Nüchterner Blick auf die Zeit nach dem Krieg

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Arabische Israelis in Nazaret, Foto: Foto: TijsB / CC BY-SA 2.0

Eine neue Studie des Moshe Dayan Centers der Universität Tel Aviv untersucht die Ansichten arabischer Bürger in Israel – nach dem Krieg mit dem Iran. Die umfassende Umfrage in der arabischen Gesellschaft Israels zeigt, dass zwei von drei arabischen Bürgern eine politische Partnerschaft zwischen Arabern und Juden befürworten. Zudem wird mit einer steigenden Wahlbeteiligung arabischer Wähler gerechnet.

Der Studie nach befürwortet eine große Mehrheit (73,2 %) die Beteiligung einer arabischen Partei an der nächsten Regierung: 41,8 % befürworten die Beteiligung an einer gebildeten Regierung und 31,4 % an einer Mitte-links-Regierung. Würden die Knesset-Wahlen heute stattfinden, läge die erwartete Wahlbeteiligung in der arabischen Gesellschaft bei 57 % und damit höher als die 53,2 % bei den 25. Knesset-Wahlen im November 2022.

Der Krieg zwischen Israel und dem Iran hat die Prioritäten der arabischen Bürger in Bezug auf grundlegende politische Fragen wie den Regierungsbeitritt oder die Unterstützung der arabisch-jüdischen politischen Partnerschaft nicht verändert. Ein gewisser Einfluss ist jedoch in der Definition der persönlichen Identität erkennbar.

Die Mehrheit der arabischen Bevölkerung (66 % der Befragten) glaubt an eine politische Zusammenarbeit zwischen Arabern und Juden in Israel, aber nur 40,2 % glauben, dass die jüdische Bevölkerung eine solche Zusammenarbeit tatsächlich unterstützt.

Eine große Mehrheit der arabischen Bevölkerung (75,4 %) gibt an, sich wenig sicher zu fühlen. Die beiden Hauptfaktoren, die ihre Stimmung negativ beeinflussen, sind die hohe Gewaltrate in arabischen Gemeinden (41,9 %) und der anhaltende Krieg im Gazastreifen (37,6 %). Gleichzeitig geben 64 % der Umfrageteilnehmer an, ihre finanzielle Situation sei relativ gut. 54 % der Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Bewältigung von Gewalt und Kriminalität für die arabische Öffentlichkeit heute das wichtigste Thema für sie sei. Ein erheblicher Anteil (23,2 %) nannte die Beendigung des Gaza-Krieges als wichtigstes Thema.

Die persönliche Identität der arabischen Bürger Israels umfasst drei Hauptkomponenten: arabische Identität (36,2 %), israelische Staatsbürgerschaft (30,3 %) und religiöse Zugehörigkeit (21,4 %). Für einen relativ kleinen Teil dieser Bevölkerung (9,7 %) ist die palästinensische Identität am wichtigsten.

Die Studie wurde vom Konrad-Adenauer-Programm für jüdisch-arabische Zusammenarbeit initiiert, das der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung am Moshe Dayan Center for Middle Eastern and African Studies der Universität Tel Aviv untersteht.

„Eine große, solide Mehrheit der arabischen Bürger Israels unterstützt die politische Partnerschaft zwischen Arabern und Juden sowie die Einbeziehung einer arabischen Partei in die Regierung, die nach den nächsten Wahlen gebildet wird. Die Bedeutung dieses politischen Standpunkts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, betont Dr. Arik Rudnitzky, Direktor des Konrad-Adenauer-Programms für jüdisch-arabische Zusammenarbeit am Moshe Dayan Center.

Die Stimmung in der arabischen Öffentlichkeit sei aufgrund der grassierenden Gewalt in arabischen Gemeinden, den negativen Auswirkungen des Krieges im Gazastreifen und auch des jüngsten kurzen Krieges mit dem Iran, der den gravierenden Mangel an Schutzeinrichtungen in arabischen Gemeinden deutlich offengelegt hat, gedrückt. „Dennoch und entgegen den Erwartungen weigern sich die arabischen Bürger Israels, zu verzweifeln und blicken nüchtern auf die Zeit nach dem Krieg“, so Dr. Rudnitzky. Gerade im Kontext des längsten und härtesten Krieges in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts weise die Umfrage auf die Hoffnung der arabischen Bürger hin, nach dem Krieg eine politische Partnerschaft zwischen Arabern und Juden aufzubauen.

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