Die Eberhard-Ossig-Stiftung fördert ein tieferes Verstehen des Judentums unter den Christen und des Christentums unter den Juden. Sie will dazu beitragen, dass Christinnen und Jüdinnen aufeinander hören und in vielfältiger Weise Glaubens- und Lebenserfahrungen miteinander teilen. Sie fördert also Begegnung und Dialog auf Augenhöhe.
Seit dem Sommer 2018 verfügt die Eberhard-Ossig-Stiftung über einen Veranstaltungsraum, schräg gegenüber vom jüdischen Museum Berlin. Hier werden in verschiedenen Formaten und Veranstaltungen Begegnung, Austausch, aufeinander hören, sich seiner selber vergewissern gefördert.
Das Programm bis September
Anmeldung jeweils per e-Mail erbeten! info@eberhard-ossig-stiftung.de.
27. Juni 2024 | 19.00 Uhr
im Garten
Stephan Abarbanell
Paula – oder die sieben Farben der Einsamkeit
Sie wollte einen Mann heiraten und bekam einen Staat. Paula Munweis wurde als junges Mädchen aus Minsk nach New York geschickt, träumte von einem Medizinstudium, war überzeugte Anarchistin. Doch dann traf sie ihren Ehemann, den Gründer des Staates Israel David Ben-Gurion. An ihrem Lebensabend zieht sie widerstrebend mit ihm in einen Kibbuz in der Wüste Negev. Mai 1966: Am kommenden Tag erwartet Ben-Gurion einen späten Freund, den vor Kurzem aus dem Amt geschiedenen Konrad Adenauer. Und wieder einmal ist es an Paula, diesen Besuch auszurichten und zu gestalten.
Armut, Kriege, Mutterschaft und immer wieder Einsamkeit: Dieser Roman erzählt die Geschichte einer starken, mutigen Frau, der das Leben viele Kompromisse abverlangt und sie zur Frau des Staatsgründers eines Landes gemacht hat, an das sie nicht glaubte. Am Ende ihres Lebens bricht sie noch einmal auf, um sich selbst zu finden.
Stephan Abarbanell, 1957 geboren, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie Allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkeley und war viele Jahre lang Kulturchef des rbb. Sein Romandebüt, »Morgenland«, erschien 2015 bei Blessing, 2019 folgte »Das Licht jener Tage« und 2022 »10 Uhr 50, Grunewald«. Stephan Abarbanell lebt mit seiner Frau, der Übersetzerin Bettina Abarbanell, in Potsdam-Babelsberg.
Musik: Camilla Elisabeth Bergmann, Gesang
Andreas Weise, e-piano
25. Juli 2024 | 19.00 Uhr
im Garten – Markgrafenstraße 88
Joachim Schlör
Im Herzen immer ein Berliner – Jüdische Emigranten im Dialog mit ihrer Heimatstadt
Theodor W. Adorno vermutete 1952 in einem Brief an Gershom Scholem, dass Walter Benjamins Berliner Kindheit um 1900 in Deutschland nicht genügend rezipiert werde, „wegen des Traumatischen, das hierzulande sich geltend macht, sobald der Name Berlin fällt“. Joachim Schlör geht der Frage nach, was es mit dem „Traumatischen“ auf sich hat und was sich noch „geltend macht, sobald der Name Berlin fällt“. Im Mittelpunkt stehen ehemalige Berlinerinnen und Berliner, die sich in Briefen und Berichten, in Erinnerungen und aktuellen Bekundungen mit dieser Stadt auseinandersetzen. Den Kern bildet eine Korrespondenz, die zwischen 1991 und 1995 zwischen den Autoren des Gedenkbuchs für die ermordeten Juden Berlins und über die ganze Erde verteilten Berliner Emigrantinnen und Emigranten sowie deren Nachkommen geführt wurde.
Es geht dabei um die Berlin-Gefühle derer, die (oft als Kinder, mit oder ohne ihre Eltern) die Stadt nach 1933 verlassen mussten und die aus unterschiedlichen Gründen wieder mit ihr in Verbindung gekommen sind. All diese Briefe enthalten Emotionen: Zorn, Enttäuschung, Trauer, aber auch echte Zuneigung und großes Interesse an ihrer früheren Heimatstadt. Die Texte sind eingerahmt von Anmerkungen zur Geschichte der berlinisch-jüdischen Beziehung, zum Bruch 1933 und zum Weiterleben des spezifisch „Berlinischen“ im Exil oder in der jeweiligen neuen Heimat.
Prof. Dr. Joachim Schlör, 1960 geboren, ist Kulturwissenschaftler und Professor for Modern Jewish/non-Jewish Relations an der University of Southampton. Nach Studium der Empirischen Kulturwissenschaft und Politikwissenschaft und Dissertation an der Universität Tübingen war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum für europäischjüdische Studien und an der Universität Potsdam, wo er sich 2003 habilitierte. Zahlreiche Veröffentlichungen insbesondere zu den Themenbereichen Migration, Urbanität und Topogra e des Judentums. Jüngste Publikation: Escaping Nazi Germany: One woman’s emigration from Heilbronn to England (2020).
Musik: Friederike Bauer-Eschen, Cello und Andreas Eschen, e-piano
22. August 2024 | 19.00 Uhr
Dana Vowinckel
„Gewässer im Ziplock“ Ein mitreißendes Porträt jüdischen Familienlebens heute
Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen.
Von großen und kleinen Lügen, Glücksmomenten und Enttäuschungen, von Zuneigung und Schmerz erzählt Dana Vowinckel in ihrem Debütroman. Eine Geschichte voller Leben und Menschlichkeit.
Dana Vowinckel wurde 1996 in Berlin geboren und studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus Gewässer im Ziplock mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Dana Vowinckel lebt in Berlin.
aspekte-Literaturpreis des ZDF 2023 (Shortlist) – Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2023 – Mara-Cassens-Preis 2023
Musik: Jakub Sawicki | e-piano
5. September 2024 | 19.00 Uhr
Michel Bergmann – „Mameleben – oder das gestohlene Glück“
Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig – Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist. Geboren 1916, hatte sie eigentlich den Wunsch, Kinderärztin zu werden. Doch der Krieg veränderte alles.
Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte.
Michel Bergmann ist Journalist, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. Er arbeitete für Film- und Fernsehproduktionen, unter anderem war er mitverantwortlich für „Otto – der Katastrophenfilm“, verschiedene Folgen von „Polizeiruf 110“ oder „Soko Wismar“.
Musik: Elke Jahn | Gitarre