Erinnerungszeichen für Alexander Schmorell und Hedwig Schuster
Erinnerungszeichen für Alexander Schmorell
Am 16. Oktober wird ein Erinnerungszeichen für Alexander Schmorell gesetzt. Er gehörte dem Widerstandskreis der „Weißen Rose“ an, wurde sechs Tage nach der Verteilung des sechsten Flugblatts verhaftet und am 13. Juli 1943 in München-Stadelheim ermordet. Um 15 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung im Albert-Einstein-Gymnasium statt, um 16.30 Uhr wird das Erinnerungszeichen am Schmorellplatz angebracht. Teilnehmen werden Markus Schmorell für die Familie, Stadtrat Sebastian Weisenburger in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München, Dr. Ludwig Spaenle, der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, sowie Dr. Hildegard Kronawitter, die Erste Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V.
Alexander Schmorell wurde 1917 im südrussischen Orenburg als Sohn eines deutschstämmigen Arztes geboren und wuchs ab 1921 in der Münchner Villenkolonie Menterschwaige auf. Am Neuen Realgymnasium freundete er sich mit Christoph Probst an. Nach dem Abitur 1937 wurde Schmorell zum Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst einberufen. Der Drill und die NS-Indoktrination stießen ihn ab und verletzten seinen Drang nach geistiger Freiheit und Selbstbestimmung. 1939 begann er sein Medizinstudium. Im April 1940 wurde er in die Wehrmacht eingezogen und Sanitätsunteroffizier, ab Mai 1940 nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil. Bei der Heeressanitätsstaffel lernte er im Juni 1941 Hans Scholl kennen, sie wurden enge Freunde. Im Juni und Juli 1942 verfassten sie die ersten vier Flugblätter der „Weißen Rose“. Im Juli 1942 wurde Schmorell an die Ostfront kommandiert. Er war von den Menschen seines Geburtslandes tief beeindruckt und über die Verbrechen der Deutschen erschüttert. Zurück in München schrieben er, Hans Scholl und Willi Graf Freiheitsparolen an Hausfassaden. Nach der Verteilung des sechsten Flugblatts am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl festgenommen und die Gestapo fahndete nach Schmorell. Sein Fluchtversuch scheiterte, am 24. Februar wurde er verhaftet, am 19. April vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 in der Zentralen Hinrichtungsstätte München-Stadelheim ermordet. Seine letzten Worte schrieb er an seine Eltern: „[Ich] gehe hinüber in dem Bewusstsein, meiner tiefen Überzeugung und der Wahrheit gedient zu haben. Dies alles lässt mich mit ruhigem Gewissen der nahen Todesstunde entgegensehen.“
Programm am Mittwoch, 16. Oktober 2024
15 Uhr
Gedenkveranstaltung
Albert-Einstein-Gymnasium, Lautererstraße 2, 81545 München
Marion Freytag, Rektorin des Albert-Einstein-Gymnasiums
Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe
Stadtrat Sebastian Weisenburger in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München
Dr. Hildegard Kronawitter, Erste Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V.
Markus Schmorell für die Familie
Schüler und Schülerinnen des Albert-Einstein-Gymnasiums
Dr. Anais Schuster-Brandis, Bezirksausschuss 18 – Untergiesing-Harlaching
16.30 Uhr
Anbringung des Erinnerungszeichens
Schmorellplatz
Erinnerungszeichen für Hedwig Schuster im Glockenbachviertel
An diesem Donnerstag, den 17. Oktober 2024, wird ein Erinnerungszeichen für Hedwig Schuster gesetzt. Die Mutter von vier Kindern wurde Anfang der 1940er Jahre Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, im Alter von 34 Jahren wurde sie in Auschwitz ermordet. Die Gedenkveranstaltung findet um 16 Uhr im Gärtnerplatztheater statt. Anschließend wird an Hedwig Schusters ehemaligem Wohnort in der Corneliusstraße 12 das Erinnerungszeichen angebracht. Teilnehmen werden unter anderem der Angehörige René Eder und Stadtrat Winfried Kaum in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München.
Hedwig Zisler wurde 1908 in sehr armen Verhältnissen in Sonthofen geboren. Alle ihre sieben Geschwister starben schon als Kleinkinder. Nach der Schule arbeitete sie als Weberin und Dienstmagd. Sie litt bereits als 15-Jährige an Gelenkrheumatismus. 1928 heiratete sie ihren ersten Mann, mit dem sie zwei Kinder hatte. Nach der Scheidung ging sie eine zweite Ehe mit Ludwig Schuster ein und bekam zwei weitere Kinder. Sie arbeitete als Putzfrau und Küchenhilfe und war Anfang der 1940er Jahre als Spülerin im Restaurant „Seehaus“ im Englischen Garten tätig. Sie verlor jedoch ihre Arbeit und hatte zudem eine sexuell übertragbare Krankheit, was die Verfolgung von Gesundheitsamt und Polizei nach sich zog. Ihr Mann ließ sich von ihr scheiden, und die vierfache Mutter war schutzlos der Verhängung von „Sicherungsverwahrung“ wegen vermeintlicher „Gewerbsunzucht“ ausgesetzt.
Die Ärzte des Gesundheitsamtes ordneten ihre Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt an und bezeichneten die junge Frau als „erbkrank“. In der Psychiatrischen Nervenklinik München trugen die Ärzte am 28. März 1942 den Vermerk „erbkrank verdächtig“ in den erbbiologischen Meldebogen ein und befürworteten eine Zwangssterilisation im Rahmen des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Am 30. März 1942 ließen sie Hedwig Schuster in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar einweisen. Die Einträge in ihrer Krankenakte zeigen, dass sie ruhig war und in der Gärtnerei fleißig und selbstständig arbeitete. Ihr geschiedener Ehemann besuchte sie dort. Am 8. Juni 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, im Herbst des Jahres wurde sie dort ermordet.
Programm am Donnerstag, 17. Oktober 2024
16 Uhr
Gedenkveranstaltung
Gärtnerplatztheater, Foyer, Gärtnerplatz 3
Stadtrat Winfried Kaum in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München
Prof. Dr. Annette Eberle, Katholische Stiftungshochschule München, Campus Benediktbeuern
René Eder, Angehöriger
Dr. Barbara Turczynski-Hartje, Bezirksausschuss 02 – Ludwigvorstadt-Isarvorstadt
Im Anschluss
Anbringung der Erinnerungszeichen
am ehemaligen Wohnort in der Corneliusstraße 12
Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de