Die neuen Fernsehtipps

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Foto: Pexels

Von 1. bis 15. Februar 2025

Sa., 1. Feb · 01:00-01:45 · ZDF
Terra X History: Roadtrip 1945, Kriegsende

„Roadtrip 1945“ zeigt die abenteuerliche Reise des jungen Manfred Gans quer durch Trümmerdeutschland – auf der Suche nach seinen von Nationalsozialisten verschleppten jüdischen Eltern. Historiker und „Terra-X“-Host Mirko Drotschmann folgt den Spuren von Manfred Gans, Kampfname Frederick „Freddie“ Gray, der als Angehöriger einer britischen Spezialeinheit alles versuchte, Vater und Mutter, die er im KZ Theresienstadt vermutete, zu finden. Am 27. Januar 1945 befreien Einheiten der Roten Armee die wenigen Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Eine Mordfabrik, perfektioniert wie ein Industriebetrieb. Millionen Menschen sind dort und in anderen Vernichtungslagern gestorben. Erste Bilder der unvorstellbaren Gräueltaten der Deutschen gehen um die Welt. Nachrichten, die auch den jüdischen Soldaten Frederick „Freddie“ Gray in der britischen Armee erreichen und bei ihm schlimmste Befürchtungen auslösen. Seit Jahren hat er kein Lebenszeichen von seinen Eltern mehr erhalten: Sie hatten ihn 1938 außer Landes geschickt, schafften es aber selbst nicht mehr, den Nationalsozialisten zu entkommen. Kurz vor Kriegsende erreicht ihn die Nachricht, dass seine Eltern vielleicht noch am Leben sein könnten – sie wurden im Lager Theresienstadt gesehen. Im Mai 1945 macht sich der 23-jährige Freddie mit einem Jeep von den Niederlanden aus auf den Weg Richtung Osten. Hinter ihm liegen abenteuerliche Monate, die mit der Landung in der Normandie am sogenannten D-Day begannen. Er ist Teil der britischen „X Troop“ – einem geheimen jüdischen Kommando, das für die Briten gegen die Nazis kämpft. Auch Freddie operiert hinter feindlichen Linien, hilft, Hitlers letzte Bastionen des Atlantikwalls zu bezwingen, und erreicht bei Kriegsende mit seiner Einheit das niederländische Goes. Von dort aus begibt er sich am 12. Mai 1945 in einem Jeep samt Fahrer auf einen halsbrecherischen „Roadtrip“ quer durch seine zerstörte deutsche Heimat – um seine Eltern im knapp 900 Kilometer entfernten Konzentrationslager Theresienstadt zu suchen. Seine Reise führt den aus dem Münsterland stammenden Freddie zunächst in seine westfälische Heimat Borken zurück. Dass sein Elternhaus noch steht, grenzt an ein Wunder. Die Stadt ist fast vollständig zerstört, „Germany 1945 Style“, kommentiert Freddie trocken. Auch Mirko Drotschmann besucht Borken und lernt Freddies Nachfahren kennen, die heute in den USA und Israel leben, darunter Sohn Daniel Gans. Zusammen begehen sie den einstigen Familiensitz. Für alle eine hoch emotionale Situation. Für Freddie ist es damals nur ein kurzer Zwischenstopp. Die Sorgen um seine Eltern treiben ihn zur raschen Weiterfahrt Richtung Osten an. Hunderte Kilometer liegen noch vor ihm. Es ist eine Fahrt ins Ungewisse.

Sa., 1. Feb · 02:35-02:51 · arte
Mit offenen Karten – Die Sinai-Halbinsel: zwischen Afrika und Asien

An der Südgrenze des Gazastreifens erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 60.000 Quadratkilometern die Sinai-Halbinsel, eine politische „Grauzone“ im Krieg zwischen Israel und der Hamas. Hier finden Schmuggelaktivitäten aller Art statt, sind bewaffnete Milizen stationiert und schwelt ein lokaler Konflikt zwischen ägyptischen Streitkräften und Islamisten. Im Spannungsfeld zwischen Ägypten, Gaza und Israel ist die Halbinsel Schauplatz mehr oder weniger sichtbarer kriegerischer Aktivitäten mit einem ausgedehnten Tunnelsystem. Jenseits der Grenze kämpft die Bevölkerung von Gaza in der Hölle des Krieges ums Überleben. Als Bindeglied zwischen Afrika und Asien ragt die Sinai-Halbinsel weit ins Rote Meer hinein. Im Westen wird sie vom Suezkanal, im Osten vom Golf von Aqaba umspült, im Norden grenzt sie ans Mittelmeer. Kurzum, ist es eine geostrategisch bedeutsame Lage für dieses zu Ägypten gehörende Gebiet, das überwiegend aus Wüste und karger Berglandschaft besteht und in den heiligen Schriften von Judentum und Christentum eine zentrale Rolle spielt: Moses erhielt hier von Gott die Zehn Gebote.

Sa., 1. Feb · 09:30-10:00 · PHOENIX
Wo ist Familie Blach? Auf den Spuren einer jüdischen Familie

Als Friederike Fechner und ihr Mann in Stralsund das ehemalige Haus der jüdischen Kaufmannsfamilie Blach kauften, sind deren Nachkommen über die ganze Welt verstreut. Fechner geht auf Spurensuche und bringt die Familie erstmals wieder in Kontakt. Wenn Mauern erzählen könnten, dann wären manche Geschichten kaum auszuhalten. Nicht oft kommen sie so zufällig wieder zum Vorschein wie in der Heilgeiststraße 89, einem barocken Giebelhaus in der Stralsunder Altstadt, das Friederike Fechner 2012 mit ihrem Mann kaufte. Die Stralsunder Cellistin beginnt, nachzufragen: Wer hat einmal in diesem alten Haus gelebt? Sie macht sich auf die Suche und gerät in einen Sog. Erste Spuren im Stadtarchiv lassen ihr keine Ruhe mehr: Blach, Julius Blach, Lederwarenhändler, jüdisch. Sein Sohn Friedrich Blach, letzter Besitzer des Hauses bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Und dessen vier Schwestern, die in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Die Geschichte führt ins dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit. Beschämend, aufwühlend, tränenreich. Friederike Fechner setzt mühsam ein Puzzle wieder zusammen, das bisher lieber vergessen worden war.

Sa., 1. Feb · 11:45-12:00 · PHOENIX
Meine ermordete Familie – Sinti und der Holocaust

Der Holocaust prägt ihr Leben bis heute: Carmen Spitta will die Erinnerung an ihre von den Nazis getötete Familie wachhalten – und an all‘ die anderen Sinti und Roma, die im KZ starben. Der Rassenhass der Nationalsozialisten, die vor rund 90 Jahren in Deutschland an die Macht kamen, richtete sich vor allem gegen die Juden. Sechs Millionen Juden fielen diesem Hass zum Opfer, aber auch Angehörige anderer Gruppen, nicht zuletzt Sinti und Roma, die von den Nazis in verschiedenen europäischen Ländern gnadenlos verfolgt und meist ins KZ Auschwitz deportiert wurden. Schätzungsweise 500.000 europäische Roma und Sinti überlebten das NS-Regime nicht. So wie fast alle Verwandten von Carmen Spitta. Die Frankfurterin trägt schwer am Schicksal ihrer Familie, doch gerade deshalb will sie deren Geschichte weitergeben an die jüngere Generation.

Sa., 1. Feb · 12:00-12:15 · PHOENIX
Papst Pius XII. und der Holocaust

Hat Papst Pius XII., der als moralische Instanz gesehen wurde, zum Holocaust gesagt, was er sagen konnte? Dagegen getan, was er tun konnte? Konnte er noch größeres Unheil verhindern? Kaum zum Stellvertreter Christi auf Erden gewählt, empfing Papst Pius XII. im Jahr 1939 Abgesandte Hitlers zu Geheimverhandlungen im Vatikan. Der Historiker David I. Kertzer recherchierte in den erst 2020 geöffneten Archiven – was dabei ans Licht kam, ist eine Weltsensation. Es war ein Schock. So empfand es der Historiker David I. Kertzer, als er Geheimdokumente von Pius XII. entdeckte. Hitler brauchte die katholische Kirche an seiner Seite – für den Krieg und für die sogenannte „Endlösung“ der Judenfrage. Seine Forderung für einen Burgfrieden mit der Kirche im NS-Staat lautete: keine Einmischung der Kirche in die Politik. Und: Ausklammerung der „Rassenfrage“. Als Vertrauensbeweis ließ der Diktator alle Verfahren wegen Kindesmissbrauchs durch Kirchenvertreter einstellen. Und er sicherte der katholischen Kirche finanzielle Unterstützung zu. Die Judenverfolgung war in diesen Jahren bereits in vollem Gange. Die Nazis überfielen das katholische Polen und ermordeten unter anderem polnische Geistliche. Doch Pius XII. sicherte Hitler zu: „Wenn die Katholiken in Übereinstimmung mit ihrer Religion leben können, werden sie treu sein, mehr als alle anderen“. Und er hielt sich daran. Was aber hat der als moralische Instanz geltende Pius XII. konkret zur Judenverfolgung und zum Holocaust gesagt? Was hat er konkret dagegen getan? Sagte er, was er sagen konnte? Hat er getan, was er tun konnte? Hat er größeres Unheil abgewendet, wie oft behauptet wird? Und wie tief war der Antisemitismus in der Kirche und selbst im Vatikan verankert? Im Jahr 2020 öffnet der Vatikan seine Geheimarchive für die Forschung. Wie nie zuvor geben Dokumente Antworten auf diese Fragen. Was der Historiker Kertzer im Vatikanischen Geheimarchiv entdeckt, ist eine Weltsensation.

Sa., 1. Feb · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Die Vertreibung der Juden aus Prag – Maria Theresias dunkle Seite

Wien, 18. Dezember 1744. Kurz vor Weihnachten. Im Zentrum der Macht des Habsburgerreichs beginnt ein unheilvolles Drama mit Auswirkungen auf ganz Europa. Die blutjunge Herrscherin Maria Theresia befiehlt die Vertreibung der Juden aus Prag. Angeblich haben sie sich im Österreichischen Erbfolgekrieg illoyal verhalten. Nun werden sie zu Sündenböcken. Die TV-Dokumentation „Die Vertreibung der Juden aus Prag“ von Monika Czernin fragt, wie sich der Judenhass der zur „Mutter ihrer Völker“ hochstilisierten Habsburgerin erklären lässt, die in den Juden „die ärgste Pest“ vermutet? Was treibt die angeblich so aufgeklärte Monarchin zu diesem mittelalterlichen Akt gegen die größte und wichtigste jüdische Gemeinde Europas? Ist es der Einfluss ihres jesuitischen Beichtvaters oder die Familientradition? Ihr Großvater Leopold I. ließ 1670 alle Juden aus Wien vertreiben. Nach Jahrhunderten der antijüdischen Verfolgung im christlichen Europa ist Maria Theresias Befehl der letzte von einer Herrscherin bzw. einem Herrscher verordnete Terrorakt gegen Juden im Alten Europa vor dem Holocaust. Es ist der politische Amoklauf einer absolutistisch regierenden Monarchin, die in diesem Fall beratungsresistent ist und tiefes Leid über Menschen in ihrer Machtsphäre bringt. „Das ist Maria Theresias dunkle Seite“, so Historikerin und Maria-Theresia-Biografin Barbara Stollberg-Rilinger, „in der populären Geschichtsvermittlung ist das bisher nicht vorgekommen.“

Sa., 1. Feb · 21:00-22:35 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer … und ewig grüßt der Antisemit

Der Jude Joseph Süßkind Oppenheimer war ein erfolgreicher württembergischer Finanzminister, der nach einem unrechtmäßigen Prozess 1738 grausam hingerichtet wurde. Die Nationalsozialisten stilisierten ihn im Propagandafilm „Jud Süß“ zu einer dämonischen Figur, die den Hass gegen Juden befeuern sollte. Ina Knobloch begibt sich auf die Suche nach der wahren Geschichte hinter dem Justizmord. Ausgehend von den acht Regalmeter umfassenden Prozessakten führt sie die Spur immer tiefer in die deutsch-jüdische Vergangenheit und zu antisemitischen Stereotypen, die bis heute fortwirken.

Sa., 1. Feb · 23:05-01:40 · 3sat
The Painted Bird

Zweiter Weltkrieg: Die Suche nach seinen Eltern wird für einen Sechsjährigen zu einer Odyssee der Gewalt. – Ein erschütterndes Epos menschlicher Niedertracht mit Harvey Keitel und Udo Kier. Irgendwo in Osteuropa lebt ein kleiner jüdischer Junge während des Kriegs allein mit einer alten Frau auf dem Land. Als die Frau stirbt, macht sich der Junge auf die Suche nach seinen Eltern. Die Reise wird zum Horrortrip in menschliche Abgründe. Basierend auf dem Roman von Jerzy Kosiński, stellt „The Painted Bird“ mit hoch ästhetischen Bildern, gedreht auf 35-mm-Film in Schwarz-Weiß und Cinemascope, das wilde und primitive Osteuropa zum Ende des Zweiten Weltkriegs dar.

Sa., 1. Feb · 23:50-00:40 · ARD-alpha
alpha-retro: „Hilde, bitte schreiben Sie…!“ (1993)

Porträts der Emigrantinnen Hilde Kahn und Hilde Waldow und ihrer Tätigkeit als Sekretärinnen bei Thomas Mann und Lion Feuchtwanger während deren Exil im kalifornischen Santa Monica. Interview mit Hilde Kahn über ihre eigene jüdische Biographie und Emigration in die USA, über die tägliche Arbeit mit Thomas Mann, über die Rolle seiner Ehefrau Katia Mann, über die Nachstellungen von Lion Feuchtwanger ihr gegenüber. Hilde Waldow spricht über ihre Arbeit mit Lion Feuchtwanger.

So., 2. Feb · 07:30-08:00 · MDR
Kirche und die AfD

Es brodelt in deutschen Kirchengemeinden. Dabei geht es um politische Meinung und Positionierung. Die deutschen katholischen Bischöfe haben in einer Erklärung im Februar 2024 unmissverständlich formuliert: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar. Die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist überdies mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich dem angeschlossen und warnt vor einer Schwächung der Demokratie. Sympathien und politische Überzeugungen werden zur Gewissensfrage. Doch was bedeutet das für die christlichen Gemeinden? Werden AfD-Sympathisanten künftig vor der Kirchentür abgewiesen? Werden AfD-Funktionäre vom Gemeindeleben ausgeschlossen? Verweigert man AfD-Wählern die Handreichung zum Friedensgruß im Gottesdienst? Im Osten, Norden, Süden und Westen der Republik geht ein Riss durch Kirchengemeinden. Eine Bestandsaufnahme.

So., 2. Feb · 20:15-21:45 · One
Die Akte General

In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er-Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass die junge Demokratie nur so gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer.

So., 2. Feb · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Dr. Eva Umlauf

Als Eva am 19.12.1942 im slowakischen „Arbeitslager für Juden“ in Nováky geboren wird, herrschen 20 Grad Minus. Das Wasser, das die Hebamme während der Geburt erwärmt, friert binnen kürzester Zeit wieder ein. Dr. Eva Umlauf, geborene Hecht, ist eines der wenigen Kinder, das im Lager geboren wird und später das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Dass sie ihre Geschichte der Nachwelt erzählen kann, gleicht einem Wunder.

So., 2. Feb · 23:05-23:50 · ARD-alpha
Der Eichmann-Prozess, Zeuge der Zeit: Michael Goldmann-Gilead

Michael Goldmann-Gilead spricht nicht gerne über sich. Aber der 92-Jährige hat dieses intensive und bewegende Interview gegeben, damit die zukünftigen Generationen in Zeiten zunehmenden weltweiten Rechtsrucks und Antisemitismus die Wahrheit erfahren. Die Wahrheit über ein System, das „Menschen wie Mücken tötete“. Michael Goldmann-Gilead verlor fast seine gesamte Verwandtschaft durch den Holocaust und überlebte selbst nur wie durch ein Wunder den nationalsozialistischen Vernichtungsplan von Auschwitz. Keine Rachegefühle oder Hass, sondern der Wunsch nach Gerechtigkeit war später sein Antrieb, als er im Jahr 1960 als Kriminalpolizist bei der Vorbereitung des Eichmann-Prozesses eine maßgebende Rolle im Spezial-Ermittlerteam „Büro 06“ einnahm. Michael Goldmann-Gilead verbrachte neun Monate neben Adolf Eichmann im Gefängnis bei Haifa, nachdem der „Organisator des Holocaust“ 1960 aus seinem Versteck in Argentinien entführt und nach Israel gebracht worden war. Als Kriminalpolizist war es Goldmann-Gileads Aufgabe, Beweismaterialien zu sammeln, Schoa-Überlebende ausfindig zu machen und sie zu überzeugen, im Prozess von ihren hochtraumatisierenden Erlebnissen in den Konzentrationslagern zu berichten. Mit dem Eichmann-Prozess begann die Ära der Zeugen. Zum ersten Mal hörte man ihnen zu. Im Prozess war Michael Goldmann-Gilead der persönliche Referent des Chefanklägers Gideon Hausner, dabei hätte der Polizist selbst in den Zeugenstand gerufen werden können: Er hat im Ghetto Przemysl, im Arbeitslager Szebnie und schließlich im Vernichtungslager Auschwitz Jahre der Folter und Todesangst überlebt. Auch er hat lange geschwiegen. Mit dem Eichmann-Prozess änderte sich weltweit die Wahrnehmung der bis dahin wenig beachteten Ausmaße des Holocaust. Am 31. Mai 1962 wurde das Todesurteil gegen Adolf Eichmann vollzogen, und Michael Goldmann-Gilead war bei der Exekution anwesend.

Mo., 3. Feb · 00:25-02:10 · SWR
Der Trafikant

Österreich, in den späten 1930er Jahren: Der 17-jährige Franz Huchel kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, um bei dem „Trafikanten“ Otto Trsnjek in die Lehre zu gehen. Unter den Stammkunden des Tabakgeschäfts ist der hochangesehene Psychologe Sigmund Freud, zu dem der junge Mann schon bald Vertrauen fasst. Als Österreich im Jahr 1938 für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich stimmt, beginnen schwere Zeiten für Franz und seinen Meister, der politisch aufrecht bleibt und weiterhin jüdische Kunden bedient. Erst verwüsten antisemitische Schläger den Laden, dann wird Otto aus fadenscheinigen Gründen verhaftet …

Do., 6. Feb · 00:45-01:15 · ZDF
auslandsjournal – die doku: Syrien nach Assad – Reise durch ein verwundetes Land

Syriens Not war in Vergessenheit geraten, nach 13 Jahren Krieg – bis das Regime des Assad-Clans in nur elf Tagen in sich zusammenbrach, weil niemand es mehr verteidigen wollte. Baschar al-Assad hatte Syrer bombardiert, getötet, terrorisiert – bis sie das Land verließen oder sich ihm unterwarfen. Syriens Stunde Null ist ein fast unwirklicher Moment der Freude und Erleichterung, der Euphorie und des Schmerzes. Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Studios für die arabische Welt, reist durch das neue Syrien und trifft Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben über die Vergangenheit sprechen: politische Gefangene, die Folter erlebten. Erfüllungsgehilfen des Regimes, die dessen Opfer verscharren mussten. Militärangehörige, die voller Angst ihre Waffen abgeben. Das ZDF-Team besucht Syrer im Golan, die von der israelischen Armee aus ihren Häusern vertrieben wurden. Es trifft Frauen in der Rebellen-Enklave Idlib, die – diskriminiert und bedroht – dennoch ihren Weg gehen durften. Oder Revolutionäre, die die Schrecken der Islamisten-Herrschaft erlebten und heute wachsam bleiben. Golineh Atai reist in die von Kurden geführten Gebiete im Nordosten, wo viele mit Sorge vor den neuen Machthabern in die Zukunft blicken – und an die Mittelmeerküste, wo viele Alawiten den Sturz Assads feiern, aber ihre Angst vor Rache nicht abschütteln können.

Do., 6. Feb · 20:15-22:00 · One
Kommt ein Vogel geflogen

Ein NS-Parolen plappernder Papagei stürzt die Familie der Tierheimleiterin Birgit Singer in eine Zerreißprobe zwischen Political Correctness, Tierliebe und deutscher Lebenswirklichkeit. Als die Versöhnung mit den jüdischen Schwiegereltern misslingt, Birgit ins Kreuzfeuer der Medien gerät und durch den Vogel sowohl ihren Job als auch noch das Vertrauen ihrer Tochter verliert, platzt ihr der Kragen. Die fünfjährige Sarah lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt in Süddeutschland. Sarahs Vater Nathan sitzt an einer scheinbar niemals endenden Doktorarbeit und ihre Mutter Birgit ist Leiterin des lokalen Tierheims. Die Kleine hat es nicht leicht, im Kindergarten wird sie für ihr Stottern gehänselt – und so verbringt sie mehr Zeit mit ihrer Mutter als unter Gleichaltrigen. Als Sarah sich wieder einmal weigert, im Kindergarten zu bleiben, und stattdessen ihre Mutter ins Tierheim begleitet, trifft sie dort auf den Gelbbrust-Ara Marlene. Da der Papagei ihrer Tochter beim Sprechen zu helfen scheint, lässt sich Birgit überreden, den Vogel zunächst in der Familiengarage unterzubringen, denn im Tierheim ist kein Platz. Birgit hat leider nicht gleich realisiert, dass Marlenes verstorbener Vorbesitzer dem Ara einen großen Wortschatz von Nazi-Parolen beigebracht hat. Als das herauskommt, ist es zu spät: Sarah hat Marlene bedingungslos ins Herz geschlossen und will, dass ihre neue gefiederte Freundin bleiben darf. Widerwillig lässt sich Birgit darauf ein, aber nur unter der Bedingung, dass Sarah dem Vogel andere Worte beibringt. Denn der Zeitpunkt, einen verfassungsfeindlichen und gleichzeitig artengeschützten Vogel im Haus zu haben, ist für Birgit gerade denkbar ungünstig. Nicht nur haben sich aus Frankreich Nathans jüdische Eltern angekündigt, auch ist Birgit in den laufenden Bürgermeister-Wahlkampf involviert, um ihr von der Schließung bedrohtes Tierheim zu retten. Natürlich bleibt Marlene nicht lange unentdeckt, und als auch noch der Lokaljournalist André Kalkhoff auf den Vogel aufmerksam wird, gerät Birgit von allen Seiten unter Druck. Was soll sie nur tun mit dem Nazi-Ara?

Sa., 8. Feb · 04:30-06:00 · PHOENIX
Ein Tag in… Ein Tag in Auschwitz

Im Jahr 1944 sollte die Todesfabrik Auschwitz ihre „Effizienz“ noch steigern. Täglich kamen Tausende Juden an, täglich ermordete die SS die ankommenden Menschen. Was die Opfer erlebten und die Täter antrieb, zeigen erschütternde Zeugnisse. Ausgangspunkt für den Film ist ein einzigartiges Dokument, das sich in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem befindet: ein Fotoalbum von Auschwitz, angelegt von den SS-Tätern selbst. Fast alle Fotos darin entstanden Ende Mai 1944 an nur wenigen Tagen. Sie zeigen die grausame Routine im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: die Ankunft der jüdischen Opfer in vollgepackten Viehwaggons, ihre „Selektion“ auf der Rampe in Arbeitsfähige und Todgeweihte, den Raub ihres Eigentums und die Verwandlung all derer, die nicht gleich getötet wurden, in kahl rasierte, uniformierte Arbeitssklaven. Die Fotos sind authentische Momentaufnahmen des Verbrechens. Sicher ist: Die meisten Menschen auf den Bildern sind wenige Stunden nach der Aufnahme tot, ermordet. Doch von denen, die Ende Mai 1944 in Auschwitz eintrafen, überlebten einige wenige. Eine von ihnen ist die heute 89-jährige Irene Weiss, die sich im Interview erinnert, wie sie als 13-Jährige auf der Rampe von Auschwitz stand und ihrer kleinen Schwester hinterherblickte, die von ihr getrennt in den Tod geschickt wurde. Auf einem Foto erkennt Irene Weiss ihre kleinen Brüder und ihre Mutter ahnungslos wartend, in der Nähe des Krematoriums, in dem sie kurz darauf umgebracht wurden. Die SS-Fotografen hielten all dies fest. Hatten sie kein Mitleid, wenigstens mit den Kindern? War es für sie ganz normale „Arbeit“? So dreht sich der Film auch um das Psychogramm der Täter, zu denen die Fotografen des Auschwitz-Albums zählen. Ihre Identität ist heute bekannt: Einer von ihnen war Bernhard Walter, ein Stabsscharführer der SS, der mit Frau und drei Kindern in der Nähe des Vernichtungslagers wohnte. Die Film-Autoren Winfried Laasch und Friedrich Scherer suchen nach Antworten auf die immer noch beklemmende Frage, was scheinbar „ganz normale Männer“ zu willigen Helfern einer Mordmaschinerie macht. Die Dokumentation fokussiert einen „typischen“ Tag in Auschwitz, Ende Mai 1944. Doch sie beleuchtet auch verschiedene Wege, die Opfer, aber auch Täter genommen hatten, bevor sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager kamen. Authentische Fotos, Zeichnungen von KZ-Häftlingen, aber auch Selbstzeugnisse der Lager-SS wurden filmisch und grafisch in die 90-minütige Dokumentation eingefügt. Schauplätze auf den Fotografien werden mit Orten der Gedenk-Anlage heute abgeglichen, der Weg durch den Tag vor Ort wird rekonstruiert, in den geschichtlichen Kontext gestellt und durch Zeitzeugen und Historiker gedeutet.

Sa., 8. Feb · 07:00-07:30 · RBB
rbb wissenszeit: Rassismus.Kolonialismus.Heute

Rassismus gab es schon, bevor europäische Länder Kolonien in außereuropäischen Gebieten gründeten. Die Kommunikationswissenschaftlerin Natasha A. Kelly hält den Rassismus für den Motor der Kolonialisierung. Sie sagt, die Idee, dass Schwarz für Leid und Tod steht, das Negative, und Weiß das Positive symbolisiert, zum Beispiel in der Darstellung weißer Engel, wurde auf die Menschen übertragen. Der Film setzt sich anhand der Lebensgeschichte des Herero-Nachfahren und Aktivisten Israel Kaunatjike mit der Frage des Rassismus und der deutschen Kolonialzeit auseinander. Die promovierte Soziologin, Kommunikationswissenschaftlerin und Autorin Natasha A. Kelly analysiert die Strukturen, die den Rassismus gefördert und tief in unsere Gesellschaft eingeschrieben haben. Und zwar bis heute. Von den Einflüssen der Kolonialzeit auf ihre Arbeit am Theater berichtet die Regisseurin und Autorin Simone Dede Ayivi und sie erzählt von ihrem Aktivismus bei ISD – der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.

So., 9. Feb · 09:03-09:30 · ZDF
37°Leben: Stein für Stein gegen das Vergessen

Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass man für seinen Glauben, seine Sexualität verfolgt und ermordet worden wäre? Jennifer will sich und ihre Mitbürger an die Gräuel der NS-Zeit erinnern. Die 34-jährige Friseurin hat lange darauf hingearbeitet, dass Stolpersteine auch in ihrem Heimatort Hallenberg verlegt werden. Bislang gibt es in Deutschland 130.000 dieser kleinen Mahnmale, auf dem Land sind sie jedoch selten. Jennifer setzt sich dafür ein, dass sich auch Leute aus ihrem Ort bewusst werden, wie viele Menschen dort wohnten, die von den Nazis unerwünscht waren und schließlich deportiert wurden.

So., 9. Feb · 17:15-20:15 · 3sat
Das weiße Haus am Rhein

Der zweiteilige Fernsehfilm erzählt vom Überlebenskampf einer regimekritischen und teils jüdischen Hoteliersfamilie in Bonn über drei Generationen nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Das historische TV-Epos wirft einen ungewöhnlichen Blick auf die „Wilden Neunzehnzwanziger“ jenseits von Berlin und thematisiert die damaligen Konflikte um Demokratie, Freiheit und Frauenbilder.

Do., 13. Feb · 23:40-01:10 · HR
Propagandaschlacht um die Ukraine

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wird nicht nur mit Bomben, Raketen und Panzerfäusten geführt, sondern auch in den Medien. Es ist eine“„Propagandaschlacht“ nach innen und nach außen. Russland streut gezielte Desinformationen, um dadurch Nachrichten systematisch zu entwerten. Zugleich soll die eigene Bevölkerung überzeugt werden, dass man die Ukraine von Nazis befreien wolle. Das Narrativ der Ukraine möchte die eigene Bevölkerung emotional mobilisieren und den Widerstand gegen den Aggressor stärken. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wird nicht nur mit Bomben, Raketen und Panzerfäusten geführt, sondern auch in den Medien. Es ist eine „Propagandaschlacht“ nach innen und nach außen. Der Film zeigt die Frontlinien der virtuellen Kriegsführung. Ikonische Bilder werden aus dem Blickwinkel beider Kontrahenten gezeigt, der Einblicke in die Trickkiste der Populisten in den sozialen Netzwerken gewährt, der aber auch zeigt, wie das klassische Fernsehen als ergiebige Propaganda-Maschine Wiederauferstehung feiert. Ausgewählte Propaganda-Videos werden von drei internationalen Fachleuten eingeordnet: Svitlana Matviyenko, Ukraine, Professorin für kritische Medienanalyse an der Simon-Fraser-Universität, Toronto; Greg Yudin, Russland, Philosoph und Soziologe an der Moscow School of Social and Economic Science und Samira el Ouassil, Deutschland, Kommunikationswissenschaftlerin, Publizistin und Kulturjournalistin des Jahres 2021

Sa., 15. Feb · 05:30-06:25 · arte
Mein Körper, mein Kunstwerk

Die Dokumentation „Mein Körper, mein Kunstwerk“ von Evelyn Schels begegnet vier Künstlerinnen, die auf radikale Weise mit ihrem Körper arbeiten und ihn zum Werkzeug ihrer Kunst machen. Marina Abramović, 1946 in Belgrad geboren, ist eine der bedeutendsten Performance-Künstlerinnen unserer Zeit. Die Tochter jugoslawischer Partisanen erlebte durch ihre Eltern und den Jugoslawienkrieg Gewalt, Schmerz und Trauer – Gefühle, die sie in ihrer Körperkunst eindringlich verarbeitet. Heute lebt Abramović in New York, ebenso wie die Foto- und Videokünstlerin Shirin Neshat. Die gebürtige Iranerin verließ ihre Heimat als junges Mädchen nach der Machtübernahme Ajatollah Chomeinis. In ihrer Kunst befasst sie sich mit den Widersprüchen der islamischen Gesellschaft im Iran. Während die deutsche Fotokünstlerin Katharina Sieverding die faschistischen Strukturen in Deutschland von der Nazizeit bis hin zu Pegida aufspürt, versucht die israelische Videokünstlerin und Bildhauerin Sigalit Landau die Wunden des Kriegsalltags im Nahost-Konflikt zu heilen. Sie alle verarbeiten ihre biografischen Verletzungen und reflektieren dabei Revolution, Krieg, Flucht, Vertreibung sowie politische Ohnmacht. Die Dokumentation „Mein Körper, mein Kunstwerk“ von Evelyn Schels zeigt vier unterschiedliche politische Biografien, die eines verbindet: universelle Themen, die mittels weiblicher Körperkunst ausgedrückt werden. Verletzlich, radikal, provokativ.