Die Familien der Geiseln versammelten sich gestern Abend vor dem Büro des Premierministers in Jerusalem im Vorfeld der Sitzung des Sicherheitskabinetts und forderten „Das Volk hat gesprochen – Beenden Sie die Kämpfe und holen Sie alle Geiseln zurück. Kein Korridor und kein Stück Land ist das Leben der lebenden Geiseln und das Verschwinden der verstorbenen Geiseln wert.“
Eine Umfrage des Fernsehsenders N12 ergab, dass die große Mehrheit der Israelis, nämlich 82 Prozent, ein Abkommen befürwortet. 74 Prozent der Befragten befürworten die Freilassung aller Geiseln in einem einzigen Abkommen und das Ende des Krieges. Acht Prozent befürworten den jetzigen Vorschlag, wonach zehn lebende Geiseln und die Hälfte der verstorbenen freikommen und es weitere Verhandlungen geben soll.
An Präsident Trump und US-Sonderbeauftragten Witkoff gewandt, sagte Jon Polin, der Vater von Hersh Goldberg-Polin, der in der Geiselhaft ermordet wurde: „Wir möchten Sie wissen lassen, dass die überwältigende Mehrheit des israelischen Volkes laut und deutlich gesprochen hat. Wir wollen eine Einigung, selbst um den Preis der Beendigung dieses Krieges.“
Inbar Hayman ist die einzige weibliche Geisel, die noch in Gaza ist. Ihre Tante Hana Cohen sagte, dass ihre Eltern „geistig im Sterben liegen“. „Ich appelliere an den Premierminister und fordere ihn auf, eine umfassende Vereinbarung zu treffen, die die Lebenden, die Leichen, die Soldaten und alle fünfzig Geiseln zurückbringt.“
Yotam Cohen, der Bruder von Nimrod Cohen, sagte: „Kein Korridor in Gaza, ob neu oder alt, ist das Leben und Schicksal entführter Soldaten und gefangener Geiseln wert. Egal, wie viele Korridore sie auf der Karte einzeichnen, kein Stück Land ist das Leben der Geiseln und das Leben der Familien wert, die auf ihre Angehörigen warten. Nimrod, mein Bruder, lebt noch. Nimrod wurde aus seinem Panzer entführt und wird seit fast zwei Jahren im Stich gelassen. Nimrods Leben ist mehr wert als jeder Korridor. Eine absolute Mehrheit der Bevölkerung will eine Einigung, auch um den Preis des Endes der Kämpfe. Die Bevölkerung betont dies immer wieder, und die Kabinettsmitglieder sollten darauf hören. Genau das will die Mehrheit der Bevölkerung: die Freilassung der Geiseln und ein Ende der Kämpfe. So einfach ist das.“
Shay Dickmann, eine Cousin von Carmel Gat, appellierte ebenfalls an Premier Netanyahu: „Herr Premierminister, die Geiseln haben keine Zeit. Ich stehe hier neben Jon. Jons Sohn und meine Cousine überlebten gemeinsam Hunderte von Tagen in Gefangenschaft. Sie waren mit denselben Ketten gefesselt, teilten sich die gleiche Essensration und füllten Flaschen mit Urin. Sie warteten 328 Tage zu lange, und die Entscheidung, sie nach Hause zurückzubringen, wurde nicht rechtzeitig getroffen. Seitdem sind weitere 320 Tage vergangen, und Evyatar wartet immer noch. Evyatar kann noch immer in die Arme seines Vaters zurückkehren. Die Menschen, die hier hinter mir stehen, wollen sich nicht zwischen Evyatar und Alon, zwischen Omri und Elkana entscheiden. Von Liors Kindern, die darauf warten, ihren Vater zu begraben, bis hin zu Vätern wie Michel, die darauf warten, ein Kind zu begraben. Wir wollen nicht, dass Sie sich nur mit einigen zufrieden geben. Wir bitten diesmal um alle. Jetzt!“
Auf das Büro des Premierministers wurden Bilder der Geiseln projiziert, wobei hinter jedem Foto der Geisel die Worte „oder der Morag-Korridor“ erschienen. Der Korridor im Süden des Gazastreifens ist einer der Hauptstreitpunkte bei den derzeitigen Verhandlungen zwischen Israel und Hamas. Video: The Hostages and Missing Families Forum