevolle Beerdigung. Herr Präsident, wenn Sie Premierminister Netanjahu treffen, machen Sie die Geiseln bitte zu Ihrer obersten Priorität. Zeigen Sie dieselbe Stärke und Führungsstärke, die mich nach Hause gebracht hat, und bringen Sie sie alle zurück.“

Doron Steinbrecher, Foto: Uriel Even Sapir

„Ich stehe heute vor Ihnen als Ehefrau von Omri, der seit fast zwei Jahren als Geisel gehalten wird, und als Mutter unserer beiden kleinen Mädchen Roni und Alma. Jede Nacht weinen sie um ihren Vater“, so Lishay Miran-Lavi. „Jeder Tag ohne ihn fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Hier geht es nicht um Politik oder Strategie. Es geht um das Leben, um einen Vater, der zu seiner Familie gehört, und zwei kleine Mädchen, die ihren Vater einfach nur zurückhaben wollen. Herr Präsident, ich bitte Sie aus tiefstem Herzen: Machen Sie Ihren Einfluss auf Premierminister Netanjahu geltend. Eine Verlängerung dieses Krieges bringt Omri und die anderen Geiseln nur in noch größere Gefahr. Bei dem vorliegenden Abkommen geht es nicht nur um Diplomatie. Es geht um Väter, Mütter, Söhne und eine Tochter, die auf ihre Heimkehr wartet. Lassen Sie es mich klarstellen: Die Schuld für unser Leid liegt bei der Hamas. Sie hat unsere Lieben entführt, foltert sie jeden Tag und ist der Grund, warum meine Töchter ohne die Umarmung ihres Vaters einschlafen. Die Hamas muss zur Rechenschaft gezogen werden und darf keine Platz in Gazas Zukunft. Herr Präsident, die Entscheidungen der kommenden Tage werden darüber entscheiden, ob Familien wie meine wiedervereint oder für immer zerbrochen werden. Bitte machen Sie die Heimkehr Omris und der Geiseln zu Ihrer obersten Priorität, wenn Sie am Montag mit dem Premierminister zusammentreffen. Wir zählen auf Sie. Bitte sorgen Sie dafür, dass es klappt.“

Lishay Miran-Lavi, Foto: Uriel Even Sapir

Ronen Ohel, der Bruder von Alon Ohel, von dem Hamas gerade erst ein neues Propagandavideo veröffentlich hatte, sprach den nahenden Feiertag an: „Da Jom Kippur naht – ein Tag, an dem wir um Vergebung für unsere Versäumnisse bitten – sage ich Folgendes zu Alon: Ich werde nicht aufgeben. Und ich werde nicht aufhören. Bis du wieder bei uns bist. Alon, mein geliebter Bruder, vor ein paar Tagen habe ich dich in dem Video gesehen. Ich sah dein Gesicht, deine Stimme, den Blick in deinen Augen. Ich sah, wie du versucht hast, stark zu sein, und die Angst, die sich darunter verbarg. Und es hat mich gebrochen. Denn du musst nicht allein stark sein. Wir müssen deine Stärke sein. Du bist nicht allein ein Gefangener – wir sind Gefangene mit dir, ganz Israel. Ich wende mich an Premierminister Netanjahu: Kehre nicht aus den Vereinigten Staaten zurück, ohne diese Worte zu sagen: ‚Ich habe sie alle nach Hause gebracht.‘ Jetzt gibt es eine Gelegenheit. Es gibt einen Moment, in dem du dich entscheiden kannst, eine Führungspersönlichkeit zu sein.“

Premier Netanyahu wird morgen mit US-Präsident Trump im Weißen Haus zusammentreffen, um dessen 21-Punkte Plan für ein Abkommen zu besprechen.