Yalla – Arabisch-jüdische Berührungen

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Yalla, Dor Zlekha Levy: Maqamat, Foto: Walser Fotografie 2024

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems

Die Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten reicht Jahrhunderte zurück, bis in die präislamischen Stammesgesellschaften Arabiens. Eine lange und widersprüchliche Beziehungsgeschichte – mal romantisiert, mal vergessen, verdrängt und dämonisiert – gibt es zu entdecken: jüdisches Leben unter islamischer Herrschaft über die heutigen arabischen Länder (Maschrek), Nordafrika (Maghreb) und die Spanische Halbinsel (al-Andalus),im Osmanischen Reich oder unter dem Einfluss europäischer Kolonialinteressen.

Mit der Gründung des Staates Israels 1948 und der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, den Konflikten um Dekolonisierung und Unabhängigkeit arabischer Staaten, Israels Kriegen mit seinen arabischen Nachbarn und der teils gewaltsam forcierten Massenemigration der jüdischen Bevölkerung aus arabischen Ländern, ist das jüdisch-muslimische Verhältnis für viele heute nur noch ein Gegensatz. In Israel wurden Jüdinnen*Juden aus der arabischen Welt als ‚Misrachim‘ lange Zeit selbst diskriminiert. Das wiederum war für einige von ihnen der Impuls, die arabisch-jüdische Geschichte als Gegenentwurf zu den unversöhnlichen nationalen ‚Identitäten‘ neu zu bewerten.

Warum fällt es trotz der reichen und vielschichtigen Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten so schwer, beide Zuschreibungen – arabisch und jüdisch – zusammenzudenken? Können sie sich in unserer heutigen Welt noch ineinander verschränken, als Bestandteile einer komplexen kulturellen Prägung?

Die Ausstellung spürt diesen Überlegungen auf zwei Weisen nach: Zum einen blicken sieben jüdische Künstler*innen mit arabischen Wurzeln auf die Frage nach jüdischen Identitäten in islamisch geprägten Ländern. Sie arbeiten im Kontext von Erinnerung und Sprache, Ideologien und jüdisch-religiösem Denken, Architektur, Essen und Musik. Zum anderen zeichnen historische Schlüsselmomente ein Bild arabisch-jüdischer Berührungen, die vielmals fruchtbar und produktiv verlaufen, aufgrund von Verfolgung und Diskriminierung aber auch spannungsgeladen und konfliktreich sind. Sie bilden damit zugleich auch eine gänzlich andere, eine alternative jüdische Geschichte zu jener in Mitteleuropa, in Hohenems.

Die Ausstellung ist bis 24. August 2025 im Jüdischen Museum Hohenems zu sehen.

BEGLEITPROGRAMM

Do 7. + Di 12. November 2024, jeweils um 19.30 Uhr, Spielboden
Once I Entered a Garden
Filmvorführung
Regie: Avi Mogravi, I/F/CH 2012, 100 min, 100 min, OF mit dt. UT, Kamera: Philippe Bellaïche, Schnitt: Avi Mograbi, Rainer Trinkler, Musik: Noam Enbar
Der Israeli Avi Mograbi erforscht den arabischen Teil seiner Familie und sucht nach einem neuen Lebensansatz im Mittleren Osten. Seit Generationen lebt die Familie von Avi Mograbi zwischen den drei Ländern Libanon, Palästina und Israel und hat deren Zerrissenheit seit der Staatsgründung Israels selber hautnah miterlebt: Einwanderung nach Israel, Anklage wegen Spionage, die sieben israelisch-arabischen Kriege, vor allem aber die Libanonkriege von 1982 und 2006, aber auch die Errichtung der israelischen Sperranlagen. Wie weiter, wenn man auf beiden Seiten der Mauer verwurzelt ist? www.avimograbi.org

Mi 27. November 2024, 19.30 Uhr, Jüdisches Museum Hohenems
Zwischen den Welten: Jüdisch-arabische Kultur in Israel
Vortrag und Gespräch mit Noam Zadoff (Innsbruck)

Noam Zadoffs Vortrag folgt der Geschichte der Misrachim in Israel und dem Weg der Misrachi-Kultur vom Rand der Gesellschaft in deren Zentrum – und in die Politik.

Kurz nach der Gründung Israels wanderten viele Juden aus arabischen Ländern (Misrachim), in den jungen Staat ein. Deren Leben war in ihren Ursprungsländern nach der arabischen Niederlage 1948 – und im Zuge der Dekolonisierung – zunehmend schwierig geworden. In Israel aber begegnete ihnen die Herablassung der Aschkenasim – dem aus Europa stammenden dominanten Teil der Gesellschaft. Die arabisch-jüdische Kultur und Sprache der Misrachim wurde von der Mehrheit als „primitiv“ bezeichnet und auch mit den arabischen Feinden identifiziert. Mit den Jahren wurde die Misrachi-Kultur aber in den israelischen Mainstream aufgenommen und heute wird ein Großteil der populären Kultur von ihnen definiert.

Noam Zadoff lehrt und forscht am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck. Bücher: Von Berlin nach Jerusalem und zurück: Gershom Scholem zwischen Israel und Deutschland, (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2020) und Geschichte Israels: von der Staatsgründung bis zur Gegenwart (München: Beck Verlag, 2020).

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils von 15-16 Uhr:
2024: 16. Nov (Direktor), 21. Dez,
2025: 18. Jan, 15. Feb, 15. Mrz, 19. Apr, 17. Mai, 21. Jun, 19. Jul, 16. Aug,
Sonntags, jeweils von 11.30-12.30 Uhr:
2024: 1. Dez,
2025: 5. Jan, 2. Feb, 2. Mrz (Direktor), 6. Apr, 4. Mai, 1. Jun, 6. Jul, 3. Aug,
Weitere Termine:
Sonntag 3. Nov 2024 von 10-11 Uhr
Donnerstag 1. Mai 2025 von 14-15 Uhr
Letzter Ausstellungstag:
Sonntag 24. August von 11-12 Uhr und 15-16 Uhr

Jüdisches Museum Hohenems
Schweizer Straße 5 | A-6845 Hohenems
T +43(0)5576 73989 | office@jm-hohenems.at
Das gesamte Programm: www.jm-hohenems.at

Öffnungszeiten Museum & Café:
Di bis So 10–17 Uhr und an Feiertagen