Ja, wie geht es den jüdischen Gemeinden in München? Nach diesem schrecklichen Vorfall da in der Innenstadt.. Was genau wollen Sie denn hören? Dass wir alle ganz schockiert sind? Da müssen wir Sie enttäuschen, sind wir nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wiederum ein solcher Vorfall in Deutschland passiert. Diesmal war es eben München. Schockierend daran ist eher, dass es nicht schockierend ist.
Von Andrea Livnat
Schockierend finde ich auch, dass heute nicht Hunderttausende vor dem Israelischen Generalkonsulat demonstrieren und dem Staat Israel und auch den jüdischen Gemeinden damit zeigen, wir lassen Euch nicht alleine und verurteilen den Terror aufs Schärfste.
Ja sicher, alle Politiker haben den Vorfall verurteilt. Mit den üblichen Floskeln. Fein.. Aber während die Interviewanfragen an die jüdischen Gemeinden und Vertreter eintrudeln, muss ich dauernd nur denken, wieso fragen Sie denn nicht die Münchner, was die dazu sagen? Warum müssen denn immer die Juden selber Stellung nehmen? Weil das alles nur unser Problem ist? Ist das ein Problem für Jüdinnen und Juden, wenn jemand mit einer Waffe in der Stadt rumballert? Ist das nicht eher ein Problem für alle? Und müssten sich nicht auch alle fragen, wie ein Klima entstehen konnte, in dem das möglich wurde?
Ah ja, da wirds dann nämlich unbequem.
Aber keine Sorge, bald wirds ja wieder gemütlich in München und Gott sei Dank, ist der Besuch auf dem Oktoberfest sicher, hat der bayerische Innenminister gesagt. Das war auch eine der ersten und dringendsten Fragen, die sich mir sofort aufgedrängt haben…
Na dann, ein Prosit auf die Gemütlichkeit!