Käthe Loewenthal – Eine Künstlerin im Schatten der Geschichte

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Am 25. März 1878 wurde Käthe Loewenthal in Berlin geboren. Sie stammte aus einer wohlhabenden, liberalen und jüdischen Familie. Ihr Vater Wilhelm Loewenthal war ein angesehener Augenarzt und Hygieniker, ihre Mutter Clara eine engagierte Erzieherin. Trotz ihrer jüdischen Herkunft ließ sich Käthe Loewenthal 1890 im Alter von nur 12 Jahren evangelisch taufen und konfirmieren – ein Schritt, der ihr sowohl persönliche wie gesellschaftliche Perspektiven ermöglichte.

Von Joergen Degenaar

Ausbildung und künstlerische Entwicklung

Nach ihrer Schulzeit studierte sie bei dem Schweizer Maler Ferdinand Hodler, dessen moderne Herangehensweise sie nachhaltig prägte. Hodlers Einfluss spiegelte sich besonders in ihrer Landschaftsmalerei wider. Weitere Stationen ihrer Ausbildung führten sie nach Berlin, München und schließlich an die Königlich Württembergische Kunstschule in Stuttgart, wo sie Teil der renommierten Damenmalklasse unter Adolf Hölzel wurde.

Ihre Kunst zeichnete sich durch eine impressionistische Handschrift aus, die sie im Laufe der Zeit mit expressionistischen Elementen bereicherte. Insbesondere Landschaftsmotive prägten ihr Werk, wobei die Insel Hiddensee, die sie ab 1912 regelmäßig besuchte, eine zentrale Rolle einnahm. Dort schuf sie viele ihrer Werke und war aktives Mitglied des Künstlerinnenbundes um Henni Lehmann.

Verfolgung und Schicksal im Nationalsozialismus

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begann eine dunkle Zeit in Loewenthals Leben. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde sie 1934 aus allen Künstlervereinigungen ausgeschlossen und erhielt ein Malverbot. Ihr Atelier musste sie aufgeben, und ihre Werke durften nicht mehr ausgestellt werden.

Obwohl Käthe Loewenthal bereits früh von der wachsenden Gefahr für jüdische Bürger erfasst wurde, entschied sie sich, in Deutschland zu bleiben. Hauptgrund dafür war die Pflege ihrer schwerkranken Freundin Erna Raabe von Holzhausen. Ihre Versuche, in die Schweiz zu emigrieren, scheiterten. Ab 1941 wurde sie gezwungen, in eine sogenannte Judenwohnung in Stuttgart umzuziehen. Am 26. April 1942 wurde sie in das Durchgangslager Izbica bei Lublin deportiert und dort wenige Wochen später ermordet. Sie war zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt.

Nachlass und Ausstellungen

Trotz der Bemühungen der Nationalsozialisten, ihre Werke und die Erinnerung an sie zu tilgen, haben sich viele ihrer Gemälde erhalten. In den letzten 30 Jahren erfuhr ihr Schaffen eine wachsende Anerkennung:

„Ein Rucksack voller Farben – Frauen und die Freiluftmalerei“ (2014) Diese Ausstellung im Museum Moderner Kunst Wörlen in Passau beleuchtete den Einfluss von Malerinnen auf die Plein-Air-Malerei, darunter Käthe Loewenthal.

„Von der Lietzenburg zur Groot Partie – Architektur auf Hiddensee“ (2016) Hier wurden ihre Werke zusammen mit anderen Künstlerinnen gezeigt, die die einzigartige Architektur und Natur der Insel festhielten.

Stolpersteine und Gedenkprojekte In Stuttgart und auf Hiddensee erinnern Stolpersteine an ihr Leben und Wirken. Sie markieren sowohl den Ort ihres letzten freien Wirkens als auch den ihrer Verfolgung.

„Künstlerinnen der Moderne: Loewenthal und Zeitgenossinnen“ (2018) Diese Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart widmete sich den Werken von Loewenthal und weiteren Künstlerinnen, die im Schatten der Männer dominierten Kunstwelt wirkten. Besonderes Augenmerk lag auf ihren Landschaftsdarstellungen.

„Unvergessen: Verfolgte Künstlerinnen im NS-Regime“ (2020) Das Deutsche Historische Museum in Berlin zeigte eine umfassende Retrospektive zu den Lebenswerken von Künstlerinnen, die durch die Verfolgung im Nationalsozialismus zerstört wurden. Loewenthals Werke nahmen dabei einen zentralen Platz ein.

„Licht und Schatten – Die Kunst von Käthe Loewenthal“ (2022) Im Rahmen ihres 80. Todestages widmete das Museum auf Hiddensee ihr eine Einzelausstellung. Gezeigt wurden seltene Originalwerke sowie Fotografien und Dokumente zu ihrem Leben.

Käthe Loewenthal, Sonnenuntergang auf Hiddensee, 1920er Jahre

Fazit

Käthe Loewenthal hinterließ ein Werk, das durch Sensibilität für Licht, Farbe und Natur besticht. Ihr tragisches Schicksal steht exemplarisch für die unzähligen Künstlerinnen und Künstler, deren Leben durch das NS-Regime zerstört wurde. Heute gilt sie als eine bedeutende Vertreterin der deutschen Moderne, deren Werke und Biografie zunehmend gewürdigt werden.

–> Mehr über Käthe Loewenthal – Galerie „Der Panther“

Die Galerie „DER PANTHER“ – fine art widmet sich der Aufarbeitung und Präsentation von Kunstwerken, mit einem besonderen Augenmerk auf die Werke von Künstlerinnen, die in den wichtigsten Kunstbewegungen der Jahrhundertwende und darüber hinaus tätig waren. Ein zentrales Anliegen ist es, die Arbeiten von Malerinnen und ihre oft unbeachtete Rolle innerhalb der Kunstgeschichte sichtbarer zu machen, insbesondere jener, die in der Schoah ermordet wurden.