
Von 16. bis 31. Oktober 2024
Mi., 16. Okt · 20:15-21:00 · 3sat
Sterbende Demokratien (1/2) Aufstieg der Populisten
Weltweit sind Rechtspopulisten auf dem Vormarsch und gefährden liberale Demokratien. Die Themen, mit denen sie werben, sind immer die gleichen: gegen Migranten, gegen Eliten, für die Nation. Am Beispiel der Niederlande und Frankreich zeigt der Film, wie erfolgreich Rechtspopulisten vorgehen, um an die Macht zu kommen. In Holland hat Geert Wilders eine Regierungskoalition bilden können, in Frankreich gewann der Rassemblement National von Marine Le Pen.
Mi., 16. Okt · 21:00-21:40 · 3sat
Sterbende Demokratien (2/2) Erosion von Innen
Dort, wo Rechtspopulisten bereits an der Macht sind, wird deutlich, wie sie Demokratien von innen erodieren lassen. Sie übernehmen demokratische Institutionen und machen sie bedeutungslos. Am Beispiel Ungarns und Italiens zeigt der Film, wie Rechtspopulisten an der Macht vorgehen. Ungarns Viktor Orbán gab ab 2010 das Drehbuch vor: Er änderte die Verfassung, entmachtete die Justiz, ruinierte die freie Presse. Giorgia Meloni versucht nun das gleiche.
Mi., 16. Okt · 22:45-23:40 · arte
Kulturkampf auf Italienisch
Italien ist Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Schon seit der ersten Ankündigung wird über den Buchmessen-Auftritt leidenschaftlich diskutiert. Die rechtskonservative Regierung Meloni versucht, ihren Einfluss auf die Kultur auszuweiten. Der Kampf um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der italienischen Literatur ist in vollem Gang. Ein Monolog des Schriftstellers Antonio Scurati anlässlich des Nationalfeiertages, der jedes Jahr am 25. April an die Befreiung vom Nazifaschismus erinnert, wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen plötzlich abgesetzt. Ein Proteststurm der Schriftstellerinnen und Schriftsteller bricht los. Nur wenige Wochen später wenden sich einige von ihnen in einem öffentlichen Brief gegen die selektive Einladungspolitik der italienischen Regierung zur Buchmesse. Was mag das rätselhafte Motto „Verwurzelt in der Zukunft“, unter dem der erste internationale kulturpolitische Auftritt der Regierung Giorgia Meloni steht, bedeuten? Und wie nehmen Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Giulia Caminito, Mario Desiati, Mattia Insolia, Francesca Melandri und Igiaba Scego die italienische Realität in ihren Werken in den Blick? Wir treffen sie im Stadtteil Garbatella im Süden Roms. Denn nirgendwo sonst wird der Kampf ums Narrativ, das Umschreiben von Geschichte und Geschichten augenscheinlicher. Lange Zeit war Garbatella lebendiger Traum, Kulisse und Projektionsfläche für linke Fantasien. Nun aber reklamieren auch andere das Viertel für sich. Nicht zuletzt begann hier der Aufstieg von Meloni und den Fratelli d’Italia. Inmitten des rötesten Viertel von Rom. Eine Spurensuche.
Do., 17. Okt · 08:00-08:30 · ARD-alpha
Der Mühldorfer Todeszug – Begegnungen gegen das Vergessen
Leslie Schwartz ist 14 Jahre alt und wohl der jüngste Gefangene auf dem Todeszug. Jahrzehnte lang hat er über die Geschehnisse dieser Odyssee durch Oberbayern geschwiegen. Erst durch die Begegnung mit jungen Menschen am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben bricht er sein Schweigen und erinnert sich, wie er Auschwitz, Dachau und den Todezug nach Tutzing überlebte. Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, verlässt ein Zug mit über 3.600 KZ-Häftlingen das KZ-Außenkommando Mühldorf, eines von 169 Außenkommandos des Konzentrationslagers Dachau. In 60 bis 80 Waggons sollen die vorwiegend ungarischen Juden nach Süden, nach Tirol, gebracht werden. Das Ziel: Keiner der Häftlinge soll das Kriegsende überleben. Laszlo „Leslie“ Schwartz ist 14 Jahre alt und wohl der jüngste Gefangene auf diesem Todeszug. Er hat seine Familie in Auschwitz das letzte Mal gesehen, nur durch einen glücklichen Zufall die Selektion an der Rampe von Auschwitz überlebt. Er wird in verschiedene Außenlager des KZ-Dachaus in und um München verbracht, bevor er Anfang 1945 nach Mittergars deportiert wird, welches zum Außenkomplex Mühldorf gehört. Nach einer Irrfahrt in Oberbayern und schweren Bombardierungen durch die Alliierten hält der Zug am 27. April 1945 in Poing. Die Zugwachmannschaft glaubt, dass der Krieg zu Ende sei und öffnet die Waggontüren. „Ihr seid frei“, rufen sie und lassen die KZ-Häftlinge aussteigen. Zurück bleiben die Menschen, die völlig entkräftet, ausgezehrt und krank sind. Laszlo „Leslie“ Schwartz ergreift mit einigen Freunden die Flucht. In Poing stationierte SS-Truppen versuchen, der fliehenden Häftlinge wieder Habhaft zu werden und erschießen viele der Häftlinge. „Leslie“ flieht, rennt in Gärten, springt über Zäune und wird schließlich doch von einem jungen SS-Mann gestellt. Ohne zu zögern schießt er Laszlo „Leslie“ Schwartz eine Kugel in den Kopf: Das Geschoß dringt hinter dem Ohr ein und tritt an der Backe wieder aus. Er bricht zusammen. Der SS-Mann schreit ihn an: „Entweder du stehst auf und gehst wieder in den Zug oder ich erschieße dich!“ Laszlo „Leslie“ Schwartz steht auf und steigt wieder in den Zug. Jahrzehnte lang hat Laszlo Schwartz über die Geschehnisse dieser Odyssee durch Oberbayern geschwiegen. Erst die Begegnung mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben bricht sein Schweigen. Die Jugendlichen haben in jahrelangen Recherchen versucht herausfinden, was sich in diesen letzten Kriegstagen auf den heimatlichen Bahngleisen ereignete. Gemeinsam mit Leslie gehen sie nochmals an die verschiedenen Stationen des Todeszugs, ergänzen die Erinnerungen von Leslie Schwartz durch ihre Archivrecherchen und stoßen bei ihren Gesprächen mit Zeitzeugen auch auf „vergessenen Widerstand“. Am Ende seiner Zeitreise in die Vergangenheit steht für Leslie Schwartz, der heute in den USA und Deutschland lebt, das Verzeihen, das Vergeben: „Markt Schwaben was really the beginning of my wonderful, wonderful experience. I am very greatful to share this experience with todays youth of Germany.“
Fr., 18. Okt · 22:30-23:00 · PHOENIX
Der Kunstraub der Nazis – Die späte Suche nach Gerechtigkeit
Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazi-Deutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Die Dokumentation begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl. Den jüdischen Familien, die Deutschland damals verließen, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land – beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzern nachzuschicken, wurden sie versteigert. Die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen. Die Dokumentation Der Kunstraub der Nazis Die späte Suche nach Gerechtigkeit begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl.
Sa., 19. Okt · 22:00-22:55 · HR
Le Chaim! Auf das Leben unserer Eltern
Im Frankfurter Bahnhofsviertel pulsiert in den 50er-Jahren das Leben: Amerikanische Soldaten werfen mit Geld um sich, in Bars und Nachtclubs wird getrunken, getanzt, gefeiert. Mittendrin einige Juden, die den Schrecken der Shoah überlebt, aber alles verloren haben. Hier bauen sie sich ein neues Leben auf – Bars und Handel florieren dank ihrer Tatkraft. Andere sind von der Verfolgung gebrochen, müssen von Fürsorge leben. Alle Hoffnung legen sie in die nächste Generation. Esther und Yuval Rozenberg, Majer Szanckower und ihre Freunde treffen sich heute in der Bar Shuka im Bahnhofsviertel und feiern das Leben. Ihr Motto ist ein jüdisches Sprichwort: „Sie wollten uns töten. Wir haben überlebt. Lasst uns essen.“ So haben es die Eltern an sie weitergegeben. Es ist immer noch aktuell.
So., 20. Okt · 13:15-13:30 · Das Erste (ARD)
Essen verbindet – Kochen für den Frieden
Hummus, Shakshouka, Falafel – die jüdische Küche ist geprägt von den Küchen vieler Länder. Schaut man auf die Speisekarte jüdischer Restaurants, lassen sich viele Gemeinsamkeiten entdecken. Hier werden Gerichte gekocht, die ursprünglich aus arabischen, türkischen oder nordafrikanischen Kulturen stammen. Essen verbindet. Und doch: Seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der Hamas auf Israel, bekommen jüdische Gastronomen in Deutschland Hass und Gewalt massiv zu spüren. Mehrere Lokale, wie etwa „DodasDeli“ und das Restaurant „Bleibergs“ in Berlin, sind wegen wiederholter Übergriffe und Bedrohungen durch Muslime inzwischen geschlossen. Auch der Israeli Yorai Feinberg, der in Berlin das „Feinberg‘s“ betreibt, erhält immer wieder Hassmails bis hin zu Morddrohungen. Die Gäste werden weniger, seine Mitarbeiter haben Angst. Weggehen will der junge Gastronom aber nicht. Er will Hass und Antisemitismus etwas entgegensetzen: „Wir teilen viele Traditionen, auch die Küche, daran sollten wir uns erinnern.“ Mit dieser Einstellung ist er nicht allein. Die beiden Gastronomen des „Kanaan“ in Berlin sehen im Kochen ein aktives Mittel für Dialog und Verständigung. Der Israeli Oz ben David und der Palästinenser Jalil Debit haben eine Mission: Sie wollen Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einstellungen an einen Tisch bringen. Deshalb besuchen sie regelmäßig Schulen und kochen mit Jugendlichen, sie geben Workshops und haben sogar eine Friedensinitiative in Israel gegründet. Ihr Ziel: Stereotype Meinungen und verhärtete Positionen aufbrechen, ehrliche Gespräche führen, um in einer Welt voller Hass wieder zusammenzukommen. Denn nichts verbindet so sehr wie ein gemeinsames Essen.
Mo., 21. Okt · 00:10-00:50 · BR
Y-Kollektiv: Teenie-Terroristen
Der Anschlag auf das Israelische Generalkonsulat in München oder der vereitelte Terror-Angriff auf das Taylor Swift-Konzert in Wien – die mutmaßlichen Täter waren noch im Teenager-Alter. Terror-Verdächtige, auch aus dem rechtsradikalen Millieu, werden immer jünger. Angeheizt durch Telegram-Chats, TikTok-Videos und Online-Hetze beschäftigen sich schon Zwölfjährige mit terroristischen Gewaltfantasien. „Y-Kollektiv“-Reporter Tobias Dammers geht der Frage nach, wieso sich Kinder und Jugendliche radikalisieren – und wie manche von ihnen den Weg zurück schaffen. Zum ersten Mal ist es gelungen, einen jungen Mann aus dem aktuellen Aussteigerprogramm des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu begleiten.
Mo., 21. Okt · 09:55-10:50 · arte
Europa und der Eiserne Vorhang (2/3) Stalins Imperium
1949 wird Josef Stalin 70 Jahre alt, ihm zu Ehren werden in Ostblockstaaten sogar Städte nach dem sowjetischen Machthaber benannt. Die UdSSR überwachte die Regierungen der neu entstandenen Satellitenstaaten auch nach dem offiziellen Rückzug der Roten Armee. Kirche und Gläubige wurden ausspioniert, Andersdenkende und Regimekritiker verfolgt. Die Jugend sollte ihren Platz in Reih und Glied bei den Jungpionieren finden, in Forschung und Lehre wurden sozialistische Werte propagiert. Die Kollektivierung nahm Familien ihr Land, es kam zu zahllosen Enteignungen. Nur wenige Jahre nach Kriegsende initiierte Moskau einen großen antijüdischen Schauprozess, der sich auch gegen Holocaustüberlebende richtete: Im November 1952 wurden in Prag elf hochrangige Parteimitglieder aus fadenscheinigen Gründen zum Tode verurteilt. Die Menschen in der Sowjetunion bereiteten sich auf weitere gnadenlose „Säuberungsaktionen“ vor. Doch am 5. März 1953 starb Stalin unerwartet an den Folgen eines Schlaganfalls. Mit seinem Tod ging eine Welle der Hoffnung durch die Bevölkerung.
Di., 22. Okt · 00:10-01:45 · arte
Israel und Gaza – Die Opfer von Terror und Krieg
Der 7. Oktober 2023 war ein Schock für Israel und die Welt: An diesem Tag durchbrechen Hamas-Terroristen den Zaun zwischen dem Gaza-Streifen und Israel, ermorden auf brutale Weise Kibbuz-Bewohner und Besucher eines Musikfestivals, verschleppen Geiseln nach Gaza. Israel reagiert mit Luftangriffen und einer Bodeninvasion in den Gaza-Streifen. Unter den inzwischen Zehntausenden Toten sind viele Zivilisten. Hunderttausende werden vertrieben. Der Dokumentarfilm erzählt die dramatische Geschichte dieses Konfliktes aus der Perspektive der Opfer auf beiden Seiten – unter den Opfern sind Teile der palästinensischen und der israelischen Zivilbevölkerung. Gali, Mutter von drei Kindern, schildert, wie Hamas-Terroristen in ihr Haus eindringen, die älteste Tochter Maayan töten und ihren Mann Ohad nach Gaza verschleppen. Auch die 17-jährige Agam wurde entführt. Sie erzählt, wie Hamas-Kämpfer sie in den Tunneln versteckten und wie sie in Todesangst lebte, bis sie schließlich freigelassen wurde. Der Fotograf Ibrahim verliert bei einem Bombenangriff auf Gaza einen Teil seiner Familie, er selbst überlebt schwerverletzt. Mit seiner Kamera dokumentiert er die schweren Bombardierungen Gazas und die katastrophalen Folgen. Die junge Solartechnikerin Ghada wollte ein Unternehmen gründen, aber der Krieg hat sie schmerzlich getroffen: Bruder und Vater werden Opfer eines israelischen Angriffs, das Haus liegt in Trümmern, Flucht und Hunger bestimmen nun ihr Leben.
Di., 22. Okt · 01:45-02:35 · arte
Aufwachsen im Westjordanland – Gefangen im Zorn
Die zehnjährige Jana lebt mit ihrer Familie im Flüchtlingslager Jenin im Westjordanland, mitten im Zentrum des palästinensischen Widerstandskampfes. Nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 durch die Hamas mehren sich auch hier die Übergriffe israelischer Soldaten. Jeden Tag sieht Jana die Zerstörung, hört Bombeneinschläge und Schusswechsel. Rennana ist 16 Jahre alt und ist die Tochter religiöser Siedler in der Nähe von Nablus. Ihr Vater war Rabbiner und wurde von Mitgliedern der palästinensischen Jenin-Brigaden ermordet. Sie sympathisiert mit extremistischen Siedlern und will den Tod ihres Vaters rächen. Beide Mädchen versuchen, ihren Platz im Leben zu finden. Die traumatischen Erlebnisse führen auf beiden Seiten zu einer Radikalisierung, der Hass zur Entmenschlichung der anderen Seite. Die Dokumentation zeigt den unterschiedlichen Alltag der beiden Mädchen. Marcel Mettelsiefen hat sie mehrere Monate lang begleitet, um ein Gefühl für das Leben von Heranwachsenden inmitten des erbitterten Konflikts um das Westjordanland zu gewinnen und mit der Kamera einzufangen.
Di., 22. Okt · 19:40-20:14 · arte
Re: Zypern und der Krieg in Gaza
Nach dem 7. Oktober 2023 suchten zahlreiche israelische Familien Zuflucht im östlichsten EU-Land. Rabbi Arie Zeev Raskin, der vor zwanzig Jahren eine jüdische Gemeinde auf Zypern gründete, war sofort zur Stelle, um zu helfen. Tausende von Menschen wurden untergebracht und mit koscherem Essen versorgt, für die Kinder wurde Unterricht organisiert. Fast alle dieser Familien sind mittlerweile wieder zurückgekehrt – aber auch so bleibt der Krieg nah. Gemeindemitglieder trauern um getötete Angehörige und sammeln für Betroffene. Gleichzeitig hat sich auf Zypern eine kleine palästinensische Gemeinschaft etabliert, die stetig wächst. Der Alltag der Fotografin Jafra Abu Zolouf, die seit fünf Jahren auf der Insel lebt, hat sich seit Kriegsbeginn verändert. Sie hat sich der Gruppe „United for Palestine“ angeschlossen, mit der sie regelmäßig für einen Waffenstillstand in Gaza auf die Straße geht. Ihr Freund Wassim hat ein Café eröffnet, um Zyprioten die Situation in Palästina zu erklären. Und Zypern selbst ist durch seine geografische Lage zum wichtigen Hub für Hilfslieferungen geworden, die die katastrophale Lage der Bevölkerung in Gaza lindern sollen. Von der Hafenstadt Larnaka aus werden Hilfsgüter, überwiegend Lebensmittel und Medikamente, bis zur Küste von Gaza verschifft – ein schwieriges Vorhaben. Chrysilios Chrysiliou, der im Hafen die komplexe Koordination der humanitären Hilfe leitet, erklärt: „Wir haben in unserem Land selbst Krieg erlebt. Wir können die Situation der leidenden Bevölkerung sehr gut nachempfinden.“
Di., 22. Okt · 22:25-23:15 · 3sat
Berge, Seen und Partisanen – Eine politische Geschichte des Salzkammerguts
Kristallklare Seen und wildromantische Berge: Das Salzkammergut ist in aller Welt für seine landschaftliche Schönheit bekannt. Dabei hat die Region auch eine bewegte politische Geschichte. In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs konstituierte sich im „Toten Gebirge“ eine Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime, mit Hunderten Unterstützern unten im Tal. Eine Geschichte des Widerstands, die lange Zeit nicht gewürdigt wurde. Es war das Salz – jahrhundertelange Quelle des Wohlstands – das aus dem „Kammergut“ der Habsburger eine einzigartige Kulturlandschaft formte. Zwischen Gmunden, Ebensee, Bad Ischl und dem Ausseerland war und ist ein spezieller Menschenschlag zu Hause – Menschen, die nicht nur ein charakteristischer Dialekt, sondern auch eine unverwechselbare Form von selbstbewusster „Sturschädeligkeit“ auszeichnet. Das manifestiert sich nicht zuletzt auch politisch. Als die oberösterreichischen Bauern fünfzig Kilometer weiter nordwärts noch unter der Leibeigenschaft stöhnten, formierte sich in der frühindustriellen Gesellschaft am Fuße des Dachsteins bereits eine bestens organisierte Arbeiterbewegung mit weitverzweigten politischen Gliederungen – eine Tradition, die bis heute nachwirkt. Neben dem Salz war es vor allem der Tourismus, der seit dem Biedermeier die Identität des Salzkammerguts bestimmte. Im Gefolge Kaiser Franz-Josephs, der Bad Ischl zu seiner „Sommerresidenz“ erhob, kamen zahlungskräftige Industrielle und prominente Künstler in die Region, darunter viele jüdische Gäste: Sigmund Freud und Gustav Mahler, Arthur Schnitzler, Karl Kraus und Theodor Herzl – sie alle waren treue Besucher. Das Ausseerland und die Landschaften rund um den Traun-, den Wolfgang- und den Attersee waren aber nicht nur Zentren sommerlichen jüdischen Lebens, dort formierten sich früh auch die österreichischen Nationalsozialisten. Nach dem „Anschluss“ 1938 ließen sich zahlreiche NS-Größen im Salzkammergut nieder. Zugleich setzten die neuen Machthaber einen skrupellosen Raubzug an jüdischem Eigentum ins Werk: Hunderte Villen und Häuser zwischen Gmunden, Ischl und dem Ausseerland wurden „arisiert“. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner wurden in die Emigration getrieben oder in der Schoah ermordet. Zugleich aber war das Salzkammergut – neben dem Süden Kärntens – die einzige Region im heutigen Österreich, in der es Ansätze zu bewaffnetem Widerstand gegen die Nationalsozialisten gegeben hat. Aktivistinnen und Aktivisten wie Sepp Plieseis, Alois Straubinger und Resi Pesendorfer organisierten, teilweise von einem Geheimversteck im Toten Gebirge aus, den Widerstand gegen das braune Terrorregime. Höhepunkt der Widerstandsaktivitäten war die Rettung wertvoller Kunstwerke – unter anderem von Dürer, Rembrandt, Rubens und Vermeer – aus den Stollen des Altausseer Bergwerks, wo sie die nationalsozialistischen Machthaber in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 auf Hitlers sogenannten Nerobefehl hin sprengen und vernichten wollten. Die Altausseer Bergarbeiter verhinderten dies. Günter Kaindlstorfer erzählt in seiner Dokumentation die Geschichte des Salzkammerguts aus bisher unbekannten Blickwinkeln.
Do., 24. Okt · 21:45-22:15 · HR
Past Forward: Streit ums Asyl
Warum streiten wir seit Jahrzehnten ums Asylrecht? Wer ist willkommen und wer nicht? Und was hat es mit uns in Deutschland zu tun, wenn Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrinken? Alicia Lindhoffs Blick in die Geschichte zeigt, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Millionen Deutsche und Europäer selbst zu Flüchtlingen wurden – auf ihren Erfahrungen basiert das internationale Asylrecht. Gleichzeitig gab es in Deutschland schon in den 50er Jahren Ablehnung und Ängste gegenüber Flüchtlingen. Welche Ideen hatten Politiker vor 30 Jahren, um die explodierende rassistische Gewalt zu bekämpfen? Konnten Verschärfungen des Asylrechts in der Vergangenheit jemals Probleme lösen? Der Konflikt um das Asylrecht hat sich festgefahren – mit immer gleichen Parolen und immer tieferen Gräben. Wie sind wir an diesem Punkt gelandet? Bei „Past Forward“ recherchiert Reporterin Alicia Lindhoff den jahrzehntelangen Streit und zeigt, wie unterschiedlich Flüchtlinge in der Geschichte in Deutschland aufgenommen wurden und in welchen Momenten die Stimmung gekippt ist. Sie fährt ins bayerische Warngau, wo sich Protest gegen eine neue Flüchtlingsunterkunft regt, begleitet ehrenamtliche Seenotretter in der Luft an der EU-Außengrenze und erfährt im Gespräch mit dem Historiker Patrice Poutrus, wie es zum Asylkompromiss der 90er kam und ob das Bild von der „Festung Europa“ wirklich auf die aktuelle Lage passt. Sie schaut zurück zu den Anfängen des internationalen Flüchtlingsrechts und in eine Zeit, in der Deutsche selbst zu Flüchtlingen wurden. Da irrte 1939 ein Hamburger Dampfer durch den Atlantischen Ozean – an Bord über 900 jüdische Flüchtlinge, die auf ein Visum für die USA hofften. Sie mussten zurück nach Europa, das bald darauf von den Nazis besetzt war. Für viele bedeutete das den Tod. Ob in den 1970ern die „Boatpeople“ aus Vietnam flohen, in den 1990ern Hunderttausende den Jugoslawienkriegen entkommen wollten oder heute Flüchtlinge übers Mittelmeer Europa erreichen: Die Frage, wer willkommen ist und wer nicht, hängt oft mehr von politischen Stimmungen und Gefühlen ab als von den tatsächlichen Fluchtgründen.
Fr., 25. Okt · 01:35-02:55 · MDR
Ida
Polen, 1962: Anna möchte das ewige Gelübde ablegen und ihr Leben Gott widmen. Doch zuvor verlangt ihr die Äbtissin eine letzte Prüfung ab. Sie soll ihre Tante und einzige noch lebende Verwandte kennenlernen. Anna ahnt nicht, dass sie sich auf eine Reise in die eigene Vergangenheit begibt, die das Leben der beiden für immer verändern wird.
Sa., 26. Okt · 01:00-01:45 · ZDF
Terra X History: Im Osten ganz rechts – Von den Skinheads zur AfD
Die extreme Rechte wird stärker – vor allem im früher „linken“ Osten. Doch das rechte Phänomen ist nicht neu in Ostdeutschland. Schon in der DDR überfallen Skinheads Bürgerrechtler und machen Jagd auf Ausländer. Nach dem Mauerfall strömen westdeutsche Neonazis gezielt in die neuen Bundesländer. Und als 1992 in Rostock Wohnheime von Asylbewerbern brennen, applaudieren die Nachbarn. Nationalismus und Fremdenhass – gerade im Osten fallen solche Phänomene auf fruchtbaren Boden. „Terra X History“ zeigt, wie der Rechtsextremismus seit DDR-Zeiten gewachsen ist. Parteien wie Republikaner, NPD und DVU gewinnen dort in den 1990er-Jahren deutlich mehr Zulauf als in den westlichen Bundesländern. Doch die demokratischen Parteien schauen oft zu. Gewalttaten gegen Ausländer, sogar Morde, werden als Einzelfälle behandelt, die Anschläge des thüringischen „NSU“ nicht als Terrorismus erkannt. Erst ignoriert, dann übersehen und kleingeredet, haben antidemokratische Einstellungen inzwischen sogar Teile der Mitte der Gesellschaft erreicht. Die einst wirtschaftsliberale AfD hat sich in den ostdeutschen Bundesländern zu einem laut Verfassungsschutz „rechtsextremen Verdachtsfall“ entwickelt, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt die Partei sogar als „gesichert rechtsextreme Bestrebung“. Doch das scheint den Zulauf nicht zu bremsen.
Sa., 26. Okt · 20:15-21:00 · ARD-alpha
The American Führer – Hitlers unliebsamer Doppelgänger
Dies ist die unglaubliche Geschichte des Faschisten Julius Kuhn. Ein deutscher Auswanderer, der sich selbst in den Dreißigerjahren in Amerika zu Hitlers Stellvertreter hochstilisiert, seine Truppen durch New York marschieren lässt und mit seiner antisemitischen und rassistischen Hetze zehntausende Amerikaner hinter sich sammelt. Weder Hitler noch das FBI können ihn stoppen. Erst ein deutschstämmiger Journalist bringt Kuhn zu Fall.
So., 27. Okt · 19:30-20:15 · ZDF
Terra X: Ein Tag in Berlin 1943 – Der Passfälscher Cioma Schönhaus
Der Jude Cioma Schönhaus ist von der Deportation in den Osten bedroht. Mit Mut begegnet er dem gefährlichen Alltag in Berlin, in dem der kleinste Fehler der letzte sein kann. 1943 soll Berlin nach dem Willen Hitlers „judenrein“ werden. Cioma Schönhaus gehört zu den Zehntausenden Juden, die nicht rechtzeitig ausreisten. Mit falscher Identität taucht er unter und hilft sich und anderen Juden, die Verfolgung durch die Nazis zu überleben.
Di., 29. Okt · 22:15-22:45 · ZDF
37° – Drei Frauen gegen Rechtsextremismus
In Deutschland verbreiten sich zunehmend rechtsextreme Einstellungen. Es sind auffällig viele Frauen, die dagegen offen ihre Stimme erheben. „37°“ begleitet drei dieser mutigen Frauen. Was bewegt Frauen, sich öffentlich einer gewaltbereiten Szene entgegenzustellen? Wie viel Mut und Beharrlichkeit kostet es, in zahllosen Veranstaltungen und Demos Werte wie Toleranz und Menschlichkeit gegen den Rassismus der Rechtsextremen zu verteidigen? Doritta engagiert sich seit 2014 in Plauen im sächsischen Vogtland gegen die immer weiter steigende Zahl an Mitgliedern des „III. Wegs“. Dafür wird sie häufig bedroht, hat auch kaum Rückhalt in der Bevölkerung. Trotzdem bleibt sie dort und kämpft weiter. Bettina Wegners Lied „Sind so kleine Hände“ ist für Doritta aktueller denn je: „Menschen ohne Rückgrat haben wir schon zu viel.“ Doritta will nicht wegziehen aus ihrer Heimatstadt Plauen, will die Stadt nicht den Rechtsextremen überlassen. Bleibt sie dabei, selbst wenn rechte Parteien immer mehr Zulauf haben? Karen aus Güstrow hat schon kurz nach der Wende angefangen, sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zur Wehr zu setzen. Lange kämpft sie scheinbar auf verlorenem Posten. Die 54-Jährige erlebt mehrere Anschläge auf ihre Person und ihre Familie. Schließlich geht sie in die Politik und setzt ihre Arbeit erfolgreich fort. Doch dann erkrankt sie an einem Hirntumor. Sie ist seither etwas ruhiger geworden, aber nicht still. Karen engagiert sich weiterhin politisch im Stadtrat und Kreistag in Güstrow, in ihrem kleinen Stadtteilladen und gegen Rechtsextremismus. Nele ist die offizielle Sprecherin des „Bündnis Schwerte gegen Rechts“. Ihr Engagement beginnt 2015. Die 26-Jährige ist schockiert über die plötzlich offen zutage tretende Fremdenfeindlichkeit von Menschen, von denen sie es nie erwartet hätte. Seitdem nimmt sie kein Blatt mehr vor den Mund und versucht gemeinsam mit dem Bündnis, Aufklärungsarbeit zu leisten. Die jahrelange Arbeit hat sich scheinbar ausgezahlt: Es gibt zum Beispiel keine Naziaufmärsche mehr in Schwerte. Die Menschen sind wachsamer geworden, es gibt einen großen Zusammenhalt gegen den Rechtsextremismus. Doch hat Schwerte kein Problem mehr? Was bedeutet es für die junge Frau, kontinuierlich daran weiterzuarbeiten, dass rechtes Gedankengut nicht weiter um sich greift?
Di., 29. Okt · 23:40-01:10 · WDR
Der Tel-Aviv Krimi: Shiv’a
Sara Stein, Berliner Kriminalkommissarin mit jüdischen Wurzeln, ist inzwischen mit dem israelischen Musiker David Shapiro verheiratet und lebt in Israel. Noch bevor sie offiziell ihren Dienst im Kommissariat in Tel Aviv antritt, wird sie mit einem diffizilen Fall betraut: Chief-Inspektor Noam Shavit wurde ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Mord an einem Kollegen – eine heikle Sache, denn natürlich ist der Kollegenkreis persönlich getroffen. Dass dennoch objektiv ermittelt wird, soll Sara sicherstellen, und so wird sie Inspektor Jakoov Blok zur Seite gestellt. Eine Aufpasserin aus Deutschland? Kein leichter Anfang für Sara. Doch sie lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Sie verlässt sich wie immer auf ihren Instinkt und ihre eigenen Beobachtungen. Handelt es sich wirklich um einen Raubmord, wie es zunächst den Anschein hat? Das Opfer wurde mit einer Plastiktüte erstickt, am Tatort wurden die gleichen Faserspuren gefunden wie bei einem Raubmord, an dem Noam vor zwei Jahren gearbeitet hat und der ungeklärt blieb. Doch steckt deshalb der gleiche Täter hinter der Tat, wie Blok glaubt? Kann Sara ihm überhaupt vertrauen? Denn offensichtlich hat er etwas zu verbergen. Sara sucht die Wahrheit, unbeirrbar und ohne Rücksicht – auch, wenn sie selbst dabei in Gefahr gerät.