Erinnerungszeichen für den Mitbegründer des Deutschen Museums, Arthur Schönberg, und Familie

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Arthur Schönberg, © Arnold Schönberg Center Wien, und Evelyn Schönberg, © Deutsches Museum München

Am Mittwoch, 5. März 2025, werden Erinnerungszeichen für Arthur Schönberg und drei Angehörige seiner Familie gesetzt. Schönberg war der erste Mitarbeiter Oskar von Millers bei der Errichtung des Deutschen Museums und gilt als dessen Mitbegründer. Er war zudem an der Entwicklung des Walchenseekraftwerks beteiligt. 1943 starb er im Ghetto Theresienstadt. Bei der Gedenkveranstaltung im Deutschen Museum um 15 Uhr werden neben ihm auch seine Ehefrau Evelyne Schönberg, seine Tochter Lotte Ernst und sein Schwiegersohn Rudolf Ernst gewürdigt. Teilnehmen werden Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Stadträtin Nimet Gökmenoğlu in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München sowie die Angehörige Carole Ernst-Schönberg. Im Anschluss werden die Erinnerungszeichen in der Hiltenspergerstraße 43 gesetzt.

Arthur Schönberg, ein Cousin des Komponisten Arnold Schönberg, wurde 1874 in Wien geboren und studierte dort Maschinenbau und Elektrizitätslehre. 1900 heiratete er die fünf Jahre jüngere Evelyne Bach. In diesem Jahr lernte er bei der Weltausstellung in Paris Oskar von Miller kennen, der ihm eine Stellung in seinem Ingenieurbüro anbot. Ab 1903 war er der erste Mitarbeiter Millers bei der Errichtung des Deutschen Museums. Außerdem war Schönberg an der Planung des Walchenseekraftwerks und des Bayernwerks beteiligt. Arthur Schönberg wurde 1921 Gesellschafter des in eine GmbH umgewandelten Betriebs.  

Seine Frau Evelyne Schönberg engagierte sich für das Frauenwahlrecht und ehrenamtlich als Waisenpflegerin. In München kamen ihre Töchter Else und Lotte zur Welt, seit 1933 lebte die jüdische Familie in der Hiltenspergerstraße 43. Else emigrierte im April 1933 nach Frankreich. Im Mai 1934, nach dem Tod Oskar von Millers, schloss der neue Vorstand Schönberg aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem Deutschen Museum und seinen Gremien aus. Während seine Frau früh auf Emigration drängte, wähnte Arthur Schönberg sich als bayerischer Landesbaurat mit seiner Familie in Sicherheit. 1937 musste er seine Arbeit im Ingenieurbüro der Oskar von Miller GmbH aufgeben und seine Geschäftsanteile verkaufen. Im Juni 1939 wurde das Ehepaar in eine „Judenwohnung“ gezwungen, im Januar 1942 in einem Wohn- und Sammellager interniert. Im Juni 1942 deportierte die Gestapo das Ehepaar in das Ghetto Theresienstadt. Evelyne starb dort am 23./24. Dezember 1942, Arthur Schönberg am 20. Februar 1943.

Lotte Ernst, © Yad Vashem Jerusalem, und Rudolf Ernst, © Stadtarchiv München

Lotte Schönberg, geboren 1903, war als Kunstgewerblerin und Kostümbildnerin tätig. 1932 heiratete sie den 1896 in München geborenen Kunstmaler Rudolf Ernst. Dieser eröffnete 1932 ein eigenes Atelier. Gemeinsam arbeiteten Lotte und Rudolf Ernst nach 1933 im Jüdischen Kulturbund, ab 1934 auch am „Münchner Marionettentheater Jüdischer Künstler“. Sie wohnten bei ihren Eltern in der Hiltenspergerstraße 43, ihr Sohn Michael kam 1936 zur Welt. 1938 emigrierte die Familie nach Zagreb, wo das Paar sich 1940 trennte. Nach dem deutschen Angriff auf Jugoslawien wurde im April 1941 der faschistische Unabhängige Staat Kroatien ausgerufen. Nachdem Rudolf Ernst mit Verhaftung gedroht worden war, beging er am 7. August 1941 Suizid. Lotte Ernst wurde am 15. September 1942 verhaftet und wahrscheinlich im KZ Jasenovac ermordet. Ihr Sohn kam bei Verwandten des Vaters unter. Nach Kriegsende holte ihn seine Tante Else Schönberg nach Frankreich und adoptierte ihn.

Programm am Mittwoch, 5. März 2025

15 Uhr
Gedenkveranstaltung
Deutsches Museum, Museumsinsel 1, Bibliothek

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang M. Heckl, Deutsches Museum

Stadträtin Nimet Gökmenoğlu in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München

Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

Dr. Bernhard Ebneth, Bayerische Akademie der Wissenschaften

Dr. Wilhelm Füßl, Archivdirektor i. R.

Dr. Anna Messner, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Carole Ernst-Schönberg im Namen der Familie

Musik: Anne Schätz (Klavier) und Lydia Teuscher-Bastian (Gesang)

Ca. 17.00 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen 
am ehemaligen Wohnsitz in der Hiltenspergerstraße 43
mit Thomas Rock, Bezirksausschuss 04 – Schwabing-West

Zu den Erinnerungszeichen:
 Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. 

Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de