Und wieder die Berlinale

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Internationale Jury, Berlinale 2025, Foto: Elena Ternovaja / CC BY-SA 3.0

Es ist so traurig wie vorhersehbar, man weiß nicht, ob lachen oder weinen. Die Berlinale hat wieder einen Antisemitismusskandal. Überraschung!

Der iranische Schauspieler Erfan Shekarriz hat es vorgezogen, das Filmfestival zu boykottieren und nicht zu erscheinen. Dafür ließ er den Hongkonger Regisseur Jun Li eine Erklärung verlesen. 

„Die deutsche Regierung und ihre Kultureinrichtungen, einschließlich der Berlinale, tragen in der einen oder anderen Form zur Apartheid, zum Völkermord und zur brutalen Tötung und Auslöschung des palästinensischen Volkes bei“, heißt es da. Und noch unglaublicher: „Ich fordere Sie, das deutsche Volk, auf, in einem eindeutig autoritären, faschistischen und beängstigenden politischen Klima weiterhin für Ihre Meinungsfreiheit zu kämpfen, wenn es um Palästina geht.“ Das wird auf einer großen Kulturbühne in Deutschland vorgetragen und dafür beklatscht. Autoritäre, faschistisches Klima??? Das Paradox fällt ihnen noch nicht einmal auf. Mir dagegen fällt gar nichts mehr ein… 

Wer es nicht glauben mag, man kann die Rede auf X oder auf Instagram nachhören. Hören kann man dann auch, dass es einzelne Zwischenrufe gibt. „No genocide. Free Gaza from Hamas“, ist zum Beispiel zu hören. Das ist schön! Nur, es bleiben einzelne. Am Ende gibt es Beifall für die Rede.

Aber das ist nicht das Verstörende, das war vorhersehbar. Verstörend ist, was die Berlinale Leitung macht. Sie bedauert. Sogar außerordentlich! Wieso ist nicht Berlinale-Leiterin Tricia Tuttle, die ja nach dem Skandal von letztem Jahr alles gut machen sollte, im Anschluss auf die Bühne gekommen und hat gesagt, dass für solche Parolen kein Platz ist auf der Berlinale? Das diese Parolen faktisch falsch sind, propagandistische Lügen, dass die Berlinale dafür nicht herhalten will? Ja, es gibt in Deutschland zum Glück Meinungsfreiheit, aber man muss Meinungen auch nicht unwidersprochen stehen lassen! Warum wird es dem Publikum überlassen, mit Zwischenrufen zu reagieren? Warum übernimmt die Berlinale nicht selbst Verantwortung und reagiert?? Nicht mit Personalneubesetzungen im nächsten Jahr, sondern sofort vor Ort und unmittelbar! Das wäre ein starkes Zeichen gewesen. Aber darauf warten wir wohl vergeblich.

Geschlossen hat die Rede, die sich gegen die angebliche Meinungsdiktatur auflehnt, mit der Parole „From the river to the see“. Der Zentralrat der Juden fordert Konsequenzen und der Staatsschutz ermittelt. Immer dasselbe, die Juden sind mal wieder die Spielverderber. (al)